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Kartsport Allgemein
10.05.2021

Schweizer Kart-Meisterschaft: Zittern und Jubeln in 7 Laghi

95 Piloten nahmen beim zweiten Lauf zur autobau Schweizer Kart-Meisterschaft im italienischen 7 Laghi teil. Zu den großen Gewinnern zählten Tiziano Kuzhnini, Ethan Ischer, Savio Moccia, Patrick Näscher und Samuel Luyet.

Obwohl der Kartsport als sichere Disziplin gilt, kam es beim zweiten Lauf zur autobau Schweizer Kart Meisterschaft zu zwei grösseren Zwischenfällen. Während es beim ersten Unfall einen Fotografen (Trümmerbruch an der Schulter) durch einen rechtwinklig ausscherenden KZ2 Kart erwischte und der Fahrer keine Blessuren davontrug, kamen sich bei den Super Mini mehrere Piloten zu Nahe und verursachten eine Massenkollision. Die Fahrer Trapletti (Rippen) und Sciortino (Bein) mussten hernach zur ärztlichen Untersuchung ins Krankenhaus konnten dieses aber am Sonntag noch verlassen und nach Hause reisen.

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Die restlichen Rennen verliefen ohne Zwischenfälle und boten einmal mehr faszinierenden Rennsport. Besonders knapp fielen jeweils die Entscheidungen bei den Jüngsten, den 8- bis 12-Jährigen, in der Kategorie Super Mini aus. Im ersten Vorlauf setzte sich Tabellenführer Tiziano Kuzhnini mit einem hauchdünnen Vorsprung von 66 Tausendstelsekunden gegen seinen Teamkollegen Matt Corbi durch. Platz 3 ging an die Wettswilerin Chiara Bättig, die erstmals aus der Pole-Position startete. Im zweiten Durchgang lautete die Reihenfolge Corbi, Kuzhnini, Bättig. Diesmal betrug der Vorsprung auf den Zweitplatzierten 0,261 Sekunden. Auch im Finale wurde um Platz 1 und 2 hart gefightet. Erst in der letzten Runde übernahm Kuzhnini die Führung. Im Ziel lag er eine Zehntelsekunde vor Corbi. Diesem wurde nachträglich eine Fünf-Sekunden-Strafe wegen nicht korrekter Spoilerbefestigung aufgebrummt. Sodass er auf Rang 6 zurückfiel – hinter den monegassischen Gaststarter Andrea Manni (P2), der keine SM-Punkte kassiert, Janik Brechbühl (P3), Ben Ziegler (P4) und Dan Allemann (P5). Im Schweizer Klassement liess sich Ziegler so als Dritter feiern. Es war nach Wohlen 2020 seine zweite Podestplatzierung in einem Finale. Für Brechbühl war es gar der erste Podestplatz in der SM. Die Freude darüber entsprechend groß. „Mein Ziel war ein Platz unter den Top 5”, sagt Brechbühl. „Dass es aufs Podium reichte, ist natürlich super. Ich habe mir im Finale gesagt, den kann ich noch überholen. Und den auch noch. So kam am Ende Platz 3 oder eben punktemäßig Platz 2 heraus.”

Bei den OK Junioren setzte sich in 7 Laghi Ethan Ischer in allen drei Läufen durch. Der Fahrer aus dem Team Spirit Racing sicherte sich nach seiner ersten Pole-Position 72 der möglichen 75 Punkte und war damit ganz klar der „Junior des Tages”. „Ich freue mich, dass es diesmal so gut geklappt hat”, sagt Ischer. „Das war beim ersten Rennen hier vor einem Monat, als es regnete, nicht der Fall.” Platz 2 ging im Finale an Meisterschaftsleader Elia Pappacena. Der Teamkollege von Ischer hatte kein einfaches Wochenende. Aus Platz 1 im ersten Durchgang wurde wegen eines Spoiler-Vergehens Platz 4. Im zweiten Vorlauf kollidierte Pappacena schon in der ersten Runde (O-Ton Pappacena: „Das war ein typischer Rennunfall!”). Immerhin: Im Finale kämpfte er sich dann von Position 8 auf Platz 2 hervor. Eine starke Leistung bot in 7 Laghi auch Tim Ziegler mit drei dritten Plätzen. Mit gemischten Gefühlen reiste dafür Gaspard Le Gallais ab. Der Genfer, ebenfalls aus dem Spirit-Rennstall von Ken Allemann, erhielt im Finale eine Fünf-Sekunden- und im ersten Vorlauf eine Zehn-Sekunden-Strafe (Spoiler respektive Frühstart). In beiden Rennen hätte er sonst auf dem Podium gestanden.

Wieder nichts anbrennen ließ Savio Moccia in der X30 Challenge Switzerland. Der Berner erwies sich auch im zweiten Rennen in 7 Laghi als unschlagbar. Pole-Position, schnellste Rennrunde im Finale und drei Laufsiege bedeuteten erneut das Punktemaximum. Nach sechs von 15 SM-Läufen liegt Moccia deshalb mit 150 Zählern klar an der Spitze. Dabei hatte er im Trockenen mit einem engeren Ausgang der Rennen gerechnet. „Ich hatte nicht erwartet, dass wir auch im Trockenen so stark sind”, meint Moccia. „Aber es hat alles super funktioniert. Und ich bin natürlich sehr zufrieden mit diesem Ergebnis.” Moccias ärgster Widersacher bleibt Kilian Streit. Der 19-Jährige aus Moccias Nachbargemeinde Schüpfen bleibt mit den Rängen 3, 2 und 3 in Schlagdistanz. Auf Platz 3 in der Gesamtwertung liegt Nicolas Mühlebach.

Bei den OK Senioren spitzt sich nach zwei Rennwochenenden ein teaminterner Zweikampf zu. Patrick Näscher und Alain Baeriswyl vom Kartteam Meier waren in 7 Laghi die schnellsten Fahrer. Wobei Routinier Näscher seinem Teamkollegen in allen drei Läufen die Auspuffrohre zeigte. Feiern liessen sich auf dem Podium aber nicht nur die beiden 1- und 2-Fahrer, auch Teamchef Fabio Leimer hatte Grund zur Freude. „Es ist toll, dass mein Plan aufgeht und sich die beiden auf unterschiedlichen Chassis zu Höchstleistungen treiben”, meint der ehemalige GP2-Champion Leimer. Näscher und Baeriswyl haben damit auch erwartungsgemäß den bis dato Führenden Fabio Scherer in der Meisterschaft überholt. Scherer hat beim ersten Lauf im April das Punktemaximum geholt, sagte aber damals schon: „Das war ein Gaststart – mehr Rennen zur SM habe ich nicht geplant.” Pech hatte Pole-Setter Alessio Fagone. Der Fahrer aus dem Team Exprit gab im ersten Vorlauf wegen defekter Lamellen das Rennen auf, kämpfte sich aber im Finale von ganz hinten wieder aufs Podest zurück.

Einen spannenden Zweikampf lieferten sich in der KZ2 auch Samuel Luyet und Nicolas Rohrbasser. Luyet, der als einziger Fahrer im Qualifying die 47er-Marke knackte, hatte in allen drei Läufen die Nase vorn, bekam aber im ersten Vorlauf eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt, weil er am Start zu früh losbrauste. Dadurch lautete die Reihenfolge: 1. Rohrbasser, 2. Ivan Rechsteiner, 3. Luyet. Im zweiten Vorlauf war es dann Rohrbasser, der eine Fünf-Sekunden-Strafe wegen Frühstarts bekam und so hinter Rechsteiner Platz 3 belegte. Im Finale ging der dritte Podestplatz an Isabelle von Lerber. Die KZ2-Gesamtzweite von 2019 hatte sich bei ihrem SM-Comeback von Lauf zu Lauf gesteigert. Ob von Lerber weitere Einsätze plant, ist derzeit noch offen. Bei Sieger Luyet ist der Fall klar. „Ich habe dieses Rennen nur bestritten, weil ich die Reifen im Hinblick auf weitere, internationale Rennen kennenlernen wollte.” In der Meisterschaft hat Rohrbasser mit 132 Punkten (gegenüber 85 von Tobias Widmer) bereits einen komfortablen Vorsprung.
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