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HJS Rallye
15.06.2021

HJS DMSB Rallye Cup: Sandro Wallenwein siegt beim Auftakt

Wer sich gewagt hätte, auf dieses Resultat bei der Hunsrück-Junior-Rallye zu wetten, der hätte wohl machen Buchmacher zur Verzweiflung gebracht. Die drei von den 110 Startern als ‚richtig anspruchsvoll' gelobten Wertungsprüfungen mit einem 20%-igem Schotteranteil wirbelten das Feld gehörig durcheinander. Die herausfordernde Aufgabenstellung, verbunden mit der zumeist langen Wettkampf-Pause und individuelle Fahrfehler waren die Hauptgründe, dass 49 Teams die Zielflagge in Veitsrodt bei Idar-Oberstein nicht sahen.

Oliver Bliss / Peter Fabian übernahmen in ihrem Mitsubishi Lancer 6 vom Start weg die Führung. Die Titelverteidiger Rainer Noller / Tanja Schlicht lagen nach der vierten von sechs Prüfungen in der Evo8-Variante des Lancer 10 Sekunden dahinter, Sandro Wallenwein und Co-Pilot Marcus Poschner hatten sich bei der Deutschlandpremiere des brandneuen Ford Fiesta Rallye 3 bereits auf den dritten Platz vorgefahren. Durch einen Reifenschaden in WP 5 verlor Noller alle Siegchancen und verzichtete auf die Weiterfahrt. Das Feld der über 15 Allradler mit Ambitionen auf Top-Platzierungen dünnte sich inzwischen mehr und mehr aus. Der frühere WM-Pilot und jetzige Grip-Moderator Niki Schelle lag zusammen mit Melanie Kalinke bei der Premiere im seriennahen Toyota Yaris GR immer in Schlagdistanz zur Spitze. Ein Reifenschaden verhinderte den möglichen Podiumsplatz.

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Am Start der sechsten und damit finalen WP sah Bliss wie der sichere Sieger aus. Er führte mit einem Vorsprung von 47,5 Sekunden vor Wallenwein, dahinter folgen die Luxemburger Mike Souvigné / Lorine Duarte als beste Nicht-Allradler im Renault Clio. Lars Garten / Mandy Litzius im BMW M3 und die beiden Honda Civic Type R-Teams Max Schumann / Kevin Lennartz und Tom Kässer / Stephan Schneeweiß waren die direkten Verfolger. Doch die ‚Hunsrück-Junior' wirbelte auch beim Finale erneut alles durcheinander. Durch einen Reifenschaden verlor Bliss die Führung und fiel auf den sechsten Gesamtrang zurück. Den Sieg in der Klasse NC1 konnte er dennoch mit gut einer Minute Vorsprung auf die Markenkollegen Uwe Gropp / Niklas Lutter verteidigen. Das sicherte ihm wichtige Punkte in der Gesamtwertung des HJS DMSB Rallye Cup. Sandro Wallenwein fuhr mit der finalen Bestzeit zum Gesamtsieg. Bemerkenswertes am Rande: Der deutsche Rallyemeister von 2011 feierte, ebenfalls mit Poschner auf dem Beifahrersitz, im Jahre 2000 bei der Hunsrück-Junior seinen allersten Gesamtsieg (Mitsubishi Lancer Evo3). „Das ist doch eine geniale Quote: zwei Starts zwei Siege, wenn auch mit 21 Jahren Unterschied“, schmunzelte der Schwabe im Ziel.

Mit einer sensationellen zweiten Gesamtzeit schob sich Kässer beim Finale auch auf den zweiten Gesamtrang nach vorne. Max Schumann fuhr die drittschnellste Zeit und verbesserte sich hinter Garden auf Gesamtrang vier, dicht gefolgt von Souvigné. Nach gut 45 Minuten Gesamtfahrzeit auf den sechs Prüfungen lagen die Plätze zwei bis fünf innerhalb von gerade mal 2,7 Sekunden! Spannender geht es kaum. Mehr als beachtlich ist auch der neunte! Gesamtrang von Lokalmatador Marco Thomas mit Co Benedikt Preismann. Marco Thomas, der 2019 im HJS DMSB Rallye-Cup sowohl die Gesamtwertung wie auch die Junior-Wertung gewann, startet in einem Citroën C2 Challenge, nicht nur von der Größe, sondern auch von der Leistung her eines der kleinsten Sportgeräte im gesamten Feld.


Notiert: Das sagten die Sieger und Platzierten

Vor dem Start gab sich Wallenwein wenig zuversichtlich: „Der neue Fiesta Rallye 3 ist ein toller Einstieg in die Allradszene. Drei Zylinder, gut 220 Turbo-PS und Allradantrieb. Ein guter Lückenschluss zwischen den Fronttrieblern und den R2-Boliden. Ich habe allerdings seit drei Jahren keinen Wettbewerb mehr bestritten, hier absolvieren wir nur eine erste Eingewöhnungsfahrt.“ Im Ziel war er dann begeistert, „ich hätte nicht gedacht, dass drei Zylinder so viel Gewicht so schnell bewegen können. Das war ein sehr erfolgreicher Test, wir hatten im gesamten Team riesigen Spaß.“ Nach einer langen Leidensgeschichte mit vielen technischen Problemen im Civic lief es für Tom Kässer diesmal so richtig perfekt. „Im Ziel hatte ich eine Träne im Auge, nach so vielen Rückschlägen endlich eine perfekte Rallye. Der zweite Gesamtrang bei diesem tollen Starterfeld ist einfach nur genial. Einziges Problem waren gut 30 Sekunden Zeitverlust durch einen Reifenschaden zur Halbzeit. Weil die Technik diesmal so gut funktionierte, konnte ich mich endlich nur aufs Fahren konzentrieren.“ Sein Markenkollege Max Schumann hat die gleiche technische Leidensgeschichte hinter sich, „Tom und ich tauschen uns bei den Problemen immer wieder aus. Gemeinsam sind wir jetzt so weit gekommen. Natürlich habe ich mich im Ziel der letzten WP geärgert, dass mir Tom den Klassensieg doch noch vor der Nase weggeschnappt hat. Aber dann überwog schnell die Freude und der Stolz über das geniale Resultat und die damit verbundenen Meisterschaftspunkte. Das ist doch ein perfekter Start in die neue Saison.“


Tom Kässer (Honda Civic Type R) ist erster Gesamtführender im Süden

Die Führung in der Gesamtwertung des HJS DMSB Rallye Cup der Region Süd hat nach dem Auftakt Tom Kässer im Honda Civic Type R inne. Die Punkte werden klassenweise vergeben, eine wichtige Rolle spielt dabei die Anzahl der in der Klasse gestarteten Teilnehmer. Platz 1 bei 37 gestarteten Klassenkonkurrenten ergab fast unschlagbare 9,86 Punkte. Den zweiten Platz rettete Oliver Bliss, der mit dem Reifenschaden in der letzten WP zwar den Gesamtsieg verlor, aber den Sieg in seiner Klasse NC 1 noch sichern konnte. Dafür gab es bei 16 Gegnern 9,68 Punkte. In der stark besetzten NC3 erhielt Max Schumann für den zweiten Platz hinter Kässer immer noch 9,59 Zähler und lies damit in der Tabelle einige weitere Klassensieger mit weniger Gegnern hinter sich.


Bei den Junioren sammelte Michael Mathes (VW Golf) die meisten Punkte

Punktbester Junior der Region Süd beim Auftaktlauf wurde Michael Mathes, der gemeinsam mit Julius Emmert im VW Golf nach spannenden Kämpfen die seriennahe Klasse NC8 gewann. Mit dieser Platzierung sicherte sich der Youngster 9,17 Punkte. „Das war definitiv die härteste und herausforderndste Rallye die ich je gefahren bin. Ich bin richtig stolz darauf, dass mein Co Julius und ich vom Start bis ins Ziel voll konzentriert waren und immer nur so schnell gefahren sind, so dass auch unsere seriennahe Technik bis ins Ziel gehalten hat. Dieses Resultat macht uns nach der langen Pause richtig Spaß.“

Den zweiten Platz mit 7,0 Punkten erreichte René Noller, der mit Co-Pilotin Jennifer Lerch einen Opel Corsa Rallye 4 steuert. Bis zur letzten Prüfung lag der Youngster hinter Mike Souvigné auf dem zweiten Klassenplatz, in der Gesamtwertung auf dem beachtlichen neunten Rang. Doch auch hier war es ein Reifenschaden, der ihn in der Gesamtwertung weit zurückwarf, den zweiten Klassenplatz konnte er aber verteidigen. „Das sind bittere Erfahrungen, damit umzugehen, das gehört zum Lernprozess dazu,“ kommentierte Vater Rainer Noller. Den dritten Platz in der Zwischenwertung belegt Dennis Härle, der sich gemeinsam mit Co-Pilot Paul Gehbauer im Suzuki Swift 6,11 Punkte für den vierten Platz in der Klasse NC4 sicherte.
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