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GTC
12.06.2019

Dramatisches 1.000 km Rennen in Oppenrod

Langeweile? Fehlanzeige, so betitelte Frank Jelinski sein Vorwort im Programmheft zum ADAC GTC 1.000 km Rennen in Oppenrod und es kam noch viel besser. Die zweite Auflage des 1.000 km Rennens in Oppenrod war erneut ein Langstreckenrennen, wie man es sich nur wünschen kann. Hochspannend bis in die Schlussrunde, große Dramen auf und abseits der Strecke, hektische Pace-Kart Phasen, blankliegende Nerven gefolgt von glückseligen Momenten.

Dabei stand die Durchführung des Rennens auf der Kippe, nachdem ein heftiges Sommergewitter am Freitagabend die Strecke heimgesucht hatte. Bei der Organisation wurde die Zeitnahme, Tankstelle und Waage schwer beschädigt. Dank der Mithilfe des KV Oppenrod, Umplanung der Boxenfahrspuren und starker Leistung der GTC-Crew konnte selbst das Freie Training mit lediglich drei Minuten Verspätung in Angriff genommen werden.

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In einem speziellen Qualifying über nur zwei gezeitete Runden sicherte sich der Auftaktsieger von Honda Spirit die Pole-Position vor Oberheiden Motorport und H&R, während einige Top-Kandidaten mit flammneuen Reifen verwachsten und sie ihre Pneus erst in der Auslaufrunde auf einigermaßen Betriebstemperatur brachten.

Egal, 1000 km sind lang und um 11.30 Uhr ging das Feld pünktlich auf die lange Reise. Bereits nach wenigen Minuten war klar das bei ATW Racing und der 11 von Schnitzelalm Racing etwas nicht stimmte. Beiden fehlte eindeutig der Speed um das Tempo vorne mitgehen zu können. Beide fanden sich nach 3h mit zwei Runden Rückstand im Nirwana der Tabelle wieder. Bei ATW Racing versuchte man andere Reifen (#5), was zunächst nichts brachte. Erst eine weitere Stunde danach gab es eine Wunderheilung. Ohne etwas zu ändern, purzelten die Rundenzeiten um über eine Sekunde, man war wieder bei der Musik allerdings vier Runden hinter der Spitze. Die Schnitzelalm kämpfte vergeblich, selbst ein Motorwechsel am nächsten Tag brachte keine Besserung.

Nach 350 gefahrenen Kilometern sah man Oberheiden Motorsport und den MSC Oberflockenbach vorn. Mit einer Runde Rückstand folgten Talentfrei feat Ghost Busters als bestes Trophy Team vor den Hausexperten die, wie im letzten Jahr, munter an der Spitze der Top-Klasse mitfighten konnten. Obwohl Honda Spirit nur auf P9 lag (-3Rd.) machte man sich noch keine zu großen Sorgen, obwohl der Speed etwas fehlte. Auch H&R, der KSF Bosch, DG Racing by Messebau der WGKC sowie das Kollektiv Seidel tummelten sich in den Top-Ten, die je nach Boxenstrategie immer wieder durcheinandergewirbelt wurde.

Samstagabend wurde das Rennen planmäßig nach neun Stunden unterbrochen, nun sah man schon ein wenig klarer, da fast alle noch kurz vor Schluss volltankten und somit das Klassement sich Boxenstopp bereinigt zeigte. Nach 539 Runden waren 560 Kilometer absolviert der MSC O führte, direkt dahinter Oberheiden Motorsport. Alle anderen lagen eine Runde zurück. Talentfrei und die Hausexperten.de hielten immer noch die Plätze 3 und 4. Der WGKC, mit H&R by KRM Siegen bildeten die ersten Verfolger mit einer weiteren Runde Rückstand. Pärchenweise ging es weiter. Honda Spirit und der KSF Bosch (-3Rd.) DG Racing by Messebau, Cool Runnings und KSR dann auf P9-11 (-5 Rd) 

Der Sonntag: Und nun begannen die größeren Dramen. Das Feld ging in die Einführungsrunde und der MSC O blieb mit abgestorbenem Motor liegen. Das Rennen wurde unter Gelb gestartet, um die #34 zu bergen. Honda Spirit und Talentfrei erkannten die Lage am schnellsten, stachen ebenfalls in die Box, um sich frisches Gummi zu holen. Bei der #34 ließ sich in der Box der Motor problemlos starten, man ging ebenfalls mit frischen Reifen wieder ins Rennen. Allerdings hatte man sich trotzdem zwei Runden eingefangen, als das Feld unter Grün wieder Rennspeed aufnahm. Schnell wurde klar, dass neue Reifen einen erheblichen Vorteil boten und alle anderen Teams genötigt wurden ebenfalls auf neue Slicks zu setzen.

Dafür wartete man natürlich auf eine weitere Pace-Kart Phase. In der Zwischenzeit startete die „frisch besohlten“ die Attacke und schoben sich näher an die mit Komfortablen Vorsprung (+2Rd.) führenden von Oberheiden Motorsport. Die erhoffte PC-Phase wollte aber nicht kommen. Einige ließen sich dazu verleiten unter Grün zu wechseln, mit entsprechenden Rundenverlust. Der MSC Oberflockenbach konnte sich so bis zur Runde 657 wieder in Schlagdistanz bringen und machte Jagd auf den Führenden, als ausgerechnet ihr Kart für die lang ersehnte Unterbrechung sorgte. Bei der #34 bricht die Hinterachse! Aus der Traum vom Sieg beim 1.000 km Rennen, nachdem im letzten Jahr eine wandernde Hinterachse bzw. Bremsprobleme die Mannschaft lahmlegte.

Oberheiden Motorsport nutzte die Gunst der Stunde und ging an die Box, musste aber nach einem schnellen Reifenwechsel noch gut zehn Sekunden länger parken, bis einen defekte Lenkradaufnahme getauscht werden konnte. 
Noch gut 250 Runden: Oberheiden Motorsport hatte noch Glück im Unglück und konnte die Führung behaupten, allerdings äußerst knapp vor Honda Spirit die nun, anders als am Vortag, je nach Fahrer sogar einen Hauch schneller agieren konnten als die #4. Talentfrei (-2Rd.) genau wie H&R hatten es sich dahinter gemütlich gemacht. Durch die ganze Wechselei hatten sich mittlerweile ATW und das Team ADAC Nordbaden in die Top-Ten zurückgefahren und auch die Schnitzelalm Mädels waren auf P14 nicht so weit abgeschlagen. Die schnelle Gangart forderte überall ihren Tribut, auch die Top-Teams wurden nicht verschont. Beim WGKC ging die Kupplung ein, der Motor wurde gewechselt. KSR rollte mit Benzindruckprobleme erst aus und hatte dann auch noch ein Untergewichts-Strafe abzusitzen. DG Racing by Messebau verlor den ganzen Auspuff.

Und vorne steppte der Bär. Oberheiden Motorsport und Honda Spirit kämpften um den Sieg. Es sollte ein Sprintduell über 250 Runden werden, unterbrochen durch Fahrerwechsel und Tankstopps. Motorsport vom Feinsten. 30 Minuten vor Schluss hatten alle ihren finalen Stopp absolviert und Honda Spirit führte mit knapp vier Sekunden. Die #4 knabberte den Rückstand Runde um Runde ab. In Zehntelschritten näherte man sich der #22. Noch eine Runde. Rückstand, eine Kartlänge. Aus dem „Tal“ tauchte die Spitzengruppe auf und ging auf die Gegengerade. Noch reiche es nicht zum Angriff. Noch vier 180°-Kehren galt es zu meistern, aber erst in der letzten schien ein Angriff möglich zu sein. Die #22 fuhr keine Kampflinie, bremste aber auf allerletzten Drücker und ließ damit der #4 keine faire Überholmöglichkeit. Die letzten 200 Meter Beschleunigungsphase ins Ziel änderte dann nichts mehr. Bravo, Klasse, super spannender und fairer Sport, begleitet von einem riesigen Applaus, der beiden Kontrahenten galt, bei der Zieldurchfahrt.

Auch die nächsten Teams wurden gefeiert. Die #21 von Talentfrei feat Ghost Busters bejubelt mit P3 und Trophy-Sieg ihr bestes GTC-Resultat. Die Hausexperten.de wurden starker Vierte vor den Wiedereinsteigern von H&R by KRM-Siegen. Und dann auf P6 die Schnitzelalm Mädels. Was die Mädels im Schlussspurt über knapp 5,5 Stunden geliefert hatten war Wahnsinn. Nach elf Stunden lagen sie auf P16 (-8Rd. auf P1), um bis zum Ziel zehn Positionen gut zu machen! Die Mädels sind angekommen in der Top-Liga, nachdem man als Vizemeister der Newcomer-Klasse die nächste Stufe übersprungen hatte und 2019 in der Top-Liga der GTC antritt. Chapeau!

Hinter den Schnitzelalm Mädels kamen die Vorjahressieger vom KSF Bosch auf P7. Dahinter folgten rundengleich ATW Racing, das ADAC Team Nordbaden, die Cool Runnings und Team RBM 85. Letztgenannte verpassten knapp die Top-Ten, mussten aber gleich drei Zeitstrafen in der Anfangsphase verkraften. Gleich die erste Strafe (Haltelinie überfahren) brachte die Mannschaft arg aus dem Konzept. Erst nach ermahnenden und beruhigenden Worten konzentrierten die Jungs sich auf das Wesentliche und fuhren von P30 nach drei Stunden, auf P11 gute 13 Stunden später bei der Zieldurchfahrt.
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