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Sportwagen Allgemein
02.02.2016

Auf dem Weg zum Profi?

Selbstbewusst ist Marcel Hartmann ohne Frage. Der 17-Jährige will Motorsport-Profi werden. 2015 wurde er im DMV GTC auf Anhieb Dritter. Im ersten Jahr nach seine Kart-Karriere eine mehr als beachtliche Leistung in dem stark umkämpften Cup. Mit diesem Ergebnis aus dem DMV GTC im Rücken, will er in der kommenden Saison in Deutschlands Liga der Supersportwagen, dem ADAC GT Masters antreten. Sein Ziel: Werksfahrer werden. MXL-Redakteur Martin Brock-Konzen sprach mit Marcel Hartmann über seinen Berufswunsch, die Karriere und auch den Alternativplan.

MXL: 2014 bist Du noch Kart gefahren, im vergangenen Jahr dann erstmals Tourenwagen. Wie war das erste Jahr?

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MH: Das war schon gigantisch. Vor allem mein Rennen im Porsche Sports Cup auf dem Nürburgring hat mir einen echten Kick verpasst. Das Rennen war dort im Rahmen der WEC und vor 60.000 Zuschauern zu starten, ist schon einmalig.

MXL: Wie erfolgreich wertest Du die vergangene Saison?

MH: Ich denke, ich war schon sehr erfolgreich. Ich konnte auf Anhieb einige Klassensiege holen und im Sports Cup auf dem Nürburgring war ich sofort vorne dabei, obwohl ich dort vorher noch nie gefahren war. Gegen Kenner der Rennstrecke anzutreten und zu gewinnen, ist natürlich noch einmal schöner und bestätigt, dass ich nicht so schlecht sein kann.

MXL: Die Pläne für die neue Saison laufen. Wo willst Du in diesem Jahr hin?

MH: Am liebsten würde ich in diesem Jahr im ADAC GT Masters fahren. Wir sind da auch mit einigen privaten Teams im Gespräch und in den Verhandlungen. Wenn Zeit bleibt, möchte ich aber auch noch in anderen Serien Gaststarts absolvieren. Mitte Februar soll der endgültige Fahrplan für dieses Jahr stehen.

MXL: Wenn Du über das Jahr 2016 hinaus blickst: Wo siehst Du dich in ein paar Jahren?

MH: Mein Traum wäre es, irgendwann einmal Werksfahrer zu sein und in der LMP1 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu starten. Toll wäre auch, in der DTM zu fahren. Doch wie realistisch das ist, muss die Zeit zeigen. In zwei bis drei Jahren möchte ich aber auf jeden Fall Profi sein und mit dem Motorsport mein Geld verdienen.

MXL: Hast Du denn auch einen Plan B, falls es mit der Rennsportkarriere doch nichts wird?

MH: So einen Plan B muss man haben. Wenn alles gut geht, mache ich 2017 mein Abitur. Falls ich dann nicht auf dem Weg zum Profirennfahrer ein großes Stück weiter bin, werde ich Fahrzeugtechnik studieren und auf jeden Fall später im Motorsport arbeiten.

MXL: Bei so viel motorsportlichem Ehrgeiz stellt sich die Frage, woher dieser Enthusiasmus kommt. Wurde Dir Motorsport in die Wiege gelegt?

MH: Nein gar nicht. Ich bin der erste in unserer Familie, der sich so für den aktiven Motorsport interessiert. Angefangen hat alles, als ich mit sieben Jahren das erste Mal auf Michael Schumachers Kartbahn in Kerpen war. Von diesem Moment an war ich Feuer und Flamme. 2007 habe ich dann meine erste Kartmeisterschaft bestritten und direkt den Titel geholt.

MXL: Was zeichnet Dich aus? Hast Du einen speziellen Fahrstil?

MH: Ich versuche vor allem, mit Köpfchen zu fahren. Zweikämpfe sind meine Spezialität, doch ich versuche meine Gegner immer sicher zu überholen. Wenn nötig, warte ich lieber eine Kurve ab und fahre dann vorbei, anstatt die Brechstange auszupacken.

MXL: Motorsport ist durchaus auch ein gefährlicher Sport. Wie gehst Du damit um?

MH: Man darf Respekt haben, aber keine Angst. Wenn ich im Auto sitze darf ich mir auch keine Gedanken machen, was alles passieren könnte. Das wäre nur hinderlich. Aber im letzten Jahr bin ich ja glücklicherweise von Unfällen verschont geblieben.

MXL: Viele Jugendliche in Deinem Alter wollen Profi werden. Sie denken dann aber an Schumacher, Vettel und Co und hoffen auf die Formel 1. Du nicht?

MH: Formelsport war für mich nie ein Thema. Ich wollte schon immer Tourenwagen fahren. Ob ich hier auch Profi-Chancen habe, wird sich zeigen.

MXL: Wie gehen Deine Freunde und Klassenkameraden mit dem doch eher unüblichen Hobby um?

MH: Meine Freunde stehen voll hinter mir und finden das gut. In meiner Klasse gibt es ein paar, die nicht verstehen können, dass ich jetzt schon so schnelle und PS-starke Autos fahren darf, obwohl ich noch gar keinen Führerschein besitze.

MXL: Da bist du aber dran, oder?

MH: In den nächsten Wochen sollte ich meine Prüfung haben und dann darf ich auch im normalen Straßenverkehr Auto fahren. Bis ich 18 bin, muss aber immer noch jemand dabei sein, da es am Anfang nur das „begleitete Fahren“ ist.

MXL: Ist das nicht auch besser so? Immerhin fährst Du im Motorsport richtig schnell und weißt, wie das geht.

MH: Ich brauche im Straßenverkehr nicht Vollgas zu geben. Das ist viel zu gefährlich. Ich kann den Geschwindigkeitsrausch sehr gut auf der Rennstrecke erleben und das reicht dann auch.
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