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FIA WEC
16.07.2016

Kampfansage: Audi, Porsche und Toyota rüsten auf

Knapp eine Woche vor dem vierten Lauf zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) vom 22. bis 24. Juli auf dem Nürburgring zeigen sich die Piloten kampfeslustig. „Wir nehmen die Euphorie und die positive Energie aus Le Mans mit an den Nürburgring“, sagte der frisch gebackene Le-Mans-Sieger und Porsche-Werkspilot Marc Lieb (DE) bei der Pressekonferenz in Köln. Er ist sich sicher: „Das wird ein Bomben-Rennen.“

Denn Vorjahressieger Porsche hat genau wie die Konkurrenten bei den Le-Mans-Prototypen für die „6 Hours of Nürburgring“ technisch aufgerüstet. Vor allem die Herausforderer Audi und Toyota scharren mit den Hufen. Bereits zwei Mal lag in dieser WEC-Saison ein Toyota TS050 auf Siegkurs und fiel aus – zuletzt unter dramatischen Umständen in der allerletzten Runde beim Langstreckenklassiker in Le Mans. „Vor einem Jahr waren wir auf dem Nürburgring ohne Siegchance, jetzt sind wir bei der Musik“, beschreibt Sébastien Buemi (CH). Gemeinsam mit seinen Teamkollegen will er auf dem Traditionskurs in der Eifel zeigen, was in den supermodernen Hybrid-Rennwagen steckt, die in der Kölner Motorsportschmiede von Toyota aufgebaut werden. Deshalb macht er für das Heimrennen eine klare Ansage: „Ab dem Nürburgring geht es um die Revanche.“

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Auch Audi lechzt mit den beiden R18 in der „Königsklasse“ LMP1 nach einem weiteren Sieg. Der dreimalige Le-Mans-Sieger Marcel Fässler (CH) verspricht: „Für die Zuschauer wird es ein superspannendes Rennen. Nicht nur in der LMP1, sondern in allen vier Klassen geht es extrem eng zu.“

Beim vierten von neun Läufen endet am Nürburgring die Europatournee der WEC. Gleichzeitig geht es bei den „6 Hours of Nürburgring“ um die Revanche für Le Mans. An der Sarthe hatte Toyota den sicher scheinenden Sieg in letzter Minute an Porsche verloren. Das japanisch-deutsche Team will den Sieg beim Langstreckenrennen auf der Nürburgring, das die Tradition der 1000-km-Rennen fortsetzt, unbedingt – und damit Porsche an der Wiederholung des Vorjahreserfolges hindern. „Toyota ist nach dem Drama in Le Mans total motiviert. Das ist uns bewusst, und wir haben auch die LMP1-Kollegen aus Ingolstadt auf der Rechnung“, weiß deshalb Le-Mans-Sieger Marc Lieb. Er führt die Tabelle gemeinsam mit seinen Teamkollegen Romain Dumas (FR), Neel Jani (CH) im Porsche 919 Hybrid mit der Startnummer #2 an. „Das ganze Team freut sich auf den Nürburgring – das ist nach den 24 Stunden von Le Mans das größte Highlight für uns“, sagt der gebürtige Ludwigsburger. „2015 hatten wir ein recht dominierendes Auto. Die anderen Hersteller haben aber nahezu gleich gezogen.“

Toyota-Pilot Buemi: „Wir haben aufgeholt“

Vor den Toren ihres in Köln beheimateten Teams wollen insbesondere die Toyota-Piloten den zweiten Porsche-Sieg auf dem Nürburgring verhindern. „Im vergangenen Jahr fuhr Porsche in einer anderen Liga“, beschreibt Sébastien Buemi. Er wird einen der beiden Toyota TS050 gemeinsam mit Anthony Davidson (GB) und Kazuki Nakajima (JP) pilotieren und weiß: „Wir haben enorm aufgeholt und kämpfen in diesem Jahr auf Augenhöhe. Es wird sehr sehr spannend. Unser Ziel ist klar: Wir wollen am Nürburgring gewinnen.“ Im Duell von Porsche und Toyota wäre Audi gerne der lachende Dritte. Marcel Fässler beschreibt: „Beim Auftakt in Silverstone haben wir mit dem ganz neuen Audi R18 auf Anhieb die Pole-Position geholt und das Rennen gewonnen. Auch wenn uns der Sieg aberkannt wurde, war dies eine Riesenmotivation. Diesen Sieg wollen wir uns am Nürburgring zurückholen.“ Die Karten im der WEC werden dabei neu gemischt: Audi, Porsche und Toyota haben für den vierten Meisterschaftslauf ein Aerodynamik-Update entwickelt.

Ford-GT-Pilot Franchitti verspricht „sechs Stunden lang Türklinkenduelle“

Ein Heimspiel gibt es auch in der hart umkämpften GT-Klasse der WEC: Ford kommt als frisch gebackener Le-Mans-Sieger in der LMGTE-Pro-Kategorie zum Nürburgring. Viele Mitarbeiter aus dem Kölner Ford-Werk werden die beiden GT-Renner am „Ring“ anfeuern. Eine willkommene Motivation, denn mit Aston Martin, Ferrari und Porsche gibt es starke Konkurrenten. „In der WEC gibt es keine leichten Erfolge“, sagt deshalb auch Marino Franchitti (GB), der sich mit Andy Priaulx (GB) und Harry Tincknell (GB) den Ford GT #67 teilt. „Auch auf dem Nürburgring wird es verdammt schwer werden, ganz oben auf’s Podium zu kommen.“ Mit dem brandneuen GT gelang dem Hersteller ein sensationelles Comeback: 50 Jahre nach dem letzten Sieg in Le Mans holte das Chip-Ganassi-Team den historischen Triumph an der Sarthe. Doch am Nürburgring wird die Uhr zurückgedreht.

Franchitti: „Wir haben ein neues Auto und deshalb naturgemäß noch keine Daten, auf denen wir das Setup aufbauen können. Deshalb fangen wir bei Null an und werden erst im Laufe des Wochenendes sehen, wie wir unsere beiden Autos auf den Grand-Prix-Kurs abstimmen können. Dennoch kann ich den Lauf auf dem Nürburgring kaum erwarten. In den Sechszigern fand eines der ersten Rennen für den klassischen Ford GT auf der Nordschleife statt. Nun kehren wir mit dem modernen Ford GT auf den Nürburgring zurück.“ Auch er verspricht den Besuchern ein actionreiches Rennen: „In der GT-Klasse wird es sechs Stunden lang Türklinkenduelle geben. Die Positionskämpfe sind wirklich intensiv. In der WEC hat ja jede Klasse ihre eigene Performance. Mit den LMP1-, LMP2- und GT-Fahrzeugen gibt viel Verkehr auf der Strecke und ständig Überholvorgänge. Für die Fans ist das Rennsport pur und faszinierende Unterhaltung vom Start bis ins Ziel.“
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