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24h Nürburgring
31.05.2016

Vorzeitiges Aus für Torsten Kratz

Das 44. ADAC 24 Stunden-Rennen auf dem Nürburgring verlief für den Mönchengladbacher Torsten Kratz nicht nach Wunsch. Nach rund 12,5 Stunden war die Fahrt für den 45-Jährigen nach einer unverschuldeten Kollision mit einem GT3-Fahrzeug zu Ende. Auch wenn der GT3-Pilot hierfür von den Sportkommissaren mit einer Geldstrafe belegt wurde, war der Frust bei Kratz groß: „Diese Aktion war völlig unnötig und hat uns vielleicht sogar den Klassensieg gekostet.“

Zusammen mit Oliver Bender (Frankfurt), Stefan Beyer (Neustadt/Aisch) und Friedhelm Mihm (Sundern) teilte sich Kratz das Cockpit im Securtal Sorg Rennsport-BMW M3 GT4. Die Vier waren sich einig, das Rennen defensiv und taktisch klug anzugehen. Gerade hinsichtlich der zahlreichen GT3-Fahrzeuge und Werksfahrer. Nach dem Abspulen der Pflichtrunden und dem Aussortieren letzter Feinarbeiten am Fahrzeug im Training, nahm Mihm als Startfahrer am Volant Platz. Allerdings gab es nach exakt 50 Minuten einen Rennabbruch.

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Sintflutartiger Regen und Hagel verwandelte die Rennstrecke im Bereich Aremberg und Adenauer-Forst innerhalb von Minuten zunächst in eine Rutschbahn und dann in einen großen Parkplatz. Da die Sicherheit der Fahrer nicht mehr gewährleistet war und auf verschneiter Piste selbst PS-starke Rennfahrzeuge nicht mehr die Steigung am Adenauer-Forst hochkamen, traf Rennleiter Walter Hornung die einzig richtige Entscheidung und stoppte das Rennen mit der Roten Flagge für rund drei Stunden.

Nach dem Re-Start übernahm zunächst Bender das Cockpit, dann Kratz, dann Beyer. In der 30. Runde kollidierte der Neustädter im Bereich Aremberg mit einem Manthey-Porsche, wobei das Heck beschädigt wurde. Im Gegensatz zum Porsche erreichte der BMW-Pilot aus eigener Kraft die Boxen. Nach einer rund 17 minütigen Reparatur konnte das Sorg-Fahrzeug wieder ins Rennen zurückkehren.

In der 46. Runde folgte dann leider das endgültige Aus. Im Bereich Hatzenbach krachte ein BMW GT3 Torsten Kratz ins Heck. Der M3 GT4 rutschte erst vorwärts, dann seitlich in die Streckenbegrenzung. An eine Weiterfahrt war nicht mehr zu denken – für beide. „Der GT3 kam mit Geschwindigkeitsüberschuss an und fuhr mir sehr hart hinten auf. Dadurch ging mein Fahrzeug quer und wir rutschten beide von der Piste. Ich war zu dem Zeitpunkt mit über 190 km/h ganz rechts auf der Idealline unterwegs, am Limit und am Anbremspunkt für die nächste Kurve. Ich habe keine Erklärung hierfür“, sagte Routinier Kratz, der zum elften Mal beim Eifelklassiker startete. Für seinen Kontrahenten war es erst die fünfte Teilnahme.

Onboard-Aufnahmen und auch ein Zuschauer-Video untermauerten die Aussage von Kratz. „Die Sportkommissare haben dem GT3-Piloten für sein Fehlverhalten eine Geldstrafe aufgebrummt. Natürlich ändert dies aber nichts daran, dass uns der mögliche Klassensieg entgangen ist und Sorg Rennsport ein stark beschädigtes Fahrzeug instand setzen muss.“

Ob der Mönchengladbacher jemals wieder am 24h-Rennen in der Eifel teilnehmen wird steht noch in den Sternen. „Die Fahrzeugkonzepte sind mittlerweile extrem unterschiedlich. Gerade bezogen auf Kurvengeschwindigkeiten und Bremswege sind die Unterschiede schon zwischen einem GT4 und GT3 Fahrzeug enorm. Noch extremer werden die Unterschiede zu den ganz kleinen Klassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass auch in den leistungsschwächeren Klassen am Limit gefahren wird. Dazu benötigen auch diese Piloten die Ideallinie und den entsprechenden Platz dafür“, so Kratz.

„Auch wenn der Bremsweg länger ist: Der Bremsvorgang geschieht am Limit. Und wer am Limit fährt, kann nicht mal eben direkt vor einer Kurve, in der Kurve oder am Kurvenausgang die Ideallinie verlassen. Das gilt für ein GT3-Fahrzeug genauso wie für ein vergleichbar leistungsschwaches Fahrzeug aus den Serienwagen-Klassen“, sagt Kratz weiter, „das führt in einem Sport, bei dem Entscheidungen in Zehntel-Sekunden getroffen werden müssen, immer wieder zu Missverständnissen und sehr kritischen Situationen. Das Ganze ist dazu häufig mit einem enormen Erfolgsdruck gepaart. Solange die Fahrzeugkonzepte so unterschiedlich sind, werden solche Unfälle immer wieder passieren. Wie ja das gesamte Rennen auch gezeigt hat, nicht nur in meinem Fall.“

Am 25. Juni greift Kratz erneut ins Lenkrad. Beim vierten Lauf zur VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring teilt sich der 45-Jährige das Cockpit im Sorg-BMW M235i Racing Cup – wie gewohnt – mit Heiko Eichenberg (Fritzlar).
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