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FIA WEC
11.10.2015

Porsche übernimmt die Führung in der Fahrer-WM

Mit dem vierten Sieg in Folge ist das Porsche Team im Titelkampf um die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC einen großen Schritt weitergekommen und führt nun sowohl in der Hersteller- als auch in der Fahrerwertung. Auf dem 4,549 Kilometer langen Fuji Speedway in den japanischen Alpen siegten unter schwierigen Wetterbedingungen am Sonntag Timo Bernhard (DE), Brendon Hartley (NZ) und Mark Webber (AUS). Romain Dumas (F), Neel Jani (CH) und Marc Lieb (DE) brachten den zweiten der innovativen Le-Mans-Prototypen bei dem Sechsstundenrennen auf Platz zwei ins Ziel.

Mit diesem Doppelerfolg, dem bereits dritten in dieser Saison inklusive des Triumphs bei den 24 Stunden von Le Mans, baute Porsche die Führung in der Herstellerwertung deutlich aus. Die Sportwagenmarke hat nun 264 Punkte auf dem Konto, Audi 211 und Toyota 119. In der Fahrerwertung übernahm das Porsche-Trio Bernhard, Hartley und Webber mit einem Punkt Vorsprung die Tabellenspitze.

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Nach fast 40 Minuten hinter dem Safety Car und bei noch immer leichtem Regen startet Mark Webber auf Regenreifen von der Poleposition. In Kurve drei kommt er von der Strecke ab und muss sich als Vierter wieder einreihen. Wegen eines Hybridproblems fehlt es an Boost. In Runde 23 zieht das Schwesterauto an Webber vorbei, der nun Fünfter ist. Von Runde 31 bis zum Boxenstopp des Nummer-1-Toyota nach 42 Runden liefern sich die beiden einen sehenswerten Positionskampf. Ende der 43. Runde kommt Webber zum Nachtanken, die Regenreifen bleiben drauf. Mittlerweile ist er Dritter hinter dem führenden Audi Nummer 7 und den Teamkollegen.

In der zweiten Hälfte seines Doppelstints holt der Australier auf der noch immer nassen Strecke mit großen Schritten auf. Nachdem das Schwesterauto dem Audi die Führung abgenommen hat, greift auch Webber ab Runde 72 die Nummer 7 an. Nach mehreren Positionswechseln stehen für beide Autos die nächsten Boxenstopps an. Webber übergibt nach 81 Umläufen an Brendon Hartley, der mit profillosen Intermediate-Reifen weiterfährt. In der 86. Runde verliert er Platz zwei wieder an den Audi, erobert ihn aber im 108. Umlauf zurück. Nach 121 Runden lässt der Neusseländer nachtanken und fährt weiter. Am Ende der 160. Runde übernimmt Timo Bernhard das Steuer und startet als Zweitplatzierter mit profillosen Slicks in das letzte Renndrittel. Nach 193 Runden erhielt er noch einen frischen Satz Slicks und Benzin für die restliche halbe Stunde. In Runde 209 übernimmt Bernhard die Führung.

Als das Safety Car das Rennen freigibt, startet Romain Dumas auf Regenreifen von Platz zwei. Der Franzose verliert aber sogleich Positionen, weil der Tempomat für die Boxengasse aktiv ist. Als ein Problem mit dem Hybridsystem das Schwesterauto bremst, rückt Dumas auf Position vier nach vorn. In Runde 25 überholt er den Nummer-1-Toyota und ist Dritter. Im 36. Umlauf ringt er auch den Audi Nummer 8 nieder und liegt nun an zweiter Stelle. Nach 44 Runden kommt Dumas als letzter der LMP1-Fahrzeuge an die Box. Er bleibt im Auto und behält dieselben Reifen. In Runde 71 zieht er auch am bis dahin führenden Audi Nummer 7 vorbei. Just vor dem nächsten Boxenstopp nach 82 Runden beginnt eine Neutralisationsphase. Dumas übergibt an Marc Lieb, der die Box als Führender auf profillosen Intermediate-Pneus verlässt. Ende des 122. Umlaufs tankt er nach. In der 160. Runde übernimmt Neel Jani das Steuer und lässt Trockenreifen aufziehen. Nach 192 Runden legt der Schweizer den letzten Tankstopp ein und erhält einen weiteren Satz frischer Slicks. Nach dem Führungswechsel Ende der 209. Runde erreicht Jani das Ziel auf Rang zwei.

Stimmen nach dem Rennen:

Fritz Enzinger, Leiter LMP1: „Ein schwieriges Rennen unter wechselnden Bedingungen, trotzdem haben wir uns durchgesetzt. Mit einem weiteren Doppelsieg konnten wir die Führung in der Herstellerwertung ausbauen und auch bei den Fahrer liegen Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley jetzt vorn. Das Team hat einen sensationellen Job abgeliefert, so macht es Spaß. Danke an alle.“

Andreas Seidl, Teamchef: „Unter extrem anspruchsvollen Bedingungen haben wir strategisch alles richtig gemacht. Jede einzelne Entscheidung des Teams passte. Alle sechs Fahrer haben sich keinen Fehler erlaubt und einen tollen Job gemacht. Am Ende des Rennens haben sie super zusammengespielt. Obwohl wir noch ein sehr junges Team sind, konnten wir beweisen, dass wir auch schwierige Rennen gewinnen können. Audi hat uns vom Start bis ins Ziel einen starken Kampf geliefert. Vielen Dank allen Mitarbeitern hier an der Strecke und daheim in Weissach für die perfekte Vorbereitung, das war die Grundlage für diesen Erfolg.“

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 17)
Timo Bernhard (34, Bruchmühlbach-Miesau): „Unser Ziel, ein Doppelsieg für die Herstellerwertung, haben wir erreicht – das ist für mich die wichtigste Meldung. Der Tag gehörte eigentlich unserem Schwesterauto mit der 18, es hätte den Sieg verdient. Unser Rennen war schwierig, wir sind sehr froh über die maximale Punktzahl. Aber im Titelkampf liegt noch ein langer Weg mit zwei ausstehenden Läufen vor uns.“

Brendon Hartley (25, Neuseeland): „Ich stieg kurz vor einer Neutralisationsphase ins Cockpit, dadurch büßten wir viel Zeit auf unser Schwesterauto ein. Mein Doppelstint zur Rennmitte war gut. Ich bin mit profillosen Intermediate-Reifen losgefahren. Zu diesem Zeitpunkt wären Regenreifen sicher noch schneller gewesen, aber wir haben den Satz für zwei Stints auf dem Auto gelassen – bei der später abtrocknenden Strecke die richtige Entscheidung. Ich hatte ziemlich viel Spaß mit dem Audi Nummer 7. Er konnte mich überholen, als ich mit diversen Schaltern im Cockpit beschäftigt war. Danach haben wir toll miteinander gekämpft, fair und sauber.“

Mark Webber (39, Australien): „Der Rennbeginn war tückisch und die Strecke wirklich sehr rutschig. Nach dem Start kam ich in Kurve drei von der Strecke ab. Wenig später trat ein Problem mit dem Hybridsystem auf. Wir hatten uns heute viel im Funk zu erzählen. Mit dem zweiten Teil meines Doppelstints bin ich sehr zufrieden. Ich hatte ein tolles Duell mit dem Audi Nummer sieben, und es war gut, unsere Autos wieder nach vorn zu bringen.“

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 18)
Romain Dumas (37, Frankreich): „Das waren heute ganz bestimmt keine einfachen Bedingungen. Nach dem Start war bei meinem Auto plötzlich der Tempomat für die Boxengasse aktiv. Ich weiß nicht, ob ich ihn gedrückt habe oder was da los war, aber deswegen büßte ich Positionen ein. Anschließend drängte mich ein Toyota ab, und für ungefähr 20 Runden kamen Bremsprobleme hinzu. Aber danach lief es super – in der zweiten Hälfte meines Doppelstints konnte ich sie alle überholen.“

Neel Jani (31, Schweiz): „Für uns war es das erste Rennen seit Silverstone, in dem wir absolut keine Probleme hatten. Das Auto lief gut und die Strategie passte. Wir sind top gefahren und hatten auch mit der Neutralisationsphase Glück. Das ergab über eine Minute Vorsprung, aber die Chance auf die Meisterschaft hatten wir durch Probleme bei den zurückliegenden Rennen leider schon verloren, und so haben wir den Sieg dem Schwesterauto überlassen. Das tut natürlich weh. Aber ich versuche es mit meiner indischen Seite zu sehen und denke, dass sich das Karma ein anderes Mal wieder zu meinen Gunsten dreht.“

Marc Lieb (35, Ludwigsburg): „Ich bin zur Rennmitte einen Doppelstint gefahren. Der erste war zu Beginn etwas schwierig, weil die Strecke für die Intermediate-Reifen doch noch sehr rutschig war. Der Regen hörte nicht ganz so schnell auf, wie wir gehofft hatten. Aber ich kam mit der Herausforderung sehr gut zurecht. Das Tempo stimmte. Im zweiten Stint war auch alles in Ordnung. Zwischendurch stiegen die Bremstemperaturen etwas an, und mit fast einer Minute Vorsprung konnte ich auch die Reifen schonen. Wir waren zeitweise das schnellste Auto im Feld.“
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