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24h Nürburgring
20.05.2015

Porsche Kremer Racing beweist Sportsgeist im Motorsport

Der zweite Platz in der Klasse SP-PRO und ein 44. Gesamtrang sehen nur im ersten Moment wie ein mäßiges Ergebnis beim ADAC Zurich 24h-Rennen auf dem Nürburgring aus. Durch einen in 90 Minuten ausgeführten Motorwechsel fehlten dem Kölner Team am Ende einige Runden auf die Konkurrenz. Doch Aufgaben war nie ein Thema für die Mannschaft um Teameigner Eberhard A. Baunach.

Nachdem die kurzfristig vorgenommenen Regeländerungen für Rennen auf der Nürburgring Nordschleife die Lust auf das diesjährige 24 Stunden-Rennen im Vorfeld stark geschmälert hatten, trat der Kölner Traditionsrennstall Porsche Kremer Racing trotz einiger Sicherheitsbedenken doch zum Rennen an, auch um Fans, Fahrern, Teammitgliedern und Sponsoren den Saisonhöhepunkt nicht zu verderben.

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Ohne Qualifikationsrennen und ohne den zweiten VLN-Lauf 2015 kam das Kölner Team zum Ring, nur zwei Testfahrten gab es bis dato in dieser Saison. Der in den eigenen Hallen selbst weiterentwickelte Porsche 911 GT3 KR war in der Klasse SP-PRO gemeldet. Mit Stammfahrer Wolfgang Kaufmann, Kremer Eigner Eberhard A. Baunach, dem Dernauer Maik Rönnefarth und dem französischen Langstreckenspezialisten Philippe Haezebrouck war das Auto bestens besetzt.

Nach dem Qualifying auf dem zweiten Klassenplatz, Startplatz 49 in der Gesamtwertung und einer Bestzeit von 9.21.497 war bereits abzusehen, dass eine Top-Platzierung bei 37 Teilnehmern allein in den Klassen SP 9-GT3, SP-X und SP-PRO nur über die Zuverlässigkeit zu erreichen sein würde.

Vom Start weg kam Kremer-Stammpilot Wolfgang Kaufmann gut voran. Nach nur sechs Runden hatte er den Kremer-Porsche bereits um elf Plätze nach vorn gebracht. Nach ungefähr vier Stunden Fahrt bemerkte Philippe Haezebrouck Unregelmäßigkeiten im Motorlauf und kam zur Kontrolle an die Box. Durch seine Erfahrung aus vielen Langstreckenrennen in Le Mans, Spa und auch am Nürburgring konnte der Motorschaden noch im Anfangsstadium erkannt werden. Ein früher Rückzug kam für den Kölner Traditionsrennstall nach unzähligen Schlachten in 53 Jahren Motorsport nicht in Frage. „Wir denken an unsere Fans draußen an der Strecke, außerdem haben alle Zuschauer ja auch Eintritt bezahlt, um so viele Rennautos wie möglich zu sehen, da ist Aufgabe keine Option“, so Kremer Eigner Baunach. „Solch ein Verhalten gehört nicht zu unserer DNA.“

Nach rund 1,5 Stunden Reparatur war der komplette Motor gewechselt. Von Gesamtplatz 141 begann das Kremer-Team die Aufholjagd. Auch der längere Ausfall der Servolenkung, vermutlich aufgrund von Spannungsschwankungen und die zeitweise nicht funktionierende Paddelshift Schaltung am Lenkrad konnten die Mannschaft nicht aufhalten. Bis zum Ziel wurden 97 Plätze gut gemacht. Den Zieleinlauf konnte Kremer Inhaber Eberhard A. Baunach in diesem Jahr nicht miterleben, nach seinem letzten Stint sprang er ins Auto, um rechtzeitig frisch geduscht und umgezogen zur Konfirmation seiner Tochter in Köln einzutreffen.

Seine Mannschaft bewies in der letzten Stunde ein weiteres Mal, was sie unter dem Geist des Nürburgring Langstreckensports versteht: nach einer Kollision mit anschließend defektem Kühler drohte ein von Huber-Motorsport eingesetzter Porsche in der letzten Stunde auszufallen. Selbstverständlich arbeiteten die Kremer Monteure bei der Reparatur mit, so konnte das Konkurrenzteam die Zielflagge erreichen.

„Ein wechselvolles Rennen mit dem unsäglichen Tempolimit auf einzelnen Teilen einer freien Rennstrecke ist nun zu Ende“, sagte Eberhard A. Baunach hinterher. „Als stiller Protest gegen diese Maßnahme fuhr unser Auto mit zwei Stickern, die das Verkehrsschild Nr. 282 der StVo zeigt: Aufhebung aller Streckenverbote.“ Kremer hofft, dass sehr schnell eine sportlich bessere Lösung gefunden werden wird. „Es darf nicht vergessen werden, dass jeder Fahrer selbst eine große Mitverantwortung für das Verhalten seines Autos trägt und den Respekt vor der Nordschleife nie verlieren darf.“ Einem Fahrer eines Klassenkonkurrenten musste während des Rennens aufgrund mehrfacher Verstöße gegen die Höchstgeschwindigkeit sogar der Nordschleifen-Permit entzogen werden.

Porsche Kremer Racing ist nach wie vor der Meinung, dass eine signifikante Reduzierung der aerodynamischen Hilfen und eine mit Augenmaß reduzierte Ansaugluftmenge in Verbindung mit größeren Sicherheitszonen die sportlich bessere und effizientere Lösung wäre. So würde sich die Sicherheit auf der Gesamtstrecke erhöhen und nicht nur auf einzelnen Passagen.

Völlig undenkbar für den Kölner Traditionsrennstall ist eine mehr oder weniger umfangreiche Veränderung der Charakteristik der Nordschleife. „Dieses rennsportliche Weltkulturerbe darf nicht angetastet werden“, so Baunach weiter. „Schlimm genug, dass die Südschleife tot ist.“