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VLN
30.10.2013

Mit dem „T-Car“ gelang der große Wurf

Die Seriensieger der Klasse V4 in der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) Rolf Derscheid und Michael Flehmer mussten beim letzten Lauf der Saison 2013 am vergangenen Wochenende auf den Ersatzwagen, das „T-Car“, zurückgreifen. Grund: Ein Überschlag im vorletzten Rennen hatte den Einsatzwagen nahezu irreparabel beschädigt.

Aber auch diese Hürde war nicht hoch genug, um das Erfolgsduo am Siegen zu hindern: Nach vier Stunden gewannen die beiden nicht nur ihre Klasse, sondern auch die Produktionswagen-Wertung der VLN. Nicht viel Zeit blieb dem Team Derscheid Motorsport, um sich auf das finale Rennen Ende Oktober vorzubereiten: Nach einem kapitalen Unfall im vorletzten Lauf richteten die Mechaniker unter Regie von Teamchef und Fahrer Rolf Derscheid (Much) das Ersatzauto her.

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Die Möglichkeit ein funktionierendes Setup zu „erfahren“, hatte das Team nicht, die Test- und Einstellfahrten beschränkten sich auf das am Freitag vorm Rennen stattfindende freie Training. Unter trockenen Bedingungen schafften es Michael Flehmer (Overath) und Rolf Derscheid, eine konkurrenzfähige Abstimmung zu ermitteln. Am Renn-Samstag, im offiziellen Zeittraining, sah die Welt jedoch ganz anders aus: Regen und Wind hatte die Eifel und damit auch den Nürburgring samt Nordschleife im Griff. Nicht eine trockene Stelle bot der gut 25 Kilometer lange Traditionskurs und der BMW 325i des Team Derscheid hatte keine „Regen-Abstimmung“. Die Mechaniker stellten das Fahrwerk anhand von „Erinnerungs-Werten“ ein und versuchten so eine gute Abstimmung zu finden. Michael Flehmer drehte die ersten ernüchternden Runden: Mit einem schier unfahrbaren Wagen gelang es ihm nicht, über Startplatz vier hinauszufahren. Auch Teamchef Derscheid konnte die Zeit seines Kollegen nur um einen Wimpernschlag verbessern. Nach 1,5 Stunden Training blieb es beim vierten von neun Startplätzen. Die Zeit zwischen Training und Rennen nutzten die Mechaniker, um anhand der Fahreraussagen das Auto „fahrbarer“ zu machen. Bei der folgenden Reifendiskussion entschied man sich kurzfristig für Regenreifen.

Startfahrer Flehmer hatte einen Doppelstint vor sich. Direkt nach dem Start zeigte sich, dass die Mechaniker ganze Arbeit geleistet hatten: Das Auto ließ sich offenbar gut fahren und die Reifenwahl war die richtige – die Bestätigung erhielt das Team durch die Rundenzeiten. Flehmer konnte jederzeit den Speed der vor ihm fahrenden Konkurrenten halten, meldete aber schon bald eine abtrocknende Strecke. Teamchef Rolf Derscheid reagierte prompt und beorderte Flehmer in die Box. Reifen mit geschnittenem Profil wurden montiert, der Tank randvoll befüllt und Flehmer konnte wieder ins Renngeschehen eingreifen.

Auch die Konkurrenten hatten ihren ersten Boxenstopp hinter sich gebracht, jedoch offenbar die falsche Reifenwahl getroffen. Michael Flehmer flog förmlich um die Strecke und machte mit großen Schritten Boden gut. Nach weiteren acht Runden stand der BMW erneut in der Box: Die Mechaniker montierten nur Slicks und tankten den BMW abermals randvoll. Dank geschickter Boxenstrategie, richtiger Reifenwahl und vorbildlichen Stopps lag das Team nun auf dem zweiten Rang der Klasse.

Teamchef fährt das „Ding nach Hause“

Flehmers Rundenzeiten fielen konstant – in Runde 13 benötigte er gerademal 9:53 Minuten für die gut 25 Kilometer. Als der Führende der Klasse seinen Boxenstopp einlegte, konnte Flehmer die Führung übernehmen. Klug, schnell und mit viel Voraussicht drehte er seine Runden, nie auf letzter Rille, aber dennoch die Klasse von der Spitze aus dirigierend ohne Platz eins zu gefährden. Nach neun Runden kam der BMW planmäßig in die Box zum Fahrerwechsel. Teamchef Rolf Derscheid fand sofort seinen Rhythmus und konnte problemlos den ersten Platz halten.

Dann kam die Meldung, dass die beiden Verfolger ausgeschieden seien. Jetzt betrug der Vorsprung auf den Zweitplatzierten mehr als vier Minuten. Der Teamchef konnte es ruhig angehen und der Klassensieg war so gut wie sicher. Lediglich der Verfolger der Produktionswagen-Wertung wollte den Derscheid BMW unbedingt überholen, um sich so wichtige Punkte im Kampf um die Spitzenposition dieser Sonderwertung zu sichern. Doch Derscheid spielte seine ganze Routine aus, ließ die Konkurrenz hinter sich und fuhr das Ding sicher und gekonnt „nach Hause“.

Das Team feierte am Ende den siebten Klassensieg 2013 und den 56. Gesamtrang von knapp 160 gestarteten Autos. Größter Triumph war jedoch der Sieg der Produktionswagen-Trophäe 2013. Mit mehr als vier Punkten Vorsprung sicherten sich Flehmer und Derscheid diese Wertung, wobei sich auch das Abschneiden in der Gesamtwertung sehen lassen kann. Mit 69,25 Punkten liegen die beiden auf Rang acht, nur 2,51 Punkte hinter den neuen Meistern Tim und Dirk Groneck. Insgesamt wurden 650 Fahrer in der diesjährigen Meisterschaft gewertet.

Rolf Derscheid richtet mit berechtigtem Stolz seinen Dank in erster Linie an das Team: „In jeder Situation haben wir gemeinschaftlich erstklassige Leistungen gezeigt. Ob beim Boxenstopp, bei der Vorbereitung oder bei der Beseitigung von technischen Fehlern. Die Jungs und Mädels haben immer hervorragend gearbeitet. Neben dem berühmten Quäntchen Glück ist das sicherlich der Schlüssel zum Erfolg. Ich bin stolz auf die ganze Crew – bevor wir an nächstes Jahr denken, wird der diesjährige Erfolg erst einmal ordentlich gefeiert.“
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