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Rallye WM
03.06.2013

In Griechenland auf dem Olymp: Sieg für Latvala

Erfolgsstory in Blau: Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) haben mit dem Polo R WRC die Akropolis-Rallye in Griechenland gewonnen. Der vierte Saisonsieg von Volkswagen beim sechsten Lauf der FIA WRC markierte den ersten Triumph von Latvala/Anttila mit Volkswagen. Zwei weitere Punkteresultate für das Werksteam aus Wolfsburg sorgten ebenfalls für Jubel.

Andreas Mikkelsen/Mikko Markkula (N/FIN) erkämpften sich mit einem eindrucksvollen Schlussspurt Rang vier – beim erst dritten Auftritt mit dem Polo R WRC. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia verteidigten mit einer Aufholjagd auf Rang zehn ihre Führung in der Fahrer- und Beifahrer-Wertung der Rallye-WM. Volkswagen führt obendrein die Hersteller-WM weiter an.

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Geplatzter Knoten – von Jari-Matti Latvalas Premieren und Erfolgen

Die erste „Akropolis“ im Alter von 18 Jahren, erster Sieg zehn Jahre später – Jari-Matti Latvala hat mit der Rallye Griechenland einen der großen Klassiker der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) für sich entschieden. Und dabei in Volkswagen Diensten seine Premiere als Sieger gefeiert. Für den 28-Jährigen war es der achte Laufsieg in der WM und nach den dritten Plätzen in Portugal und Argentinien sein dritter Podiumserfolg in Folge. In Griechenland entschied er vier der 14 Prüfungen für sich. Insgesamt schlagen in der Karriere des Finnen 276 WP-Bestzeiten zu Buche. Dank einer Änderung in der Abstimmung des Differenzials zur Rallye Argentinien und weiterer Feinarbeit in Griechenland passte Latvala den Polo R WRC erfolgreich an seinen Fahrstil an – Grundstein für den Erfolg. Mit Konstanz, Schnelligkeit und perfekt kalkuliertem Risiko sicherte sich Latvala seinen ersten Sieg bei der „Akropolis“.

Ultimativer Härtetest – von Staub und Melonen-großen Felsbrocken

Die Rallye Griechenland gilt als der ultimative Härtetest der Rallye-Weltmeisterschaft. Dichter Staub, große Hitze, Unmengen grober Schotter und Melonen-große Felsbrocken forderten die drei Volkswagen Polo R WRC und die Volkswagen Duos heraus. Obwohl die Rallye Griechenland im Vergleich zu früheren Ausgaben verkürzt wurde, behielt sie ihren Material-fordernden Charakter auch im Jahr 2013 unverändert und konsequent bei. Tiefe Rillen in weichem Sand wechselten sich mit rauheren Passagen ab. Angesichts der schwierigen Bedingung war die Startposition der Fahrer an den drei Rallye-Tagen über Erfolg und Misserfolg mitentscheidend.

Großer Kampfgeist – von Rückschlag und vom Rückschlagen des Sébastien Ogier

Geringe Ursache, große Wirkung: Ein Problem mit dem Benzindruck kostete Sébastien Ogier/Julien Ingrassia am ersten Tag jede Chance auf einen weiteren Top-Platz. Eine Kabelverbindung hatte sich gelöst und damit die Stromzufuhr zur Benzinpumpe unterbrochen. Die Volkswagen Mannschaft tauschte am Polo R WRC mit der Startnummer 8 vorsichtshalber den Kabelbaum. Nach fünf Podiumsrängen bei den ersten Fünf Rallyes – davon drei Siege – bedeutete der Rückschlag auf der allerersten Prüfung der „Akropolis“ zehn Minuten Zeitstrafe. Unter Rally-2-Reglement startend erkämpfte sich Sébastien Ogier auf den Wertungsprüfungen am Samstag und Sonntag Rang zehn und damit einen Punkt für die Gesamtwertung in der Fahrer-WM.

In der sogenannten Powerstage, bei der Zusatzpunkte für den Ersten, Zweiten und Dritten vergeben werden, sicherte sich Ogier ebenfalls drei Punkte für die Prüfungsbestzeit – trotz des Nachteils, die Strecke eröffnen zu müssen. Ogier verteidigte damit seine WM-Führung und liegt nach knapp der Hälfte der Saison mit 52 Zählern Vorsprung vor seinem Teamkollegen Jari-Matti Latvala, der sich mit seinem Sieg in Griechenland auf die zweite Position verbesserte.

Steile Lernkurve – von Andreas Mikkelsens Aufwärtstrend und Schlussspurt

Ein Kapitel zur Erfolgsstory von Volkswagen bei der Rallye Griechenland steuerten auch Andreas Mikkelsen/Mikko Markkula (N/FIN) bei. Ihr Gesamtrang vier ist nicht nur gleichbedeutend mit dem größten Karriereerfolg von Mikkelsen, der in Griechenland seine erst dritte Rallye im Polo R WRC bestritt, sondern markiert auch in Sachen Reifeprozess einen Meilenstein. Reifenschäden und Bremsprobleme, Prüfungsbestzeiten und Aufholjagden – Andreas Mikkelsen und Mikko Markkula durchliefen bei der Rallye Griechenland ein echtes Wechselbad. Der Höhepunkt folgte zum Schluss: Nachdem das norwegisch-finnische Duo am Samstag der Härte der „Akropolis“ Tribut zollen musste – eine gelöste Luftführung durchschlug eine Bremsleitung vorn rechts, obendrein kostete ein Reifenschaden wertvolle Zeit – stand der Sonntag ganz im Zeichen des Nachwuchspiloten von Volkswagen.

Mit drei Prüfungsbestzeiten – seine ersten alleinigen in der Rallye-WM – kämpfte sich Mikkelsen von Platz fünf auf Rang vier vor und sicherte sich in der abschließenden Powerstage noch einen Extra-Punkt. Im Jahr 2008 hatte sich Mikkelsen bei der Rallye Deutschland zeitgleich mit Rekordweltmeister Sébastien Loeb und Petter Solberg (WP19, „Circus Maximus“) als damals jüngster WP-Sieger aller Zeiten in die Rekordbücher der Rallye-WM eingetragen.

Stimmen nach der Rallye Griechenland

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #7: „Ich bin überglücklich, ich widme diesen Sieg der ganzen Volkswagen Mannschaft. Mein Start in die neue Saison war sehr schwierig, aber das Team immer an mich geglaubt und mich grandios unterstützt. Es macht mich froh, jetzt in so viele glückliche Gesichter zu blicken. Die Rallye Akropolis zu gewinnen bedeutet mir auch deshalb viel, weil sie extrem hart und ein echter Klassiker ist. Seitdem ich hier mit 18 Jahren zum ersten Mal gestartet bin, habe ich davon geträumt, sie eines Tages zu gewinnen. Die letzte Prüfung war gefühlt die längste und schwierigste seit Langem, ich habe jeden Stein, jeden Schlag im Auto genau gespürt und das Ziel herbeigesehnt. Heute wird gefeiert!“

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #8: „Platz Zehn und Punkte für Rang Eins bei der Powerstage – mehr war diesmal für uns nicht drin. Es ist natürlich frustrierend, wenn man die Pace für einen Podiumsplatz in sich und dem Auto spürt, doch ein kleine technische Schwierigkeit mit der Stromzufuhr zur Benzinpumpe hat uns schon auf der ersten Wertungsprüfung ausgebremst. Von da an ging es für uns nur darum, das Tempo hoch zu halten, jeden Tag das Ziel zu erreichen und da zu sein, wenn unsere Gegner Federn lassen. Wir haben die Führung in der Gesamtwertung verteidigt, jetzt schauen wir nach vorn auf die kommenden Rallyes, bei denen wir gern wieder ganz vorn mitfahren möchten.“

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9: „Was für eine unglaubliche Rallye, was für ein unglaublicher Schlusstag. Heute hat sich nach den Schwierigkeiten gestern alles zu unseren Gunsten entwickelt. Wir haben einen guten Rhythmus erwischt und versucht, Druck auf den drittplatzierten Nasser Al-Attiyah auszuüben. Mit Erfolg. Schon auf dem ersten Durchgang der Prüfungen heute morgen, hatte ich den Rückstand gutgemacht und Nasser sogar knapp geschlagen. Dass dabei auch gleich drei Prüfungsbestzeiten herausgesprungen sind, war natürlich das Tüpfelchen auf dem i. Unter dem Strich sind wir mit dem Ergebnis der Rallye Griechenland und unserer Leistung zufrieden. Es ist das beste Rallye-WM-Resultat meiner Karriere, über das ich mich sehr freue. Und ich habe das meinen Mechanikern zu verdanken die gestern eine solch überragenden Arbeit geleistet haben. Das alles macht Appetit auf mehr und auf die kommenden Rallye auf Sardinien.“

Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor: „Der Sieg bei der Rallye Griechenland ist ein Erfolg der gesamten Mannschaft. Jari-Matti Latvala hat eine absolut perfekte Leistung gezeigt und sich mit Geduld und kalkuliertem Risiko zur rechten Zeit diesen Sieg verdient. Wie hoch diese Leistung einzuschätzen ist, kann man daran ablesen, dass ein Reifenschaden über Sieg oder Holzmedaille entschieden hätte. Drei unterschiedliche Marken auf dem Podium zeigen, dass es in der Rallye-WM unheimlich eng zugeht. Deshalb bin ich stolz auf die gesamte Truppe und freue mich wahnsinnig für Jari-Matti. Beeindruckt hat mich hier in Griechenland auch Andreas Mikkelsen, der alle Schwierigkeiten gemeistert und am Ende einen unwiderstehlichen Schlussspurt zu Rang vier angesetzt hat. Und auch die Leistung von Sébastien Ogier hat allergrößten Respekt verdient – trotz seiner technischen Schwierigkeiten am Eröffnungstag hat er das Maximum aus der Situation herausgeholt und am Ende noch wertvolle Punkte für beide WM-Wertungen gesammelt. Angesichts dieser geschlossenen Leistung freue ich mich schon jetzt auf die Rallye Italien auf Sardinien in drei Wochen.“
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