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Formel 1
09.06.2013

Endlich: Vettel gewinnt in Kanada

Bei einem spannenden Grand Prix in Montreal konnte Sebastian Vettel seinen langersehnten Traum vom Sieg in Kanada verwirklichen und holte sich seinen dritten Saisonsieg vor Fernando Alonso und Lewis Hamilton. Paul di Resta stürmt mit einer Ein-Stopp-Strategie von P17 auf P7. Zeit für eines der spannendsten Rennen des Jahres: Der Große Preis von Kanada auf dem Circuit Gilles-Villeneuve ist eines der beliebtesten Rennen bei Fahrern und Fans.

Überraschungen hielt das kanadische Motorsport-Mekka bereits im gestrigen Qualifying bereit, als der Williams-Rookie Valtteri Bottas sich den dritten Platz sicherte. Ebenso überraschend ging es beim Start weiter: Untypisch für Kanada ging der Start kollisionsfrei über die Bühne.

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Gemischte Startphase für die Deutschen

Red Bull-Pole-Setter Sebastian Vettel konnte mit einem makellosen Start seine Führung vor Lewis Hamilton (Mercedes) verteidigen. Hinter diesem Duo schnappte sich Mercedes-Pilot Nico Rosberg die finnische Williams-Überraschung Valtteri Bottas, welcher in den nächsten Runden in der Top-10 nach hinten gereicht wurde. Sein Landsmann Kimi Räikkönen (Lotus) hatte ebenfalls mit einem schlechten Start zu kämpfen. Auch die restlichen Deutschen im Feld erwischten einen guten Start: Sowohl Adrian Sutil (Force India) als auch Nico Hülkenberg konnten ihre Positionen in der Top-10 verteidigen. Doch für Sutil ging es nur kurze Zeit später einige Positionen nach hinten; Nach einem Fahrfehler drehte sich der Force India-Pilot zunächst, konnte seinen Boliden glücklicherweise aber abfangen. Dabei verlor er allerdings einige Plätze an Kimi Räikkönen, Daniel Ricciardo (Toro Rosso) und Nico Hülkenberg.

Es kam allerdings noch schlimmer: Nachdem Sutil sein Rennen wieder aufgenommen hatte, kam er vor Pastor Maldonado im Williams auf die Strecke. Der Venezolaner kollidierte im Eingang der Haarnadelkurve mit Adrian Sutil und bekam dafür eine Durchfahrtsstrafe ausgesprochen. Sutil bestritt den Rest seines Rennens mit einem leicht beschädigten Heckflügel.

Benzin-, Brems- und Boxen-Probleme bei Kimi Räikkönen

Für Titel-Kandidaten Kimi Räikkönen ging es nach dem ohnehin schon schwachen Start weiterhin wenig überzeugend weiter: Zunächst kündigten sich bei dem Finnen Bremsprobleme an, da die Bremsen zu überhitzen drohten. Nur wenige Runden später wurde Räikkönen von seinem Team zusätzlich mitgeteilt, dass das Benzin unter Umständen nicht ausreichen würde. Somit musste der Finne an Leistung einbüßen, um nicht Gefahr zu laufen, sein Rennen vorzeitig beenden zu müssen.

In Runde 23 kam Kimi Räikkönen dann zu seinem ersten und einzigen Stopp an die Box. Dabei kam es zu Problemen mit dem linken Hinterreifen und der Lotus-Pilot verlor dadurch eine Menge Zeit in der Box und kam lediglich auf P13 wieder auf die Strecke. Letzten Endes sicherte sich der Finne Platz neun und holte sich zum 24.Mal in Folge Punkte und zog somit mit Michael Schumachers Rekord der meisten Punkteplatzierungen in Folge gleich. Wenn der Finne beim nächsten Grand Prix in Silverstone auch punkten sollte, stellt er Schumachers langjährigen Rekord ein.

Reifen-Roulette auf der Insel

Ab Runde 13 kamen mit Nico Hülkenberg und Toro-Rosso-Piloten Daniel Ricciardo die ersten Piloten zum Reifenwechsel an die Box. In den nächsten fünf Runden kamen auch die meisten anderen Piloten, die auf einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs waren. Letzter Mann der Führungstruppe, der an die Box ging, war Mercedes- Star-Pilot Lewis Hamilton. Dadurch entbrannten aufgrund der Ereignisse der letzten Wochen wieder Diskussionen um den geheimgehaltenen Mercedes-Test mit Pirelli. Denn dass Mercedes, das Team, welches mit den größten Reifenproblemen zu kämpfen hat, plötzlich genauso lange wie Lotus, dem wohl reifenschonendsten Team des Feldes, auf der Strecke bleiben kann, ist schon eine auffällige Veränderung. Nachdem er allerdings pro Runde eine halbe Sekunde langsamer unterwegs war als die direkten Konkurrenten Vettel, Webber und Alonso, kam der Brite zum Reifenwechsel an die Box.

Insbesondere mit ihrer Strategie konnten Romain Grosjean (Lotus) und Paul di Resta( Force India) beeindrucken: Die beiden Piloten gingen nach einem schwachen Qualifying von den Positionen 22 und 17 in das Rennen und befanden sich nach einem langen ersten Stint in der Top-10. Während Grosjean in Runde 44 zum ersten Mal an die Box kam, wartete di Resta bis Runde 57 ab, eher er die Box ansteuerte. Di Resta beendete sein Rennen nach seiner grandiosen Ein-Stopp-Strategie auf P7. Romain Grosjean fiel im weiteren Verlauf des Rennens auf Position 13 zurück, da er einen zweiten Stopp einlegte.

Blaue Flaggen sorgen für Aufregung

Der Speed der Spitzengruppe war beim heutigen Rennen unglaublich – bereits in Runde 14 schickte sich Sebastian Vettel zum ersten Mal an, einen Caterham zu überrunden. Doch in der zweiten Hälfte des Rennens entwickelte sich das Überrunden zu einem großen Problem. Zunächst erwischte es Mark Webber, der sich im Zweikampf mit Fernando Alonso befand: Caterham-Pilot Giedo van der Garde ließ den Red Bull-Piloten trotz blauer Flaggen nicht vorbei und kollidierte sogar mit dem Australier. Während Webber sich bei dieser Aktion den Frontflügel beschädigte, bekam van der Garde eine 10 Sekunden Stop-and-Go-Strafe ausgesprochen. Wenig später kollidierte der Niederländer auch noch mit Sauber-Piloten Nico Hülkenberg. Für beide bedeutete dies das vorzeitige Rennende.

Auch für einen anderen Deutschen entwickelte sich das Rennende nicht so wie erhofft: Nach einem starken mittleren Stint hatte sich Adrian Sutil wieder auf Platz acht nach vorne gekämpft. Doch als Lewis Hamilton und Fernando Alonso den Deutschen überrunden wollten, ignorierte Sutil die blauen Flaggen und bekam aus diesem Grunde eine Durchfahrtsstrafe verhängt, die in auf P10 zurückspulte.

Mercedes in Problemen – Vettel und Alonso stark

Zehn Runden vor Schluss kündigten sich bei auch Lewis Hamilton Probleme an. Den Briten spülte es, wie auch Teamkollegen Nico Rosberg, nach hinten. Während Rosberg seine dritte Position kurze Zeit nach seinem zweiten Stopp bereits an Fernando Alonso und Mark Webber abgeben musste, konnte sich Hamilton am Ende seines letzten Stints nicht mehr gegen den extrem starken Ferrari-Piloten Alonso verteidigen. Dementsprechend unzufrieden zeigte sich Hamilton auch auf dem Podium. Für Teamkollegen Rosberg endete das Rennen auf Platz fünf.

Noch stärker als Fernando Alonso war Sebastian Vettel unterwegs. Der Deutsche kontrollierte von Anfang an den Grand Prix und holte sich somit seinen wohlverdienten Sieg in Kanada, welchen er sich bereits seit Jahren wünscht. Zusätzlich zu dem beeindruckenden Sieg konnte sich Vettel über den neuen WM-Stand freuen: Nach dem heutigen Rennen führt der Deutsche die WM mit 132 Punkten vor Fernando Alonso (96 Punkte) und Kimi Räikkönen (88 Punkte) an.

Text: Antonia Grzelak – motorsport-xl.de
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