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Automobilsport
23.05.2013

Max Grün: Erste Testfahrten im Rennauto auf dem Ring

Im Rahmen des zweiten Laufes zur Deutschen Amateur Rennsportmeisterschaft auf dem Nürburgring wurde von dem Veranstalter die Möglichkeit eines Rennstreckentrainings für Jugendliche angeboten. Mit dabei der 15-jährige Hertener Schüler Max Grün. Max hatte seit seinem achten Lebensjahr einige Erfahrungen im Rennkart gesammelt.

Hier war er unter anderem drei Mal Westfalen-Meister, ein Mal Westdeutscher-Meister, ein Mal NRW-Meister und Vize-World-Champion. Doch Auto fahren auf der Rennstrecke ist für ihn Neuland. „Mit meinen derzeit 1,82 Meter Körpergröße stoße ich im Kart so ziemlich an die Grenze. Wenn ich noch weiter wachse – wovon auszugehen ist – passe ich bald nicht mehr hinter das Lenkrad“, so Max. „Deshalb planen wir für die Zukunft den Umstieg in den Automobilsport.“

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So wurde vom Team Grün im November letzten Jahres ein gebrauchter Suzuki Swift GTI Rennwagen gekauft und im Winter überholt sowie für den Einsatz vorbereitet. „Mit einer Leistung von ca. 110 PS bei 720 kg Gewicht geht der schon ganz gut vorwärts“, erläutert Vater Andreas Grün. „Mehr war bei unserem schmalem Budget erstmal nicht drin, aber ich denke, für den Anfang sollte es reichen, um erste Erfahrungen zu sammeln.“ Im Vorfeld der Veranstaltung auf dem Nürburgring ging es erstmal auf einem abgesperrten Firmengelände darum, Max das Kuppeln und Schalten beizubringen. Auch an das veränderte Lenkverhalten musste er sich gewöhnen. „Im Kart sitze ich relativ frei und kann um mich herum alles sehen, vor allem die Vorderräder. Nun sitze ich mit dem Hosenträgergurt festgezurrt im Rennsitz, umgeben vom Überrollbügel und der Karosserie und habe ein sehr eingeschränktes Sichtfeld. Daran muss ich mich erstmal gewöhnen. Auch ist so ein Auto doch viel träger in seinen Reaktionen und wesentlich größer als ein Rennkart“, erklärt Max Grün.

Der Veranstalter hatte für dieses Training festgelegt, dass neben dem Probanden ein erfahrener Rennfahrer Platz nehmen muss, um diesen im Verhalten auf der Strecke zu unterweisen und gegebenenfalls einzubremsen. Schnell war hierfür der Recklinghäuser Frank Nöhring gewonnen. „Einen besseren Lehrmeister als Frank kann ich mir gar nicht vorstellen. Er hat mehr als 30 Jahre Erfahrung auf allen Rennstrecken der Welt. Bei vielen Rennen von Frank war ich mit meinem Vater als Zuschauer dabei. Es gibt Fotos, die zeigen, dass ich im Alter von drei Jahren auf einer Feuerlöschdecke in seiner Box geschlafen habe. Später habe ich mir dann für meine Kart-Karriere erste Tipps für den Umgang auf der Rennstrecke von ihm geholt“, so ein glücklicher Max Grün.

Bereits am Vorabend reiste das Team Grün mit Wohnmobil und dem Rennwagen auf dem Anhänger an. „Wir wurden von allen sehr freundlich im Fahrerlager aufgenommen. Schnell entwickelten sich erste Benzingespräche und morgens bekam ich noch wertvolle Hinweise von den Tischner-Brüdern aus Marl zur richtigen Sitzposition im Auto.“

„Dann ging es los. Ich war total aufgeregt. Würde ich alles richtig machen? Frank hatte zuvor schon zwei anstrengende Rennen mit seinem BMW M3 gefahren. Und doch war er sofort vollmotiviert bei der Sache. Aus dem Fahrerlager ging es durch die Boxengasse auf die Rennstrecke. Erster Gang, zweiter Gang, 8.000 Umdrehungen, schalten rief Frank mir zu, dritter Gang, da kam schon die erste Kurve auf mich zu, Bremsen, runterschalten, einlenken, das Heck bricht aus, gegenlenken und wieder aufs Gas. Viel zu tun gibt es hier und warm ist es auch noch. Ich komme leicht ins Schwitzen“, schildert Max seine Eindrücke.

„Nun geht es erstmal geradeaus. Vierter Gang kurz vorm Drehzahlbegrenzer, das dürften so knapp 180 km/h sein. Frank zeigt mir den Bremspunkt, jetzt ruft er. Ich trete voll in die Eisen, schalte runter und nehme die nächste Kurve. Wieder hoch beschleunigen. Da taucht vor uns ein VW Golf auf. Rechts dran vorbei und wieder hochschalten. [...] Die nächste Kurve, die geht voll. Am rechten Fahrbahnrand bleiben und dann nach innen an den Curb ran. [...]“, erzählt Max.

„Eine Stunde konnten wir fahren. Die verging viel zu schnell. Ich habe unheimlich viel gelernt. Danke Frank für die Fahrstunde. Danke allen, die mitgeholfen haben, den Rennwagen aufzubauen. Danke meinen Eltern, die mir diesen nächsten Schritt im Motorsport ermöglichen. Im Juni darf ich wieder Rennauto fahren, ich freue mich jetzt schon drauf“, gibt Max Grün abschließend zu Protokoll.
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