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24h Daytona
01.02.2013

Spitzenleistungen beim Rolex 24h Daytona 2013

Die 51. Ausgabe des Rolex 24 At Daytona bestätigte wieder einmal den guten Ruf der Veranstaltung als eines der wahren Motorsportevents. In den letzten Stunden des diesjährigen Rennens hatten noch einige Autos die Möglichkeit, den Sieg einzufahren und das sowohl in den DP (Prototypen) als auch in den GT (Touring) Klassen.

Letztendlich siegte das Team mit dem am besten vorbereiteten Auto, der besten ausgeführten Rennstrategie und das Team mit der größten Willensstärke. In der DP-Klasse war das der Chip Ganassi Racing #01 BMW Riley, während sich in der GT-Klasse der #24 R8 von Audi Sport Customer Racing/AJR den Erfolg sichern konnte. In der neuen GX-Klasse ließ der #16 Napleton Racing Porsche Cayman die Konkurrenz hinter sich.

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Das Rolex 24 At Daytona ist neben dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans und dem 12-Stunden-Rennen von Sebring ein weiterer wichtiger Bestandteil der anerkannten „Dreifachkrone“ von Langstreckenrennen. Das Rennen lockt bekannte Autohersteller, entschlossene und talentierte Teams gleichermaßen. Wer dieses Rennen gewinnen will, braucht das komplette Paket; es reicht nicht allein aus, nur die schnellsten Fahrer oder das schnellste Auto zu haben.

Die Überflieger in Daytona

Chip Ganassi, der Teamchef des Gesamtsiegers, hat bereits oft in den letzten 10 Jahren hier in Daytona diese Siegeskriterien erfüllt. Sein Team gewann das Rolex 24 bereits dreimal in Folge in den Jahren 2006 bis 2008; es siegte daraufhin nochmals 2011 und kam in den Jahren 2009 und 2010 auf den zweiten Platz. Im letzten Jahr war Ganassi nicht auf dem Podium vertreten: „Dies hat uns veranlasst, nicht aufzugeben und noch härter zu arbeiten.“ Dieses Arbeitsethos spiegelt sich in allen Teams der diesjährigen Ausgabe des Events wider, insbesondere aber im erfolgreichsten Team, wie Ganassi berichtet: „Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen und jedem gebührt dieser Sieg.“

Jordan Taylor, dessen #10 Velocity Worldwide auf den zweiten Platz kam, ist der Ansicht, dass sein Team in jedem anderen Jahr genug getan hätte um zu gewinnen: „Unser Team hat einen fantastischen Job getan. Wir hatten während des ganzen Rennens nicht ein einziges mechanisches Problem. Wir mussten uns nur um das Benzin, die Reifen und die Fahrerwechsel sorgen. Jeder lieferte seine Leistung während des Rennens ab.“ Er musste jedoch leider zugeben, dass dies nicht genug war: „Ganassi war eine Klasse für sich.“

Der Sieg war allerdings nicht so offensichtlich, auch wenn der ehemalige Formel 1-Star Juan Pablo Montoya sich den Luxus erlaubte, folgendes während seines letzten Stints zwei ein viertel Stunden vor Ende des Rennens zu denken: „Wir haben eine ordentliche Führung ausgebaut. Ich werde einfach nur da raus gehen und das Rennen zu Ende fahren.“

Stop & Go

Innerhalb von 15 Minuten hatte Geröll auf der Strecke dazu geführt, dass das Safety Car kommen musste und so konnte die „Meute“ aufschließen. Während die Autos Benzin nachtankten, wurde Montoya vom letztjährigen Sieger, #60 Michael Shank Racing, überholt. Es dauerte immerhin sieben Runden, bis Montoya die Führung wieder zurückerobern konnte. Fünf Minuten später führte ein geplatzter Reifen dazu, dass wieder Teile auf der Strecke lagen und das Safety Car noch einmal kommen musste, wobei die führenden Autos wieder näher zusammenrückten.

Das Team von Montoya wählte den Moment, um Reifen zu wechseln und nachzutanken. Die #10 nutzte diesen Vorteil, um die Führung zu übernehmen, wobei sie die Strategie anwendeten, nur nachzutanken. Anthony „AJ“ Almendinger in der #60 und Joao Barbosa in der #9 Action Express Racing (Sieger von 2010) profitierten beide von schnelleren Boxenstopps und konnten sich so zwischen Montoya und die Führung setzen.

Nach 23 von 24 Stunden würde die letzte Stunde das Endresultat bestimmen. Im finalen Akt ging es nur noch um bessere Nerven, Fahrerfähigkeiten, Geduld und den Wunsch zu siegen.

Geduld zahlt sich aus

Es war bemerkenswert, dass das Auto von Michael Shank in Reichweite eines Sieges war. Das Auto mit der kürzesten Boxenstopp-Zeit gewinnt in der Regel auch das Rennen. Almendinger beschreibt, wie er nach weniger als einer Stunde des Rennens „durch das Infield Grass raste und dabei Schilder umfuhr, weil die Lenkstange brach.“ Die Reparatur kostete dem Team sieben Rennrunden. Der Co-Fahrer Justin Wilson kommentiert dazu: „Wenn man uns zu dieser Zeit gesagt hätte, dass wir eine Chance gehabt hätten, Drittplatzierter zu werden, dann wären wir überglücklich gewesen.“

Montoyas Auto hatte bewiesen, dass es einen Vorteil gegenüber den Konkurrenten hatte. Während der kalten Nachtstunden waren die Fahrer begeistert vom Fahrverhalten, das „sich nicht wirklich im Vergleich zum Tag unterschied“, wie der Co-Fahrer Memo Rojas berichtet. Außerdem musste das Design-Team den Luftwiderstand reduzieren und das aerodynamische Gesamtpaket half dem Auto dabei, in den Geraden größere Höchstgeschwindigkeiten im Vergleich zur Konkurrenz zu erzielen. Der einzige Nachteil zeigte sich eventuell auf dem engen Infield-Bereich der 3,56 Meilen langen Rennstrecke. Die einzige Chance für die übrigen drei Herausforderer lag darin, Verkehr zwischen sich selbst und Montoyas Auto zu haben. Oder ein Fehler dessen.

Eine Aktion innerhalb eines Sekundenbruchteils erwies sich als entscheidend. Almendinger versuchte, außen an Barbosa in der Haarnadelkurve vorbeizugehen; eine leichte Berührung war genug, um die #60 von der Strecke zu schicken. Aufwirbelnder Staub und Schmutz führten dazu, dass das Auto mehr wie eine industrielle Planierraupe als wie eine gepflegte Rennmaschine aussah. Beide Autos gingen in die Box. Michael Shank vergeudete wertvolle Zeit damit, den Kühlerschacht vom Geröll zu befreien. Action Express Racing bekam eine 1-Minuten-Strafe für den vermeidbaren Kontakt. Die #10 blieb übrig im Kampf gegen einen unbezähmbaren Montoya.

Montoya war geduldig und wartete darauf, dass die #9 für die Strafzeit abbog, bevor er sich um die Führung kümmerte. Er brauchte sieben Minuten, um sich vorzuarbeiten und auch wenn er in den letzten fünf Runden dringend nachtanken hätte müssen, so hielt er doch an seinem Erfolg fest.

Mit dem diesjährigen Sieg konnten der Kolumbianer Montoya und der Mexikaner Rojas bereits jeweils den dritten Titel im Rolex 24 At Daytona erzielen. Als Teil des Quartetts konnte Charlie Kimball seinen ersten Sieg in seinem Debut hier feiern. Der vierte Fahrer, Scott Pruett, ging mit seinem fünften Gesamtsieg in die Geschichtsbücher ein.

Die GT-Highlights

In der 33-Auto starken GT-Klasse war der Sieg ähnlich hart umkämpft. Die Notwendigkeit eines perfekten Gesamtpakets wurde auch hier wieder bewiesen, als die nach dem Qualifying führende #32 Konrad Motorsport nach einem Reifenschaden und Problemen an der Aufhängung nach nur 6 Rennstunden aufgab. Die #44 Magnus Racing führte 250 der 678 Runden, die von den führenden GT-Autos beendet wurden. Anfangs war der Fahrer Andy Lally in einer guten Stimmung: „Es ist natürlich ein großer Motivationsschub, stark zu sein und das Rennen in der ersten Stunde anzuführen.“ Eine vorsichtige Nebenbemerkung war allerdings prophetisch: „Wir müssen smart sein, denn man muss hier fokussiert bleiben.“ In der letzten Stunde führte eine falsche Boxenstopp-Strategie dazu, dass das Auto vom ersten auf den fünften Platz zurückfiel.

NGT Motorsport #30 qualifizierte sich als Zweites. Aufgrund einer technischen Regelwidrigkeit musste das Team von hinten starten. Sie gaben allerdings nicht auf und stellten die schnellste Runde mit 1:47.983 auf und brachen damit als einziges GT-Auto die Zeit von 1:48. Das Team konnte diese unglaubliche Geschwindigkeit leider nicht halten. Das Auto musste in der 535. Runde aufgrund von Lenkungsproblemen aufgeben.

Während die Zeit ablief, waren sechs GT-Autos zusammen in der letzten Runde. René Rast, der die #52 fuhr und der GT-Gewinner in der letztjährigen Ausgabe des Rolex 24 At Daytona beschreibt das Rennen folgendermaßen: „Es war ein verdammt knappes Finish.“ Eine Stunde vor Ende des Rennens lag Rast noch in Führung, verlor das Rennen dann aber mit 2 Sekunden.

Siegesstrategie

Auch der letztliche Sieger des Rennens hätte es beinahe vermasselt. Als Felipe Albuquerque in das Auto stieg, hätte niemand gedacht, dass sie gewinnen könnten. Dennoch wurde ihm gesagt, dass er „fahren sollte, was das Zeug hielt“. Genau das tat er. Mit einer Runde weniger als die Führung beschloss das Team draußen zu bleiben, während die anderen Autos in die Box gingen. So konnten sie die Runde aufholen. 20 Runden später teilte man Albuquerque mit, dass er auch hier nicht in die Box gehen sollte, wobei die anderen zum Reifenwechsel und Nachtanken stoppten. Der Plan dabei war, eine Lücke zu schaffen, die für den finalen Nachtankstopp reichen sollte. Die größere Frage war allerdings, ob das Auto das Rennen maschinell überleben würde.

„Ich fuhr Qualifying-Rundenzeiten und habe nicht auf die Reifen geachtet. Dann allerdings machte die Gangschaltung Probleme. Ich musste langsamer werden und in der Schikane war es ein Alptraum zu bremsen“, erzählt Albuquerque. Es lief alles auf einen „Splash and Dash“ hinaus, einem kurzen Boxenstopp, in der die Crew in zehn Sekunden so viel Benzin wie möglich nachtanken würde. Es war eine Alles-oder-Nichts Situation.

Der Co-Fahrer Dion von Moltke war von ihrem Sieg überwältigt, konnte aber seine Fassung wiederfinden: „Unser Team war großartig. Letztendlich ist es das Resultat eines Teams, das seinen Job gemacht hat.“

Das 2013er GX-Debut

In der neuen GX-Klasse mit sechs Teilnehmern dominierte die #16 Napleton Racing das ganze Wochenende. Das Team erzielte die schnellste Rundenzeit in der Klasse und hatte 10 Runden Vorsprung vorm Zeitplatzierten. Der Fahrer David Donohue, der im Jahr 2009 das engste Finish im Rolex 24 At Daytona hinlegte, lobte sein Team: „Für uns war es ein Rennen, das auf eine gute Vorbereitung zurückgeht. Unser Team machte einen fantastischen Job, wobei das Programm dafür konzipiert wurde, das Auto zu stärken und es zuverlässig zu machen.“

Das 52. Rolex 24 At Daytona ist für den 25. und 26. Januar 2014 geplant.

Das Rolex 24 At Daytona 2013 in Zahlen
  • 57 Autos starteten, nach 24 Stunden waren noch 30 Autos am Rennen beteiligt
  • Distanz des Siegerautos in der DP Klasse #01: 709 Runden/2,524 Meilen
  • Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegerautos in der DP Klasse #01: 105,167 Meilen pro Stunden
  • Führungsrunden des Siegerautos in der DP Klasse #01: 421
  • Fahrer mit den meisten Führungsrunden: Scott Pruett in #01 mit 205 Runden
  • Vorsprung in der DP Klasse: 21,922 Sekunden
  • Schnellste Runde: 1:41.177/126,669 Meilen pro Stunde in Runde 293, gefahren von der #02 in der DP Klasse
  • Längste Gelbphase: 1 Stunde 45 Minuten aufgrund von Nebel
  • Chip Ganassi mit dem fünften Sieg bei 10 Teilnahmen
  • Mit 5 Gesamtsiegen zieht Scott Pruett mit dem Rekord von Hurley Haywood gleich
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