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VLN
17.04.2012

Zweites Rennen, zweiter Platz für Patrik Kaiser

Angespornt durch den Erfolg im ersten Rennen der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) wollte Patrik Kaiser (Schellenberg/Liechtenstein) mit dem Audi TTRS erneut aufs Podium. Diesmal, so der Plan, sollte es aber noch eine Stufe höher gehen.

Mit dem von Raeder Motorsport aufgebauten, eingesetzten und betreuten Audi TTRS hat sich Patrik Kaiser längst angefreundet. Wenn er einsteigen darf oder nach dem Rennen aussteigen muss, umspielt seine Mundwinkel stets ein entspanntes Lächeln. So auch beim zweiten Lauf der VLN am vergangenen Wochenende: Voller Vorfreude wartete der Liechtensteiner schon beim offiziellen Zeittraining um 08:30 Uhr auf seinen Einsatz in der Box. Kaiser hatte, gemeinsam mit seinen beiden Mitstreitern Heinz Schmersal und „C Tiger“ (beide Wuppertal /D), 1,5 Stunden Zeit, eine aussichtsreiche Startposition im fast 190 Teilnehmer starken Fahrerfeld herauszufahren. „C Tiger“, so das Pseudonym des Dritten im Bunde, eröffnete für die drei den Trainingsreigen, Heinz Schmersal griff als zweiter ins Volant und Patrik Kaiser war dritter Trainingsfahrer. Alle drei fanden auf der Piste ähnliche Bedingungen vor, die Kaiser so beschreibt: „Schon früh im Training gab es reichlich Unfälle mit gelben Phasen, bei denen wir das Tempo laut Reglement sichtbar drosseln müssen, weil sonst harte Strafen drohen. Hinzu kam, dass es an einigen Stellen noch extrem nass war. Alles in allem keine wirklich guten Bedingungen. Unser Plan sah vor, dass ich am Ende des Trainings fahren sollte, um bei trockner Strecke den Startplatz herauszufahren. Auf Intermedia-Bereifung machte ich mich auf den Weg, als es nach einer halben Runde derart zu regnen begann, dass ich nur in langsamer Fahrt mein Training beenden konnte. Für mich sprang lediglich eine Zeit von 10:24 Minuten raus.“ Am Ende stand das Trio mit dem Audi TTRS auf dem dritten Startplatz der Klasse SP4T und dem 43. Startplatz im gesamten Starterfeld. „Damit waren wir im Grunde genommen zufrieden, denn bei einem Vier-Stunden-Rennen spielt der Startplatz eine eher untergeordnete Rolle – ein stabiles Auto und eine ausgewogene Fahrerpaarung sind von weitaus größerer Bedeutung. Und das haben wir auf jeden Fall“, kommentierte Patrik Kaiser die Situation.

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Von Startplatz eins der Klasse ging das Schwesterauto des Trios Kaiser – Schmersal – „C Tiger“ ins Rennen, ebenfalls ein Audi TTRS von Raeder Motorsport. Während „C Tiger“ den Start und die ersten neuen Runden unter die Räder des Audis nahm, fieberte der Liechtensteiner seinem Einsatz als zweiter Fahrer entgegen. „Während der Wartedauer verfolgt man das Rennen über den Zeitenmonitor und hört sich den Funkverkehr zwischen Fahrer und Teamchef an, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Sollte der Fahrer aus irgendwelchen Gründen früher die Box ansteuern, muss man immer parat stehen um das Auto übernehmen zu können“, erklärt er seine rennfreie Zeit in der Box. Mit Argwohn stellt Kaiser fest, dass „C Tiger“ offenbar nicht ganz das Tempo der Wettbewerber halten kann und so wird die Lücke zum zweiten Platz der Klasse immer größer. „C Tiger“ dreht seine Runden deutlich hinter seiner Leistung. Grund dafür waren unter anderem viele, zum Teil schwere Unfälle, die sich bereits ab der ersten Rennrunde ereigneten. Und noch ein Umstand zwang ihn zur besonnenen Fahrt: Für „C Tiger“ war es das erste Rennen auf einem für ihn völlig neuen Auto, an das er sich erst gewöhnen muss. In Runde zehn rollte der Audi TTRS an die Box und Patrik Kaiser übernahm den Wagen auf Rang 33 der Gesamtwertung und Platz zwei der Klasse, denn das lange führende Schwesterauto war mit technischem Defekt ausgeschieden. Kaiser gab dem Audi ordentlich die Sporen und überzeugte das gesamte Team mit konstant schnellen Runden. Seinen Einsatz kommentierte er so: „Ich hatte nicht eine freie Runde: Wenigstens eine Unfallstelle gab es pro Umlauf, zum Teil war über mehrere Kilometer Überholverbot wegen verschmutzter Fahrbahn und havarierter Fahrzeuge. An einigen Stellen wurde die Fahrbahn sogar mit Pylonen verengt, weil Berge-, Abschlepp- und Löschfahrzeuge im Einsatz waren. Eine derartige Materialschlacht habe ich noch selten erlebt. Dennoch konnte ich auf den vor mir liegenden Konkurrenten aufschließen und ihn auch überholen.“ Neun Runden drehte Kaiser, in denen er auf Platz eins der Klasse liegend einen deutlichen Abstand zum Wettbewerb herstellen konnte. Im Gesamtklassement hatte er den Audi auf Platz 17 vorgefahren. Als Kaiser in der Box stand, um den Wagen an Heinz Schmersal zu übergeben, schaffte es der Wettbewerb, sich am Raeder Audi vorbeizuschieben. „Das war unser letzter Stopp und wir wussten, dass die auf Rang eins liegende Konkurrenz noch einmal tanken musste und wir dann wieder auf Rang eins fahren würden. Soweit zur Theorie. Das Wetter war jedoch anderer Ansicht, als etwa 15 Minuten vor Rennende heftiger Hagel einsetzte und die Rennleitung das Rennen abbrechen musste. Damit blieben wir auf Rang zwei, was extrem ärgerlich ist. Hinzu kam, das Heinz Schmersal von einem Porsche über drei Runden blockiert wurde und er so nie in Schlagdistanz zur Konkurrenz fahren konnte.“

Auch wenn es erneut „nur“ für den zweiten Rang in der Klasse reichte, zeigte sich Kaiser mit dem Ergebnis zufrieden: „Für mich ist jeder Kilometer auf der Nordschleife lehrreich und mit jeder Runde werde ich schneller. Selbst die heute vorherrschenden Mischbedingungen – in einigen Abschnitten der 25 Kilometer langen Rennstrecke regnete es, während ein paar Kilometer weiter die Sonne schien – haben mir neue Erkenntnisse gebracht. Zwar hätte ich gerne ganz oben gestanden, was aber nicht ist, kann noch werden.“ Stolz kann er trotz verpassten ersten Platzes sein, denn mit 8:48 Minuten drehte er die schnellste Runde im teaminternen Duell und war damit acht Sekunden schneller als Heinz Schmersal mit seiner schnellsten Runde von 8:55 Minuten. „Und dabei,“ ergänzt Patrik Kaiser, „hatte ich in meiner schnellsten Runde drei Passagen in denen doppelt gelb geschwenkt wurde. Ohne die Störung wäre es ein vielfaches schneller gegangen.“
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