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Porsche Super Cup
09.09.2012

René Rast: „Ich bin auf jeder Rennstrecke schnell“

Der Mann hat die Ruhe weg. Selbst wenn er mal nervös ist, was selten genug vorkommt, lässt er es sich nicht anmerken. „Ich gehe jedes Rennen ruhig und gelassen an, alles andere bringt nichts“, sagt René Rast, der in Monza mit seinem 450 PS starken Porsche 911 GT3 Cup zum dritten Mal hintereinander Gesamtsieger des Porsche Mobil 1 Supercup wurde. Erfolgreicher ist nur der Niederländer Patrick Huisman mit vier Titelgewinnen.

Die Souveränität, mit der René Rast dem schnellsten internationalen Markenpokal der Welt seinen Stempel aufdrückt, ist bemerkenswert. Selbst wenn er unter Druck steht, verliert der 25-jährige Rennfahrer aus Steyerberg nie den Überblick. Er ist, so scheint es, stets Herr der Situation. Fünf Fahrer hatten vor dem letzten Rennen noch eine Titelchance – und doch war es irgendwie logisch, dass am Ende wie schon 2010 und 2011 wieder René Rast die Nase vorne hatte. Sein Erfolgsgeheimnis? „Ich glaube an mich“, sagt er, „und ich weiß, was ich kann.“

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Seine große Stärke war auch in dieser Saison seine Konstanz. Dazu kam das Kalkül, auch mal zurückstecken zu können und lieber sichere Punkte mitzunehmen, als mit zu viel Risiko einen Ausfall zu riskieren. „Als Rennfahrer will man natürlich immer gewinnen, das steckt in einem drin. Wenn man nicht Erster wird, ist man nicht zufrieden“, sagt er. „Es macht aber auch einen guten Rennfahrer aus, dass er auch in schwierigen Situationen die Nerven behält und keinen Blödsinn macht.“ Damit ist er auch in dieser Saison gut gefahren: Nach seinem Auftaktsieg in Bahrain gewann er mit dem vom Lechner Racing Team eingesetzten Porsche 911 GT3 Cup, der auf dem straßenzugelassenen Leichtbau-Sportwagen 911 GT3 RS basiert, nacheinander die Rennen in Valencia, Silverstone und Hockenheim. Mit seinem fünften Saisonsieg in Monza, dem 20. Supercup-Eerfolg seiner Karriere, holte er erneut den Titel. Dazu startete er vier Mal von der Pole-Position. Keiner seiner Konkurrenten behauptete sich dauerhaft auf einem so hohen Niveau.

„Ich bin auf jeder Rennstrecke schnell. Es gibt keine, wo ich sage, die liegt mir überhaupt nicht. Dazu kommt, dass ich sehr wenig Fehler mache“, nennt er einen der Gründe für seine anhaltende Überlegenheit. Die kommt nicht von ungefähr. Auch wenn er nach außen hin stets sehr locker wirkt und zuweilen durchs Fahrerlager streift wie ein zu neuen Streichen aufgelegter Pennäler, so geht er doch voll und ganz auf in seinem Beruf. „Ich investiere sehr viel Zeit in die Analyse von Daten“, sagt er. „Manchmal liege ich nachts im Bett wach und denke darüber nach, wie ich noch schneller werden kann.“

Diese Beharrlichkeit zahlt sich aus. Mit seinen starken Leistungen im Porsche Mobil 1 Supercup empfahl sich René Rast auch für andere Rennserien. Schuldig blieb er auch da nichts. In dieser Saison gewann er nicht nur das 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps, sondern mit Porsche auch die GT-Klasse bei den legendären 24 Stunden von Daytona. An den Sieg beim aufregenden Langstreckenklassiker in Florida denkt er besonders gerne zurück. „Das war extrem anstrengend, aber auch extrem schön“, sagt er. Dass er diese große Aufgabe vielleicht nicht bewältigen, den Erwartungen nicht gerecht werden könnte, daran verschwendete er keinen Gedanken: „Wer mit einem Porsche im Supercup schnell ist, ist mit einem Porsche überall auf der Welt schnell.“

Starke Konkurrenz sieht René Rast nie als Problem, sondern immer als Herausforderung. Mit dieser Einstellung ist er schon als kleiner Knirps ganz gut gefahren, als er mit einem Elektroauto auf einem Supermarkt-Parkplatz in Steyerberg sein erstes Rennen gewann. „Meine Gegner waren gut und gerne doppelt so alt wie ich, doch das hat mir keine Angst gemacht“, sagt er. Seine Rennfahrerkarriere begann im Kart und führte ihn nach Abstechern in die Formel BMW, den VW Polo Cup und die Seat Leon Supercopa in den Porsche Carrera Cup Deutschland, den populären Markenpokal, den er 2008 gewann.

„Für mich war es immer wichtig, dass ich Rennen fahren kann. Die Serie war mir eigentlich egal“, sagt er. Daran hat sich bis heute nichts geändert, und vermutlich wird sich daran auch in Zukunft nichts ändern. Er will am Steuer schneller Autos sitzen, will das tun dürfen, was er am liebsten tut und vermutlich auch am besten kann. „Rennen sind mein Leben“, sagt er. „Ich kann mir gar nichts anderes vorstellen.“
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