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Porsche Carrera Cup
21.10.2012

„Das Titel-Double ist ein absolutes Highlight“

Ein siebter Rang im 16. und vorletzten Saisonlauf des Porsche Carrera Cup Deutschland reichte René Rast, um sich zum zweiten Mal nach 2008 den begehrten Titel im schnellsten Markenpokal Deutschlands zu sichern. Sechs Siege und weitere sechs Podiumsplatzierungen spülten insgesamt 242 Zähler auf sein Konto. Damit kann ihn im morgigen Finallauf kein Konkurrent mehr einholen.

Mit dem Titelgewinn hat der Wahl-Frankfurter vom Team Deutsche Post by tolimit etwas geschafft, das vor ihm lediglich einem weiteren Rennfahrer geglückt ist. Rast wurde im gleichen Jahr sowohl Champion des Carrera Cup als auch des internationalen Porsche Mobil 1 Supercup. In der gut 20-jährigen Historie der Porsche-Markenpokale ist das zuvor nur Frank Stippler in der Saison 2003 gelungen.

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Sie haben das Double geschafft, im gleichen Jahr Champion der beiden wichtigsten Porsche-Markenpokale zu werden. Wie fühlen Sie sich?
Rast: „Großartig! Beide Meistertitel in einem Jahr zu erringen, ist natürlich ein absolutes Highlight meiner Karriere. Ich war zwar schon Carrera-Cup-Champion in der Saison 2008 und zuletzt drei Mal in Folge Meister des Supercup – aber das äußerst schwierige Double gepackt zu haben, ist ein verdammt gutes Gefühl. Mehr kann man in den Porsche-Markenpokalen nicht erreichen.“

Wenn man sich Ihren Hattrick im Supercup anschaut, liegt die Frage nahe: Ist es etwa schwieriger, im deutschen Markenpokal den Titel zu holen?
„Es ist nicht schwieriger. Der Hauptgrund ist, dass ich im Carrera Cup in den Jahren 2010 und 2011 keine komplette Saison fahren konnte, weil ich andere Verpflichtungen hatte oder später in die Saison gestartet bin. Nur 2007 und 2008 habe ich eine komplette Saison im Carrera Cup bestritten und hatte daher auch die echte Chance, um den Titel zu kämpfen.“

Sie sind Ende April mit einem Sieg in Hockenheim in die aktuelle Saison gestartet, aber dann folgte eine sieglose Phase bis zur fünften Rennveranstaltung auf dem Nürnberger Norisring. Was war der Grund?
„In Hockenheim habe ich davon profitiert, dass mein Teamkollege Sean in Führung liegend wegen eines Reifenschadens ausgefallen ist. Sonst hätte ich auch dort nicht gewonnen. Wir hatten von Anfang an ein Problem mit meinem Auto, das wir erst in Nürnberg lösen konnten. Dort haben wir den richtigen Schritt gemacht und ab da ging die Erfolgskurve steil nach oben – gleich auf dem Norisring mit zwei Trainingsbestzeiten und zwei Siegen. Ab dem Moment war ich immer vorne mit dabei. Das heißt, meine Saison kann man eigentlich erst so richtig ab dem Norisring werten. Und ab da lief sie perfekt.“

Was hat die Saison 2012 des Carrera Cup ausgezeichnet?
„Es gab ein sehr gutes, sehr starkes Starterfeld mit sechs siegfähigen Fahrern. Man musste immer kämpfen, weil die Rundenzeiten sehr dicht beieinander lagen. Meine Hauptkonkurrenten waren Nicki Thiim, Kévin Estre, Norbert Siedler und Jaap van Lagen. Aber letzten Endes lief es dann irgendwann auf Sean Edwards und mich hinaus, weil wir eben auch ein sehr gutes Team hatten.“

Ihr Team Deutsche Post by tolimit hat der Saison 2012 mit bislang elf Siegen seinen Stempel aufgedrückt. Was hat die Crew so stark gemacht?
„Wir haben einen ausgezeichneten Ingenieur und sehr erfahrene Mechaniker. Es war eine tolle Kombination, in der alle Faktoren perfekt zueinander gepasst haben. Dazu zählten nicht zuletzt auch drei gute Fahrer. Neben Sean und mir war das auch Klaus Bachler, auch wenn der Porsche-Junior als Carrera-Cup-Neuling natürlich noch nicht so viel Erfahrung einbringen konnte. Aber Sean und ich fahren auf einem ähnlich hohen Niveau. Das treibt einen zusätzlich an. Wir haben immer unsere Daten verglichen und uns ausgetauscht. Damit haben wir letztlich auch viel voneinander gelernt.“

Sean Edwards war nicht nur Ihr Teamkollege, sondern auch Ihr größter Titelrivale. Man hat Sie oft im Fahrerlager zusammen gesehen und den Eindruck bekommen, Sie hatten viel Spaß miteinander. War das Taktik, den Gegner nicht aus den Augen zu lassen?
„Nein, wir verstehen uns wirklich sehr gut. Wenn man in unterschiedlichen Teams fährt, ist die Konkurrenz sicher größer. Aber wenn man zu demselben Team gehört, hat man ganz automatisch sehr viel miteinander zu tun. Man übernachtet im selben Hotel, frühstückt miteinander, fährt zusammen zur Rennstrecke. Es klingt vielleicht überraschend, aber zwischen Sean und mir ist eine Freundschaft entstanden.“

Was mögen Sie an ihm?
„Er ist ein typischer Engländer, ein lustiger Typ. Er kann nett sein, er hat aber auch alle Tricks drauf. Das haben wir beide, da nehmen wir uns nichts. Wenn einer einen Streich spielt, kommt die Reaktion des Anderen prompt. Das ist ziemlich ausgeglichen. Sean ist für viele Späße zu haben, er kann austeilen, aber auch einstecken. Es ist kein Druck zwischen uns gewesen, sondern das Gefühl: okay, der Bessere soll gewinnen. Unser Verhältnis übers Jahr war ganz entspannt.“

Sie gelten ohnehin als entspannter Typ. Stimmt das oder täuscht der Eindruck, weil Sie Ihre wahren Gefühle vielleicht nur gut zu verbergen wissen?
„Ich glaube, ich war noch nie so entspannt an einem Meisterschafts-Wochenende wie jetzt in Hockenheim. Als es im August und September um den Supercup-Hattrick ging, war ich manchmal ganz schön nervös. Und als ich 2008 um meinen ersten Carrera-Cup-Titel gekämpft habe, war ich extrem angespannt. Aber vor dem jetzigen Carrera-Cup-Finale war ich tiefenentspannt als ginge ich zu meiner Oma zum Mittagessen. Natürlich hat mir geholfen, dass ich den Supercup-Titel schon in der Tasche habe. Ich baue mir keinen Druck mehr auf, es passt einfach rundherum alles.“

Was macht den Rennfahrer René Rast im Porsche-Rennwagen so stark?
„Das ist schwer zu beantworten. Ich hab‘ so viel Erfahrung! Und vielleicht habe ich das Glück, dass mir die Charakteristik des heckgetriebenen Elfers einfach liegt? Was die reinen Rundenzeiten angeht, konnte ich mich ja nicht von den anderen Fahrern absetzen, das hat man gerade in Hockenheim wieder gesehen. Da ist keiner wirklich überlegen. Aber es gilt dann eben, in den Rennen einen kühlen Kopf zu bewahren und sie sauber und fehlerfrei zu Ende zu bringen. Und darin bin ich gut.“

Wie sieht der Traum von Ihrer weiteren Rennfahrerkarriere aus?
„Meine Zukunft sehe ich ganz klar bei Sportwagen-Langstreckenrennen. Ich habe in diesem Jahr schon ein paar Einsätze bestritten und fand das super. Langstreckenrennen zu fahren ist mein Ziel, sie zu gewinnen, mein Traum.“

Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Womöglich am Computer Rennen fahren?
„Das mache ich tatsächlich ab und zu, aber nicht so oft. Ich treibe viel und gerne Sport, relaxe oder gehe mal ins Kino. Alles ganz normal halt. Also, auf Extremsport habe ich keinen Bock. Ich werde sicher nicht vom Eiffelturm springen.“
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