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Formel 1
01.02.2011

Lotus Renault GP will 2011 um Podestplätze und Siege kämpfen


Das Team Lotus Renault GP enthüllte gestern auf der Formel 1-Teststrecke von Valencia den neuen R31. Am 1. Februar 2011 beginnen die Grand Prix-Teams auf dem Circuit de la Comunitat Valenciana Ricardo Tormo ihre Vorsaison­testfahrten.

Eric, kaum noch ein Monat, dann geht es in der Formel 1 wieder rund. Mit welchen Erwartungen starten Sie in die neue WM-Saison?
Ich denke, wir dürfen uns mit Fug und Recht auf ein spannendes Jahr freuen – zumal unser Rennstall am Beginn einer neuen Ära steht. 2010 haben wir dazu genutzt, die Strukturen des Teams neu auszurichten und uns für die Zukunft besser aufzustellen. Zugleich hat jeder einzelne alles gegeben, um unsere Konkurrenzfähigkeit auf der Strecke zu verbessern – das Ergebnis konnten wir anhand der Zeiten und Ergebnisse klar ablesen. Jetzt steht uns mit der Lotus-Gruppe ein neuer starker Partner langfristig zur Seite und gewährt uns die finanzielle Stabilität, um auf dieser Basis aufzubauen und in eine vielversprechende Zukunft zu blicken. Diese Perspektive hat uns allen einen zusätzlichen Motivationsschub verliehen, denn wir können auch weiterhin an der Spitze der Formel 1 kämpfen und uns mit den stärksten Konkurrenten messen. In den vergangenen zwölf Monaten haben wir wirklich sehr hart daran gearbeitet, perfekt vorbereitet in die neue Saison zu starten – und ich bin wirklich sehr stolz auf das, war wir erreicht haben. Von mir aus kann es jetzt losgehen.

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Die Wintermonate sind für ein Formel 1-Team immer eine besonders stressige Zeit, da intensiv an der Entwicklung der neuen Rennwagen gearbeitet wird. Wie ist es im Workshop von Lotus Renault während der Entstehung des neuen R31 zugegangen?
Es stimmt: In der Formel 1 gibt es auch nach dem Ende der Saison keine Pause. Wir haben die Arbeit am R31 bereits begonnen, da hatte sein Vorgänger – der Renault R30 – noch keinen einzigen Grand Prix bestritten. Den 2010er-Renner haben wir über das Jahr betrachtet einer intensiven Weiterentwicklung unterzogen, am Ende der Saison war er rund zwei Sekunden pro Runde schneller als noch im Frühjahr. Diese hohe Schlagzahl haben wir für den neuen R31 gleich übernommen – ein Beweis dafür, mit welchem Engagement und mit wie viel Herzblut unsere Mitarbeiter bei der Sache sind. Keine Frage, die Arbeitsbelastung war und ist immens. Wir werden auch nicht nachlassen und versuchen, das Optimum aus den Vorsaison-Testfahrten zu schöpfen. Wenn wir das schaffen, sollte uns ein guter Start in das neue WM-Jahr gelingen.

Kann das Team auch in dieser Saison wieder ein so hohes Entwicklungstempo anschlagen wie im Vorjahr?
EB Unser Plan sieht tatsächlich vor, 2011 mit der gleichen aggressiven Entwicklungsstrategie anzugreifen – auch wenn wir davon ausgehen, dass wir dabei von einer ungleich besseren Ausgangsposition starten können. Dies bedeutet, dass wir noch kreativer nach neuen Lösungen Ausschau halten und Technologien in Betracht ziehen müssen, die wir bislang noch nicht näher untersucht haben. Doch ständige Innovation ist nicht der einzige Schlüssel zu einer verbesserten Konkurrenzfähigkeit. Darum haben wir in den vergangenen zwölf Monaten unsere internen Prozesse genau analysiert und dabei jeden Stein umgedreht. Heute arbeitet das Team mit einer um 15 Prozent höheren Effizienz.

Das Grand Prix-Team geht mit dem gleichen Fahreraufgebot an den Start wie in 2010. Wie wichtig ist diese Stabilität für die Performance Ihres Rennstalls?
Stabilität zählt in praktisch jedem Wirtschaftsbereich zu den wichtigen Erfolgsfaktoren. Dies gilt für das sich so schnell weiterentwickelnde Formel 1-Umfeld, in dem der Konkurrenzkampf bis ins kleinste Detail reicht, erst recht. Wir wollen mit unserem Team so zügig wie möglich wieder hundertprozentig wettbewerbsfähig sein, deswegen spielt die Kontinuität auf Fahrerseite eine so bedeutende Rolle. Nur so können wir von den Erfahrungswerten profitieren, die wir im vergangenen Jahr gesammelt haben. Fahrer, Ingenieure, Mechaniker und auch das neue Management unseres Rennstalls arbeiten nun seit einem Jahr zusammen, in dieser Zeit ist ein enormes gegenseitiges Verständnis gewachsen. Hiervon und von unserem ausgeprägten Teamgeist wollen wir jetzt profitieren, denn es wird uns stärker machen.

Ihre Einschätzung der Dinge bitte: Was werden Robert Kubica und Vitaly Petrov in der Saison 2011 erreichen können?
Mit unserem Fahreraufgebot dürfen wir uns über einen spannenden Mix aus Talent, Erfahrung und Jugend freuen. Robert Kubica zählt ohne Zweifel zu unseren stärksten Argumenten, auf seine Schnelligkeit, sein unermüdliches Engagement und seine Leidenschaft können wir uns langfristig verlassen. Vitaly Petrov hat im vergangenen Jahr klar aufgezeigt, dass wir seinem fahrerischen Talent zu Recht vertraut haben – ein Investment, von dem wir jetzt profitieren. Er weiß nun, was wir von ihm erwarten, und ist fest gewillt, uns beim Erreichen unserer gemeinsamen Ziele zu helfen. Die Erfahrungen, die er 2010 sammeln konnte, werden ihm den Start in seine zweite Formel 1-Saison stark erleichtern.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass Lotus Renault GP der nächste Schritt gelingen wird und das Team in diesem Jahr um Grand Prix-Siege kämpfen kann?
Der Rennsport ist unser Leben, darum kennen wir auch nur ein Ziel: Wir wollen gewinnen. Das zählt zu den Kernelementen unserer Philosophie. Die ganze harte Arbeit, die wir in den zurückliegenden Monaten in den neuen Renault R31 investiert haben, diente nur einem Zweck: einer deutlichen Leistungssteigerung im Vergleich zu 2010. Darum sollten wir in dieser Saison deutlich konkurrenzfähiger sein. Ob dies genügt, unsere Konkurrenten zu schlagen? Das ist schwierig vorherzusagen. Aber wenn ich den Aufwand sehe, den wir betrieben haben, kann ich nur eines sagen: Verdient hätten wir es auf jeden Fall.

Robert, noch etwas mehr als ein Monat, dann startet die neue Saison. Wie sehr freust Du dich auf die bevorstehenden Aufgaben?
Robert Kubica Nach einer langen Winterpause möchtest Du am liebsten sofort ins Auto springen und loslegen. Ich sehne den Saisonstart herbei. Neben den neuen Teamfarben gilt es für uns auch, mit einigen Regeländerungen umzugehen. So ist ab diesem Jahr beispielsweise der Doppeldiffusor verboten. Hinzu kommen die verstellbaren Heckflügel und die neuen Pirelli-Reifen. Bei den Wintertests wartet daher eine Menge Arbeit auf uns. Wir werden unser Bestes geben und optimal vorbereitet in die neue Saison starten.

2011 ist Dein zweites Jahr in diesem Team. Wird es dadurch einfacher für Dich, das Maximum aus Dir und dem Auto herauszuholen?
Wenn Du neu in ein Team kommst, brauchst Du immer eine gewisse Eingewöhnungszeit, um die Mannschaft kennenzulernen und zu verstehen, wie sie arbeitet. Darüber muss ich mir in diesem Jahr keine Gedanken mehr machen, ich weiß ganz genau, was mich erwartet. Das erleichtert es natürlich, das Optimum aus dem Auto herauszuholen und die Performance kontinuierlich zu verbessern.

Wie stark wird sich die Formel 1 durch all die neuen Regeln Deiner Meinung nach verändern?
Ich glaube, dass der Sport ein etwas anderes Gesicht bekommt. Aber die Herausforderung wird nicht größer, denn ein Formel 1-Rennwagen am Limit zu bewegen, ist unter allen Umständen ein anspruchsvolles Unterfangen. Wir Fahrer werden viel mit der Bedienung von KERS und dem verstellbaren Heckflügel beschäftigt sein. Aber das bedeutet keine große Umstellung zur vergangenen Saison, als wir den F-Schacht steuerten. Ich freue mich darauf, wieder beide Hände am Lenkrad haben zu können. Gerade am Anfang der Testfahrten müssen wir darauf achten, die neuen Systeme bis ins kleinste Detail zu verstehen. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir uns schnell an sie gewöhnen und uns die Bedienung in Fleisch und Blut übergeht.

Freust Du dich als Fahrer auf den verstellbaren Heckflügel?
Der verstellbare Heckflügel wird mehr Überholmanöver ermöglichen. Das ist gut für die Formel 1 und den Unterhaltungswert des Sports. Wir müssen aber aufpassen, dass der Vorteil für den Hinterherfahrenden nicht zu groß wird. Wenn wir in jeder Runde Überholmanöver sehen, weil der Überholende einen unfairen Vorteil hat, wird die Begeisterung für den Flügel schnell nachlassen. Großen Einfluss wird der verstellbare Heckflügel auch auf die optimale Getriebeübersetzung haben. Vor allem beim sechsten und siebten Gang wird es schwierig, den richtigen Kompromiss zu finden. Selbst wenn du eine gute Abstufung fürs Qualifying findest, wo du den Flügel so oft benutzen kannst, wie du möchtest, heißt das noch lange nicht, dass es dann auch fürs Rennen passt, wenn der Einsatz des Flügels limitiert ist.

Wie schwierig ist es, das enorme Arbeitsaukommen bei den Wintertests zu bewältigen, um rechtzeitig zum Saisonstart optimal vorbereitet zu sein?
Es ist immer eine anspruchsvolle Aufgabe, weil die Anzahl der erlaubten Testtage begrenzt ist. Ich glaube aber, uns steht bis zum ersten Grand Prix in Bahrain ausreichend Zeit zur Verfügung. Es hängt viel davon ab, wie gut es zu Beginn der Wintertests läuft. Hoffen wir, dass uns keine unliebsamen Überraschungen bevorstehen, die wertvolle Zeit kosten. Durch die vielen Neuerungen steht uns in diesem Jahr etwas mehr Arbeit ins Haus. Um zu verstehen, wie KERS, der Heckflügel und die neuen Reifen funktionieren, werden wir viele Runden fahren müssen. Vor allem die Arbeit mit den Reifen wird viel Zeit verschlingen, denn wir müssen jede Gummimischung mit unterschiedlichen Treibstoffladungen fahren, um ihr Verhalten zu ergründen. Ich drücke uns die Daumen, dass wir einen problemlosen Start in die Testarbeit haben, damit wir uns so schnell wie möglich um das Maximieren unserer Performance kümmern können.

Mit welchen Hoffnungen und Erwartungen gehst Du in die neue Saison?
Mein Ziel lautet wie jedes Jahr, über das gesamte Jahr gute und konstante Leistungen zu zeigen. Diesen Anspruch stellt jeder Rennfahrer an sich selbst. Im Moment kann ich schlecht beurteilen, wie konkurrenzfähig unser Gesamtpaket sein wird. Unsere Ingenieure haben sich für ein sehr innovatives Design des Autos entschieden. Das gefällt mir. Die vergangene Saison verlief für uns sehr gut. Daran wollen wir anknüpfen und noch näher an die Top-Teams heranrücken. Das heißt, dass wir uns an Teams wie Ferrari, McLaren und Red Bull orientieren. Wir wissen, dass es nicht einfach wird. Aber wir werden hart arbeiten, um sie herausfordern zu können.

Vitaly, wie fühlt es sich an, im zweiten Formel 1-Jahr für Lotus Renault GP zu fahren?
Ich bin sehr stolz, zu diesem Team zu gehören, und hoffe, dass wir zusammen Großes erreichen werden. Das Team glaubt an mich und ich habe die Chance, allen zu beweisen, dass sie damit richtig liegen.

Fühlst Du dich bereit, 2011 den Durchbruch zu schaffen?
Es ist allgemein bekannt, dass ich 2010 kein einfaches Debütjahr erlebt habe. Aber nach einer vollen Saison in der Formel 1 habe ich genügend Selbstvertrauen, die große Aufgabe 2011 anzugehen. Ich weiß, was ich ändern muss und wo ich mich verbessern kann. Ich bin entschlossen, eine gute Figur abzugeben und hart für das Team zu kämpfen und zu arbeiten.

Du bist jetzt kein Rookie mehr und weißt, wie die Formel 1 funktioniert. Ändert dieses Wissen Deine Herangehensweise?
2010 war eine lange Saison, in der ich viel gelernt habe. Folglich komme ich mit mehr Erfahrung und hoffentlich als besserer Fahrer zurück. Ich weiß jetzt, wie anspruchsvoll die Formel 1 in jeder Beziehung ist und dass ein kleiner Fehler die Arbeit eines ganzen Wochenendes ruinieren kann. Meine Zielsetzung lautet, dass ich aus allen Sessions das Maximum heraushole und das gesamte Rennwochenende über konzentriert bleibe.

Was hältst Du von den Regeländerungen zur Saison 2011?
Ich finde sie gut für die Formel 1 und weiß, dass das Team seit langem daran arbeitet, die neuen Technologien optimal umzusetzen. Für mich gibt es wieder einiges zu lernen. Ich bin noch nie mit KERS gefahren, der verstellbare Heckflügel ist dagegen für alle neu. Als größte Herausforderung sehe ich im Moment die Anpassung an die neuen Reifen. Es wird einen großen Teil der Wintertests beanspruchen, ihr Verhalten zu verstehen. Ich glaube, das ist unsere wichtigste Aufgabe.

Mit welchen Zielen gehst Du in deine zweite Saison?
Das ist vor der Saison immer schwierig zu beantworten, erst recht vor Beginn der Wintertests. Selbst wenn du schon einige Tage gefahren bist, kannst du kaum schlüssig sagen, wer wirklich schnell ist und wo du selbst stehst. Erst beim Saisonauftakt in Bahrain werden wir herausfinden, wer über den Winter die beste Arbeit geleistet hat. Ich kann mir also kaum konkrete Ziele setzen, bevor ich nicht alle Fakten kenne.

Wie hast Du dich auf die Saison vorbereitet?
Ich bin nach dem Finale 2010 in meine russische Heimat gereist zu Familie und Freunden. Dort konnte ich eine Weile abschalten und relaxen. Dann habe ich mein Training wieder aufgenommen, habe Fußball gespielt und mit Skilanglauf an meiner Fitness gearbeitet. Anfang Januar bin ich nach England umgezogen und verbringe seitdem viel Zeit mit dem Team in Enstone. Ich halte das für sehr wichtig, denn so stärke ich mein Arbeitsverhältnis mit den Ingenieuren, den Mechanikern und den anderen Menschen im Team. Ich lebe nahe des Workshops, verbringe in der Woche viel Zeit dort und hoffe, dass auch dies zu einer möglichst optimalen Vorbereitung auf die Saison beiträgt.

James, was zeichnet den R31 aus und wie unterscheidet er sich von seinem Vorgänger?
In der heutigen Formel 1 werden ja gerne Begriffe wie „aggressiv“ oder „innovativ“ benutzt – aber ich glaube, auf unseren R31 treffen diese Adjektive tatsächlich zu. Wir sind mit sehr viel Ehrgeiz an die Konstruktion herangegangen. Schon ein kurzer Blick auf das Basislayout verdeutlicht, dass sich das gesamte Konzept stark unterscheidet – nicht nur von unserem Vorjahresauto, sondern von jedem anderen Auto, das dieses Team je gebaut hat. Diese grundlegenden Neuerungen unterstreichen unsere Zielsetzung, unter den Bedingungen des stark veränderten Technischen Reglements die maximale aerodynamische Performance herauszuholen und das Konzept des angeblasenen Diffusors weiterzuentwickeln.

Stellt der R31 also eine ganz andere Entwicklungsstufe dar als der R30 von 2010?
Es ist kaum möglich, die beiden Modelle sinnvoll miteinander zu vergleichen. 2011 ist ein neues Jahr mit vielen neuen Regeln, deshalb sehen wir den R31 als ein ganz anderes Auto. Wir arbeiten zum Beispiel wieder mit dem Energierückgewinnungssystem KERS. Um dieses System effizient in das Fahrzeug zu integrieren, musste das Auto komplett neu entworfen werden. Außerdem haben wir uns entschlossen, bei der Hinterradaufhängung erstmals seit Jahrzehnten wieder auf ein Pull-rod-Layout zu setzen. Und jeder aufmerksame Betrachter wird erkennen, mit welcher Akribie wir bestimmte Bereiche völlig neu gestaltet haben – und zwar anders als je zuvor. All diese Maßnahmen dienen dazu, die Möglichkeiten des 2011er-Reglements maximal auszuschöpfen.

Wie seid ihr die Konstruktion und die Fertigung der Fahrzeuge angegangen? Verlief der Winter nach Plan?
Ehrliche Antwort? Beim Bau eines völlig neuen Autos verläuft es niemals nach Plan. Diesen Winter war es besonders knifflig, weil wir neue Systeme mit erheblicher Tragweite berücksichtigen mussten, wie etwa KERS oder den verstellbaren Heckflügel. Alleine diesen Flügel zu entwickeln, hat einen viel größeren Mehraufwand bei der Konstruktion und Fertigung mit sich gebracht als etwa die Modifikation eines Vorjahres-Designs. Wir haben in diesem Punkt mit einem weißen Blatt Papier angefangen. Dasselbe gilt für den Bereich rund um die Auspuffanlage, den wir komplett neu entwerfen mussten.

Wie wird der verstellbare Heckflügel eingesetzt und wie wird er sich auf das Fahrverhalten auswirken?
Ich schätze, dass nicht jedes Team gleich viel Endgeschwindigkeit hinzugewinnt. Das hängt sehr davon ab, wer die effizienteste Lösung gefunden hat. Jeder Rennstall sucht nach dem optimalen Kompromiss, also einem Flügel, der in Kurven hohen Anpressdruck und auf den Geraden wenig Luftwiderstand generiert. Je besser ein Flügel diesen Spagat schafft, umso besser sind die Rundenzeiten im Qualifying und umso besser bist du unter Rennbedingungen aufgestellt. Wie groß der Einfluss der Systems sein wird? Ich schätze, die Zeitgewinne durch den verstellbaren Heckflügel liegen um einiges höher als die durch den F-Schacht in der vergangenen Saison. Aber genau wie der F-Schacht ist dieses System nicht so leicht zu beherrschen. Wir haben sehr viel Zeit im CFD-Rechenzentrum und im Windkanal verbracht, um sicherzustellen, dass unser System den bestmöglichen Kompromiss ermöglicht.

Welche Platzierungen streben Sie mit dem R31 in der kommenden Saison an?
Mit jeder neuen Saison erreichen die Grand Prix-Teams ein neues Level an Professionalität. Es gibt viele Teams, die wissen, wie man ein gutes Formel 1-Auto baut. Und wir machen uns keine Illusionen über die Stärke der Konkurrenz in 2011. Voriges Jahr haben wir vielleicht die Erwartungen einiger Leute in der Boxengasse übertroffen, aber unseren eigenen Erwartungen sind wir nicht unbedingt gerecht geworden. 2010 waren wir schon glücklich, dass wir uns wieder in die richtige Richtung bewegten. Aber wenn wir 2011 im Vergleich mit den Gegnern immer noch dort ständen, wo wir 2010 aufgehört haben, wären wir enttäuscht. Unser Ziel lautet, mit dem R31 vom ersten Rennen an in der Lage zu sein, um Podestplätze oder Siege zu kämpfen. Gemessen an dem Aufwand und an der Arbeit, die in dieses Fahrzeug geflossen sind, wäre das die passende Belohnung für alle Beteiligten.

Bruno, herzlichen Glückwunsch zu Deiner neuen Aufgabe bei Lotus Renault GP. Wie fühlt es sich an, zu diesem Team zu gehören?
Senna Das ist ein großer Moment für mich. Ich arbeite seit Jahren daran, in der Formel 1 Fuß zu fassen. Jetzt zu einem so großen Team zu gehören, macht mich stolz. Ich bin sehr dankbar für diese Chance.

Was denkst Du über die neue schwarz-goldene Lackierung der Boliden? Ist diese Farbgebung für Dich etwas Besonderes?
Ich glaube, jeder Formel 1-Fan wird mir zustimmen, dass diese Farbkombination zu den schönsten der Grand Prix-Geschichte gehört. Das Schwarz-Gold sah beim ersten Einsatz in den 70ern toll aus, es sah toll aus, als mein Onkel Ayrton in den 80ern darin erste Erfolge feierte und es sieht an dem neuen R31 toll aus. Die Tatsache, dass Ayrton einige Jahre in diesen Farben angetreten ist, verleiht meinen neuen Job nochmals mehr Emotionalität.

Du bist kürzlich in Enstone gewesen. Was hältst Du von der Formel 1-Fabrik von Lotus Renault GP?
Ich war sehr beeindruckt. Wenn du durch die Workshops gehst, erkennst du erst, wie viel Arbeit dort geleistet wird und wie gewissenhaft jeder seine Aufgaben verfolgt, um das Team voranzubringen. Die Menschen in Enstone sind sehr optimistisch, dass dem Team dieses Jahr bei der Performance ein großer Schritt nach vorn gelingt.

Was glaubst Du, kannst Du in der Rolle des Ersatzfahrers lernen?
In diesem Jahr wird es für mich darum gehen, mich im Team zurechtzufinden und aus der Arbeit auf diesem Top-Niveau möglichst viel zu lernen. Allein, weil ich Teil dieses Projektes bin, gewinne ich sehr viel wertvolle Erfahrung. Und es liegt an mir, etwas daraus zu machen. Ich hoffe, dass ich mich weiterentwickeln kann und dem Team beweise, dass ich in der Zukunft auch größeren Aufgaben gewachsen bin.

Romain, Du gehörst 2011 als dritter Fahrer zu Lotus Renault GP. Was bedeutet diese Chance für Dich?
Diese Position gibt mir die Möglichkeit, in die Formel 1 zurückzukehren und meinen Traum zu verfolgen, wieder am Start eines Grand Prix zu stehen. Ich glaube, ich komme zu einem günstigen Zeitpunkt zurück, denn das Team ist stark und jeder konnte verfolgen, wie effizient Renault im vorigen Jahr das Auto weiterentwickelt hat. Und seit der Zusammenarbeit mit unserem Partner Lotus herrscht nochmals mehr Aufbruchstimmung. Im Team brummt es und es ist aufregend, ein Teil davon zu sein.

Durch Deine langjährige Verbindung zu Renault bist Du auch in Enstone so etwas wie ein guter alter Bekannter. Wie hat es sich angefühlt, dorthin zurückzukehren?
Wieder nach Enstone zu kommen, war, als wäre ich wieder zu Hause. Es kamen viele schöne Erinnerungen hoch, denn ich kenne den Standort gut und habe dort viele Freunde. Außerdem ist es ein besonderer Moment, weil das Team sich neu aufstellt und alle unheimlich motiviert und gespannt sind auf das, was vor uns liegt.

Du bewegst Dich schon seit Jahren im Umfeld der Formel 1. Was kannst Du aus der Rolle des Ersatzfahrers in dieser Saison lernen?
In der Formel 1 gibt es ständig etwas dazuzulernen, vor allem heutzutage, wo die Piloten nur noch so wenig Zeit in ihren Autos verbringen. Allein schon die Teilnahme an den Meetings der Ingenieure ist eine wertvolle Erfahrung, und ich lerne viele daraus, wie Robert und Vitaly über ihre Autos sprechen.

Wie sehen Deine Aufgaben 2011 genau aus? Wirst Du neben dem Formel 1-Job auch Rennen fahren?
Ja, ich werde dieses Jahr für DAMS zunächst in der GP2 Asia starten und dann die GP2-Hauptserie bestreiten. Ich freue mich auf diese Aufgabe, denn auch die GP2 erlebt einen Umbruch: Es gibt ein neues Einheits-Chassis und erstmals Pirelli-Reifen. Das DAMS-Team ist sehr motiviert und wir werden alles daran setzen, den Titel zu gewinnen.
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