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FIA WEC
06.07.2023

Vier Porsche 963 starten in Monza ins Sechs-Stunden-Rennen

Porsche Penske Motorsport nimmt bei den 6 Stunden von Monza einen weiteren Podestplatz für den Porsche 963 in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft ins Visier. Nach dem enttäuschenden Abschneiden bei den 24 Stunden von Le Mans strebt das Werksteam am kommenden Wochenende Wiedergutmachung an. Neben den eigenen beiden Hybrid-Prototypen und dem Porsche 963 von Hertz Team Jota geht in Italien erstmals auch das LMDh-Hypercar des Kundenteams Proton Competition ins Rennen. In der GTE-Am-Klasse kämpfen fünf 911 RSR um Positionen, Punkte und Pokale.

Die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC startet auf dem Autodromo Nazionale di Monza mit Lauf Nummer fünf in die zweite Saisonhälfte. Porsche Penske Motorsport hat sich bei mehrtägigen Testfahrten mit dem Porsche 963 im Mai auf den 5,793 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitskurs im Königlichen Park vorbereitet. Das Werksteam schickt in Italien wieder zwei Hybrid-Prototypen in das sechs Stunden lange Rennen. Das Fahrzeug mit der Startnummer 5 teilen sich wie gehabt Michael Christensen aus Dänemark, der Franzose Frédéric Makowiecki und der US-Amerikaner Dane Cameron. Auch im Schwesterauto mit der Nummer 6 kommt mit ihren Werksfahrerkollegen Kévin Estre (Frankreich), Laurens Vanthoor (Belgien) und André Lotterer (Deutschland) die Stammbesetzung zum Einsatz. Das Ziel ist klar definiert: Porsche Penske Motorsport will mit einem Podiumsresultat wieder an die starke Form aus dem Frühjahr anknüpfen und wichtige Punkte für die Fahrer- und Teamwertung sammeln.

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„Mit den Ergebnissen aus Le Mans haben wir in der Meisterschaft den Anschluss verloren. Somit werden wir uns in den kommenden Rennen auf Einzelerfolge konzentrieren“, erklärt Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. „Die Strecke in Monza kennen wir bestens. Wir waren dort mit dem Porsche 963 testen und werden unsere dabei gewonnenen Erkenntnisse maximal nutzen. Monza ist das Heimspiel unseres Kontrahenten Ferrari. Es wäre zu schön, die roten Autos dort ein wenig ärgern zu können. Gespannt bin ich auch auf den ersten Einsatz des Porsche 963 vom Kundenteam Proton Competition.“

„Wir müssen an die Ereignisse von Le Mans einen Haken machen. Während wir selbstverständlich alle Geschehnisse genau analysieren, blicken wir natürlich nach vorn: In Monza erwartet uns ein großes Spektakel“, freut sich Urs Kuratle auf das bevorstehende Rennen. „Bei der Veranstaltung in Italien gehen vier Porsche 963 an den Start. Neben unseren zwei Werksautos treten auch die Kundenfahrzeuge von Hertz Team Jota und erstmals von Proton Competition an. Ich hoffe, dass wir das große Potenzial des Autos in viele Punkte umsetzen“, fügt der Leiter Werksmotorsport LMDh hinzu.

„Unser in Mannheim basiertes WEC-Team hatte nach Le Mans nur wenige Wochen Zeit, sich auf Monza vorzubereiten“, so Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Das 24-Stunden-Rennen hat uns nicht die Ergebnisse gebracht, die wir uns gewünscht hätten. Aber seit dem Saisonauftakt in Sebring vor wenigen Monaten war es ein langer Weg bin hin zu jener Mannschaft, mit der wir in Le Mans aufgetreten sind. Wir wachsen als Gruppe zusammen. Die Verbesserungen sehen wir an der Strecke: Wir müssen nur in einen guten Rhythmus aus Konstanz und Zuverlässigkeit finden, um diesen Prozess in regelmäßige Top-3-Ergebnisse umzumünzen. Wir haben einige sehr starke Wettbewerber, aber unser Ziel für das FIA WEC-Rennen in Monza steht fest: Wir wollen mit dem Porsche 963 erneut einen Podestplatz einfahren.“

Ebenso wie bei den 24 Stunden von Le Mans gehen in Monza erneut vier Porsche 963 ins Rennen: Neben den beiden Werksautos und dem Fahrzeug des Hertz Team Jota bringt erstmals auch das deutsche Kundenteam Proton Competition einen der über 500 kW (680 PS) starken Hybrid-Prototypen an den Start. Pilotiert wird er vom Porsche-Werksfahrer Gianmaria Bruni aus Italien, dem Briten Harry Tincknell und Neel Jani. Der Schweizer hat 2016 zusammen mit Porsche das 24-Stunden-Rennen von Le Mans am Steuer des 919 Hybrid gewonnen und sich im gleichen Jahr zum FIA Langstrecken-Weltmeister gekürt.

„Wir haben das Auto erst am vergangenen Donnerstag erhalten und hatten keine Möglichkeit, vor dem Monza-Rennwochenende einen Test zu absolvieren“, erklärt Christian Ried, Teameigner Proton Competition. „Wir betrachten unseren ersten Einsatz in der WEC als Test. Uns geht es in erster Linie darum, möglichst viele Kilometer mit dem Porsche 963 zu fahren, um maximal Daten und Erkenntnisse zu sammeln. Die sportlichen Ziele sind unter diesen Bedingungen selbstverständlich begrenzt. Ich bin sicher, dass wir mit unserer erfahrenen Mannschaft und dem starken Fahrertrio schnelle Fortschritte realisieren werden.“

Das Hertz Team Jota setzt auch in Italien auf den Briten Will Stevens, Werksfahrer António Félix da Costa aus Portugal und Yifei Ye. Der Chinese ist Förderfahrer von Porsche Motorsport Asien-Pazifik.

Bereits 1922 fanden im Königlichen Park von Monza erste Rennen statt – damals auf einem Ovalkurs, dessen überhöhte Kurven bis heute erhalten sind. Die aktuelle, 5,793 Kilometer lange Variante des Autodromo Nazionale steht mit ihren langen Geraden ganz im Zeichen hoher Geschwindigkeiten. Von 1950 bis heute hat die Formel 1 insgesamt 72 Grands Prix auf der Strecke nahe der norditalienischen Metropole Mailand ausgetragen. Die FIA WEC absolvierte 2017 ihren offiziellen Test vor dem Saisonstart auf dem Traditionskurs, den sogenannten Prolog. 2021 gastierte die Langstrecken-WM erstmals mit einem 6-Stunden-Rennen auf dem Highspeed-Parcours. Damals konnte der Porsche 911 RSR des Werksteams nach einem engen Kampf die GTE-Pro-Klasse für sich entscheiden.

Fünf 911 RSR stellen sich in Monza wieder dem Kampf um Punkte und Pokale in der GTE-Am-Klasse. In dem rund 378 kW (515 PS) starken GT-Rennwagen des Porsche-Kundenteams Iron Dames streben Sarah Bovy aus Belgien, Michelle Gatting aus Dänemark und die Schweizerin Rahel Frey ihren ersten Saisonsieg an. Im Iron Lynx-Bruderauto möchten sich Claudio Schiavoni und Matteo Cressoni bei ihrem Heimrennen den Erfolg mit dem Belgier Alessio Picariello teilen. Bei Dempsey-Proton Racing greift Teamchef Christian Ried aus Schöneburg gemeinsam mit dem Dänen Mikkel Pedersen und dem ehemaligen Porsche-Junior Julien Andlauer aus Frankreich ins Lenkrad. GR Racing setzt erneut auf den Briten Michael Wainwright, dessen Landsmann Ben Barker und Riccardo Pera aus Italien. Project 1 – AO hat für den fünften WEC-Saisonlauf den Portugiesen Guilherme de Oliveira, Efrin Castro aus der Dominikanischen Republik und Matteo Cairoli genannt. Auch der Italiener hat das Porsche-Junior-Förderprogramm durchlaufen und am vergangenen Wochenende den Bronze-Cup der 24 Stunden von Spa-Francorchamps gewonnen.

Michael Christensen (Porsche 963 #5): „Ich freue mich schon sehr, mit dem Porsche 963 im Highspeed-Tempel Monza zu fahren. Nach Le Mans wollen wir unbedingt ein gutes Ergebnis erreichen. Hoffentlich können wir ein sauberes Rennen absolvieren und ohne Zwischenfälle über die Runden kommen. Gelingt dies, haben wir eine Chance auf einen Podestplatz. Das ist unser großes Ziel. Im Bereich Performance fehlt uns im Vergleich zu einigen Mitbewerbern noch etwas, aber zuletzt ging es diesbezüglich in die richtige Richtung. Diesen Trend möchten wir nun konsequent fortsetzen.“

Laurens Vanthoor (Porsche 963 #6): „Monza ist eine coole Strecke, die Veranstaltung vor vielen italienischen Fans macht immer großen Spaß. Auch das Umfeld dort gefällt mir sehr gut. Nach unserem verkorksten Auftritt in Le Mans wollen wir Wiedergutmachung betreiben. Hoffentlich gelingt uns dies in Monza. Oft gibt es auf dem Highspeed-Kurs tolle Windschatten-Schlachten – das wird spektakulär. Ein Erfolg wäre für alle bei Porsche Penske Motorsport enorm wichtig.“

Will Stevens (Porsche 963 #38): „Ich blicke dem Monza-Rennen erwartungsvoll entgegen – vor allem, weil wir in Le Mans viel Potenzial aufzeigen konnten, aber nicht das Ergebnis erreicht haben, das unserem Gefühl nach in Reichweite lag. Wir haben bei den vielen Rennkilometern dort viel über unseren Porsche 963 gelernt. Das wollen wir in Italien nun umsetzen und hoffentlich in ein gutes Resultat ummünzen.“

Gianmaria Bruni (Porsche 963 #99): „Endlich bin ich zurück in der FIA WEC! Ich freue mich, dass ich mit Proton Competition im Porsche 963 in der Topklasse Hypercar antreten kann. Es wird hoch interessant, denn für uns werden es die ersten Fahrten im neuen Hybrid-Prototypen. Wir konnten zuvor nicht mehr testen und steigen nun direkt in den Wettbewerb ein. Deswegen dürfen wir unsere sportlichen Ansprüche nicht zu hoch ansetzen: Die Mitbewerber sind zumeist Werksteams, die uns viele Monate und unzählige Kilometer an Erfahrung voraus haben. Wir wollen schnell aufholen und eine steile Lernkurve hinlegen. Für mich als Italiener stellt es natürlich etwas ganz Besonderes dar, dass wir unser Debüt mit dem Porsche 963 ausgerechnet in Italien feiern!“
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