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ROTAX MAX Challenge
17.10.2022

Dramatisches Saisonfinale der RMC Germany in Genk

Auf ein fulminantes Saisonfinale blickt die Rotax MAX Challenge Germany zurück, die am vergangenen Wochenende (15./16. Oktober 2022) zum letzten Rennen des Jahres lud. Rund 100 Fahrerinnen und Fahrer reisten zum großen Showdown ins belgische Genk, wo neben den diesjährigen Champions auch die Weltfinalteilnehmer für die Rotax MAX Grand Finals in Portimao (PT) ermittelt wurden. Die Titelentscheidungen in Deutschlands ältester Single-Brand-Kartrennserie hätten kaum dramatischer fallen können. Die Zuschauer vor Ort und vor dem Live-Stream erlebten dramatische Manöver, neue Sieger, überraschende Wendungen, eine Regenschlacht am Samstag sowie mitreißende Finals mit viel Sonnenschein am Sonntag.

Micro: Henri Möhring gewinnt zum Abschluss

Bei den Jüngsten der RMC Germany war die Titelentscheidung bereits in Wittgenborn zu Gunsten von Maxim Becker (C4-Racing) gefallen. Entsprechend entspannt konnte der frischgebackene Champion das Wochenende in Angriff nehmen und sich im Qualifying hinter dem Trainingsschnellsten Julian Dümmer (3G Racing) einreihen. Nach den Heats übernahm Becker die Führung im Klassement und verwandelte seinen Vorteil im ersten Wertungslauf auch prompt in den Sieg. Zweiter wurde Henri Möhring (Nees Racing) vor Joliena Marie Schultz (C4-Racing). Wiederholen konnte Becker seine Leistung im zweiten Rennen nicht: In einer Startkollision beschädigte er sein Kart, fiel zurück und musste letztlich die Box ansteuern. Damit war der Weg frei für Möhring, der sich zum Abschluss den ersten Sieg in der RMC sicherte und Julian Dümmer sowie Tiberius Müller (Nees Racing) auf die Plätze verweis. Auch in der Tageswertung behauptete sich Möhring, der zudem den Vizetitel gewann, auf Platz eins, während Becker und Müller die Ehrenplätze belegten.

Mini: Di Salvo bringt Titel nach Hause

Ausgeglichen ging es bei den Minis zur Sache: Hatte am verregneten Samstag noch Gaststarter Casper Nissen (RS Competition) die Zügel in der Hand, wendete sich das Blatt am Sonntag. In beiden Finals lieferten sich der Gesamtführende Marlon Di Salvo (C4-Racing) und Gabrijel Hofmann (Woik Motorsport) ein packendes Duell um den Sieg. Am Ende teilten sich die beiden die Laufsiege, wobei Hofmann das entscheidende zweite Rennen – und damit die Tageswertung – gewann. Di Salvo konnte auch über den zweiten Rang lachen, reichte das Ergebnis doch zum Meisterschaftsgewinn. Dritter der Tageswertung wurde Lenn Abbas (3G Racing). Titelfavorit Niklas Cassarino (DJS Racing) hatte am Finalwochenende wenig Glück, konnte letztlich trotzdem noch Rang zwei in der Meisterschaft retten und wurde dafür noch mit einem Ticket für das Weltfinale belohnt.

Junioren: Austin Lee wendet das Blatt

Im Qualifying war die Welt für den Gesamtführenden Mikkel Pedersen (JJ Racing) noch in Ordnung. Mit der Bestzeit verschaffte er sich die beste Ausgangslage für die Vorläufe. Doch diese verliefen alles andere als planmäßig. Eine Disqualifikation wegen eines technischen Regelverstoßes warf ihn weit zurück und so war es mit Teamkollege Austin Lee ausgerechnet sein schärfster Rivale in der Meisterschaft, der fortan den Ton angab. Der Weisendorfer eroberte die Pole-Position und war fortan nicht mehr zu bremsen. Er fuhr im ersten Finale einen kontrollierten Sieg vor Kasper Schormans (JJ Racing) nach Hause. Pedersen konnte mit einer beherzten Aufholjagd vom zwölften Platz aus bis auf Rang drei vorfahren.

Weniger leichtes Spiel hatte Lee im zweiten Durchgang. In einem Vierkampf wechselte die Führung mehrmals und erst gegen Ende konnten sich Austin Lee und Montego Maassen (Nees Racing) etwas vom Pulk absetzten. Letztlich machte Lee im Foto-Finish mit nur 0.071 Sekunden Vorsprung den Doppelsieg, Tagessieg und Titelgewinn perfekt. In der Tageswertung nahmen Kasper Schormans und Beau Lowette (Daems Racing) auf dem Podium Platz.

Senioren: Kraft Motorsport gewinnt mit Kraftakt

Das Wochenende der Senioren-Klasse war an Dramatik kaum zu überbieten: Schon im Zeittraining lief es für Tabellenführer Farin Megger (JJ Racing) nicht nach Plan: Nur Rang sieben stand für den letztjährigen Junior-Champion zu Buche, während sich an der Spitze mit Nikita Gense, Lewis Gilbert und Titel-Rivale Janne Stiak eine Mehrfach-Führung für Kraft Motorsport formierte. Diese Dominanz hatte auch nach den Vorläufen Bestand, allerdings verkürzte Megger mit P4 seinen Rückstand – perfekte Vorrausetzungen für ein spannendes erstes Finale. Doch dazu sollte es nicht wirklich kommen: Ausgerechnet der Gesamtführende Megger geriet schon in der ersten Runde in eine Kollision und musste dem Feld hinterhereilen. Mehr als Rang sechs war trotz einer beherzten Aufholjagd nicht mehr zu holen. An der Spitze sah es nach einem Sieg für Nikita Gense aus. Dieser überließ die volle Punktzahl in der letzten Runde jedoch mit einem offensichtlichen Bremsmanöver auf der Gegengeraden seinem Markenkollegen Janne Stiak, der sich damit wieder voll im Titelkampf wiederfand.

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Das zweite Finale musste nun die Entscheidung bringen und erneut konnte Stiak von der Schützenhilfe seiner Teamkollegen profitieren. Während er sich an der Spitze aus dem Staub machen konnte, kümmerten sich seine Stallgefährten um die Verfolger – darunter auch Farin Megger. Trotz zahlreicher und massiver Blockade-Aktionen seiner Gegner gelang es Megger, phasenweise bis auf P2 vorzufahren. Zur einer Verfolgung Stiaks sollte es aber nicht kommen. Megger wurde in ein größeres Kampfpulk verwickelt und in der Folge gleich zweimal unsportlich von der Bahn geschoben. Diverse nachträgliche Strafen änderten wenig am 12. Schlussrang Meggers, der damit den ersehnten Meistertitel abschreiben musste. Stiak blieb von den Ereignissen hinter sich unbeeindruckt. Er sah letztlich mit fast zehn Sekunden Vorsprung als Erster die Zielflagge und gewann damit nicht nur die Tageswertung, sondern auch den Meistertitel. Als Zweiter und Dritter stiegen am Abend seine Tony-Kart-Kollegen Nevio Fischer und Nikita Gense auf das Podest.

DD2 Masters: Schollenberger räumt ab

Eigentlich hätte die Titelvergabe im DD2 Masters eine reine Formsache für Denis Thum (Kraft Motorsport) werden sollen. Doch es sollte anders kommen. Der mehrfache RMC-Champion wurde in beiden Vorläufen wegen Abkürzens disqualifiziert und verzichtete auf eine weitere Teilnahme an der Veranstaltung, wohlwissend, dass er sich bereits ein Weltfinalticket durch den Gewinn der Rotax MAX Challenge Euro Trophy gesichert hatte.
Nach Thums Rückzug war der Weg endgültig frei für Daniel Schollenberger (Schollenberger Racing). Der Titelverteidiger war schon im Zeittraining der schnellste Mann auf der Piste, lag auch nach den Vorläufen in Front und ließ der Konkurrenz auch in beiden Finals keine Chance. Damit gewann er souverän die Tageswertung vor Thomas Piert (Praga) und Chris Koep (FM Racing). Auch in der Gesamtwertung konnte er sich durch Thums unverhoffte Nullnummer als neuer und alter Champion behaupten.

DD2: Bock setzt sich im Titelkampf durch

Hannes Borde (Nees Racing) war der Überraschungsmann am Samstag. Der Maranello-Pilot markierte im Qualifying die Bestzeit und bestätigte seine Performance auch in den Vorläufen, sodass er sich die Pole-Position für das erste Finale sichern konnte. Hier musste Borde allerdings Federn lassen und sich hinter Lokalmatador Xander Przybylak (Tony Kart) und Titelaspirant Fabian Bock (Woik Motorsport) begnügen. Letztgenannter kassierte sogar die vollen Meisterschaftspunkte, da der vor ihm platzierte Belgier als Gaststarter nicht punktberechtig war – für Bock ein wichtiger Schritt Richtung Titel.

Im zweiten Finale brannten die DD2-Piloten ein wahres Feuerwerk ab: Teilweise kämpften bis zu 17 Fahrer um die Spitze. Nach unzähligen Positionswechseln war es DD2-Rookie Mathias-Bjerre Jakobsen (RS Competition), der seinen ersten Triumph in der RMC feiern durfte. Zweiter wurde Maxim Dirickx (Schepers Racing) vor Fabian Bock, dem der dritte Rang zum Titelgewinn ausreichte. Die Tageswertung ging am Ende an Jakobsen vor Przybylak und Bock. Den Kampf um den Vizetitel – und damit das zweite DD2-Welfinalticket – machten Jan Schwitter (RTM Racing-Team Marggraf) und Jannik Jakobs (Kraft Motorsport) unter sich aus, wobei Jakobs das bessere Ende für sich behalten sollte.

RMC-Initiator Andreas Matis zog am Abend ein ernüchterndes Fazit: „Um ehrlich zu sein hätte ich mir ein weniger aufregendes Saisonfinale gewünscht. Wir hatten in fast allen Klassen tolle Renen und faire Titelkämpfe. Leider war das bei den Senioren nicht der Fall. Die RMC Germany legt hohen Wert auf Chancengleichheit und Fairness. Nicht zuletzt durch unser Engagement und unser sportliches Reglement möchten wir das jedem Teilnehmer gewährleisten. Beim Saisonfinale in Genk wurde diese Bestrebung gerade vom Team Kraft Motorsport bis an die Grenzen ausgereizt. Dies ernüchtert mich persönlich sehr. Trotzdem gratuliere ich allen Meistern und Weltfinalteilnehmern – natürlich auch Janne Stiak, der fahrerisch über das ganze Jahr aufgezeigt hat, dass er auch aus eigener Kraft in der Lage gewesen wäre, den Rotax-Max-Senior-Meistertitel, zu gewinnen.” Während die RMC Germany nun in die Winterpause geht, wird es für Maxim Becker (Micro), Marlon Di Salvo, Niklas Cassarino (beide Mini), Austin Lee (Junior), Janne Stiak (Senior), Daniel Schollenberger, Denis Thum (beide DD2 Masters) Fabian Bock, Jannik Jacobs (beide DD2) sowie Luca Köster (E20) noch einmal ernst. Sie werden Deutschland vom 19. bis 26. November bei den Rotax MAX Grand Finals in Portimao (PT) vertreten und sich mit den besten RMC-Fahrer*innen aus der ganzen Welt messen.
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