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GTC Race
15.09.2021

Krimi in der Lausitz beim dritten GTC Race für W&S Motorsport

Nur zwei Wochen nach dem Wochenende im niederländischen Assen wurde die dritte GTC Race Veranstaltung im Rahmen des ADAC GT Masters auf dem Lausitzring vom 09. bis 12. September 2021 ausgetragen. Teamchef Daniel Schellhaas kümmerte sich hier um die Nachwuchspiloten, während Patrick Wagner mit der zweiten Crew bei der Nürburgring Langstrecken-Serie drei Porsche betreute. Drei aufregende Rennen auf dem Lausitzring endeten für W&S Motorsport mit Podiumsplatzierungen, aber auch Unfällen.

Sowohl für Luca Arnold (18/Pfronstetten-Aichelau), der von Profi Marvin Dienst (24/Lampertheim) im Paravan Porsche 718 Cayman GT4 CS #7 startete, als auch für Sandro Ritz (17/Künzell) und Finn Zulauf (17/Königsstein Ts.) im Space-Drive Porsche 718 Cayman GT4 CS #22 verliefen die Trainingssessions vielversprechend. Besonders Zulauf war bei allen drei freien Trainings ganz vorne mit seinen Rundenzeiten dabei.

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Zum Qualifying des Goodyear 60 am Freitagabend nahm Zulauf dann das Steuer des Space-Drive Cayman #22 in die Hände und mit nur 0,055 sek Rückstand stellte er das Auto auf den zweiten Startplatz und bestätigte seine Stärke aus den Trainingssitzungen. Luca Arnold im Paravan-Cayman #7 lag etwas hinter seinen Erwartungen zurück und es ging auf Rang sechs am Samstag ins Rennen.

Im Anschluss wurden für die zwei GTC Sprintrennen ebenfalls die Startpositionen ausgefahren, hier begann der Krimi für W&S Motorsport. Bereits in der ersten Runde der Qualifikation 1 rollten beide Cayman aufgrund eines Ausfalls der Elektronik nach einem Wassereinbruch bei einem Regenschauer im Parc Fermé am Vortag auf der Strecke aus und beide Autos konnten hier keine Zeit setzen. Hektisch wurden die Rennwagen wieder repariert und mit 5-minütiger Verspätung zum Qualifying für Rennen 2 ging Luca Arnold auf die Strecke. Arnold ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, ließ das Auto fliegen und stellte mit nur 0,2 sek Rückstand zum Polesetter den Paravan-Cayman #7 auf die dritte Startposition fürs zweite Sprintrennen. Sandro Ritz erzielte mit der #22 den achten Startplatz.

Goodyear 60 1h-Rennen am Samstag

Als das Feld der GT3 und GT4 Boliden die Startaufstellung einnahm, zogen düstere Gewitterwolken über dem Lausitzring auf, bis dahin waren Slick Reifen bei allen montiert. Bereits nach wenigen Umläufen wurde das Rennen aufgrund des schnell einsetzenden Starkregens mit der roten Flagge unterbrochen, da es mit profillosen Pneus zu gefährlich war. Erneut sammelte man sich in der Startaufstellung und es durfte auf Regenreifen gewechselt werden, was bis auf wenige Ausnahmen auch alle Teilnehmer nutzten.

Aufgrund des engen Zeitrahmens mit dem ADAC GT Masters lief während der Unterbrechung die Uhr weiter und mit noch 37 Minuten Restzeit und bereits zwei Minuten später öffnete das Boxenstopp-Fenster zum Fahrerwechsel. Luca Arnold übergab an Marvin Dienst. Da das Reglement beim Pflichtstopp keinen Reifenwechsel zulässt, blieb Dienst auf Regenreifen bei bereits wieder abtrocknender Strecke und fand sich auf Platz zwei im Feld dicht hinter dem Führenden wieder. Nach wenigen Umläufen wurde das Feld vom Safety-Car eingesammelt, da es in der ersten Kurve einen heftigen Unfall gab. In Folge des Unfalls hat sich die Betonmauer verschoben und die Rennleitung brach das Rennen erneut ab und erklärte es für beendet.

Für Sandro Ritz im Space-Drive Cayman #22, der ohne mechanische Verbindung zwischen Eingabeeinheit und Lenkgetriebe gesteuert wird, war das Rennen nach dem Restart schnell zu Ende. Ritz verlor die Kontrolle über den Porsche und schlug mit der rechten Seite stark in die Barriere ein. Dadurch kam Finn Zulauf nicht zum Fahren und konnte daher seine Stärke aus dem Qualifying nicht mehr bestätigen.

GTC Sprintrennen 1 am Sonntag

Bedingt durch das Fehlen beim Qualifying gingen die Cayman von den letzten beiden Plätzen aus ins 30-minütige Rennen, bei dem es keinen Fahrerwechsel gibt. Sandro Ritz verließ nach dem Unfall am Vortag den Lausitzring und Finn Zulauf übernahm sein Cockpitplatz in der #22 bei beiden Rennen. Beide Youngsters Zulauf und Arnold brannten dann mit ihren Mittelmotor-Rennwagen aus Stuttgart ein Feuerwerk ab und überholten das gesamte Feld bis vor auf Rang drei und vier.

Mit einem gewagten, aber perfekt ausgeführten Manöver gelang es Zulauf direkt von Platz drei auf eins vorzufahren. Souverän und mit 15 Sekunden Vorsprung sah er als GT4-Sieger die Zielflagge. Luca Arnold schaute sich direkt hinter Zulauf liegend das Manöver an und nutzte ebenfalls die Gunst der Stunde, um die beiden Konkurrenten zu überholen. Dies klappte jedoch nicht ganz, Arnold konnte haarscharf einen Quersteher auffangen, um nicht in der Mauer zu landen und sortierte sich auf dem vierten Platz wieder ein. Diese Position brachte er dann auch ins Ziel.

GTC Sprintrennen 2

Gemeinsam mit dem Team schauten sich die beiden hoch motivierten jungen Piloten ihre Daten des ersten Rennens nochmals an und tauschten sich aus. Luca Arnold ging mit dem Paravan-Cayman #7 vom dritten Startplatz aus in den Wettbewerb und schaffte es erneut, Druck auf die vor ihm liegende Spitze auszuüben. Mit nur wenigen Wagenlängen Abstand kreuzte er nach einem eindrucksvollen Rennen auf dem zweiten Platz die Ziellinie. 

Finn Zulauf stand auf dem letzten Klassenplatz im Grid, kämpfte sich mit dem Space-Drive Cayman #22 einige Positionen nach vorne und zeigte erneut eine starke Pace. Ein kurzer Ausritt beschädigte eine Felge und zwang Zulauf zu einem unplanmäßigen Boxenstopp, der ihn eine Runde zurückwarf. Trotz eindrucksvollen Rundenzeiten war dieser Rückstand in der kurzen Restzeit nicht mehr aufzuholen.

Teamchef Daniel Schellhaas blickt zurück: „In all‘ meinen Jahren im Motorsport habe ich selten ein so turbulentes und aufregendes Wochenende mit Höhen und Tiefen erlebt. Die Piloten haben nach Assen weiter eine starke Entwicklung gezeigt und das versprach viel für die drei Rennen. Der Krimi begann mit den Elektronikproblemen aufgrund von Regen, der in die Autos eindrang. Unser fleißiges Team konnte dann beide Cayman wenigstens zum zweiten Qualifying wieder flott machen und Luca fuhr eine eindrucksvolle Rundenzeit.“

Er berichtet weiter: „Das Goodyear 60 war sehr seltsam mit der Unterbrechung und dem darauffolgenden Abbruch. Für Marvin waren es insgesamt vier Runden hinter dem Safety-Car beim gesamten Wochenende und Finn kam am Samstag gar nicht ins Auto. Die Sprintläufe am nächsten Renntag waren unbeschreiblich spannend. Beide jungen Männer waren wahnsinnig schnell und mutig unterwegs, der kleine Quersteher vermasselte zwar ein Doppel-Podium, ging aber zum Glück ohne Einschlag aus. Letztendlich bin ich wieder sehr stolz auf das gesamte Team und unsere Zusammenarbeit mit den Nachwuchsfahrern. Ihr Talent kommt definitiv immer mehr zum Vorschein, was mit Pokalen belohnt wurde. Bereits am Donnerstag sind wir wieder beim letzten GTC Race in Hockenheim, viel Zeit für Vorbereitung bleibt uns da nicht.“

Luca Arnold: „Mit dem Qualifying zum Goodyear 60 war ich mit mir selbst nicht zufrieden, irgendwie kam ich nicht in den Rhythmus. Die Wechselbedingungen dann im Rennen waren kritisch, aber wir konnten mit Platz zwei doch sehr gut abschließen. Das erste Sprintrennen von ganz hinten aufzunehmen war schwierig, die Kämpfe dann um die ersten vier Plätze waren aber spannend – glücklicherweise konnte ich meinen Drift wieder auffangen, um Rang vier zu halten. Das zweite Rennen von Platz drei aus hat Spaß gemacht. Ich fühlte mich wohl im Auto und ging die Pace der vor mir Liegenden gut mit und lauerte nur auf einen Fehler des Zweitplatzierten KTM, den er dann auch machte. An den führenden AMG kam ich zwar nicht mehr ran, aber auf den Silberpokal bin ich sehr stolz. Danke an W&S Motorsport, die trotz der Umstände so professionell wieder ihre Arbeit machten und das Auto perfekt abgestimmt hatten. So darf es bei meinem Heimrennen auf dem Hockenheimring zum Saisonfinale gerne weitergehen.“

Finn Zulauf: „Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit dem Wochenende auf dem Lausitzring. Es hat mit den Trainingssessions sehr gut begonnen und ich habe mich im Auto auf der Strecke sehr wohl gefühlt. Der minimale Rückstand beim Qualifying von 1/600 sek auf die Pole war stark, leider traf uns dann das Pech bei den beiden Sprint-Qualifyings. Schade war auch, dass ich beim 1 h-Rennen nicht ins Auto kam. Dafür war der Sonntag umso schöner mit meinem ersten Sieg, der tut dem Selbstbewusstsein schon sehr gut. Trotz aller Schwierigkeiten hat das Team bis spät in die Nacht gearbeitet und einen mega Job gemacht, dafür kann ich mich nur sehr bedanken, Ihr habt mir den Sieg erst möglich gemacht.“

Vom 17. bis 19. September werden im Rahmen des ADAC Racing Weekend dann wieder das Goodyear 60 sowie die GTC Race-Sprintrennen auf dem Hockenheimring in Baden-Württemberg ausgetragen. Beim Serienfinale geht es für die jungen Piloten in der GT4-Klasse darum, nochmals alles zu geben, um sich einen der begehrten Förderplätze in einem GT3 Auto für die Saison 2022 zu sichern.
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