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24h Nürburgring
26.09.2020

Enttäuschendes Abschlusstraining für Porsche am Nürburgring

Porsche hat mit allen sieben 911 GT3 R seiner Kundenteams das neue, auf 30 Fahrzeuge begrenzte Top-Qualifying des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring erreicht. Im ersten Abschnitt des zweigeteilten Abschlusstrainings fuhr Dennis Olsen mit dem über 500 PS starken Neunelfer des Teams KCMG im Einzelzeitfahren auf Platz zwei. Bei schwierigsten Streckenbedingungen nutzte er bei einsetzendem Regen gleich seine erste von zwei Runden und verpasste Rang eins nur um eine knappe Viertelsekunde.

Damit zog der Norweger in das zweite Qualifying-Segment ein. Dort musste er das Auto, das er sich mit Timo Bernhard, Jörg Bergmeister (beide Deutschland) und Earl Bamber (Neuseeland) teilt, wegen eines Problems bereits in der Aufwärmrunde abstellen. Als bestplatzierter 911 GT3 R nimmt am Samstag um 15:30 Uhr Ortszeit die Startnummer 30 von Frikadelli Racing das Rennen von Startplatz 14 auf. Hier greifen neben Qualifying-Fahrer Alex Müller (Deutschland) Klaus Abbelen, Robert Renauer (beide Deutschland) und Norbert Siedler (Österreich) ins Lenkrad. Der in der Pro-Am-Wertung startende Porsche hatte sich die Teilnahme an der Runde der ersten 17 bereits zuvor durch gute Platzierungen in der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) gesichert.

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Porsche hatte seinen Werksfahrerkader wenige Tage vor dem Nürburgring-Saisonhöhepunkt nach drei positiv ausgefallenen Covid-19-Routinetests unter Team-Mitgliedern bei den 24 Stunden von Le Mans komplett neu ausgerichtet. Hierdurch rückten auch die beiden Porsche-Markenbotschafter Timo Bernhard und Jörg Bergmeister sowie Earl Bamber kurzfristig ins Cockpit des KCMG-911 GT3 R nach. Bamber sollte an diesem Wochenende für Porsche ursprünglich das IMSA-Rennen in Mid-Ohio bestreiten. Timo Bernhard zählt als fünffacher Gesamtsieger am Nürburgring zu den erfolgreichsten Fahrern dieses 24-Stunden-Rennens. Mit dem Porsche 919 Hybrid Evo hält er in 5:19,546 Minuten zudem den absoluten Rundenrekord auf der Nordschleife. Ebenso wie Bamber hat der Langstrecken-Weltmeister von 2017 auch in Le Mans zweimal gewonnen. Dass mit diesem Quartett zu rechnen ist, zeigte sich mit der viertschnellsten Runde bereits im ersten Zeittraining des heutigen Tages. Sie garantierte angesichts wechselhafter Bedingungen in den beiden folgenden Sitzungen den Einzug ins erste Top-Qualifying-Segment.

Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring führt traditionell über die 25,378 Kilometer lange Kombination aus ursprünglichem Grand Prix-Kurs und Nordschleife. In diesem Jahr nehmen rund 95 Fahrzeuge teil, nahezu jedes dritte ist ein Porsche. Zuschauer sind in begrenztem Umfang auf den Tribünen der Grand Prix-Strecke zugelassen.

Sebastian Golz (Projektleiter Porsche 911 GT3 R): „Das war nicht das Qualifying, das wir es uns vorgestellt haben. Dennis Olsen konnte im ersten Durchgang eine extrem starke Zeit fahren und wir waren zuversichtlich, dass es im finalen Anlauf ebenfalls sehr gut laufen wird. Ein technischer Defekt hat leider verhindert, dass Dennis angreifen konnte – das müssen wir jetzt genauer untersuchen. Alex Müller im Frikadelli-Porsche fuhr trotz des Regenreifen einen guten 14. Startplatz ein.“

Alexander Müller (Porsche 911 GT3 R #30): „Wir sind auf den abtrocknenden Bedingungen mit dem ,Full-wet‘-Regenreifen auf die Strecke gegangen, denn wir hatten mit dem alternativen ,Drying-wet‘-Pneu keine Erfahrung und vermutlich wäre es für ihn auch zu kühl gewesen. Mit dem Regenreifen ging es, aber wir haben uns leider etwas mit dem Luftdruck verpokert. Die Strecke war trockener als erwartet. Ein besserer Startplatz hätte in Reichweite gelegen. Aber wir sind zuversichtlich, uns steht ein langes Rennen bevor und in der Pro-Am-Wertung liegen wir relativ weit vorne – das ist unser Ziel.“

Dennis Olsen (Porsche 911 GT3 R #18): „Top-Qualifying-Abschnitt 1 lief trotz der schwierigen Verhältnisse sehr gut. Wir hatten uns für Regenreifen entschieden, das funktionierte gut. Als Zweitschnellster durfte ich im zweiten Top-Qualifying starten. Ich war mir sicher, um die besten Rundenzeiten kämpfen zu können. Wir hatten auf nachgeschnittene Slicks gesetzt, das war unserer Meinung nach die perfekte Wahl. Leider musste ich in der Mitte der Aufwärmrunde das Auto wegen eines Problems ausrollen lassen.“

Josh Burdon (Porsche 911 GT3 R #19): „Es war ok. Aber ehrlich gesagt, hatten wir uns etwas mehr ausgerechnet, denn im verregneten Qualifying 3 waren wir gut unterwegs. Die Witterungsbedingungen änderten sich schnell und aus irgendeinem Grund hatte ich nicht das Gefühl, richtig attackieren zu können. Das muss ich mir jetzt anschauen und verstehen, woran es gelegen hat. Aber grundsätzlich ist unser Porsche sehr gut. Ich freue mich aufs Rennen.“

Marco Holzer (Porsche 911 GT3 R #25): „Ich war froh, dass ich erst als 16. in das erste Top-Qualifying starten musste. Ich dachte, die Strecke würde eventuell abtrocknen. Leider ist es anders gekommen: Genau uns hat der Regen getroffen. Wir hatten einfach etwas Pech. Der Startplatz spielt aber keine so große Rolle, das Rennen ist lang. Unser Porsche funktioniert gut, gestern haben wir ein tolles Set-up auch für die lange Nacht herausgearbeitet.“

Mathieu Jaminet (Porsche 911 GT3 R #31): „Leider nur Platz fünf in der ersten Top-Qualifying-Session – das ist definitiv nicht das, womit wir gerechnet hatten. Wir wollten eigentlich in das zweite Top-Qualifying-Segment einziehen. Aber wir hatten bis dato ein schwieriges Wochenende und konnten kaum am Set-up des Fahrzeugs arbeiten. Ich habe mein Bestes gegeben, mit meiner Runde bin ich eigentlich zufrieden. Keine Ahnung, wo die Zeit verloren ging. Wir analysieren das jetzt und schauen, wo wir uns bis morgen noch verbessern können.“

Klaus Bachler (Porsche 911 GT3 R #33): „Das war ein wahnsinniges Top-Qualifying. Genau in der ersten gezeiteten Runde setzte der Regen ein. Je nachdem, wie die Autos den Schauer erwischt haben, kamen einige besser durch, andere dagegen weniger. Auch wenn nicht alle die gleichen Verhältnisse vorgefunden haben, war es am Ende des Tages ein gutes Zeittraining. Ich fuhr mit Regenreifen von Startposition drei. Das hätte sicherlich genau gepasst, um nicht in den Regen zu kommen. Aber in der Einführungsrunde bin ich wegen eines Problems etwas zurückgefallen. Was am Ende zählt: Wir haben ein gutes Auto und eine solide Startposition für das 24-Stunden-Rennen geholt.“

Martin Ragginger (Porsche 911 GT3 R #44): „Wir haben gepokert und auf Intermediate-Reifen für gemischte Bedingungen gesetzt. In der Einführungsrunde habe ich mich noch gefreut: letzter Sektor trocken! Und dann beginnt es genau dort zu regnen. In der zweiten Runde war dann alles nass, da hab ich dann langsamer gemacht. Wegen einer Sportstrafe starten wir aber ohnehin am Ende der Topgruppe.“
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