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Formel 1
12.04.2015

Wieder Mercedes: Hamilton gewinnt in China vor Rosberg

Lewis Hamilton gewann den Großen Preis von China vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg und Ferrari-Piloten Sebastian Vettel. Eine Safety Car-Phase in den letzten Runden verhinderte eine spannende Schlussphase.

Fast schon wie gewohnt sicherte sich Lewis Hamilton (Mercedes) am Samstag die Pole-Position vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg. Hinter den Silberpfeilen ordnete sich Sebastian Vettel in seinem Ferrari auf Platz drei ein und bereitete somit nach seinem Überraschungs-Sieg in Malaysia Hoffnungen auf einen weiteren Grand Prix voller Mercedes-Ferrari-Duelle. Für etwas Verwunderung sorgte kurz vor Rennbeginn zunächst Hamiltons gewählte Startposition, da sich der britische Pole-Setter stark nach rechts ausgerichtet in seine Startbox stellte. Die Rennleitung befand dies jedoch für in Ordnung und gab das Rennen frei.

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Hamilton konnte seine Führung gegenüber Rosberg behaupten, während sich Vettel hinter dem Silberpfeil-Duo auf P3 einreihte. Auf den Plätzen vier bis sechs duellierte sich der von P6 gestartete Kimi Räikkönen (Ferrari) mit den beiden Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas und schob sich mit zwei eindrucksvollen Überholmanövern auf P4 nach vorn. Wesentlich schlechter startete der Vorjahres-Überraschungsstar Daniel Ricciardo (Red Bull), der nach hinter durchgereicht wurde und sich daraufhin mit kleineren, zeitraubenden Positionskämpfen im hinteren Mittelfeld begnügen musste. Auch für den Teamkollegen Daniil Kwjat und das Schwesterteam Toro Rosso lief es nicht wesentlich besser: Zunächst kamen sich der junge Russe und der 17-jährige Max Verstappen kurz nach dem Start etwas zu nahe, jedoch ohne Langzeitschäden für beide Fahrzeuge. In Runde zwei drehte sich dann Verstappens Teamkollege Carlos Sainz Jr. und machte damit die schwache Startphase der Red Bull-Großfamilie perfekt.

Während sich somit im hinteren Mittelfeld die Red Bulls mit den beiden McLaren-Routiniers Jenson Button und Fernando Alonso duellierten, zeigten am Ende der Top-10 insbesondere Pastor Maldonado (Lotus) und Marcus Ericsson (Sauber) einen spannenden Zweikampf um Platz zehn, mit dem besseren Ende für den Venezolaner. Während somit die Sauber-, Lotus- und Toro Rosso-Piloten für Aufregung im Mittelfeld sorgten, konnte Rosberg an der Spitze langsam, aber sicher auf seinen Teamkollegen aufschließen. Zur selben Zeit endete allerdings ein anderer deutscher Triumphzug: Nachdem Force India-Pilot Nico Hülkenberg beim Start einige Positionen gewinnen konnte und sich auch anschließend in der Top-10 behauptete, so wurde seinem beeindruckenden Rennen in Runde zehn ein jähes Ende bereitet, da er sein Auto mit Getriebeproblemen in einer der Auslaufzonen abstellen musste.

In Runde elf kam Sauber-Pilot Felipe Nasr als erster der verbliebenden 19 Piloten zu seinem ersten Reifenwechsel an die Box, ehe in Runde 13 ein Großteil des Mittelfeldes zum Wechseln die Box ansteuerte. Die Stopp-Phase der Spitze leitete Vettel in Runde 14 ein, woraufhin im Abstand einer Runde auch Hamilton und dann Rosberg und Räikkönen auf den zweiten Satz weiche Reifen wechselten. Doch obwohl die Strategieentscheidungen an der Spitze zur Spannung des Rennens beitrugen, so war es in Runde 16 Red Bull-Pilot Daniil Kwjat, der seinen Boliden mit einem Motorschaden abstellen musste. Für den jungen Russen ist dies bereits der dritte defekte Motor in diesem Jahr und ihm stehen laut Reglement nur noch zwei weitere zur Verfügung. Sollte er sechs oder mehr Motoren verbrauchen, so stehen Strafen an.

Im weiteren Rennverlauf machte insbesondere Toro Rosso-Youngster Verstappen von sich zu reden, denn der gerade einmal 17-Jährige zeigte einige nervenaufreibende Überholmanöver und setzte sich damit gekonnt in Szene. Weniger Glück hatte allerdings sein Teamkollege Carlos Sainz Jr., der in Runde 24 plötzlich langsam wurde und der Box mitteilte, er hätte Getriebeprobleme. Nur wenige Zeit später konnte der junge Spanier allerdings wieder aufdrehen und nahm sein Rennen wieder auf. Zur selben Zeit begann die zweite große Stopp-Phase, wobei sich an der Spitze die Abfertigungsreihenfolge änderte: Während Vettel in Runde 30 wie gewohnt bei Ferrari zuerst abgefertigt wurde, so kam Rosberg bereits in Runde 31 und somit vor Hamilton an die Box. Der Brite folgte dem Beispiel seines Teamkollegen zwei Runden später und wechselte ebenfalls auf die härtere Reifenmischung.

Somit übernahm Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen die Führung, da der Finne erst einige Runde nach der Top-3 die Box ansteuerte. Da er demzufolge auf wesentlich frischeren Reifen unterwegs war, entwickelte er sich schnell zu einer Bedrohung für Vettel auf P3, der gegen Ende des Rennens mit seinen Reifen zu kämpfen hatte. Die Ferrari-interne Verfolgungsjagd wurde durch die Überrundung der Kampfgruppe Maldonado-Button-Alonso allerdings jäh gestoppt, denn beide Fahrer der Scuderia verloren trotz blauer Flaggen erheblich an Zeit. In Runde 49 kollidierten bei diesem aufregenden Positionskampf Maldonado und Button, konnten zunächst allerdings beide weiterfahren. Button meldete lediglich Probleme am Frontflügel, doch der Lotus-Pilot Maldonado musste eine Runde später seinen Boliden doch in der Box abstellen und sein größtenteils überzeugendes Rennen vorzeitig beenden.

Während an der Spitze bereits auf der Hand lag, dass Hamilton auch den China Grand Prix für sich entscheiden würde, so war bei Ferrari noch nicht offensichtlich, welcher der beiden Piloten sich den dritten Platz sichern würde. Jegliche Überlegungen und Gedanken an mögliche Teamorders wurden jedoch in Runde 54 beendet, als Max Verstappen sein starkes Rennen mit technischen Problemen auf der Start-Ziel-Geraden beenden musste. Sein gestrandeter Bolide rief das Safety Car auf den Plan und verhinderte somit weitere Überholmanöver. Auch die Hoffnungen auf eine letzte Safety Car-freie Runde mussten schnell begraben werden, nachdem die chinesischen Marshalls es nicht schnell genug schafften, Verstappens Boliden in die Boxengasse zu befördern. Somit fand der Zieleinlauf zwar nicht hinter dem Safety Car statt, aber unter der Safety Car-Regel, was sämtliche Last-Minute-Überholmanöver verhinderte.

Lewis Hamilton gewann den China Grand Prix somit vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg und Ferrari-Star Sebastian Vettel. Kimi Räikkönen überquerte die Ziellinie als Vierter, gefolgt von dem Williams-Duo Felipe Massa und Valtteri Bottas und einem überraschend starken Romain Grosjean (Lotus). Direkt am nächsten Wochenende geht es für die Formel 1 in Bahrain weiter: Zum ersten Mal wird der Wüsten-Grand Prix als Nachtrennen ausgetragen und beginnt somit erst am späten Nachmittag deutscher Zeit.

Das Rennen im Überblick

Fahrer des Rennens: Auch in den beiden ersten Saisonläufen konnte Max Verstappen mit guten Resultaten auf sich aufmerksam machen, doch in China überzeugte der junge Toro Rosso-Pilot auch den letzten Kritiker. Mit seinen riskanten Überholmanövern, seinem extremen Grundspeed und seiner geringen Fehleranfälligkeit beeindruckte er restlos, obwohl ihm aufgrund von technischen Problemen eine Punkteplatzierung letzten Endes verwehrt blieb.

Pechvogel des Rennens: Wichtige Punkte in der WM-Wertung gingen aufgrund von technischen Problemen heute für zwei Red Bull-gesponserte Piloten verloren: Zum einem musste Daniil Kwjat bereits zum dritten Mal in Folge mit Motoren-Problem kämpfen und kommt bereits nach drei Saisonläufen hinsichtlich seiner Motorenzahl in Bedrängnis. Zum anderen konnte Max Verstappen seine Glanzleistung nicht in Punkte umwandeln, da er nur wenige Runden vor Schluss zum Aufgeben gezwungen wurde.

Überraschung des Rennens: Man könnte denken, sie wären nicht mitgefahren, so unsichtbar waren heute die beiden Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas unterwegs. Einzig in der Startphase waren sie kurz zu sehen, nämlich dann, als Kimi Räikkönen sich an ihnen vorbeischob. Von da an fuhren die beiden ein stilles, wenn auch fehlerfreies Rennen und sicherten sich letztlich P5 und P6. Es bleibt zu hoffen, dass die beiden in Bahrain wieder mehr ins Renngeschehen eingreifen.

Darauf freuen wir uns in Bahrain: Heiße Temperaturen! Bahrain ist dieses Mal das erste von zwei Nachtrennen im Kalender der Formel 1, doch auch wenn dies sicherlich für eindrucksvolle Augenblicke sorgen wird, so freuen wir uns doch besonders auf die dort vorherrschende Hitze. In Malaysia zeigte sich bereits, dass Ferrari auf den tendenziell wärmeren Strecken ein wenig besser unterwegs ist als Mercedes und somit könnten wir einen Sieger sehen, der nicht aus dem Hause Mercedes kommt. Man darf gespannt sein.

Text: Antonia Grzelak – motorsport-xl.de
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