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Formel 1
23.10.2013

Renault Sport F1-Vorschau auf den Indien GP

Knallen in Indien bereits die Champagnerkorken für den alten und vielleicht neuen Formel 1-Weltmeister Sebastian Vettel? Nach seinem fulminanten Sieg beim Großen Preis von Japan kann der Heppenheimer in seinem Red Bull Racing-Renault in Indien bereits vorzeitig alles klar machen. Beim Grand Prix von Indien genügt Vettel an diesem Wochenende bereits ein fünfter Platz.

Damit würde der 26-Jährige mit großen Champions wie Juan Manuel Fangio und Michael Schumacher gleichziehen. Denn bislang ist es nur diesen beiden gelungen, vier WM-Titel in Folge einzufahren. Red Bull Racing führt die Konstrukteurswertung mit einem deutlichen Vorsprung von 148 Punkten an. Bei noch vier ausstehenden Rennen liegt mit Lotus F1 ein weiteres Partnerteam von Renault in Reichweite des zweiten Tabellenplatzes.

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Der Buddh International Circuit im Detail: Drei entscheidende Passagen

Turn 1
Nach der Start-und-Ziel-Geraden führt die Strecke steil bergab in Richtung der ersten Kurve. Anschließend steigt sie auf dem Weg zu Turn 3 relativ steil an. Durch diese großen Höhenunterschiede sind Fahrer und Auto sehr hohen vertikalen g-Kräften ausgesetzt. In Senken haben die Fliehkräfte zur Folge, dass die Öl- und Benzinvorräte in den Tanks nach unten gepresst werden. Dies gilt es zu berücksichtigen, damit es gerade gegen Ende des Rennens nicht zu Problemen mit der Schmierung oder der Kraftstoffversorgung kommt.

Gegengerade zwischen Turn 3 und 4
Charakteristisch für den Buddh International Circuit sind die drei Geraden des Kurses. Nach der Start- und Zielgerade folgt zwischen den Kurven 3 und 4 eines der längsten Geradeausstücke der Saison, gefolgt von einer kürzeren Gerade bis zu Turn 5. Die lange Gegengerade – auch sie mit Gefälle und Steigung versehen – misst fast 1,2 Kilometer. Die Triebwerke laufen hier rund 15 Sekunden bei Volllast. Etwa 65 Prozent einer Qualifying-Runde sind die Drosselklappen voll geöffnet. Bei der Getriebeabstimmung müssen die Ingenieure von Renault Sport F1 auch die Höhenunterschiede im Verlaufe einer Runde berücksichtigen.

Turn 10 und 11
Der zweite Sektor ist erheblich kurviger. Folglich verschiebt sich die Anforderung an die Motoren von Power zu Fahrbarkeit. Eine besondere Herausforderung bilden die Kurven 10 und 11, die gemeinsam eine 180-Grad-Kehre ergeben, die der Spoon-Kurve von Suzuka ähnelt. Hier „spielen“ die Piloten über einen relativ langen Zeitraum mit dem Gaspedal, um das Limit des Autos und der Reifen zu erspüren. Auch in diesem Streckenabschnitt bringen die sehr lange wirkenden Fliehkräfte die Benzin- und Ölfördersyteme an ihre Leistungsgrenzen.

Der Grand Prix von Indien aus der Sicht des Motoren-Ingenieurs: Rémi Taffin, Leiter des Renault Sport F1 Einsatzteams

„Der Buddh International Circuit gehört für uns Motoren-Ingenieure zu den interessantesten Kursen des Jahres. Im Laufe einer Runde treffen wir auf die unterschiedlichsten Herausforderungen. Zum einen sind da die puren Vollgasstücke wie etwa die lange Gegengerade. Dort ist allein eine möglichst hohe Spitzenleistung gefragt. Den Power-Passagen stehen enge, knifflige Abschnitte gegenüber wie beispielsweise Kurve 1 und der Schlusssektor.

Und als drittes Element treffen wir auch noch auf mehrere langgezogene Kehren, in denen die Motoren ein gleichmäßiges, gut dosierbares Drehmoment im mittleren Drehzahlbereich liefern müssen. Die Balance aus hoher Spitzenleistung auf der einen und guter Fahrbarkeit bei mittleren und niedrigen Geschwindigkeiten auf der anderen Seite zu finden, ist schwierig – und für uns bei Renault Sport F1 die zentrale Aufgabe an diesem Rennwochenende.

Hinzu kommen einige externe Faktoren, die wir einkalkulieren müssen. Die Fahrbahnoberfläche ist zu Beginn des Rennwochenendes noch sehr rutschig. Das kann sich schon im Laufe einer Trainingssession ändern, aber über Nacht weht dann neuer Staub von den umliegenden Äckern auf die Piste. Wir können unseren Fahrern helfen, etwas mehr Grip zu finden, indem wir einen weniger aggressiven Drehmomentverlauf programmieren – dann gibt das Aggregat seine Kraft etwas sanfter ab und ,beißt‘ weniger am Kurvenausgang. Dieses Vorgehen kann auch deswegen sinnvoll sein, weil die Reifen dann etwas länger durchhalten.

Wir freuen uns auf den Großen Preis von Indien. In den beiden zurückliegenden Grands Prix hat Renault unglaubliche Erfolge erzielt: Wir haben mit der 209. Pole Position einen neuen Weltrekord für Motorenhersteller markiert und zweimal in Folge alle drei Podestplätze belegt – das gab es bei Renault zuletzt 1996. Aber wir konzentrieren uns weiterhin auf die vor uns liegenden Aufgaben. Noch sind vier Rennen zu fahren und zwei Weltmeistertitel zu vergeben. Renault möchte seine Partnerteams und -fahrer so gut wie möglich unterstützen, damit sie alle ihre jeweiligen Saisonziele erreichen.“

Fakten zum Buddh International Circuit, Indien
  • Länge (km): 5,125
  • Durchschnittsgeschwindigkeit im Rennen (km/h): 204
  • Topspeed (km/h): 314
  • Vollgasanteil (%): 65
  • Kraftstoffverbrauch (kg pro Runde): 2,35
  • Kraftstoffverbrauch (Liter pro 100 km) 66
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