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Formel 1
03.10.2013

Reifen-Nominierung eröffnet Strategie-Vielfalt in Korea

Für den Großen Preis von Korea am kommenden Wochenende hat Pirelli die gleichen Reifentypen wie für das vorangegangene Nachtrennen von Singapur nominiert: den Medium P Zero White und den supersoften P Zero Red. Dabei weist der Circuit in Yeongam einen völlig anderen Charakter auf: Schnelle und langsamere Kurven sowie technisch anspruchsvolle Passagen und Geraden wechseln einander ab.

Seit seinem Grand Prix-Debüt im Jahre 2010 wird der 5,165 Kilometer lange Circuit gegen den Uhrzeigersinn gefahren. Für die Reifen stellt dies kein Problem dar, doch werden die Nackenmuskeln der Fahrer zusätzlich belastet. Abgesehen vom jährlichen Formel 1-Rennen wird die Strecke nur selten genutzt und wird über das Rennwochenende durch den Reifenabrieb immer mehr Grip aufbauen.

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Daher verändert sie sich im Laufe des Rennwochenendes stark. Die Kombination aus mittleren und supersoften Reifen, die in dieser Saison zum vierten Mal eingesetzt wird, ermöglicht den Fahrern maximalen Speed im Qualifying und garantiert den Teams zugleich ein breites Spektrum taktischer Möglichkeiten in der Rennstrategie. Paul Hembery: „Die diesjährige Nominierung weicht von der des vergangenen Jahres ab, als wir die soften und supersoften Slicks für Korea festlegten. In der aktuellen Kombination ergänzen sich die unterschiedlichen Charakteristiken der Mischungen des momentanen Portfolios am besten. Wir gehen davon aus, dass die Rundenzeiten der beiden gewählten Mischungen ähnlich wie in Singapur deutlich voneinander abweichen. Das soll die Teams dabei unterstützen, einige interessante Strategien zu entwickeln. Die Strecke in Korea bietet einen interessanten Mix aus schnellen und langsameren Abschnitten. Von allen Circuits, auf denen die supersoften P Zero-Slicks genutzt werden, wirken hier die höchsten Seitenkräfte auf die Reifen ein, das richtige Reifenmanagement wird also wieder einmal sehr wichtig sein.“

Und weiter: „Von hoher Bedeutung sind für die Teams die Daten, die in den freien Trainings gewonnen werden. Das gilt insbesondere für das Beurteilen des Verschleißes und der Stufen des Leistungsabbaus jeder Mischung bei unterschiedlich schweren Tankfüllungen. Die richtige Interpretation dieser Daten fürs Rennen bildet den Schlüssel zur Entwicklung einer erfolgreichen Strategie. Welchen gravierenden Unterschied es macht, über die richtige Strategie zu verfügen, sahen wir in Singapur. Obwohl die Wahrscheinlichkeit einer Safety-Car-Phase in Korea geringer ist, wird sie bei den Vorbereitungen der Teams für das Rennen eine wichtige Rolle spielen. Zumal die Weltmeisterschaft jetzt in ihre entscheidende Phase eintritt und es auf jeden Faktor ankommt.“

Jean Alesi: „Ich bin in Korea kein Rennen gefahren, aber ich habe von den Piloten viel Positives gehört. Das ist ermutigend. Denn als die neue Generation der Circuits aufkam, waren diese Strecken zunächst nicht besonders beliebt. Doch nun scheint es eine andere Philosophie zu geben, die sicherstellt, dass sämtliche Tracks auch echte Fahrer-Circuits sind. Das Interessante an diesem Rennen ist die Nominierung der Reifen-Mischungen. Sie ist dieselbe wie in Singapur, wo wir ein sehr gutes Rennen sahen. Der Unterschied zwischen den Rundenzeiten der beiden Mischungen ist groß. Einige Fahrer sind in der Lage, daraus einen Vorteil für ihre Strategie-Entwicklung zu ziehen. Was wir in Singapur ebenfalls beobachten konnten, war die Haltbarkeit der supersoften Slicks. Obwohl es sich um die weichste Mischung im Portfolio handelte, konnten die Piloten damit ohne nennenswerte Performance-Einbußen relativ lange Stints fahren. Ich gehe davon aus, dass es in Korea ähnlich sein wird.“

Der Circuit und die Reifen

Das für die Reifen kritischste Merkmal der Strecke in Yeongam sind die Hochgeschwindigkeits-Kurven und die Zonen, in denen es zu heftigen Bremsmanövern kommt. Hier werden maximalen Brems- bzw. Verzögerungskräfte bis 5,2 G erreicht. Durch die Lastwechsel wirken Vertikalkräfte auf die Vorderreifen, die einem Druck von über 900 Kilogramm entsprechen.

Darüber hinaus müssen die Slicks auch hohen Seitenkräften standhalten. So erfolgt zwischen den Kurven 7 und 8 ein Richtungswechsel bei 270 km/h. Dabei fließt in der Spitze eine laterale Energie von 4,4 G durch die belasteten Reifen. Die rapiden Richtungswechsel erfordern maximale Strukturfestigkeit, um eine hohe Lenkpräzision zu gewährleisten und dem Fahrer dabei zu helfen, die Ideallinie zu halten.

Eine weitere schwierige Passage ist die Abfolge der langsameren Kurven 15 bis 17. Dabei nutzen die Fahrer die Kerbs auf der Innenseite der Kurve, was die Struktur der entsprechenden Reifen belastet. Zugleich wird es in dieser Phase für die gegenüberliegenden Reifen schwierig, Bodenhaftung zu halten. Um dieser Anforderung zu genügen, ist hoher mechanischer Grip erforderlich, den insbesondere die supersoften Slicks liefern.

Reifentechnik

Das aerodynamische Setup, das die Teams in Korea einsetzen werden, ähnelt dem von Singapur. Charakteristisch sind mittlere bis hohe Anpresskräfte, der rechte Vorderreifen muss auf dem koreanischen Circuit die meiste Arbeit verrichten. In Korea kann es zu Graining kommen, insbesondere aufgrund des geringen Grips der Strecke zu Beginn des Wochenendes. Graining entsteht, wenn das Auto zu stark seitwärts rutscht. Dadurch entsteht auf der Lauffläche ein ungleichmäßiges Verschleißmuster, wodurch die Performance des Reifens beeinträchtigt wird.

Die Mehrzahl der Piloten setzte im vergangenen Jahr auf eine zwei-Stopp-Strategie. Lediglich drei Piloten hatten sich für einen bzw. drei Stopps entschieden. Die Top-10 starteten mit den supersoften Slicks ins Rennen, das Sebastian Vettel (Red Bull) gewann. Von jenen Fahrern, die den Grand Prix mit den soften Slicks begonnen hatten, erzielte Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) die beste Platzierung. Von Rang 16 gestartet, kam er als Achter ins Ziel.
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