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Formel 1
26.01.2012

Pirellis Reifen für die F1-Saison 2012

Mit der Präsentation der neuen Reifenkollektion auf dem Yas Marina Circuit in Abu Dhabi gibt Pirelli den Startschuss für die Formel 1-Saison 2012. Es ist die 63. FIA Weltmeisterschaft und die zweite Saison für Pirelli als Exklusivlieferant. Die neuen Reifen wurden von Pirelli gemeinsam mit den Teams entwickelt.

Sie sind eine Reaktion auf die neuesten Aerodynamik-Regeln in Bezug auf den Diffusor. Die wesentlichen Merkmale der Pneus sind: quadratischere Profile, erhöhter Grip und weichere, wettbewerbsfähigere Mischungen mit gleichmäßigem Abbau.

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Die Reifen der Saison 2012 sollen unterhaltsame Rennen garantieren, die bis zur karierten Flagge unvorhersagbar bleiben. Das Ziel sind zwei bis drei Boxenstopps pro Rennen und ein starker Schwerpunkt auf der Team-Strategie. Die farbigen Markierungen auf den Reifenflanken wurden verändert. Sie sind nun größer und leichter zu erkennen. Der Name Cinturato, der symbolisch in der Formel 1 Geschichte wurde, kehrt zurück: Es ist der Reifen, mit dem Pirelli in den 1950er Jahren Rennen fuhr und gewann. Ab 2012 ist Cinturato die Bezeichnung für die Regenreifen und die Intermediates.

Das Racing Tyre System von Pirelli kehrt mit einigen neuen Funktionen ebenfalls zurück. Das ist eine von Pirelli Ingenieuren entwickelte Plattform, um das Verhalten und die Leistung eines jeden Reifens festzuhalten: Diese Informationen werden mit den Teams und dem Formel 1 Management (FOM) geteilt.

Die Präsentation fand heute im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz statt. Gastgeber waren Marco Tronchetti Provera, Präsident und CEO von Pirelli, Motorsport Direktor Paul Hembery und der Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, Maurizio Boiocchi. Marco Tronchetti Provera sagte: „Nach den positiven Erfahrungen des vergangenen Jahres baten uns die Teams, weiterhin Reifen mit den Charaktereigenschaften zu liefern, die zu den spektakulären Rennen 2011 beigetragen haben. Und genau das haben wir getan. Wir haben die Mischungen und die Profile optimiert, um eine noch bessere und stabilere Performance zu garantieren, kombiniert mit dem absichtlichen Verschleiß, der charakteristisch war für die P Zero Kollektion 2011. Wir erwarten unvorhersagbare Rennen mit vielen unterschiedlichen Strategien und einer Menge Boxenstopps: alles Faktoren, die letztes Jahr sowohl den Fahrern als auch den Zuschauern viel Freude machten. An der Entwicklung der neuen Mischung wurde schon während der Saison 2011 gearbeitet. Das war dank der beeindruckenden Lernkurve und den Reaktionszeiten unserer Ingenieure möglich, die bereit sind, diese Entwicklungen während der kommenden Saison weiterzuführen.“

Neu für 2012: wettbewerbsfähigere Mischungen und „quadratischere“ Reifen Wie im letzten Jahr wird Pirelli den Teams vier Slickmischungen liefern – supersoft, soft, medium und hart – und zwei Arten von Regenreifen, wie sie von den Regeln der FIA vorgeschrieben werden (siehe separater Artikel). Alle P Zero Reifen haben im Vergleich zu 2011 ein brandneues Profil. Und drei der Slicks (soft, medium und hart) haben auch neue Mischungen. Diese neuen Zusammensetzungen sind weicher und haben mehr Grip, eine bessere Performance und liefern über einen längeren Zeitraum Höchstleistung, haben aber eine unveränderte Gesamtlebensdauer. Von den Schlechtwetter-Pneus hat sich nur der Regenreifen – der Cinturato Blau – verändert. Der Intermediate, Cinturato Grün, ist unverändert.

Ebenfalls unverändert gegenüber dem Vorjahr sind einige grundlegende Eigenschaften, die alle sechs Pirelli-Reifen gemeinsam haben: Sicherheit, Zuverlässigkeit, strukturelle Integrität, Lenkpräzision und feststehende, deutlich unterschiedliche Abbaukurven der einzelnen Mischungen. Auch die Forschungs- und Entwicklungs-Methodik von Pirelli ist die selbe geblieben.

Die Konstruktion und die Tests der Reifen für 2012 profitierten von einem ununterbrochenen Dialog mit den Teams und den Fahrern, die während der vergangenen Saison zur Entwicklung der neuen P Zero und Cinturato Reifen beitrugen. Die Ergebnisse der Streckentests wurden den Daten des Simulationsprogramms hinzugefügt, das in der Lage ist, das Verhalten und die Leistung der Reifen auf allen 20 Rennstrecken des Formel 1-Kalenders und bei allen Wetterbedingungen abzubilden und vorherzusagen.

Bei der Entwicklung der Pirelli Reifen für 2012 wurde auch den Regeländerungen Rechnung getragen, die die FIA in Bezug auf den Diffusor eingeführt hat. Diese neue Maßregel, die den aerodynamischen Abtrieb reduziert, der auf jeden Reifen einwirkt, erfordert eine breitere und gleichmäßigere Aufstandsfläche der Pneus. Dieser Anforderung wurde mit weniger runden Reifenschultern und dem Einsatz weicherer Mischungen entsprochen, die besseren Grip und deutlich mehr Leistung produzieren. Der Leistungsunterschied zwischen den einzelnen Mischungen, die nun alle besser arbeiten, wurde ebenfalls verändert. In der Saison 2011 lag der Unterschied bei 1,2 bis 1,8 Sekunden pro Runde. Dieses Jahr ist es das Ziel, die Differenz auf weniger als eine Sekunde zu reduzieren: zwischen sechs und acht Zehntelsekunden. Die Mischungen der diesjährigen Saison basieren auf den Entwicklungen, die die Ingenieure von Pirelli schon bei den Reifen von 2011 erarbeitet haben. Diese wurden in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Pirelli in Mailand detailliert ausgearbeitet. Dabei halfen die Informationen, die beim Einsatz der Testreifen gesammelt wurden. Im letzten Jahr nutzten die Teams die experimentellen Pneus während der freien Trainings in Sepang, Montreal, Silverstone, auf dem Nürburgring, in Abu Dhabi und in Interlagos. Außerdem fuhren die Teilnehmer des Young Driver Tests in Abu Dhabi im November 2011 mit diesen Reifen. Bei diesen Tests rollten 6.000 Reifen rund 11.000 Kilometer. Zusätzlich absolvierte Pirelli bei fünf privaten Tests in Istanbul, Barcelona (dort zweimal), Jerez und Monza weitere 9.000 Kilometer.

Die neuen Formel 1 Reifen von Pirelli haben ihr Debüt beim ersten offiziellen Test der Saison 2012 am 07. Februar in Jerez. Racing Tyre System: Pirelli entwirft einen Pass für jeden Reifen Um die Reifen für 2012 zu entwickeln, verließen sich die Ingenieure von Pirelli stark auf das Racing Tyre System (RTS): Die computerbasierte Plattform ist in der Lage, die Leistungsdaten eines jeden Reifens während der Tests und der Rennen zu sammeln und zu verarbeiten. Das Racing Tyre System wurde von Pirellis IT-Abteilung entwickelt. Es ermöglicht dem Nutzer, Performance, Abrieb und Verhalten der Reifen während jeder Phase ihres Einsatzes zu überwachen. Darüber hinaus verfolgt das RTS das Leben eines jeden Reifens von der Konstruktion bis zur Rennstrecke. Es aktualisiert in Echtzeit den Einsatz, die Performance und und die Verschleißrate. Nachdem ein Reifen in der Fabrik in Izmit – wo alle Rennreifen von Pirelli produziert werden – gebaut wurde, registriert das RTS die Konstruktionsdaten als eine Art individuellem Ausweis. Die Informationen jedes Reifens, der an einer Rennstrecke ankommt und an ein Auto montiert wird, werden aufgerufen. Von diesem Moment an werden die Reifentemperatur, der Druck und die Verschleißrate registriert und sofort den Pirelli Ingenieuren an der Strecke auf speziellen Tablet-Computern zur Verfügung gestellt. Auch die Forschungsabteilung von Pirelli in Mailand und alle Teams erhalten die Informationen des RTS. Das erzeugt eine virtuelle Datenbank, die kontinuierlich aktualisiert wird. Und es bildet den Ausgangspunkt für die Analyse der Leistung jedes einzelnen Autos und für die weitere Entwicklung der Reifen.

Die Saison 2012 steht für die Rückkehr des Namens Cinturato in die Königsklasse des weltweiten Motorsports: Eine Marke, die nicht nur mit der Formel 1 in Verbindung steht, sondern mit der gesamten industriellen Geschichte der Reifenherstellung. Der Cinturato hatte sein Debüt 1951 am Alfa 159 von Juan Manuel Fangio. Fangio gewann die Meisterschaft, und der Cinturato stand oft gemeinsam mit einem anderen Reifen von Pirelli auf dem Podium: dem Stella Bianca, der am Maserati und am Ferrari 375 montiert war. Der Cinturato startete bis zur Mitte der 1950er Jahre in der Formel 1. Danach wurde er ein Straßenreifen für die sportlichsten und technisch fortschrittlichsten Autos ihrer Zeit.

Der Cinturato Reifen machte sich in den 1960er Jahren zur Zeit der größten Massenmotorisierung in der Automobilindustrie einen Namen als Benchmark. Die innovative Technologie, die für den Cinturato in den 1950ern entwickelt wurde, gab dem Reifen seinen Namen. Er stammt von dem radialen Gürtel (oder „cintura“ auf Italienisch), der um die komplette Reifenkarkasse gelegt wurde. Der Gürtel bestand zunächst aus textilen Fasern und später aus Metall. Diese Erfindung machte den Weg frei für breitere Reifen, die in der Lage waren, mit den höheren Kurvengeschwindigkeiten fertig zu werden, die die Autos seit den 60er Jahren erreichten. Heute steht Cinturato nicht nur für die Formel 1-Nassreifen von Pirelli, sondern auch für eines der erfolgreichsten Produkte der globalen Reifenindustrie: Der Cinturato P7 verkörpert perfekt die Pirelli-Markenwerte Performance, Sicherheit, Haltbarkeit und Energiesparen.

Während der Formel 1-Weltmeisterschaft 2012 wird Pirelli insgesamt 45.000 Reifen liefern. Die Reifen für die Königsklasse des Motorsports werden im darauf spezialisierten Werk der Pirelli Fabrik in Izmit, Türkei, produziert. Es ist eine der weltweit fortschrittlichsten Fabriken dieser Art. Pirelli Ingenieure haben dort modernste Maschinen aufgestellt und nutzen innovative Technologien, um Reifen herzustellen, die perfekt den Anforderungen entsprechen, die sie bei Grand Prix Rennen erwarten.

Während der Rennen und der offiziellen Tests besteht das Pirelli F1 Team aus 50 Spezialisten, vom Ingenieur bis zum Techniker. Jedes Formel 1 Team kann sich auf einen speziell für sie bestimmten Pirelli Ingenieur verlassen sowie auf das gesamte Aufgebot an Technikern und Monteuren.

Das Pirelli F1-Team setzt sich aus Menschen zusammen, die von allen vier Ecken des Globus stammen. Aber die Basis ist in Mailand: die Forschungs- und Entwicklungsabteilung im Hauptquartier von Pirelli. Dieser Fachbereich war immer das Herz der hochaktuellen Technologie der Pirelli Gruppe und beschäftigt 1.000 Forscher, die in weltweit fünf Zentren stationiert sind. Der Motorsport war immer schon das wichtigste Forschungslabor von Pirelli. Dadurch entwickelte der Konzern einige der Innovationen, die die gesamte Reifenindustrie geprägt haben.

Der Vertrag zur Lieferung der Formel 1-Reifen markiert den Höhepunkt von Pirellis Präsenz im weltweiten Motorsport, in dem sich das italienische Unternehmen engagiert, seit es 1907 das Straßenrennen von Peking nach Paris gewann. Darüber hinaus ist Pirelli Exklusivlieferant einiger der weltweit wichtigsten Motorsport-Meisterschaften, sowohl auf zwei als auch auf vier Rädern – wie der GP2, der GP3 und der Superbike Weltmeisterschaft. Darüber hinaus beliefert der Konzern aus Italien mehr als 70 nationale und internationale Renn- und Rallyeserien und war von 2008 bis 2010 exklusiver Lieferant der Rallye Weltmeisterschaft.

Die Pirelli Premium Strategie hat sich zum Ziel gesetzt, Produkte und Lösungen zu entwickeln, die die höchsten Standards bei Leistung und Sicherheit mit dem Respekt vor der Umwelt kombinieren. Entsprechend ist auch die Vereinbarung über die Lieferung der Formel 1-Reifen von den Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit inspiriert. Wie bei allen anderen Motorsportreifen von Pirelli kommen bei der P Zero Produktion keine hocharomatischen Öle zum Einsatz. Die industriellen Prozesse in Izmit basieren auf effizienter Nutzung von Energie und Wasser und der Reduzierung von schädlichen Emissionen wie Kohlendioxid. Besonderes Augenmerk wird auf die Wiederverwendung der Produktionsreste und der gebrauchten Reifen gerichtet. Das Protokoll zur Abfallbehandlung beinhaltet die Wiederverwendung gebrauchter Formel 1-Reifen entweder für die Generierung von neuem Vormaterial oder für die Energieerzeugung.

Sämtliche für die Saison 2011 produzierten Reifen – 28.600 für die Rennen und 6.000 für die Tests – wurden recycelt. Pirellis Bewusstsein für die Nachhaltigkeit zeigt sich auch durch die jüngste Bestätigung im Dow Jones Sustainability STOXX Index und Dow Jones Sustainability World Index, in denen der Konzern das sechste Jahr in Folge das führende Unternehmen im Bereich „Autoteile und Reifen“ ist.
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