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Formel 1
03.10.2012

Harte und softe Slicks ermöglichen diverse Strategien

Das diesjährige Formel 1-Rennen in Japan wird auf dem harten P Zero Silver und dem soften P Zero Yellow ausgetragen. In der vergangenen Saison waren der softe Slick und die Mediums am Start. Doch da die gesamte Reifenkollektion 2012 weicher ist, bieten die Pneus noch mehr Performance – wie schon während der gesamten Saison.

Das wirkte sich allerdings nicht immer auf die Rundenzeiten aus. Der Grund: Die neuen technischen Vorschriften für 2012 haben die Autos etwas langsamer gemacht und das Starterfeld enger zusammen gerückt. Aber die Reifen selbst profitieren von einem breiteren Temperaturfenster, in dem sie Höchstleistung abliefern können.

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Suzuka ist eine der anspruchsvollsten Strecken des Jahres. Neben Barcelona ist es der Kurs, auf dem die meiste Energie durch die P Zero geleitet wird. Hauptursache sind die vielen langen und schnellen Kurven wie die 130R und die Spoon. Tatsächlich ist die 130R die schnellste Kurve der gesamten Rennsaison. Die Piloten passieren sie im siebten Ganz mit 310 km/h. Die Reifen müssen zeitgleich drei Kräfte ausgleichen: den Abtrieb, die Fliehkräfte und die Beschleunigung. Alleine die lateralen Kräfte wirken hier mit 3,1 G. Noch höhere Seitenkräfte wirken in Kurve 7, der Dunlop Curve, auf die Slicks: 3,4 G. Durch die mechanischen und thermalen Einflüsse ist es nicht ungewöhnlich, dass die Lauffläche sich auf 110 Grad erhitzt.

Das Wetter kann in Japan recht wechselhaft ausfallen. Es wurde sogar schon einmal ein Qualifying wegen heftigen Regens auf den Sonntag Morgen verschoben. Daher hat Pirelli wie immer auch den Intermediate Cinturato Green und den Regenreifen Cinturato Blue im Gepäck.

Paul Hembery, Direktor Motorsport bei Pirelli, sagt: „Suzuka ist definitiv eines der Highlights im Formel 1-Kalender. Nicht nur wegen der technischen Anforderungen, sondern auch wegen der einzigartigen Atmosphäre. Die Fans sind sehr fachkundig und begeistert. Und wir werden immer mit sehr großer Gastfreundschaft empfangen. Suzuka ist ein klassisches Fahrer-Rennen, ein wenig wie Spa oder Monza. Die Strecke bietet einige der beeindruckendsten Kurven des Jahres. Außerdem verzeiht sie kaum einen Fehler. Obwohl den Namen nach darauf geschlossen werden könnte, dass wir dieses Jahr härtere Mischungen liefern, sind sie tatsächlich weicher als 2011. Diese Slicks können trotz der hohen Anforderungen an Mischung und Struktur gut die Kräfte absorbieren, die Runde für Runde auf sie einwirken. Wir hoffen, dass mit diesen beiden Reifen eine Extra-Portion Spannung in dieses schon klassische Rennen bringen. Die beiden Slicks sollten den Teams auch neue Optionen für ihre Strategien bieten. Wir haben dieses Jahr schon gesehen, dass die richtige Taktik die Basis für einen Sieg sein kann. Und einigen Piloten gelang es so, sich von einem hinteren Startplatz auf eine Top-Ten-Platzierung zu katapultieren. 2011 fiel in Japan die Entscheidung in der Fahrerwertung. Aber in diesem Jahr liegen die Piloten so eng zusammen, dass wir weit von einer Titelvergabe entfernt sind. Und das ist eine großartige Nachricht für alle Fans.“

Kamui Kobayashi (Sauber F1 Team) meint: „Die Strecke in Suzuka ist sehr speziell – nicht nur, weil es mein Heimrennen ist! Ich bin sicher, viele Fahrer würden mir zustimmen, dass es ein großartiges Rennen ist. Der Kurs ist technisch anspruchsvoll. Und es ist spannend, hier zu fahren. Auch ist es sehr schwer, eine perfekte Runde zu absolvieren. Die meisten Strecken kennt man nach 20 oder 30 Runden. Aber in Suzuka lernt man auch nach hunderten von Runden immer noch dazu. Ich denke, unser Auto sollte hier sehr schnell sein. Der Asphalt bietet eine Menge Grip. Folglich sollte es leicht sein, die Reifen auf Betriebstemperatur zu bekommen. Die Herausforderung des Reifenmanagements ist es, über längere Distanzen die Höchstleistung abzurufen. Die schnellen Kurven leiten darüber hinaus einiges an Energie durch die Slicks. Natürlich ist das Heimrennen etwas Besonderes für mich. Die japanischen Fans sind großartig. Die Stimmung und die Atmosphäre motivieren mich zusätzlich. Und die Zuschauer feuern nicht nur mich an! Sie sind wahre Formel 1-Fans. Und daher bin ich wirklich stolz auf sie.“

Pirellis Testfahrer Lucas di Grassi kommentiert: „Es macht wirklich Spaß, in Suzuka zu fahren. Hier sind man immer gute Rennen. Auf die Reifen warten einige schwere Aufgaben: Im ersten Abschnitt reiht sich Kurve an Kurve. Hier arbeiten die Slicks ohne eine echte Chance, sich abzukühlen. Oft wirken mehrer Kräfte gleichzeitig auf sie, zum Beispiel beim Beschleunigen aus einer Kurve. Daher fließt immer viel Energie durch die Reifen. Allerdings haben die Fahrer in Suzuka auch nie Probleme, die Pneus auf Betriebstemperatur zu bringen. Zeitglich müssen die Piloten während längerer Stints gut auf ihre Reifen achten, besonders bei vollen Tanks. Es ist gut, dass in Japan der harte P Zero im Einsatz ist. Ich habe ihn viel getestet. Er ist wirklich vielseitig, bietet viel Performance und Haltbarkeit: eine deutliche Weiterentwicklung im Vergleich zu seinem Vorgänger. Der weiche Reifen sollte die perfekte Wahl für das Qualifying sein. Aber ich denke, beim Rennen wird der harte Slick die Hauptrolle spielen.“

Technische Fakten zu den Reifen
  • Die schnelle Abfolge an Kurven leitet viel Energie durch die Reifen. Aber durch das fließende Layout der Strecke sind die Ansprüche an die Traktion die geringsten des gesamten Jahres. Nur in der Haarnadelkurve (Kurve 11) und in der letzten abschüssigen Schikane müssen die Gummis volle Traktion liefern. Die Anforderungen an die Bremsen sind ebenfalls vergleichsweise gering.
  • Der rechte Vorderreifen steht in Japan vor einer besonderen Herausforderung. In der 130R belastet ihn der Abtrieb mit umgerechnet 800 Kilogramm – und das bei Höchstgeschwindigkeit.
  • Wenn das Setup des Autos nicht stimmt, können die Belastungen bei den Reifen zu Blistering führen. Dieses Phänomen wird durch Hitzebläschen verursacht, die insbesondere an der Reifenschulter entstehen können. Wenn dann nicht die Belastungen für den Slick reduziert werden, können Teile der Lauffläche herausbrechen und die Leistung beeinflussen.

Die bisherige Reifenwahl der Formel 1-Saison 2012

Grand Prix P Zero Red P Zero Yellow P Zero White P Zero Silver
Australien Soft Medium
Malaysia Medium Hart
China Soft Medium
Bahrain Soft Medium
Spanien Soft Hart
Monaco Supersoft Soft
Kanada Supersoft Soft
Europa Soft Medium
Großbritannien Soft Hart
Deutschland Soft Medium
Ungarn Soft Medium
Belgien Medium Hart
Italien Medium Hart
Singapur Supersoft Soft
Japan Soft Hart
Korea Supersoft Soft
Indien Soft Hart
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