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VLN
19.05.2011

Höchstleistung in und am Auto

Binnen zwei Wochen hat das Team Derscheid Motorsport alle Unfallschäden am BMW 325i beseitigt und erneut ein absolut konkurrenzfähiges Auto auf die Beine gestellt. Wie gut der Wagen funktionierte, zeigte das Team beim 6h-Rennen am vergangenen Wochenende: Den „holprigen“ Weg zum Podium schaffte das Team nur dank seiner geschlossenen Leistung.

Schon beim offiziellen Zeittraining zum 6h-Rennen der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) am vergangenen Samstag zeigte das Team Derscheid Motorsport, dass auch an diesem Wochenende mit ihm zu rechnen war. Die ersten Trainingsrunden nahm Stammpilot Michael Flehmer (Heiligenhaus) unter die Räder des BMW 325i, der in der Klasse V4 startete. Drei Runden absolvierte er, bei denen er seine persönliche Bestzeit unterbot. Anschließend übernahm Teamchef Rolf Derscheid (Much) den Wagen für weitere drei Runden. Die Zeit von 9:59 reichte für die zweite Startposition der Klasse V4 und für den 138. Startplatz der Gesamtwertung – von fast 200 ins Training gestarteten Teams!

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Michael Flehmer saß als erster im Auto, um seinen Turn von 19 Runden zu fahren. Zunächst konnte er auf dem zweiten Platz problemlos durch das typische Startgetümmel der ersten Runden fahren und sich dabei langsam aber sicher Luft nach hinten verschaffen. In seiner zweiten Rennrunde wollte er nur am Führenden dranbleiben und musste dazu ein langsameres Fahrzeug überholen, dessen Fahrer offenbar nicht wahrhaben wollte, dass es Fahrer gibt, die deutlich schneller sind. Kurzerhand fuhr der Pilot auf dem Grand Prix-Kurs auf das linke Hinterrad des Derscheid BMW.

Flehmer hatte zunächst alle Mühe den Wagen abzufangen, merkte auch gleichzeitig, dass offenbar ein Schaden an der Achsgeometrie vorlag. Flehmer entschied, keine weitere Nordschleifen-Runde zu drehen und steuerte stattdessen am Ende Grand Prix-Kurses die Boxengasse an. Teamchef Rolf Derscheid kontrollierte zusammen mit den Mechanikern den Wagen und stelle ein schiefes Hinterrad fest – in weniger als 15 Minuten vermaß die Boxencrew das Fahrwerk, stellte es entsprechend den Sollwerten ein, kontrollierte das Auto auf weitere Beschädigungen und schickte Flehmer wieder ins Rennen.

Ab dann blies Flehmer zur Jagd und machte Runde für Runde Boden auf den Führenden gut. Selbst die kurzen, aber heftigen Regenschauer vermochten die Aufholjagd nicht zu stoppen. Während viele Konkurrenten beim Regen auf profilierte Reifen wechselten, blieb Flehmer mit seinen Slicks auf der Strecke und verschaffte sich so weitere Vorteile. Gleichzeitig begann der Wettbewerb mit Technikproblemen zu kämpfen und Flehmer verbesserte sich immer weiter. In der elften Runde stand der BMW 325i planmäßig an der Box, Flehmer blieb hinterm Volant sitzen, erhielt neue Reifen und der Wagen wurde voll getankt. Für weitere neun Runden setzte er seinen Angriff auf die Spitze fort, ehe er in Runde 20 den Wagen Rolf Derscheid übergab. Der Teamchef drehte elf Runden mit einem planmäßigen, kurzen Tankstopp in Runde 29. Bis dahin hatte sich das Team, dank guter Gesamtleistung, auf den dritten Platz der Klasse vorgekämpft. Auch wenn der Teamchef mit absolutem Siegeswillen unterwegs war und mit 9:56 die schnellste Rennrunde der Klasse fuhr – für den zweiten Platz reichte es leider nicht mehr. Nicht zuletzt die vielen, besonders im letzten Drittel sich häufenden Unfälle machten alle Ambitionen auf konstant gute Rundenzeiten zunichte.

Verschont von solchen Problemen und mit schon fast beängstigender Gleichmäßigkeit, absolvierte der zweite Wagen des Teams Derscheid Motorsport das 6h-Rennen. Matthias Butz (Bergisch-Gladbach) und Martin Hörter (Ransbach-Baumbach) hatten sich Verstärkung an Bord geholt: Robert Baumann (Pulheim) unterstützte beide im Kampf in der Klasse V2. Das Training verlief für das Trio völlig ereignislos, abgesehen von einem „Übermut-Dreher“ in der Hohenrain-Schikane, der aber glimpflich ablief. Matthias Butz übernahm erstmalig den Start und wurde prompt vom Wettbewerb überrumpelt. Auf Rang drei liegend klemmte er sich an den Konkurrenten, kam immer wieder ran, ohne jedoch in Überholdistanz zu gelangen. Dann schlug der Defektteufel beim Wettbewerber zu, Butz erbte Rang zwei, den das Trio nicht mehr hergeben sollte. Der in Runde zehn einsetzende Regen zwang Butz an die Box, um Regenreifen montieren zu lassen. Gleichzeitig wurde der Wagen betankt und Martin Hörter übernahm den BMW. Der Reifenwechsel war ein Fehler, der Zeit kostete: Die Strecke trocknete rasch ab und Hörter musste nach zwei Runden erneut zur Box, um sich Slicks zu holen. Ab dann lief es für den Mann aus dem Kannenbäcker-Land richtig rund. Trotz vieler Gelbphasen fand er in seinen Rhythmus und drehte konstant und schnell seine Runden und schaffte es, mit 10:42 Minuten die schnellste Rundenzeit des Trios zu fahren. In Runde 24 war der Spaß für Hörter zu Ende und die Reihe war an Robert Baumann. Für insgesamt acht Runden saß Baumann hinterm Volant und konnte die gute Vorarbeit seiner Kollegen problemlos fortsetzen. Die Schwierigkeit im letzten Drittel wurde durch viele Unfälle verursacht: Die Fahrer, auch Baumann, mussten aufpassen, sich keinen Reifenschaden durch die Trümmer einzufangen. Ohne Probleme konnte der Pilot das Rennen für den „Junioren-BMW“ des Teams Derscheid Motorsport auf Platz zwei beenden.
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