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ROTAX MAX Challenge
15.08.2011

Turbulente RMC-Runde in Wittgenborn

Der hochgelegene Vogelsbergring von Wittgenborn zog am vergangenen Wochenende über 130 Teilnehmer zum fünften Saisonrennen der Deutsch-Österreichischen DMV ROTAX MAX Challenge. Die Traditionsveranstaltung bildet das alljährliche Heimspiel für die unweit ansässige RMC-Organisation und trotzdem hatten sich die Verantwortlichen das vorletzte Rennen des Jahres etwas anders vorgestellt. Zwei Einsätze des Rettungswagens, drei Rennabbrüche und ein schlechtgelaunter Wettergott machten den Rennsonntag zu einem echten Spießrutenlauf. Aber trotz aller Unvorhersehbarkeiten hatte man den Ablauf unter Kontrolle, so dass letztlich der Sport auf der Strecke nicht zu kurz kam...

MICRO-Cup: Tobias Nath holt ersten Saisonsieg

Robert Kindervater (EA) gab bei den Jüngsten zunächst das Tempo vor. Er war der Schnellste im Zeittraining und lag auch im Prefinale an der Spitze. Doch das Rennen dauerte nicht lang. Nach wenigen Runden erfolgte plötzlich der Abbruch – scheinbar grundlos. Was war passiert? Ein Rettungssanitäter im Infield der Rennstrecke benötigte ärztliche Versorgung. Nachdem der hauseigene Patient erfolgreich behandelt worden war, setzten die MICROs ihr Rennen fort, wobei Kindervater nichts anbrennen ließ. Er kreuzte als sicherer Sieger den Zielstrich und hatte auch in der Addition beider Rennteile die Nase vorn. Platz zwei ging an Louis Henkefend (Topkart) vor Tobias Nath (CRG).

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Neue Bedingungen herrschten im Finale. Die Strecke war nach einem Regenschauer zur Mittagszeit stellenweise noch nass, was den Piloten viel Fahrgefühl abverlangte. Das war die Stunde von Tobias Nath. Der Spremberger übernahm frühzeitig die Spitze, verteidigte diese tapfer bis ins Ziel und holte sich damit seinen ersten RMC-Sieg. Nur knapp dahinter sah Erik Weiske die Zielflagge mit nur 0.123 Sekunden Rückstand. Prefinalsieger Kindervater komplettierte das Podium als Dritter.

MINI-Cup: Doppelsieg für Glania
Wie dicht Freud und Leid beieinander liegen musste Fabian Hellwig (M-Tec) erfahren. Nachdem der Pilot aus dem Nintendo Team Scheider vor den Augen seines prominenten Teamchefs die Pole-Position erobert hatte, lag er auch im Prefinale auf Siegkurs. Doch dann geriet Hellwig auf die nasse Wiese, was ihn vehement in die Reifenstapel beförderte. Für den Titelfavoriten war das Rennen beendet. Das galt auch für den Rest des Feldes, denn Hellwigs Kart war nicht nur an einer gefährlichen Stelle gestrandet, sondern auch der Pilot selbst musste geborgen und ärztlich versorgt werden. Während Hellwig vorsorglich ins Krankenhaus transportiert wurde, nahmen die restlichen Piloten den zweiten Teil des Prefinals in Angriff. Hier ließ sich Luis Glania (PCR) nicht zweimal bitten und kämpfte sich schnell an die Spitze. Letztlich gewann er souverän vor Jonathan Judek (M-Tec) und Felix Kotyk (Intrepid).

Das Finale verlief unspektakulär mit Glania in Topform: Über fünf Sekunden nahm er der Konkurrenz ab bevor er den Doppelsieg perfekt machte. Kotyk verbesserte sich im Finale auf Position zwei, während Bastian Benz (Maranello) als Dritter den Sprung aufs Podium schaffte.

JUNIOR-Cup: Überraschungssieg für Mike Golla
Die mit 27 Piloten stärkstbesetzte Klasse im Rahmen der RMC hatte einiges zu bieten. Schon im Prefinale ging es zwischen Pole-Setter Noah Brandt (Energy) und Florian Janits (Intrepid) heiß her. Beide lieferten sich ein packendes Duell um den Sieg, welches in der vorletzten Runde für beide in einer Kollision endete. Der lachende Dritte war André Hagner (M-Tec), der den geschenkten Sieg dankend entgegen nahm. Auch die am Ende Zweit- und Drittplatzierten, Tobias Dauenhauer (Intrepid) und Christian Klauser (CRG), freuten sich über ihren unverhofften Platzgewinn kurz vor Rennende.

Beflügelt vom Prefinalsieg ging Hagner ins Finale und zeigte eine sehenswerte Vorstellung. Bravourös verteidigte der Schaurener die Spitze rundenlang gegen eine gewaltige Verfolgermeute. Doch Hagners Verteidigung brach gegen Rennmitte ein und so musste er sich am Ende mit Platz drei zufrieden geben. Letztlich war es Leon Wippersteg (EA) der sich vor Hagner auf den zweiten Platz schieben konnte. Aber einer stahl allen die Show, nämlich Mike Golla (Energy). Ihn hatte niemand auf der Rechnung gehabt, immerhin rangierte der Alsdorfer nach dem Qualifying ohne gezeitete Runde auf dem letzten Platz! Still und heimlich war er im Prefinale auf Position zehn vorgefahren, um im Finale wie aus dem Nichts die Führung zu übernehmen. Am Ende war er der Überraschungssieger des Tages.

JUNIOR-World: Erneuter Sieg für Nico Müller
Lokalmatador Moritz Kremer (Intrepid) zeigte der Konkurrenz, wo es lang geht. Nach der Bestzeit im Zeittraining war er auch im Prefinale unschlagbar und feierte den Sieg vor heimischer Kulisse. Nico Müller (Intrepid) und Florian Wiesinger (M-Tec) blieben zu diesem Zeitpunkt nur die Ehrenplätze.

Doch Kremers Freude währte nicht lange: Im Startgetümmel des Finales geriet er in eine Kollision und verschwand ans Ende des Feldes. Müller ließ dies kalt. Er fuhr wie entfesselt und setzte sich weit von den Verfolgern ab. Das Rennen schien schon entschieden als einsetzender Regen das slickbereifte Feld auf eine harte Probe stellte. Müller büßte plötzlich seinen gesamten Vorsprung ein und musste sich die letzten rutschigen Runden gegen Lukas Wenig (M-Tec) und Moritz Oberheim (Energy) zur Wehr setzen. In einem sehenswerten Finish wechselten die Positionen und erst auf den letzten Metern setzte sich Müller knapp gegen Wenig und Oberheim durch.

MAX-Cup: Bassendowski gewinnt Reifenpoker
Iris Perey (M-Tec) schockierte die Männerdomäne der MAX-Cup einmal mehr mit der Bestzeit im Zeittraining. Im Prefinale folgte jedoch das frühe Aus der Heinsbergerin. Eine defekte Batterie warf sie nicht nur aus dem Kreis der Sieganwärter, sondern auch aus dem Meisterschaftsrennen.

So gaben im Prefinale vor allen Dingen Marco Bassendowski (Intrepid) und Fabian Erle (Maranello) das Tempo vor. Das Duell der beiden hielt die Zuschauer bis zum Schluss in Atem. Die Entscheidung fiel erst in der letzten Kurve als sich die Streithähne leicht in die Quere kamen. Der Drittplatzierte Niklas Rosenbach (Energy) fackelte nicht lang und schoss auf den letzten Metern vorbei zum Sieg. Während Rosenbach sein Glück nicht fassen konnte, kreuzten Bassendowski und Erle kopfschüttelnd den Zielstrich auf den Rängen zwei und drei.

Das Finale verlief weniger spannend, dafür aber ebenso überraschend: Eine leicht feuchte Strecke stellte die Piloten vor die Qual der Wahl des Reifentyps. Während ein Großteil auf Nummer sicher ging und Profilreifen montierte, war die richtige Entscheidung eindeutig der Slick, für welchen sich unter anderem Bassendowski entschied. In Windeseile fuhr er der Konkurrenz davon, überrundete fast das gesamte Feld und gewann mit rund 17 Sekunden Vorsprung. Auf Position zwei hielt sich lange Zeit Fabian Erle, der aber mit Regenreifen zur Rennhalbzeit chancenlos war und bis auf Position sechs zurückfiel. Ganz im Gegenteil zu Janno Theussing (EA). Er hatte richtig gepokert und sich mit Slicks aus dem Mittelfeld nach vorne bugsiert. Der Gronauer feierte mit Platz zwei sein bestes Saisonergebnis. Komplettiert wurde das Podium von Alessio Curto (CRG) auf dem dritten Platz.

MAX-World: Heimsieg für Maximilian Gunkel
Kein Weg führte in Wittgenborn an Lokalmatador Maximilian Gunkel (Intrepid) vorbei. Den Vorteil des Heimspiels wusste der Rödermarker schon im Zeittraining zu nutzen, wo er mit der Pole-Position den Grundstein für zwei erfolgreiche Rennen legte.

Zwar ging es in der Topklasse gewohnt eng zu, aber diesmal auch vergleichsweise ruhig, denn viel passierte im Prefinale nicht. Schon am Start war die Reihung entschieden: Mit Maximilian Gunkel an der Spitze und dem Verfolgerquartett Stefan Riener (Intrepid), Julian Wagner (Praga), Larry ten Voorde (EA) und Christopher Friedrich (Tony) stand das Ergebnis schnell fest.

Ähnlich war das Bild im Finale: Wie auf einer Perlenschnur umkurvten Gunkel, Riener, Wagner und Friedrich den 1.038 Meter langen Kurs. Einzig ten Voorde musste abreißen lassen und wurde auf Platz neun durchgereicht. Vorne hatte man offensichtlich einen Waffenstillstand geschlossen. Als es aber in den letzten Runden zu regnen begann, wurden die Messer noch mal gewetzt. Der Nichtangriffspakt war aufgehoben. Auf der rutschigen Bahn spielte Gunkel seine Streckenkenntnis jedoch gekonnt aus und brachte den Sieg äußerst knapp ins Ziel. Dahinter fand Wagner in der letzten Runde noch einen Weg an Riener vorbei und sicherte sich Platz zwei vor dem Österreicher. Friedrich lief als Vierter ein vor Coen Nijsen (EA), der seine Regenqualitäten zum Schluss ausspielen konnte und sein bestes Saisonresultat einfahren konnte.

DD2-Masters: Andreas Matis vorzeitig Meister
Andreas Matis (Zanardi) gewann in dieser Saison so ziemlich jedes Rennen, wenn man mal vom zweiten Prefinalplatz beim Saisonauftakt in Wackersdorf absieht. Daran sollte sich auch in Wittgenborn nichts ändern: Sowohl im Zeittraining als auch den Rennen hatte er die Nase vorn. Die Dauerkonkurrenten Thomas Schumacher (CRG) und Michael Becker (Zanardi) konnten an diesem Wochenende zwar deutlich aufschließen, schafften es aber nicht den Seriensieger vom Thron zu schubsen. Matis konnte sich ein Rennen vor Ende der Saison vorzeitig den Meistertitel sichern. Nach 2006 stellt dies schon seinen zweiten Gesamtsieg dar, der ihn damit auch wieder zum großen ROTAX-Weltfinale führen wird. „Ich freue mich riesig auf die Grand Finals in Abu Dhabi. Auch wenn ich schon einmal teilgenommen habe, so ist es dieses Jahr etwas ganz anderes. Damals beim Weltfinale in Portugal bin ich noch MAX gefahren – dieses Jahr sitze ich im DD2 und ich bin mir sicher, dass es in den Emiraten auch nicht so nass wird wie 2006 in Portugal“, scherzte der Gochener am Abend.

DD2-World: Erster Sieg für Pascal Marschall
Ein schweres Los hatten die DD2-World-Piloten in Wittgenborn gezogen, denn Wettergott Petrus meinte es gar nicht gut mit ihnen. Das Prefinale war nur wenige Runden alt als sich die massiven Regenwolken in einem Unwetter entleerten und den Vogelsbergring binnen weniger Minuten unter Wasser setzten. Der Rennabbruch und die Flucht aller Beteiligten ins Trockene war die Folge. Schnell war der Wolkenbruch wieder verschwunden und die Sonne kam zum Vorschein und nach tatkräftigem Einsatz der Streckenposten waren auch die überschwemmten Streckenabschnitte wieder trocken gelegt. Das Rennen konnte fortgesetzt werden: Während Pole-Setter Martin Grupe (CRG) schon im ersten Teil des Rennens im Mittelfeld verschwunden war, übernahm nun Nils Hendrik Jung (CRG) das Kommando. Lange Zeit lag er in Front bevor er den Sieg letztlich an Simon Wagner (M-Tec) abtreten musste. Auf Platz drei wurde derweil Pascal Marschall (CRG) gewertet – ein erster Vorgeschmack des Youngsters auf das, was noch kommen sollte.

Das Finale fand bei strömendem Regen statt, Bedingungen unter denen Wagner schon mehrfach sein Können unter Beweis gestellt hat. Doch diesmal sollte es anders kommen. Nur drei Runden konnte sich der Tabellenführer an der Spitze behaupten bevor er einem furios fahrenden Pascal Marschall den Weg frei machen musste. Letzterer drehte danach erst richtig auf und verschaffte sich bis zum Ziel einen Vorsprung von über vier Sekunden. Am Ende feierte der DD2-Neuling seinen ersten Sieg in dieser Kategorie und war am Abend ganz aus dem Häuschen: „Einfach unglaublich! Wir hatten mit dem Klassenwechsel anfänglich Probleme und enorm viel zu lernen. Unsere Pace stimmt seit den letzten Läufen endlich und ich freue mich riesig. Dass ich im ersten DD2-Jahr gleich um den Sieg fahren würde, hätte ich nicht gedacht“. Auch die Konkurrenz hatte den Rookie nicht auf der Rechnung und so gaben sich Simon Wagner, Dennis Tuszynski und Nils Hendrik Jung mit den Verfolgerplätzen zufrieden.

„Wittgenborn war dieses Jahr ein spektakuläres Event. Das Wetter hat uns auf eine harte Probe gestellt und sportlich haben wir dramatische und spannende Rennen gesehen, die teilweise auf den letzten Metern entschieden wurden. Die Überraschungs- und Premierensieger waren natürlich das Salz in der Suppe“, resümiert RMC-Chef Peter Kessler am Abend. Mitte September findet nun das große Finale auf dem Hunsrückring statt. Sollte dies ähnlich turbulent wie das Rennen in Wittgenborn verlaufen, brauchen nicht nur die Titelfavoriten starke Nerven.
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