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Kartsport Allgemein
04.05.2011

Turbulentes Wochenende für Andreas Kilian

Ein turbulentes Rennwochenende ging für Andreas Kilian zu Ende: Am vergangenen Samstag startete der 15-jährige PCR-Pilot Andreas Kilian beim 2. Lauf des ADAC Dunlop Kart Youngster Cup Mittelrhein Pfalz Saar auf dem Hunsrückring in Hahn. Wieder einmal stellte die Klasse World Formula mit 27 Teilnehmern das größte Starterfeld im Nachwuchsbereich und wurde ihrem Ruf als eine der härtesten Klassen im Kartsport überhaupt einmal mehr gerecht.

Für Andreas startete das Wochenende schon am Freitag. Obwohl er noch auf den alten, abgefahrenen Trainingsreifen unterwegs war, konnte er schon auf Anhieb gute Rundenzeiten erzielen und an der Fahrzeugabstimmung feilen. Größtes Problem waren dabei immer wieder die hohen Gripverhältnisse. Sein Chassis „klemmte“ in den Kurven, es baute zu viel Grip auf. Doch auch diese Baustelle konnte pünktlich zum Rennsamstag behoben werden. Ein hartes Rennen erwartete man, lag doch das gesamte Starterfeld innerhalb weniger Zehntel Sekunden und bei der Fülle an Teilnehmern blieb kein Fehler unbestraft.

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Nach guten Rundenzeiten in den beiden offiziellen freien Trainings startete Andreas zuversichtlich ins Zeittraining. Doch wie es das Schicksal so will, erwischte Andreas das Pech. Schon in der Warm-Up Runde spürte er einen schlagartigen Druckverlust im rechten Hinterreifen, die Folge war ein Plattfuß. Leider blieb ihm nun keine andere Wahl, als zu versuchen, mit dem Plattfuß irgendwie eine Rundenzeit zu erzielen, um sich für die Rennen zu qualifizieren, denn wäre er in die Box gefahren, wäre das Zeittraining beendet gewesen, denn eine Wiederausfahrt ist nicht möglich.

So quälte er sich förmlich über die zehn Minuten und versuchte so gut es geht, auf der kurvenreichen Strecke im Hunsrück irgendwie eine Runde zusammen zu bekommen. Und tatsächlich: Unter eindrucksvoller Willensstärke schaffte er es tatsächlich, sich auf demelften Platz zu qualifizieren! In der Qualifikation mit plattem Hinterreifen noch so weit nach vorne zu fahren, war eine Leistung, auf die er im Nachhinein doch ein klein wenig stolz war. „Unter diesen beinahe unfahrbaren Umständen noch solch eine Rundenzeit zu erzielen, zeigt, welches Potential vorhanden ist und wie weit es nach vorne hätte gehen können!“, so Andreas selbst zu seiner Leistung.

Wie sich dann bei der Defektanalyse herausstellte, war es eine kleine Gummidichtung einer Felgensicherungsschraube, die den Dienst versagte und ihm so das Zeittraining kaputtmachte. Aber nun hieß es: Nach vorne fahren! Von Startplatz elf aus gestartet, kassierte er gleich beim Start drei Positionen und übte gehörig Druck nach vorne aus. Doch leider blieb er lange Zeit in einem Zweikampf gefangen. Die Führenden waren längst einteilt und es schien beinahe unmöglich, die riesige Lücke von einigen hundert Metern wieder zu schließen. Doch Andreas ließ sich davon nicht beeindrucken und startete einen Sprint in allerbester Qualifying-Manier. Eine schnellste Runde nach der anderen brannte er in den Asphalt, fuhr der Konkurrenz teils um über eine halbe Sekunde pro Runde um die Ohren, und tatsächlich war er drei Runden vor Schluss wieder an dem Führungs-Sechstett dran. In einem Überraschungsmanöver wollte er sich kurz vor Schluss noch den sechsten Platz sichern, doch der Pilot vor ihm war schlau und wehrte jeden Angriffsversuch geschickt ab. So blieb es beim siebten Rang, womit Andreas auch erstmal ganz zufrieden war. „Immerhin stehe ich auf der besseren Seite fürs zweite Rennen, und mit einem guten Start will ich die Top 3 in Angriff nehmen!“, so Andreas motiviert, und das auch zurecht, denn die Möglichkeiten waren vorhanden, der Konkurrenz ordentlich einzuheizen, hatte er dies doch schon in Lauf 1 klar unter Beweis gestellt.

Doch leider wurde daraus nichts. Wieder traf Andreas das Pech, diesmal beim Start zu Rennen zwei. Konnte er noch direkt nach Ausgehen der Lichter mit einem Raketenstart zwei Positionen gut machen, so traf ihn in Kurve drei ein Konkurrent bei einem Gerangel unglücklich und beschädigte ihm seinen Heckauffahrschutz. Die rechte Seite wurde komplett nach oben geknickt und verhakte sich äußerst unglücklich genau zwischen Vergaser und Hinterrad. Dabei wurde sein Vergaser leicht beschädigt, dieser blieb aber zum Glück noch funktionstüchtig. Doch der Auffahrschutz lag nun auf dem Hinterreifen auf und bremste Andreas so dermaßen, dass ein Weiterfahren nur noch im Schritttempo möglich war.

Was nun kam, war äußerst mutig: Andreas drehte sich während der Fahrt aus dem Kart heraus und versuchte, mit etwas Gewalt sein Hinterrad vom bremsenden Plastik des Auffahrschutzes zu befreien. Dieser Versuch erschien zwar so verrückt wie unmöglich, aber sein ungewöhnliches Vorgehen gelang tatsächlich, und er konnte, trotz beschädigtem Auffahrschutz und Vergaser das Rennen fortsetzen.

Leider war er durch diesen Zwischenfall inzwischen auf Rang 13 zurückgefallen, der Abstand nach vorne war schon sehr groß, die Fahrer hinter ihm drängelten, und Andreas wusste nicht, welchen Nachteil er durch die Beschädigungen an seinem Fahrzeug davon getragen hat. Aber wieder stellte er seine Nerven unter Beweis, und startete zum zweiten Mal an diesem Tag eine Aufholjagd, die ihresgleichen suchte. Innerhalb weniger Runden raste er nach vorne, überholte in kurzer Zeit gleich sechs seiner Konkurrenten und schloss eine Lücke von mehreren hundert Metern auf den Sechstplatzierten. Mit teils atemberaubenden Rundenzeiten übte er Druck auf den Führungspulk aus, doch der Pilot vor ihm gab nicht nach. So holte Andreas zum zweiten Mal an diesem Tag den siebten Platz nach Hause und war sichtlich geschlaucht von seiner eindrucksvollen Aufholjagd. „Ich habe bei dem Desaster mit dem Heckauffahrschutz selbst nicht mehr daran geglaubt, dass ich weiterfahren kann, weil der Vergaser ebenfalls einen Schlag abbekommen hat und die Beschädigung nicht gut aussah. Aber ich dachte mir, getreu dem Motto „No Risk, No Fun“, ich habe eh nichts mehr zu verlieren, und versuchte, mein Hinterrad vom extrem abbremsenden Plastik zu befreien. Tatsächlich hat es dann geklappt, und ich tat das, was ich am besten kann: Aufholen und überholen!“, so Andreas dann doch noch ein wenig stolz auf sich selbst.

„Das nächste Rennen wird bestimmt besser und ich gebe mein Bestes, um das Potential, das in diesem Jahr vorhanden ist, auszuspielen.“ Wichtig war für Andreas aber, dass er immerhin noch einige Punkte für die Meisterschaft mitgenommen hat. „Die Saison ist noch lang, es stehen im Youngster-Cup noch sechs Rennen in Uchtelfangen, Hahn, Liedolsheim und Schaafheim auf dem Plan. Es geht hierbei vor allem ums konstante Punkte sammeln. Erst am Schluss wird abgerechnet!“

Weiter geht es für ihn am 15. Mai ebenfalls am Hunsrückring, diesmal zum 2. Lauf des Westdeutschen ADAC Kart Cup.
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