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Formel 1
29.07.2011

Der Große Preis von Ungarn und die Reifen

Der Hungaroring ist der langsamste permanente Kurs im Formel 1-Kalender – nur etwa zehn Sekunden einer Runde können die Piloten dort mit Vollgas fahren. Durch die für das Wochenende angekündigten Regenschauer könnte der kommende Grand Prix noch komplizierter werden.

Die Strecke zeigt sich im Vergleich zum vergangenen Jahr leicht modifiziert. Die Kiesflächen in den Auslaufbereichen der Kurven drei, acht und neun wurden durch Asphalt ersetzt, was die Sicherheit erhöht.

Das Rennen auf dem Hungaroring ist extrem anspruchsvoll. Erst zweimal konnte dort ein Fahrer gewinnen, der zuvor noch keinen Weltmeistertitel gewonnen hatte: im vergangenen Jahr Mark Webber und 1990 Thierry Boutsen. Bislang gab es erst ein Regenrennen in Ungarn, das war 2006, doch das kann sich an diesem Wochenende ändern. Betrachten wir einige der anspruchsvollsten Kurven des Hungarorings und deren Anforderungen an die Reifen.

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Die Strecke

Eine Runde auf dem Hungaroring ist 4.381 Meter lang. Der rutschige und staubige Asphalt ist zumeist sehr heiß. Dazu kann es im Cockpit bis zu 50 Grad warm werden. Pirelli hat die soften P ZERO Gelb und die supersoften P ZERO Rot für Ungarn nominiert, um den mangelnden Grip bei diesem besonders rutschigen Streckenbelag zu kompensieren. Eine der schwierigsten Kurven ist die Nummer Zwei. Sie wird im zweiten Gang mit nur etwas mehr als 100 km/h gefahren. Die Strecke neigt sich nach außen, was die Gefahr des Untersteuerns erhöht. Diese Gefahr wird zum Ende der Kurve hin immer größer. Der rechte Vorderreifen muss am härtesten arbeiten, um den Boliden trotz der Bodenwellen in der gesamten Kurve auf der Ideallinie zu halten.

Der mittlere Streckenabschnitt weist eine Abfolge von Kurven auf, die mit Höchstgeschwindigkeit durchfahren werden. Dazu gehört auch die Schikane mit den Kurven sechs und sieben. Dort nutzen die Fahrer die Kerbs als Teil der Rennlinie. Die dadurch entstehenden Kräfte belasten die gestressten Reifen mit mehr als 800 Kilogramm. Die dadurch hervorgerufenen heftigen Vibrationen abzufedern ist dann die wichtigste Aufgabe der Radaufhängung der Formel 1-Wagen.

Auch der letzte Abschnitt des Kurses ist extrem anspruchsvoll. Die vorletzte Kurve 13 ist eine scharfe Linkswendung. Wegen des geringen Tempos und des begrenzten Abtriebs müssen die Reifen einen mechanischen Grip erzeugen. Die Reifenmischung muss Schwerstarbeit verrichten, um das Auto durch die Kurven zu ziehen und dabei eine gute Traktion zu gewährleisten. Das ermöglicht den Fahrern, die ganze Kraft ihrer Motoren zu nutzen.

Das sagt der Testfahrer von Pirelli

Lucas di Grassi: „Der Hungaroring ist eine überaus technische Strecke, zu der die soften und die supersoften Reifen sehr gut passen. Der zweite Abschnitt der Runde bildet die Schlüsselstelle. Hier kommt es sehr darauf an, den richtigen Abtrieb und einen guten Rhythmus zu haben. Die Fahrer haben eine Sequenz von fünf oder sechs Kurven. Entscheidend für eine schnelle Runde ist, jede einzelne dieser Kurven richtig zu treffen. Deshalb müssen die Reifen präzise arbeiten. Es gibt nur einen Abschnitt, auf dem wirklich überholt werden kann: die Hauptgerade.

Was das Überholen betrifft, ist der Hungaroring in diesem Jahr hinter Monaco die zweitschwierigste Strecke. Doch vielleicht ist es dieses Mal ja anders. Denn Pirelli hat beim Bau von Reifen, die Überholmanöver fördern, einen richtig guten Job gemacht. Die Strecke wird im Laufe des Wochenendes besser, je mehr sie gummiert ist. Doch wenn es regnet, minimiert sich dieser Effekt. Wie in Monaco gibt es hier manchmal Zufallsergebnisse: insbesondere bei nassem Wetter...“

Die Reifen und die Formel 1-Abgasanlagen

In einem Sport wie der Formel 1, die sich durch ständige Weiterentwicklung und entsprechende Regeländerungen auszeichnet, ist auch Pirelli gefordert, mit modernster Technologie zu arbeiten, um sich optimal den neuen Anforderungen und Innovationen anzupassen.

Seit einiger Zeit erregen die Abgasleitungen der Fahrzeuge das Interesse der Ingenieure und der technischen Kommissare. Denn Abgase können auf unterschiedlichen Wegen einen aerodynamischen Vorteil erzeugen. Das allerdings kann zugleich die Hinterreifen belasten, weil sie plötzlich einer großen Hitze ausgesetzt werden.

Die effizienteste Lösung ist es, Abgase vor den Seitenkästen auszublasen. Die 1.000 Grad heißen Gase laufen an der gesamten Karosserie entlang und verbessern den Abtrieb. Doch sobald die Abgase die Hinterreifen erreichen, kann deren Temperatur an Schulter und Seitenwand plötzlich um 150 Grad steigen. Doch der plötzlichen starken Hitze zum Trotz: die Charaktereigenschaften und die Zuverlässigkeit des Reifens werden nicht beeinflusst.

Das unterstreicht die besonderen Standards von Pirelli bei Sicherheit, Performance und Haltbarkeit – selbst unter extremsten Einsatzbedingungen.
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