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ATS Formel 3 Cup
21.10.2011

Die Formel 3 ist das Sprungbrett in die Formel 1

Heinz-Harald Frentzen gehört zu den erfolgreichsten deutschen Motorsportlern. Zehn Jahre fuhr er in der Formel 1. 1997 sicherte er sich den Titel Vizeweltmeister.

Seine Karriere führte auch ihn in den Formel-3-Sport: 1989 wechselte er in die deutsche Formel-3-Meisterschaft. Damals beendete er die Saison punktgleich mit Michael Schumacher - beide hatten allerdings einen Zähler weniger als der damalige Meister Karl Wendlinger. Im Mercedes-Junior Team trafen die drei sich in der Sportwagen-Weltmeisterschaft wieder. Parallel stieg Frentzen in die Formel 3000 ein. 1994 war es soweit und Frentzen fuhr sein erstes Formel-1-Rennen.

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Heute startet er zusammen mit dem ehemaligen Skispringer Sven Hannawald in einer Callaway Competition Corvette im ADAC GT Masters. Nur wenige Meter von seinem Team entfernt befindet sich oft das Fahrerlager des ATS Formel-3-Cup mit zahlreichen jungen Talenten, die fast alle nur ein Ziel haben: die Formel 1! Frentzen berichtet in seinem Interview über den hohen Stellenwert der Formel 3 und seine eigenen Erfahrung in der Nachwuchsklasse.

Wie wichtig ist die Stufe Formel 3 für die jungen Piloten auf dem Weg in die Formel 1?
Die Formel 3 ist heute wie damals eine wichtige Übergangsklasse zur Formel 1. Sie bietet eine gute Basis, um junge Talente zu erkennen, die hier wiederrum Erfahrungen sammeln können. Viele erfolgreiche Piloten sind in dieser Nachwuchsserie am Start gewesen. Schon in der Formel 3 kann man erkennen, wer sich für die Formel 1 eignet. Sie ist einfach das Sprungbrett oder die Zwischenstufe zur Formel 1. Als junger Motorsportler hat man nicht viele Optionen und kommt an der Formel 3 eigentlich nicht vorbei. Das ist eine sehr wichtige und entscheidende Phase in der eigenen Motorsportkarriere. Früher folgte der Sprung in die Formel 2 oder Formel 3000, heute ist es die GP2 oder GP3. Die Formel 3 ist der vorletzte Schritt vor der Formel 1. Natürlich gab und gibt es immer wieder extreme Piloten, die den direkten Schritt von der Formel 3 in die Formel 1 gehen. Wie zum Beispiel Ayrton Senna.

In welchen Bereichen kann man in der Formel 3 am meisten lernen?
In der Formel 3 lernt man vor allem mit dem Speed umzugehen. Die Zweikämpfe finden bei viel höheren Geschwindigkeiten statt. In der Formel 3 ist der Speed auf jeden Fall schon hoch genug, um auch den Umgang mit dem freistehenden Rädern zu lernen. Das ist eine wichtige Erfahrungsbasis: den Respekt vor den freistehenden Rädern zu bekommen. Im Vergleich zu den Tourenwagen macht dies den Formelsport viel gefährlicher.

Wie verlief deine Formel-3-Karriere?
Ich bin damals aus der Formel Opel Lotus in die Formel 3 gewechselt und da war der Sprung nicht so groß. Ich bin dort auch nur ein Jahr gefahren. Das war mein erstes Jahr mit Karl Wendlinger und Michael Schumacher. Doch es war eine sehr entscheidende Saison. Danach bin ich ins Junior-Team von Mercedes gekommen. Das ging damals recht flott, fast schon etwas zu schnell. Ich war zu der Zeit aber auch schon etwas älter als die anderen. Ich habe dann meine zweite Chance über Japan genutzt, um in die Formel 1 zu kommen.

Gibt es ein besonders Ereignis in deiner Formel-3-Karriere?
Macau war eine sehr große Herausforderung. Bei mir gab es Probleme und ich konnte nur fünf Runden fahren bevor ich ins Qualifying musste. Macau ist ein sehr schwieriger Kurs und ich bin mit Biegen und Brechen auf den fünften Startrang gefahren. Im Rennen konnte ich mich in Führung setzen und dann folgte eine meiner schmerzhaftesten Erfahrungen. Ich lag mit einem Vorsprung von etwa 200m an der Spitze. Auf der Ideallinie war zuvor Öl ausgelaufen, das mit Bindemittel beseitigt worden war. Nach einigen Runden dachte ich mir, dass die Stelle wieder befahrbar ist. Doch dann habe ich dort das Auto abgelegt. Das war eine Riesenenttäuschung, die mir noch Jahre nachgehangen hat.
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