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ROTAX MAX Challenge
16.05.2010

RMC feiert turbulente Premiere in Österreich

Das lang erwartete Gastspiel in Österreich sollte für die DMV ROTAX MAX Challenge am vergangenen Wochenende (16.05.2010) zur Bewährungsprobe werden. Knapp 110 Teilnehmer waren nach Bruck gereist, um vor den Toren Wiens beim zweiten Saisonlauf um Meisterschaftspunkte zu kämpfen. Aber nicht nur um Punkte wurde gekämpft, sondern auch gegen den Wettergott, welcher sich alles andere als gastfreundlich zeigte. Den ersten Unwetterwarnungen am Samstag folgten am Sonntag tatsächlich enorme Sturmböen und penetrante Regenfälle. Eine Herausforderung für alle Teilnehmer und auch die Organisation, die am Ende aber ein "erkämpftes" Happy End haben sollte...

MICRO-Cup: Doppelsieg für Judek
Ein kleines aber auserlesenes Feld von vier Fahrern präsentierten die Jüngsten in Bruck. Mann des Tages war Jonathan Judek (M-Tec). Nachdem er erfolgreich die Pole-Position erobert hatte, ließ er auch in den Rennen nichts anbrennen und trat mit einem beeindruckenden Doppelsieg die Heimreise an. Hinter dem souveränen Sieger kreuzte Nils Laub (Intrepid) zweimal als Zweiter die Ziellinie und ließ sich im Finale auch nicht von einer 20-Sekunden-Zeitstrafe wegen Fehlstarts beeindrucken. Den letzten Podiumsplatz holte sich in beiden Läufen Fabian Hellwig (CRG) vor Kevin Trampenau (Wildkart).

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MINI-Cup: Wetzels nicht zu stoppen
Gino Wetzels (Birel) setzte in Bruck seine Siegesserie fort, die er bereits in Kerpen eindrucksvoll begann. Vom Zeittraining an hatte er Platz eins abonniert und die Konkurrenz auch bei widrigsten Wetterbedingungen bestens im Griff, was sein Vorsprung im Finale mit fast 30 Sekunden verdeutlicht. Im Prefinale galten noch Sebastian Neuburger (Sodi) und Lucas Ayrton Mauron (Birel) auf den Rängen zwei und drei als heiße Podiumsanwärter fürs entscheidende Finale. Hier blies dann jedoch Christopher Dreyspring (Energy) zur Aufholjagd. Von hinten gestartet, machte er Platz um Platz gut und erkämpfte sich den zweiten Rang. Gleich hinter ihm freute sich die letztjährige MINI-Vizemeisterin Michelle Halder (Swiss Hutless) als Dritte über ihren zweiten Podiumsplatz in Folge.

JUNIOR-Cup: Doppelsieg für Kleinwort
Die Regenschlacht der JUNIOR-Cup ging im Zeittraining an den Regenspezialisten Leon Wippersteg (EA), der sich um nur 0,001 Sekunden auf die Pole-Position bugsierte und dem Zweitplatzierten Julian Kleinwort (M-Tec) das Nachsehen gab. Doch Kleinworts Stunde kam im Prefinale, welches er mit einem deutlichen Vorsprung von über fünf Sekunden gewann und dabei Wippersteg auf Platz zwei verdrängte. Dieser gab sich nach dem Rennen lässig: "Ich bin zwar die schnellste Rennrunde gefahren, aber auch gleich zweimal durch die Botanik gerodelt. Danach war nicht mehr drin." Immerhin blieb Wippersteg trotz seiner Ausritte noch vor Florian Wiesinger (M-Tec), der als Dritter mit 14 Sekunden Rückstand einlief.

Im Finale stand Kleinworts Sieg nicht in Frage. Nach 16 Runden hatte er stolze 13 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Wiesinger, der hinter dem Sieger die fehlerfreiste Fahrt ablieferte. Dahinter komplettierte Wippersteg die Top Drei. Im Kampf um die Podiumsplätze mischten diesmal auch Lukas Forster (CRG) und Benedikt Gentgen (EA) mit. Beide mussten sich am Ende jedoch mit den Verfolgerpositionen vier und fünf begnügen.

JUNIOR-World: Wagner gewinnt Heimspiel
Mike Halder (Swiss Hutless) bewies seine Regenqualitäten schon im Zeittraining mit der Pole-Position und konnte auch im Prefinale glänzen. Ein kurzer Ausritt ins Grüne warf den Titelverteidiger zwar zu Beginn des Rennens kurzzeitig hinter Larry ten Voorde (EA) auf Position zwei zurück, doch nach wenigen Metern hatte er sich die Spitze zurückerobert und konnte diese auch sicher in einen Sieg ummünzen. Dahinter fuhr ten Voorde ein taktisches Rennen auf Platz zwei zu Ende. "Mike war sehr schnell im Regen. Ich wollte nicht zu viel riskieren und Punkte sammeln", schilderte der Niederländer im Ziel, der damit noch vor Julian Wagner (M-Tec) einlief.

Fürs Finale hatte Lokalmatador Wagner dann scheinbar das beste Paket geschnürt. Nach einem hervorragenden Start fuhr er einen souveränen Sieg nach Hause. Dabei profitierte er auch vom Duell hinter sich, wo sich Halder und ten Voorde um die Ehrenplätze stritten. Letztlich setzte sich ten Voorde sechs Runden vor Schluss durch und sah als Zweiter die Zielflagge vor Halder.

MAX-Cup: Finalsieg für Spölgen-Jacobs
Martin Gatz (Zanardi) war im Zeittraining der schnellste Mann im Feld. Auch im Prefinale konnte er lange Zeit die Spitze verteidigen. Tapfer wehrte er sich rundenlang gegen Jonas Spölgen-Jacobs (DR) und Auftaktsieger Christoph Turi (CRG) bis er letztlich beide passieren lassen musste und am Ende Rang drei kassierte. Spölgen-Jacobs und Turi machten den Sieg derweil mit packenden Manövern unter sich aus, wobei Turi im Ziel knapp die Nase vorn haben sollte.

Im Finale erwischte Spölgen-Jacobs den besten Start. Lange konnte er sich aber nicht über die Führung freuen, denn auftretendes Aquaplaning eingangs der Start-Ziel-Geraden zwang ihn in einen Dreher. So übernahm ein rasant aufholender Sebastian Forster (CRG) plötzlich die Führungsarbeit, während sich Spölgen-Jacobs gleich dahinter wieder auf die Verfolgung machte. Die rundenlangen Angriffe des DR-Fahrers waren letztlich von Erfolg gekrönt. Fast fünf Sekunden hatte Spölgen-Jacobs beim Fallen der Zielflagge sogar noch herausfahren können, bevor dahinter Forster als Zweiter und Turi als Dritter abgewinkt wurden.

MAX-World: Laa verhindert Wagners Durchmarsch
Wie schon sein jüngerer Bruder in der JUNIOR-World-Klasse, wusste auch Simon Wagner (M-Tec) seine Heimkenntnis zu nutzen. Mit fast einer halben Sekunde Vorsprung etablierte sich der Österreicher schon im Zeittraining auf der Pole-Position.

Mit freier Sicht nach vorne konnte Wagner auch im Prefinale die Führung übernehmen und letztlich den Sieg in trockene Tücher bringen. Währenddessen balgten sich dahinter Patrick Lumma (M-Tec), Niki Laa (Intrepid) und Auftaktsieger Ferenc Kancsar (Intrepid) um die Ehrenplätze. Nachdem Kancsar gegen Rennende vorzeitig die Segel streichen musste, blies Laa zum erfolgreichen Angriff auf Lumma und lief nach zwölf Runden als Zweiter ein.

Im Finale katapultierte sich Laa an die Spitze des Feldes. Prefinalsieger Wagner konnte die Pace nicht mitgehen und konzentrierte sich auf die Verteidigung seines zweiten Platzes. Diesen wollte ihm Lumma streitig machen, der aber nach sechs Runden sein Kart im Aus abstellen musste. Fortan waren die ersten Positionen entschieden. Laa gewann nach 16 Runden deutlich vor Wagner. Dahinter sorgte Kancsar für Furore. Vom 19. Startplatz aus gestartet, bugsierte sich der Österreicher mit einer sehenswerten Aufholjagd auf den dritten Platz nach vorne und erntete damit den Respekt aller Anwesenden.

DD2-Cup: Widmann zum Regenkönig gekrönt
Es war das Wochenende des Steffen Widmann (Zanardi). In souveräner Weise bestimmte er das Geschehen, welches er schon im Zeittraining mit sage und schreibe 2,7 Sekunden Vorsprung dominierte!

Im Prefinale hatte er leichtes Spiel, nachdem sich der Trainingszweite Gvido Stalidzans (Maddox) schon am Start in die Botanik verabschiedete. Über 24 Sekunden betrug Widmanns Vorsprung im Ziel auf den Zweitplatzierten Nils Hendrik Jung (CRG) und den Drittplatzierten Thomas Piert (M-Tec).

Ein ähnliches Bild gab es im Finale: Während Widmann einen nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg nach Hause fuhr, wurde um die Ehrenplätze hart gekämpft. Diesmal war es Daniel Stübinger (Intrepid), der sich als Zweiter gegen die Verfolger Nils Hendrik Jung und Gvido Stalidzans durchsetzten konnte.

DD2-World: Degenhardt konkurrenzlos im Regen
Kai Degenhardt drückte der Regenschlacht von Bruck seinen Stempel auf. Pole-Position und der Sieg in beiden Rennen standen am Abend für den Zanardi-Piloten zu Buche.

Im Prefinale hatte er keine große Mühe sich von den Verfolgern abzusetzen und mit über 20 Sekunden Vorsprung als Erster die Zielflagge zu sehen. Letztere waren vielmehr mit sich und den nassen Streckenverhältnissen beschäftigt, als dass sie Degenhardt hätten gefährlich werden können: Der Auftaktsieger und Trainingszweite Andre Huber (M-Tec) drehte sich mit kalten Reifen schon in der Einführungsrunde, erkämpfte sich aber noch einen guten dritten Platz. Marc Landwehr (CRG), der zwischenzeitlich auf Position zwei rangierte, schied nach einem Ausritt sogar ganz aus dem Rennen aus. Hinter Degenhardt umrundete letztlich Alexander Möhring (Haase) ohne gravierende Fahrfehler den Kurs und wurde mit Rang zwei belohnt.

Degenhardt schien auch im Finale ungefährdet zum Doppelsieg zu fahren, als auch er plötzlich Opfer der Wasserfluten wurde und sich zur Halbzeit von der Piste drehte. Diese Chance ließ sich Alexander Möhring nicht entgehen und übernahm die Führung. Das Rennen schien schon entschieden, als sich Degenhardt mit sensationellen Rundenzeiten zurückmeldete. Bis zu zwei Sekunden schneller war er pro Runde und egalisierte seinen Rückstand in Windeseile. In der vorletzten Runde wehrte sich Möhring nicht lang und machte Degenhardt den Weg zum Sieg frei. Möhring freute sich dennoch über Platz zwei, während Huber erneut als Dritter abgewinkt wurde. "Was für ein Rennen. Das Chassis hat einfach nur perfekt funktioniert. Nach dem Dreher habe ich den Sieg schon abgeschrieben. Aber dann ging es noch Mal richtig gut. Ein Lob auch an Alex Möhring, der echt sehr fair mitgespielt hat", freute sich Degenhardt nach dem Rennen zu Recht.

Am Abend konnte man ein allgemeines Durchatmen im Fahrerlager von Bruck vernehmen. Eine der schwierigsten RMC-Veranstaltungen war problemlos über die Bühne gegangen, was bei den extremen Wetterkapriolen alles andere als selbstverständlich war. Die RMC-Familie trotzte orkanartigen Sturmböen, widrigsten Regenfällen, bissiger Kälte, permanenten Stromausfällen und eigentlich allem, was eine Veranstaltung sonst noch zu Fall bringen kann. Schnelle Reaktionen und Zeitplananpassungen, das Verschieben der Siegerehrung auf den nächsten Lauf in Oppenrod, aber auch die Disziplin der Fahrer und Teams waren am Sonntag der Schlüssel zum Erfolg einer unter diesen Umständen äußerst gelungenen Veranstaltung.

Entsprechend zufrieden zeigte sich RMC-Präsident Peter Kessler rückblickend: "Unser Österreich-Debut ist wirklich kein Leichtes gewesen. Das Wetter hat uns auf eine harte Probe gestellt. Insgesamt muss ich ein großes Lob an alle Teilnehmer und das Organisationsteam aussprechen. Zusammen haben wir diese enorm schwierige Veranstaltung sehr gut gemeistert". Auch Organisationsleiter Uwe Jäger zog ein positives Fazit der Premiere: "Alle Beteiligten haben den Ernst der Lage erkannt. Nur durch das vorbildliche Zusammenspiel haben wir das Kind geschaukelt. Mein Dank gilt wirklich allen!"
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