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ROTAX MAX Challenge
08.08.2010

RMC - die heiße Phase beginnt

Im Prokart Raceland von Wackersdorf läutete die Deutsch-Österreichische DMV ROTAX MAX Challenge am vergangenen Wochenende (08.08.2010) den Saisonendspurt ein. Nach einer kleinen Sommerpause stand in der Oberpfalz der fünfte Saisonlauf auf dem Programm. Trotz Sommerferien waren über 140 Piloten angereist, um die heiße Meisterschaftsphase einzuläuten. Nach den beiden Hitzerennen von Oppenrod und Ampfing ging es diesmal etwas frischer zu. Ein kurzer Regenschauer am Morgen verwandelte das Zeittraining in eine Rutschpartie, bevor die Sonne ab Mittag angenehme 23 Grad aufs Barometer zauberte. Vereinzelte Tropfen sorgten zwar über den Tag für besorgte Mienen, doch der große Regen kam glücklicherweise erst mit dem Zieleinlauf des letzten Rennens.
MICRO-Cup: Knapper geht es nicht mehr
Die acht MICRO-Piloten sorgten an diesem Wochenende für den wohl engsten Zieleinlauf in der RMC-Geschichte. Im Prefinale hielt ein Vierkampf zwischen Pole-Setter Luis-Miguel Glania (EA), Jonathan Judek (M-Tec), Fabian Hellwig (CRG) und Erik Weiske (RK) die Zuschauer in Atem. Über die gesamte Renndistanz wechselte die Führung ründlich zwischen Glania und Judek. Erst auf der Zielgeraden fiel die Entscheidung und die ersten Vier schossen im Parallelflug über die Ziellinie. Am Ende trennten die Vier nur 0.180 Sekunden. Und wer hatte das Fotofinish gewonnen? Es war Hellwig. Um nur eine Tausendstelsekunde (!) verdrängte er Judek auf Position zwei, der wiederum nur knapp vor bzw. neben Glania und Weiske abgewinkt wurde.
Ruhiger ging es dann im Finale zur Sache. Judek und Glania machten diesmal den Sieg unter sich aus, wobei der M-Tec-Pilot am Ende mit nur 0.099 Sekunden die Nase vorn haben sollte. Das Duell um den dritten Platz war nicht minder spannend. Hier gewann Hellwig mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Weiske.
MINI-Cup: Dreyspring stark, aber Wetzels weiterhin unschlagbar
Die Luft für den vorzeitigen MINI-Meister Gino Wetzels (Birel) wird dünner. In Wackersdorf fand er mit Christopher Dreyspring (Energy) einen fast ebenbürtigen Gegner. Obwohl Wetzels im Zeittraining noch deutlich den Ton angab, verlief das Prefinale nicht so dominant wie erwartet. Dreyspring gewann den Start und konnte zahlreiche Führungskilometer sammeln, bevor Wetzels ihn wieder in die Schranken verwies und den Lauf gewann. Auf Platz drei etablierte sich lange Zeit Tobias Fischer (Sodi), der sich beherzt gegen Roman Schwedt (Intrepid) behauptete. Am Ende hielt er dem Druck aber nicht Stand und musste Schwedt Rang drei überlassen.
Auch im Finale war Dreyspring der bessere Starter, übernahm die Spitze und wehrte sich rundenlang tapfer gegen die Angriffe Wetzels. Auch der Drittplatzierte Schwedt konnte die Pace mitgehen, so dass es dieses Jahr erstmals zu einem Dreikampf um den Sieg kam. Erst zur Rennhalbzeit konnte Wetzels wieder die Führung übernehmen. Absetzen konnte er sich derweil nicht. Bis zum Fallen der Zielflagge hatte er Dreyspring und Schwedt im Nacken, die aber letztlich keinen Weg am Birel-Piloten vorbeifanden. "Eigentlich sollte ich dieses Wochenende in Belgien fahren, um dort noch Meisterschaftspunkte zu holen. Mein Vater hat mir die Wahl gelassen und dann habe ich mich für die RMC entschieden. Es macht mir hier einfach mehr Spaß und außerdem habe ich hier sehr viele Freunde", so ein Sieger, dem es offensichtlich nicht nur um das Gewinnen geht.
JUNIOR-Cup: Erster Sieg für Leon Wippersteg
War es im Zeittraining noch Florian Wiesinger (M-Tec), der mit der Bestzeit auf sich aufmerksam machte, sorgte im Prefinale Moritz Kremer (Intrepid) für Furore. Mit einem Traumstart katapultierte sich der Pilot des MSC Wittgenborn vom dritten Platz aus an die Spitze. Danach gab es auch kein Halten mehr für ihn. Er setzte sich Runde um Runde ab und gewann am Ende mit über zwei Sekunden Vorsprung. Um Rang zwei duellierten sich währenddessen Florian Wiesinger und Leon Wippersteg (EA). Letzterer war von der achten Position aus gestartet und setzte den Zweitplatzierten gehörig unter Druck. Vorbei kam er aber nicht mehr. Das sollte sich im Finale ändern. Hier setzte Wippersteg seinen Vorwärtsdrang fort, setzte sich nach dem Start schon auf Rang zwei und machte im Anschluss Jagd auf den Führenden Kremer. Zur Rennhalbzeit dann der Wechsel an der Spitze: Wippersteg hatte einen Weg an Kremer vorbei gefunden und wusste Platz eins in den letzten Runden gekonnt zu verteidigen. Im Ziel feierte er seinen ersten JUNIOR-Sieg knapp vor Kremer und Wiesinger.
JUNIOR-World: Ten Voorde gewinnt spektakuläres Finale
Die JUNIOR-Elite lag einmal mehr in der Hand von Larry ten Voorde (EA). Der mehrfache RMC-Champion setzte schon im Zeittraining die Bestmarke, konnte seine Pole-Position aber im Prefinale nicht perfekt umsetzen. Er fiel nach dem Start, ebenso wie die Zweitplatzierte Corinna Kamper (Intrepid), einige Positionen zurück. Zu dieser Zeit bestimmten Moritz Oberheim (Energy) und Julian Wagner (M-Tec) das Geschehen an der Front. Doch ten Voorde und Kamper erholten sich von ihrem misslungenen Start und jagten im Doppelpack zurück nach vorne. Am Ende holte sich ten Voorde den Sieg vor Oberheim und Kamper.
Das Finale wurde zu einem Krimi, der nicht dramatischer hätte sein können. Ten Voorde und Kamper waren diesmal die Startgewinner, lagen an der Spitze, als ein unglücklicher Angriff Oberheims gleich beide Führenden von der Bahn bugsierte. Während Oberheim Platz eins übernahm, rutschten Kamper und ten Voorde auf die Position sechs bzw. sieben zurück. Dabei bildeten die beiden das Schlusslicht eines siebenköpfigen Pulks, welches sich 15 Runden (!) auf spektakulärste Weise um den Tagessieg stritt. Unzählige Male wechselten die Position zwischen den Hauptdarstellern Moritz Oberheim, Julian Wagner, Kevin Kemmling (M-Tec), Stefan Locsmandi (Intrepid), Corinna Kamper und Larry ten Voorde. In der vorletzten Runde folgte die erste Vorentscheidung: Kamper musste alle Siegträume begraben und ihr Kart mit technischen Problemen im Aus abstellen. Das verbliebene Spitzen-Sextett scherte das wenig. In der letzten Runde griff ten Voorde tief in die Trickkiste und setzte sich gegen die Meute durch. Im Ziel machte er entgegen aller Erwartungen den Doppelsieg komplett und verdrängte Oberheim, Wagner, Kemmling und Locsmandi knapp auf die Verfolgerpositionen.
MAX-Cup: Doppelsieg für Tuszynski
Im verregneten Zeittraining holte sich Alessio Curto (CRG) die Bestzeit. Im Prefinale konnte er diese dann nicht mehr verteidigen. Mit den trockenen Bedingungen war die Stunde von Ampfing-Sieger Dennis Tuszynski (Zanardi) gekommen. Der Trainingszweite ließ sich nicht lange bitten und übernahm noch in der ersten Runde die Spitze, welche er bis zum Fallen der Zielflagge nicht mehr abgeben musste. Dahinter lief Marco Dakic (Birel) auf einem ebenso sicheren zweiten Platz ein, wie Christoph Turi (CRG) auf Rang drei. Das Finale wurde ein reines Schaulaufen für Tuszynski. Er fuhr einen nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg nach Hause und kreuzte den Zielstrich mit fast vier Sekunden Vorsprung auf Marco Dakic, der es diesmal weniger leicht hatte und den Drittplatzierten Michel Kortz (Gillard) in Schach halten musste.
MAX-World: Turbulentes Finale mit Intrepid-Dominanz
Orange und Schwarz waren die Farben des Wochenendes bei den MAX-World Piloten. In sämtlichen Sitzungen lagen die Intrepid-Piloten an der Spitze. Dies begann schon im Zeittraining mit der Bestzeit von Maximilian Gunkel, dem mit Ferenc Kancsar und Dominik Vasold gleich zwei Markenkollegen auf den Fersen waren. Im Prefinale gesellten sich dann noch die Intrepid-Piloten Niki Laa und Tobias Weichenberger dazu. Einzig Simon Wagner mischte mit seinem M-Tec-Kart die fünfköpfige Intrepid-Truppe auf und konnte sogar die Führung übernehmen. Freuen konnte er sich darüber allerdings nicht allzu lange: Als der Intrepid-D-Zug zum Angriff blies, musste er die Tür auf lassen und wurde am Ende auf die Wiese gedrängt. Das bedeutete das vorzeitige Aus für den Österreicher. Als Schuldigen der Aktion machte die Rennleitung Maximilian Gunkel aus, der nach dem Rennen auf Position 15 zurückgestuft wurde. Vorne setzte sich derweil Vasold im markeninternen Kampf durch und gewann vor Laa, Weichenberger und Kancsar. Erst auf Rang fünf folgte mit Christopher Friedrich (Maranello) der beste Nicht-Intrepid-Pilot.
Dieselben Fünf waren dann auch im Finale das Maß der Dinge. Friedrich konnte die Pace des Quintetts nur zu Beginn halten und überließ dann Michaela Engelhard (Energy) die Jagd auf die führende Gruppe. Die Oppenrod-Siegerin machte gehörig Druck und konnte letztlich die totale Dominanz mit ihrem vierten Platz einigermaßen verhindern. Die Top Drei schienen sich gegen Rennende einig zu sein und so lief alles auf einen Sieg Kancsars hinaus. Doch der Ungar leistete sich in der vorletzten Kurve einen entscheidenden Fehler, den Weichenberger eiskalt ausnutzte. Damit gewann der Österreicher sein erstes RMC-Rennen als Senior! Kancsar verteidigte als Zweiter noch knapp seine Position gegen Teamkollege Laa.
DD2-Cup: Jung macht das Doppel
Das Wochenende schien wie schon in Ampfing eine klare Sache für Maurice Schiwy (CRG) zu werden, der im Qualifying mit der Bestzeit aufwartete. Auch im Prefinale schien kein Weg an ihm vorbeizuführen, konnte er sich doch sofort einige Meter von den Verfolgern lösen. Doch dann kam die Stunde von Nils Hendrik Jung (CRG). Der Pilot vom KV Oppenrod machte Meter um Meter auf den Spitzenreiter gut und wartete bis zur letzten Runde, um sich die Führung und damit auch den Sieg zu holen. Steffen Widmann (Zanardi) komplettierte den Zieleinlauf als Dritter.
Im Finale überließ Jung nichts dem Zufall. Vom Start an enteilte er dem Feld und feierte letztlich einen souveränen Sieg. Hinter ihm etablierte sich zunächst Widmann, der sich gegen Schiwy zur Wehr setzen musste. Als Schiwy dann einen Weg am Zweitplatzierten vorbei gefunden hatte, waren die Positionen endgültig bezogen. Erwähnenswert war auch die Leistung von Andre Banaszak (Zanardi) und Marcel Schirmer (Haase), die als Vierter und Fünfter ihr bislang bestes Saisonergebnis einfuhren.
DD2-World: Möhring beendet Durststrecke
Der bestimmende Mann des Wochenendes schien wieder einmal Andre Huber (M-Tec) zu sein. Sowohl im Zeittraining als auch im Prefinale führte kein Weg am ehemaligen MAX-Champion vorbei. Als härteste Rivalen erwiesen sich im ersten Lauf noch Alexander Möhring (Haase) und Maximilian Fleischmann (Intrepid), die als Zweiter und Dritter noch in Schlagdistanz lagen. Im Finale wendete sich das Blatt, ebenso wie das Wetter. Schwere Regenwolken verdunkelten das Prokart Raceland und sorgten für einen Temperatursturz im letzten Rennen des Tages. Bei fast schon Nacht ähnlichen Sichtbedingungen konnte sich Huber erneut an die Spitze setzen, doch diesmal ließ Möhring nicht locker und stieß Huber vom Thron. Fortan wurde das Rennen ein Lauf gegen die Uhr, denn die gewaltige Regenfront drohte jederzeit mit einem massiven Niederschlag. Selbst Rennleiter Reinhard Tropp stand schon vorsorglich mit der Zielflagge parat, um das Rennen notfalls vorzeitig abzubrechen. Doch Petrus hielt sich zurück und so musste Möhring Runde um Runde bangen und alle Mittel aufbringen, um Huber hinter sich zu halten. Zwei Runden vor Schluss kam die Flut und verwandelte die Strecke zur Rutschbahn. Auf Messer's Schneide rettete Möhring dennoch seinen ersten Saisonsieg ins Ziel. Auch Huber auf Position zwei hatte am Ende noch Glück, denn auf der Ziellinie hatte er gerade noch eine Zehntelsekunde Vorsprung auf den Drittplatzierten Alexander Banaszak (Zanardi).
Entspannte Gesichter gab es am Abend bei der Siegerehrung zu sehen, welche aufgrund des Unwetters im attraktiven Eventsaal des Prokart Raceland abgehalten wurde. Hier zog auch RMC-Präsident Peter Kessler ein positives Fazit: "Mit dem Wetter haben wir heute enormes Glück gehabt. So konnten wir eine reibungslose Veranstaltung über die Bühne bringen. Wir haben an diesem Wochenende sensationellen Sport gesehen, der Lust auf mehr macht. Ich kann mir den Endspurt der Meisterschaft nicht spannender vorstellen." Lange warten müssen die Teilnehmer nicht, denn schon in zwei Wochen geht es für den RMC-Zirkus weiter. Auf dem Vogelsbergring von Wittgenborn steht der sechste von sieben Läufen dieser Saison auf dem Programm.
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