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RCN
28.03.2023

GLP-Saisonstart ins Wetter-Chaos

Mit der Gleichmäßigkeitsprüfung „Bergischer Schmied“, ausgerichtet vom Bergischen MC im ADAC, startete die RCN GLP am letzten Märzwochenende in die Saison 2023. Der erste Lauf des Jahres sollte nicht nur wie üblich auf der traditionellen Nürburgring Nordschleife ausgetragen werden, diesmal führte die Strecke zusätzlich noch über die Kurzanbindung der GP Strecke. Leider machte das unberechenbare Eifelwetter den Fahrern mal wieder das Leben schwer.
 
Bis zum Vornennschluss hatten insgesamt 115 Teilnehmer genannt. Nicht dabei war der BMW von Marcus und Dieter Grün. Die beiden Brühler haben nach erfolgreichen Jahren in der GLP und einigen Testläufen nun den Sprung gewagt und wollen die komplette Saison in der RCN bestreiten. Auch ein weiteres Vater/Sohn-Team fehlte in der ersten Starter Liste: die Vorjahresgesamtsieger Oliver und Udo von Fragstein. Stattdessen wurden in der Liste weit über dreißig Rookies aufgeführt. Eine Überraschung präsentierten Steven und Jennifer Ostrowski aus Essen: Sie brachten mit einem 381 PS starken AMG Mercedes A45 ein neues Einsatzfahrzeug an den Start.
 
Am frühen Samstagmorgen begrüßte GLP Fahrtleiter Jürgen Seidel die Teilnehmer zur Fahrerbesprechung im Pressezentrum des Nürburgrings. Wegen der großen Anzahl von Neulingen und wegen der sich abzeichnenden wechselnden Wetterbedingungen ging der Fahrleiter intensiv auf die Aufgabenstellung, die Fahrtvorschriften und Flaggensignale sowie die Gefahren des Nürburgrings ein. Unter den aufmerksamen Zuhörern befanden sich nun auch Oliver und Udo von Fragstein (Leichlingen/Leverkusen). Die Frage nach dem ungewöhnlich späten Nennungseingang beantwortete Oliver: „Ich war gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe und wir haben die Nennung erst am Donnerstag abgegeben, als ich wieder fit war.“ Wie sich später zeigen sollte, eine richtige Entscheidung.
 
Nach der Fahrerbesprechung ging es gleich weiter zum Vorstart und schon konnte der Fahrtleiter bei einsetzendem Nieselregen die ersten Fahrzeuge auf die Strecke schicken. Doch nach wenigen Minuten kam die erste Schadensmeldung. Ein Audi 200 war im Streckenabschnitt Hatzenbach schwer in die Leitplanken eingeschlagen. Ein Krankenwagen war schnell vor Ort, sammelte die beiden Fahrer ein und verbrachte sie zur Untersuchung ins Medical Center. Hier wurde schnell Entwarnung gegeben. Bis auf ein eventuell angeknackstes Ego war die Audi-Besatzung topfit.
 
Kurze Zeit später meldeten Sportwarte aus verschiedenen Abschnitten einsetzenden Schneeregen und Hagel. In kurzer Zeit häuften sich die Einschläge. „Ich sah eine gelbe Flagge und nahm sofort Gas weg,“ berichtete Oliver von Fragstein später. „Plötzlich war die gesamte Fahrbahn weiß von Schnee und Eis. Wir kamen noch bis zu Steigung vor der Hohen Acht, dann drehten die Vorderräder durch. Nichts ging mehr.“
 
Weniger Glück hatten Nico Schumacher und Petra Reuther: „Die Räder haben beim Anbremsen blockiert und ich schätze, ich hatte bei 50 km/h noch ca. 20-30 m ‚Zeit‘ bis zur Leitplanke.“ Nach dem Einschlag bugsierte er den Golf 1 GTI in eine Tasche und richtete hier den eingedellten Kotflügel mit einem Stemmeisen aus einem Intervention Car soweit, dass er erst ins Fahrerlager und dann auf eigener Achse zurück nach Bonn fahren konnte.
 
Selbst mit Allradantrieb kam es zu Problemen. „Es war schon eine kleine Herausforderung als uns der Eisregen überraschte,“ erzählte Steven Ostrowski. „Trotz Allrad hatten wir keinen Grip und sind gerutscht. Da ging gar nichts mehr. Zum Glück konnten wir uns auf der Strecke halten.“
 
Fahrtleiter Jürgen Seidel reagierte souverän und tat das einzig Richtige: Abruch mittels roter Flagge. Die gestrandeten Fahrzeuge wurden ins Fahrerlager abgeschleppt, andere fuhren im Schritttempo in Richtung Start- und Ziel. Hier erfuhren die Teilnehmer im Rahmen einer zweiten Fahrerbesprechung, dass der erste Veranstaltungsteil annulliert wurde es mit einem Neustart weitergehen würde, sobald die Strecke frei sei. Entsprechend würden die Ergebnisse nur mit der halben Punktzahl für die Jahreswertung bedacht.
 
Während der Fahrtleiter zusammen mit dem Leiter der Streckensicherung, Franz Mönch, in einem Intervention Car eine Besichtigungsrunde absolvierte, nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit zu tanken. Inzwischen war die Wolkendecke über dem Nürburgring aufgebrochen und die wärmenden Sonnenstrahlen hatten die vereisten Stellen freigetaut. Dem Re-Start stand nichts mehr im Wege.
 
Nach einer erneuten Einführungsrunde und einer Setzzeitrunde, lieferten Harald Ezaru jun. und sen. aus Pforzheim, genau wie Stefan Rosskopf und Patrick Dahlmann aus Bingen, einerseits den Beweis, dass sie in der Winterpause den Sinn der GLP nicht verlernt hatten, andererseits, dass die Strecke wieder befahrbar war. Mit 0,2 Fehlerpunkten setzten beide Teams eine erste Bestmarke und sich damit an die Spitze der Zeitenliste. Mit jeweils 0,4 Zählern folgten Oliver und Udo von Fragstein, die Rookies Jens und Mika Vetter (Racksen/Siegen), Patrick Gierlich (Rheinbach) und Ralf Schreiber (Schleiden), Michael und Jacqueline Heßler (Fritzlar), Michael Dedekind und Sandra Meier aus Landshut, sowie für den DAMC 05 im ADAC Andreas Neier und Vanessa Di Pasca (beide Düsseldorf).
 
Die zweite Bestätigungsrunde sollte die Entscheidung bringen. Im Ziel hatten Micheal und Jacqueline Heßler aus Fritzlar im Golf V kumuliert 2,1 Punkte (0,4/1,7) eingefahren und belegten damit den zehnten Platz. Einen Platz davor, mit 1,7 Fehlerpunkten (1,1/0,6) platzierten sich Konstantin Krasnoperov (München) und Axel Theiling (Karlsfeld) im BMW 325i. Den 8. Platz sicherten sich mit 1,5 Punkten (1,1/0,4) Falk und Monika Mellentin aus Mönchengladbach im BMW Mini.
 
Jeweils äußerst knapp waren die Abstände zwischen P7 bis P4. 1,2 Fehlerpunkte (0,4/0,8) reichten Patrick Gierlich und Ralf Schreiber im auffälligen Nissan Sunny für einen guten siebten Platz. Mit nur 0,1 Punkten weniger (0,7/0,4) platzierten sich Michael und Lukas Striebich (Bonn/Frankfurt) im BMW 325i auf P6. Erbarmen, die Hesse komme - mit 1,0 Fehlerpunkten (0,8/0,2) wurde der Porsche Cayman von Jan Sperling (Rodgau) und Florian Funk (Darmstadt) auf dem fünften Platz gewertet. Steven und Jennifer Ostrowski kamen auf Anhieb mit dem AMG Mercedes A45 gut zurecht: „Nach dem Re-Start lag das Auto gut auf der Strecke. Trotz Regen ließ er sich gut fahren. Ohne den Eisregen hätte es echt Spaß gemacht.“ 0,9 Fehlerpunkte (0,7/0,2) und P4 waren der Lohn für das Ehepaar aus Essen.

Eine große Überraschung dann auf dem dritten Platz. Hier konnten sich die Rookies Jens und Mika Vetter (Racksen/Siegen) im Audi S3 platzieren. Mit 0,6 Punkten (0,4/0,2) erreichten sie das Ziel punktgleich mit Harald und Harald (sen.) Ezaru, die mit ebenfalls 0,6 Fehlerpunkten (0,2/0,4) auf P2 gewertet wurden. Die beiden Pforzheimer hatten laut Reglement in der Wertung die Nase vorn, weil sie in der ersten Bestätigungsrunde besser abgeschnitten hatten als Vetter/Vetter.
 
Der Sieg aber ging auch diesmal wieder an Oliver und Udo von Fragstein. Mit nur 0,5 Fehlerpunkten (0,4/0,1) vor den zweit- und drittplatzierten Fahrerteams legten die Beiden im Ford Puma den Grundstein für eine spannende GLP Saison 2023. Die Abstände an der Spitze sind jedenfalls sehr eng.
 
In der Rookiewertung legten die Sieger, Jens und Mika Vetter, mit nur 0,6 Fehlerpunkten die Latte recht hoch. Ihnen folgten Gregor Starck und Kalin Rashev (beide Kaiserslautern) im Suzuki Swift mit 4,3 Fehlerpunkten (2,9/1,4) vor Sebastian Anding und Nadine Philipp aus Blaufelden (Honda Accord) mit 7,0 Punkten (0,8/6,2).
 
Das „Ü30er“ Team (von Fragstein/von Fragstein, Ostrowski/Ostrowski und Bernards/Bernards) sicherte sich die Mannschaftswertung mit 28,07 Teampunkten vor dem Team „Null Runde (Ezaru/Ezaru, Dedekind/Meier, Schlüter/Schlüter und Großelanghorst/Bollweg) mit 27,98 Teampunkten.
 
Wegen verschiedenen Problemen mit der Zeitnahme musste die Siegerehrung auf den nächsten GLP Lauf am 22. April 2023 verschoben werden.
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