Donnerstag, 2. Mai 2024
Motorsport XL Das Motorsport Magazin Vorschau   Abonnement
GT World Challenge
01.08.2023

Eifelwetter und Edelmetall für GRT

Zweiter Saisonsieg für Grasser Racing bei der vorletzten Station des Fanatec GT World Challenge Europe Endurance Cup. Das Lamborghini-Team aus der Steiermark absolvierte am vergangenen Wochenende vom 28. bis 30. Juli das nächste erfolgreiche Gastspiel auf dem berüchtigten Nürburgring.

Nachdem die Mannschaft mit dem Lamborghini Huracán GT3 EVO2 dort vor zwei Wochen im ADAC GT Masters bereits siegreich war, ließ sie in der hochkarätigen Langstreckenmeisterschaft der Fanatec GT World Challenge Europe den nächsten Triumph folgen. Clemens Schmid, Glenn van Berlo und Benjamin Hites meisterten in der Startnummer 85 die turbulenten Wetterbedingungen souverän. Im Silver Cup eroberten sie Pole Position und Sieg, womit sie die Führung von Grasser Racing in der Wertung weiter ausbauten.

Anzeige
Die Truppe von Teamchef Gottfried Grasser reiste nach ihrem Klassensieg bei den prestigeträchtigen CrowdStrike 24 Hours of Spa als Spitzenreiter im Silver Cup zur vierten Runde des diesjährigen Fanatec GT World Challenge Europe Endurance Cup in die Eifel. Dort erwartete sie die aus der Formel 1 bekannte Grand-Prix-Variante des Nürburgrings inklusive des für die Region typischen Wetters. Temperaturen von knapp unter 20 Grad Celsius und wechselhafte Bedingungen machten das Rennwochenende auf dem 5,137 Kilometer langen Kurs zu einer kniffligen Aufgabe.

GRT zeigte am Samstag bei trockenen Bedingungen, dass Crew und Fahrer ihre Hausaufgaben gemacht hatten. Im Pre-Qualifying belegten die beiden Lamborghini Huracán GT3 EVO2 des Teams die Plätze eins und zwei im Silver Cup und sortierten sich dabei auf den Rängen fünf und sieben im Gesamtklassement der 54 GT3-Boliden ein. Das Qualifying fand am Sonntagmorgen bei strömendem Regen statt. Clemens Schmid, Benjamin Hites und Glenn van Berlo behielten im dreiteiligen Zeittraining die Oberhand und stellten die Startnummer 85 im Silver Cup auf die Pole Position. Für Gerhard Tweraser, Sam Neary und Fabrizio Crestani sprang Startplatz acht in der Klasse heraus, doch das Trio im Schwesterauto geriet bereits im Zeittraining durch Pech mit dem Verkehr und eine unverschuldete Kollision ins Hintertreffen.

Bis zum Rennstart hatte sich das Wetter stabilisiert und GRT zeigte wie schon im ADAC GT Masters, dass der Lamborghini Huracán GT3 EVO2 im Trockenen hervorragend mit dem Nürburgring harmoniert. Mit einer tadellosen Leistung behauptete Benjamin Hites in der hart umkämpften ersten Stunde die Führung im Silver Cup und legte damit den Grundstein für den Erfolg. Der Chilene übergab die Startnummer 85 für den zweiten Stint an Clemens Schmid. Mit der drittschnellsten Runde des Rennens baute er den Vorsprung auf die Verfolger auf zehn Sekunden aus. Der Tiroler kam eine Stunde vor Schluss zum letzten Boxenstopp und wurde von Glenn van Berlo abgelöst. Der Niederländer ließ sich den Klassensieg in der Schlussphase nicht mehr streitig machen.

Ihren Teamkollegen blieb das erhoffte Top-Resultat verwehrt, nachdem sie ebenfalls einen guten Start ins Rennen gezeigt hatten. Tweraser legte im ersten Stint eine fulminante Aufholjagd hin und machte innerhalb einer Viertelstunde 14 Positionen gut, wurde kurz darauf jedoch unverschuldet in eine Kollision verwickelt. Der dabei erlittene Reifenschaden warf ihn und seine Teamkollegen zwei Runden zurück. Die Crew der Startnummer 58 bewies nach diesem Rückschlag einmal mehr Kampfgeist. Mit starker Pace absolvierten Tweraser, Neary und Crestani die Renndistanz und sahen die Zielflagge als Achter im Silver Cup.

Im Silver Cup des Fanatec GT World Challenge Europe Endurance Cup baute GRT die Führung mit dem zweiten Saisonsieg weiter aus. Vor dem Finale auf dem Circuit Barcelona-Catalunya liegt der von Lamborghini Squadra Corse unterstützte Rennstall aus St. Margarethen in der Wertung 18 Punkte vor seinem ersten Verfolger. In der Fahrerwertung haben sich Clemens Schmid, Glenn van Berlo und Benjamin Hites an die Spitze geschoben und liegen fünf Zähler vor den Zweitplatzierten. Vor dem Showdown auf dem spanischen Grand-Prix-Kurs steht Grasser Racing allerdings noch die Hochsaison in der DTM bevor. Dort geht es bereits am kommenden Wochenende für die vierte Runde des Jahres wieder an den Nürburgring.

Clemens Schmid: "Es war für uns ein perfektes Wochenende. Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung und das hat sich von der ersten Session an gezeigt. Unser Auto war unter allen Bedingungen konkurrenzfähig und die Balance war super. Wir sind im Rennen mit die schnellsten Rundenzeiten im Feld gefahren und der Klassensieg fühlt sich wirklich verdient an. Das gesamte Team hat dieses Wochenende richtig abgeliefert. Ein großes Dankeschön an die gesamte Crew und an meine Teamkollegen. Die Jungs haben einen mega Job gemacht."

Glenn van Berlo: "Clemens und Benja haben in den ersten beiden Stints super Leistungen gezeigt. Nachdem ich eingestiegen bin, ging es auf der Strecke ziemlich hektisch zu. Ich fuhr hinter einem BMW und habe da ziemlich an Pace verloren, aber das Team hat mir im Funk gesagt, dass ich es einfach managen und nach Hause fahren soll. Das habe ich gemacht und ich bin über den Sieg wirklich glücklich. Das Auto war richtig gut. Vielen Dank an GRT, Lamborghini und meine Teamkollegen für dieses tolle Resultat."

Benjamin Hites: "Die Bedingungen waren im Qualifying wirklich schwierig. Bei diesen Verhältnissen die Pole Position zu holen, war enorm wichtig. Wir konnten uns das Rennen mit dieser Ausgangslage gut einteilen und haben unser Ziel am Ende erreicht. Das Auto war perfekt und wir haben uns auf der Strecke gegen unsere direkte Konkurrenz durchgesetzt. Der Sieg und die Führung in der Gesamtwertung sind die beste Ausgangslage für das Finale in Barcelona. Ich widme diesen Erfolg ganz Chile, meinen Fans und meiner fantastischen Mannschaft bei GRT."

Sam Neary: "Es ist wirklich schade, dass Gerhard nur 15 Minuten nach Beginn des Rennens abgeschossen wurde. Durch diesen Zwischenfall haben wir am Ende drei Runden verloren. Es hat trotzdem großen Spaß gemacht, das Auto zu fahren. In meinem Stint steckte ich eine ganze Weile im Verkehr fest, aber sobald ich wieder freie Fahrt hatte, waren die Rundenzeiten ziemlich gut. In meinen letzten Runden vor dem Fahrerwechsel konnte ich das Tempo der Spitzenfahrer mitgehen, und die Balance war super. Vielen Dank an das gesamte Team für die großartige Arbeit an diesem Wochenende. Ich liebe es, dieses Auto zu fahren, und hoffe, dass das Glück in Barcelona auf unserer Seite sein wird."

Gerhard Tweraser: "Im Qualifying war es aufgrund des heftigen Regens schwierig und ich steckte im Q1 ständig im Verkehr. Ich kam nicht in meinen Rhythmus und leider ist mir auf meiner letzten Runde ein Fehler unterlaufen. Wir wussten aber, dass wir im Trockenen konkurrenzfähig sind und waren für das Rennen optimistisch. Ich habe im ersten Stint von Anfang an gepusht, bis ich auf einen Konkurrenten aufgelaufen bin, der hart verteidigt hat. Im Zweikampf wurde ich beim Einlenken von hinten getroffen, wobei der Reifen beschädigt wurde. Das hat uns um die Chance auf ein Podium im Silver Cup gebracht. Es schmerzt, aber so ist Motorsport. In Barcelona haben wir hoffentlich etwas mehr Glück."

Gottfried Grasser, Teamchef von GRT: "Wir wussten vom ADAC GT Masters, dass der Nürburgring uns gut liegt und haben bei den schwierigen Bedingungen schnell das optimale Setup gefunden. Einzig das Qualifying lief nicht ganz nach Wunsch. Durch den Verkehr und Zwischenfälle waren die Startpositionen nicht so gut, wie sie hätten sein können. Das hat uns das Leben im Rennen etwas schwieriger gemacht, aber die Pace war wieder einmal super. Clemens war mit seiner schnellsten Runde absolut auf Augenhöhe mit der Spitze und wir haben unseren Rhythmus ohne Risiko abgespult. Für uns war wichtig, im Silver Cup den Sieg zu holen und die Führung in der Gesamtwertung zu verteidigen. Dieses Ziel haben wir mit der Startnummer 85 erreicht. Für das Schwesterauto war es auf der anderen Seite sehr schade. Sie hatten ebenfalls die Pace für das Podium und haben in der Anfangsphase alles richtig gemacht. Die Kollision hat ihr Rennen entschieden und sie konnten nichts dafür. Ich wünsche mir sehr, dass sie diese Saison noch das Resultat bekommen, das sie verdienen. Um den Titel zu gewinnen, werden wir in Barcelona ein weiteres starkes Wochenende brauchen. Der Vorsprung in der Meisterschaft ist nicht allzu groß und wir müssen beim Finale wieder mit beiden Autos im Silver Cup vorne mitspielen."
Anzeige