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DTM
14.06.2022

Kelvin van der Linde: „Man spürt die Leidenschaft der ABT-Familie für den Motorsport“

Die DTM gastiert am kommenden Wochenende in Imola in der Emilia-Romagna (Samstag und Sonntag jeweils ab 13 Uhr in ProSieben). Kelvin van der Linde reist dieses Mal nicht mit dem Flugzeug nach „Bella Italia“. Der bei Kempten lebende Südafrikaner hat von seinem Team einen ABT RS6-S zur Verfügung gestellt bekommen, mit dem er sich von Kempten aus auf den Weg nach Imola macht. Sein Bruder Sheldon begleitet ihn bei dem Roadtrip. Die beiden haben in den vergangenen Wochen für reichlich Gesprächsstoff gesorgt.
Glückwunsch zum Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Wie wichtig war dieser Erfolg nach dem schwierigen DTM-Wochenende auf dem Lausitzring?
„Ein Sieg bei diesem Rennen ist immer etwas ganz Besonderes. Für mich war es der zweite Sieg am Nürburgring nach 2017. Ich weiß inzwischen, was für eine große Bedeutung dieses Rennen in der deutschen Motorsport-Szene hat und wie schwierig es ist, das Ding zu gewinnen. Nach dem Tief am Lausitzring war der Sieg natürlich perfekt, wieder Selbstvertrauen zu bekommen und zu wissen, dass man das Autofahren nicht verlernt hat. Manchmal braucht man eine solche Motivation in dieser Achterbahnfahrt durch die Motorsportwelt.”
Wie viele Glückwünsche haben Sie bekommen?
„Ich war echt überrascht. Es ist der Wahnsinn, wie viel da heutzutage über Social Media kommt, speziell auf Instagram. Es ist leider unmöglich, das alles persönlich zu beantworten. Ich kann an die Fans nur ein großes Dankeschön sagen.”
Nun geht es zurück in die DTM. Haben Sie inzwischen herausgefunden, was am Lausitzring los war?
„Ja – und da muss ich mich erst einmal beim Team bedanken. Es hat sich wieder einmal gezeigt, wie stark dieses Team ist. Es hat niemand an mir gezweifelt. Wir haben uns gleich am Montagmorgen in der Firma zusammengesetzt und diskutiert, wie wir herausfinden, woran es lag. Der erste Vorschlag war, dass wir testen gehen, was derzeit extrem schwierig ist, weil es keine Reifen gibt. Aber wir haben es trotzdem gemacht und sind mit vier Mechanikern nach Hockenheim gefahren. Wir haben das super-klein gemacht, aber am Ende des Tages kamen gute Sachen dabei heraus. Wir haben herausgefunden, dass im Lausitzring-Setup ein Knoten war. Das haben wir gleich am Morgen herausgefunden und ich bin mit einem Grinsen im Gesicht in die Box reingefahren. Ab diesem Moment war ich sicher, dass es in Imola wieder nach vorn geht. Wir wissen nun, auf welche Sachen wir speziell mit dem neuen Evo-Paket achten müssen und hoffen, dass uns so etwas wie am Lausitzring nicht noch einmal passiert.” 
Sie haben am Lausitzring vermutlich auch erkannt, dass man sich in der DTM 2022 nicht die geringsten Schwächen erlauben kann.
„Ganz klar. Wir reden über Details, die vielleicht drei Zehntelsekunden bringen. Aber diese drei Zehntelsekunden, die mir im Vergleich zu Ricardo (Feller) und René (Rast) fehlten, machen zehn, zwölf Plätze aus. Im letzten Jahr konntest du vielleicht trotzdem noch in die Top Ten oder sogar die Top Fünf fahren. In diesem Jahr muss wirklich alles passen auf beiden Seiten: sowohl beim Fahrer als auch beim Auto. Aber wie gesagt: Der Lausitzring hat uns noch stärker gemacht. Wir haben als Mannschaft nicht begonnen, aneinander zu zweifeln, sondern die Fakten angeschaut und nach einer Lösung gesucht. Das war stark und positiv.”
Ist das Qualifying in diesem Jahr in der DTM noch wichtiger als letztes Jahr?
„Vor allem, was die Strategie angeht. Es gibt viele neue Sachen wie das Thema Safety-Car. Wenn man weiter vorne startet, genießt man eine gewisse Priorität bei der Boxenstopp-Planung. Es ist gut, vorne zu starten, weil das Überholen nicht einfach ist. Wenn man so weit hinten startet wie ich am Lausitzring, dann ist Chaos vorprogrammiert. Dann stehst du plötzlich im Kiesbett oder dir fehlt irgendetwas am Auto. Man sollte auf jeden Fall versuchen, im Qualifying in die Top Ten zu kommen.”
Sie haben Ihre Teamkollegen Ricardo Feller und René Rast angesprochen. Wie ist der Eindruck nach den ersten beiden gemeinsamen DTM-Wochenenden?
„Sehr positiv! Ricardo kannte ich noch nicht besonders gut und ich muss sagen, das ist ein echt toller Mensch. Wir kommen extrem gut klar, auch neben der Strecke. Das passt auch vom Alter her. René ist im Vergleich dazu ja schon ein alter Fuchs. Mir macht es mit beiden viel Spaß. Natürlich möchte jeder von uns der beste ABT Fahrer sein, oder der beste Audi-Fahrer. Das ist klar. Aber ich finde schön, dass wir da eine Linie ziehen können und neben dem Motorsport gemeinsam lachen und Spaß haben.”
Sie haben mit dem evo-II-Audi in diesem Jahr schon ein Rennen in Imola gewonnen und dort vor Saisonbeginn auch getestet. Worauf dürfen sich die Fans freuen?
„Ich habe mich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass wir mit der DTM in Imola fahren. Diese Strecke, die auch sehr gut zu meinem Fahrstil passt, ist für mich ein persönliches Highlight. Ich habe dort schon zweimal gewonnen. Ich freue mich sehr auf das Wochenende. Auch für die Fans wird es mega. Der Sommer beginnt, das Wetter wird schöner – genau dann in Italien in einer so schönen Gegend zu sein, ist grandios.”
Sie fahren mit einem ganz besonderen Auto nach Imola, einem ABT RS6-S. Freuen sie sich auf den Roadtrip?
„Ja, sehr. Erstens, weil ich noch nie einen RS6 gefahren bin. Das wird ein Highlight! Aber ich freue mich auch, die schöne Landschaft und vielleicht etwas schönes Essen auf dem Weg zu genießen. Das wird ein ganz besonderer Start in das Rennwochenende.”
Was kann der ABT RS6-S besser als das Serienmodell von Audi?
„Man spürt die Leidenschaft der ABT Familie für den Motorsport bei diesem Auto ganz deutlich. Es gibt viele Details wie die vielen Carbon-Elemente, die mir als Rennfahrer natürlich ganz besonders gefallen. Und als Rennfahrer will ich auch Leistung, die es nicht zu knapp gibt. Ich bin sehr dankbar, dass man mir so ein tolles Auto für den Roadtrip nach Imola zur Verfügung stellt.”
Sie fahren in der Regel gemeinsam mit Ihrem Bruder Sheldon zu den DTM-Rennen, der am Lausitzring beide Rennen gewonnen hat. Wie war die Rückfahrt?
„Wir sind gleich am Sonntag zurückgefahren, weil wir nur den Montag hatten, um unsere Wäsche zu machen, bevor die Nürburgring-Woche losging. Es blieb also keine Zeit, das zu feiern. Er hat im Auto natürlich gutes Vibes verbreitet. Wir haben ein bisschen Musik gehört und etwas gequatscht. Ich habe mich sehr für ihn gefreut, dass er nach einem für ihn schwierigen Jahr das Selbstvertrauen zurückbekommen hat, das er in der Vergangenheit hatte. Dass wir beide innerhalb von zwei Wochen drei der größten Rennen, die es in Deutschland gibt, gewonnen haben, ist ein stolzer Moment für zwei Brüder. Ich weiß nicht, ob es das überhaupt schon einmal gab. Wir haben für die Sommerpause schon Mallorca organisiert und werden dann ordentlich Gas geben und das Feiern nachholen.”
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