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Formel 4
07.12.2021

Nachgefragt: Was kann die neue Formel-4-Rennserie für Mittel- und Osteuropa?

Kommende Saison startet eine neue Formel 4 Meisterschaft für Mittel- und Osteuropa. Anders als in den etablierten Championaten sollen die Fahrerbudgets überschaubar und der Rennkalender abwechslungsreich sein. Wir sprachen mit Serienorganisator Josef Krenek.
Herr Krenek, Sie planen 2022 eine neue Formel 4 Rennserie zu launchen. Was darf man sich darunter vorstellen und wie wird sie heißen?
„Es wird eine selbständige Meisterschaft für Formel-4-Fahrzeuge, die in der Tschechischen Republik ausgeschrieben ist und mithilfe des populären ESET Cups promotet wird. Daraus ergibt sich auch der Name – ACR Formula 4 powered by ESET, wobei ACR die Abkürzung für den tschechischen Automobilverband ist.”
Handelt es sich dabei um eine eigenständige Meisterschaft oder um ein „Anhängsel“ eines bestehenden Bewerbs, wie z.B. des Drexler Formel Cups?
„Wie bereits erwähnt, wird es eine eigenständige Meisterschaft mit brandneuen F4-Boliden sein. Mit dem Drexler Formel Cup verbindet uns eine sehr lange und erfolgreiche Zusammenarbeit. Es ist daher auch denkbar, dass wir in der Premierensaison in einem gemeinsamen Feld mit getrennten Grids antreten. Die Formel 4-Fahrzeuge sind vergleichsweise günstig, müssen aber auch bezahlt werden, neue Teams müssen sich formieren, usw. Wir leben in einer unberechenbaren Covid-Zeit, weswegen auch die zeitgerechte Auslieferung der neuen Fahrzeuge vor der Saison immer ein Thema ist. Wir denken und planen jedoch langfristig. Sobald wir 12 oder mehr Fahrzeuge haben, fahren wir sicher unsere eigenen Rennen. Mit etwas Glück wird das schon ab dem ersten Rennen am Hungaroring der Fall sein.”
In Italien, Deutschland, Spanien und Großbritannien sind die europäischen Top-F4-Serien zuhause. Dann gibt es noch Frankreich und Dänemark. Wird Ihre Serie also Mittel- und Osteuropa umfassen?
„Die Tschechische Republik ist ein kleines Land, mit nur zwei Rennstrecken und einer Handvoll Rennfahrern. Das gleiche gilt auch für die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Polen oder Österreich. Genau aus diesem Grund fahren wir seit Jahren gemeinsame Rennen auf denselben Strecken und an denselben Terminen mit einheitlichem Reglement, das in der FIA CEZ (Central European Zone) verankert ist. Daher kann man uns absolut als neue Serie für Mittel- und Osteuropa bezeichnen, die aber aus mehreren eigenen nationalen Meisterschaften zusammengesetzt ist.”
Sie managen auch die TCR Eastern Europe erfolgreich. Wird die neue F4 Meisterschaft dann im Rahmenprogramm dieser Events starten?
„Auf jeden Fall! Wir haben schon vor fünf Jahren erkannt, dass wir preiswerte Serien benötigen, um eine breite Basis zu bekommen. Mit dem Twingo Cup haben wir das erreicht. Starterfelder mit mehr als 30 Fahrzeugen sind da keine Ausnahme. Dann haben wir den Renault Clio Cup Bohemia für anspruchsvollere Einsteiger, die TCR Eastern Europe, den ESET GT Cup mit attraktiven GT und LMP Rennern, und nun eben, um auch Kartfahrern den Renneinstieg zu ermöglichen, die ACR Formula 4.”
In den Formel 4 Serien sind meist Tatuus oder Mygale Chassis und vorwiegend Abarth oder Renault Motoren im Einsatz. Wie wird das in Ihrer Serie sein?
„Wir haben uns für Tatuus-Chassis mit Abarth-Motoren entschieden, genauso wie in Deutschland, Italien oder Spanien. Bei uns können in einer Sonderwertung aber auch die Vorgängermodelle T014 starten.”
Werden die Fahrzeuge zentral serviciert und ausgegeben oder wird es unterschiedliche Rennteams geben?
„Wir planen keinen Zentraleinsatz, sondern wir wünschen uns unterschiedliche Rennteams, am besten aus vielen verschiedenen Ländern.”
Wie sieht es dann mit der Ausgeglichenheit der Meisterschaft aus? Wird hier vom Veranstalter eine gemeinsame technische Abnahme vorgeschrieben?
„Technische Kontrollen sind sehr wichtig und wir legen sehr hohen Wert darauf. Datalogger sind seit Jahren Pflicht bei uns in GT3, GT4, und TCR. Das werden wir auch in der ACR Formula 4 so handhaben. Wir haben erfahrene technische sowie sportliche Kommissare, die fester Bestandteil unserer Serien sind.”
Für welche Rennfahrer ist die Serie gedacht? Wie alt muss man sein und was muss man schon gefahren sein?
”Alle Rennfahrer, die im Besitz einer Rennlizenz und mindesten 15 Jahre alt sind, können in der ACR Formula 4 mitfahren.”
Steht das Saisonprogramm schon? Wenn ja, auf welchen Strecken wird gefahren?
„Wir planen sechs Events auf sechs verschiedenen Strecken in sechs verschiedenen Ländern. Wir haben das Glück, dass es von unserer Homebase aus, dem Slovakiaring, im Umkreis von 500 Kilometern viele interessante und sichere Rennstrecken gibt.”
Für eine Rennsaison in der deutschen oder italienischen Formel 4 muss ein Fahrer in etwas EUR 250.000 rechnen. Kann man schon sagen, was die ACR Formula 4 etwa kosten wird?
„Bei uns werden sicherlich kleinere Brötchen gebacken, was nicht heißen soll, dass es bei uns schlechteren Motorsport gibt. Die Kosten für eine ACR Formula 4 Saison werden sich zwischen EUR 50.000 und 100.000 bewegen. Wir bemühen uns um einen guten und bezahlbaren Rennsport, legen aber einen hohen Wert auf Wettbewerb, Fairness und Sicherheit. Auch im Hinblick darauf, dass niemand weiß, wann diese instabile Zeit enden und wie der Sport in den nächsten Jahren aussehen wird, ist es uns wichtig, die Kosten möglichst niedrig zu halten.”

Rennkalender 2022 ACR F4

08.-10. April - Hungaroring, Ungarn
03.-05. Juni - Red Bull Ring, Österreich
24.-26. Juni - Tor Poznań, Polen
22.-24. Juli - Autodrom Grobnik, Kroatien
19.-21. August – Slovakiaring, Slowakei
09.-11. September - Autodrom Brünn, Tschechien
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