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E-Sport
16.08.2020

Joshua Rogers peilt nach dem zweiten Sieg in Folge die Tabellenspitze an

Titelverteidiger Joshua Rogers hat seinen Rückstand auf die Tabellenspitze im Porsche TAG Heuer Esports Supercup weiter verringert. Auf der virtuellen Version des englischen Traditionskurses Brands Hatch eroberte der australische VRS Coanda Simsport-Pilot im Hauptrennen mit einem brillanten Überholmanöver die Führung. Rogers siegte trotz der bis zur Ziellinie anhaltenden Attacken von Alejandro Sánchez (E/MSI eSports). Der Spanier hatte nach einem taktisch klugen Qualifying das Sprintrennen von Startplatz zwei in Angriff genommen und souverän gewonnen. In der Gesamtwertung der weltweiten Simracing-Meisterschaft rückt Rogers Tabellenführer Sebastian Job (GB/Red Bull Racing Esport) näher – der Brite musste sich in Brands Hatch mit Platz drei im Hauptrennen zufrieden geben.

Erstmals in dieser Saison musste Joshua Rogers die Pole-Position einem Gegner überlassen: Dayne Warren (AUS/Logitech G Altus eSports) drehte auf der 3,703 Kilometer langen Grand Prix-Variante der südenglischen Traditionsrennstrecke die schnellste Runde vor Sebastian Job. Alejandro Sánchez hielt sich bewusst zurück und stellte seinen digitalen Porsche 911 GT3 Cup mit der siebtschnellsten Qualifying-Zeit in die erste Startreihe des Sprintrennens – für dessen Startaufstellung sich die schnellsten Acht des Qualifyings in umgekehrter Reihenfolge aufstellen. Der von Startplatz eins gestartete Jamie Fluke (GB/Apex Racing UK) kam optimal von der Linie, doch Sánchez schob sich nach wenigen Kilometern entschlossen neben den Briten, ging in der Graham Hill Bend vorbei, setzte sich unwiderstehlich ab und fuhr einem souveränen Sieg entgegen. Hinter dem Spanier entbrannten mitreißende Positionskämpfe: Erst schnappte Joshua Rogers Position vier von Sebastian Job und kassierte anschließend den Franzosen Yohann Harth (Apex Racing UK). Wenig später griff er in der Passage ‚Druids’ nach Position zwei. Mehrere Kurven passierte er Tür an Tür mit Jamie Fluke, der die Attacke zunächst abwehrte – und dies so nachhaltig, dass Job die Situation nutzte, um sich innen an Rogers vorbei auf Rang drei zu schieben. Beim erfolgreichen Versuch des Briten, seinerseits P2 von Fluke zu erobern, drehte Rogers den Spieß um, kassierte Fluke und eroberte den dritten Rang hinter Sebastian Job. Während Alejandro Sánchez mit mehr als vier Sekunden Vorsprung dem Sprintsieg entgegenfuhr, verteidigte Fluke immerhin Rang vier gegen eine entschlossen drängende Verfolgergruppe.

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Das Hauptrennen über 30 Minuten begann dramatisch: Sebastian Job und Alejandro Sánchez touchierten kurz nach dem Start, was der Spanier als Führender unbeschadet überstand, während Job auf Position vier zurückfiel. Nachdem er einen frühen Angriff von Jamie Fluke abgewehrt hatte, gab es für Joshua Rogers nur noch eine Richtung: nach vorn ins Getriebe von Alejandro Sánchez. Mehrfach schob der Australier seinen digitalen Porsche 911 GT3 Cup neben das Schwesterauto des Spaniers, ebenso oft verteidigte Sánchez entschlossen – bis Rogers zur Rennmitte das entscheidende Manöver gelang: In Druids setzte er sich innen neben die Startnummer 47 und kämpfte ihn trotz harter Gegenwehr vor Hawthorne Corner nieder. Obwohl der Spanier nun seinerseits immensen Druck aufbaute, ließ sich Rogers seinen zweiten Saisonsieg nicht mehr nehmen. Sebastian Job betrieb derweil Schadenbegrenzung auf mitreißende Art. Nachdem er Jamie Fluke passiert hatte, machte er sich an die Verfolgung des Führungsduos, kam aber nicht mehr in Schlagdistanz und reihte sich auf dem Podium hinter seinen Titelrivalen Rogers und Sánchez ein.

Nach dem sechsten Rennwochenende führt Sebastian Job das Gesamtklassement mit nur noch 14 Punkten Vorsprung an. Mit Joshua Rogers (346 Punkte) und Alejandro Sánchez (333 Punkte) haben die beiden Rennsieger von Brands Hatch massiv Boden gutgemacht. Der siebte Lauf zum Porsche TAG Heuer Esports Supercup findet am 29. August 2020 auf der virtuellen Version des Circuit de Spa-Francorchamps statt. Die belgische „Ardennen-Achterbahn“ gilt als eine der anspruchsvollsten Rennstrecken der Welt und zugleich als Lieblingskurs vieler Piloten. Die meist sehr schnellen Kurven mit ihren klangvollen Namen – allen voran die berühmte Kompression von Eau Rouge – verlangen nach Mut, Fahrzeugbeherrschung und perfektem Set-up. 


Stimmen nach dem Rennen

Joshua Rogers (AUS/VRS Coanda Simsport): „Im Qualifying habe ich keine gute Runde zusammenbekommen, das lief wirklich nicht optimal. Zum Glück konnten wir das im Sprint wieder gutmachen. In der Anfangsphase des Sprintrennens war ich zu ungeduldig, als ich an Jamie vorbei wollte. Im Hauptrennen zeigte Alejandro wieder, dass er im Moment sehr schnell ist. Ich bin sicher, dass er zu den Titelanwärtern gehört. Es macht Spaß, gegen ihn zu fahren, wir gehen immer fair miteinander um. Insgesamt hat Brands Hatch eine tolle Show geliefert. Überholen ist hier ziemlich schwierig, aber manchmal kommen auf solchen Strecken bessere Rennen zustande als auf Highspeed-Kursen. Mit Spa folgt jetzt eine völlig andere Strecke und wir starten alle wieder bei null.“

Alejandro Sánchez (E/MSI eSports): „Ich bin einigermaßen zufrieden mit Platz zwei, aber auch etwas enttäuscht. Das Auto fühlte sich sehr schnell an, deshalb hatten wir eigentlich auf den Sieg gehofft. Aber die Pace von Josh im Hauptrennen konnte ich nicht mitgehen. Bevor er mich überholte, hatte ich kurz die Linie verlassen. Mit Blick auf die Gesamtwertung bin ich mit der Punktausbeute ganz zufrieden – dank meines Teams liege ich in den Top-Drei der Meisterschaft.“

Sebastian Job (GB/Red Bull Racing Esport): „Ich ärgere mich, dass es nicht mehr als Platz drei wurde, denn ich glaube, es wäre deutlich mehr drin gewesen. Am Start touchierte ich Alejandro – dadurch wurde mir das Lenkrad aus der Hand geschlagen und ich kam mit den Fingern auf den Speedlimiter für die Boxengasse. Ich wurde kurz panisch und als ich versuchte, möglichst schnell wieder nach vorn zu fahren, drehte ich mich auch noch. Zum Glück haben Max und Yohann aufgepasst und mir Raum gelassen. Mit Platz drei haben wir den Schaden noch in Grenzen gehalten. Jetzt folgt mit Spa eine Strecke, die ich liebe. Ich möchte dort meinen Fehler aus dem Vorjahr wieder gutmachen und hoffe, dass es diesmal besser läuft.“
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