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22.12.2015

Fahrer-AG distanziert sich von DMSB

Von wegen "besinnliche Vorweihnachtszeit". Kurz vor dem Fest knallt es rund um den Nürburgring. Nachdem der DMSB das komplette Maßnahmenpaket für die Nordschleife vorgestellt hatte (hier), antwortete die zu Beginn des Jahres eingerichtete Fahrer-AG prompt mit einer Pressemitteilung. Darin distanzieren sich die erfahrenen Nordschleifenpiloten Dirk Adorf, Marc Lieb, Arno Klasen, Altfrid Heger und Markus Oestreich eindeutig zu den bislang veröffentlichten Beschlüssen. Wörtlich heißt es: "Entgegen der dringenden Empfehlung der Fahrer AG, die an den DMSB gerichteten beschlussfähigen Vorschläge ohne jegliche Änderung oder Abwandlung in Reglement 2016 zu übernehmen, sind wesentliche Abweichungen festzustellen, die von der Fahrer-AG in dieser Form nicht mitgetragen werden."

Konkret kritisiert die Fahrer-AG, dass bei der Nordschleifenlizenz, der so genannten "Permit", keine Entbürokratisierung erkennbar sei. Außerdem zeigt die Fahrer-AG kein Verständnis, dass eine voll finanzierte E-Learning-Plattform nicht genutzt werden soll. Hier kontert Michael Kramp, Pressesprecher des DMSB: "Es geht um ein E-Learning von Porsche. Wir können doch keinem BMW-Piloten das Porsche-Programm vorsetzen." Arno Klasen hält dagegen: "Das ist doch kein Porsche-Programm. Porsche hat lediglich finanziell dazu beigetragen."

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Besonders groß ist der Ärger bei der Code-60-Regelung. Die Fahrer-AG hatte nach eigenen Angaben ein konkretes Sicherheitskonzept ausgearbeitet und entsprechend dem DMSB vorgeschlagen. Wie Code 60 in Zukunft umgesetzt werden soll, wurde allerdings noch gar nicht veröffentlicht. "Sollte der DMSB auch in diesem Punkt nicht der empfohlenen Regelung folgen, würde er sich offenkundig gegen die geäußerte Auffassung der Fahrer-AG wie auch gegen die der Aktiven stellen", heißt es in der Mitteilung. Laut Arno Klasen hat die Fahrer-AG ganz konkrete Hinweise, dass es der DMSB eine andere Regelung als vorgeschlagen finden will.

Die fünf Profis der Fahrer-AG weisen darauf hin, dass alle Arbeitsergebnisse einheitlich konzipiert wurden und nur im gegenseitigen Zusammenwirken einen Sinn ergäben. "Die Fahrer AG ist enttäuscht, dass der DMSB das Fachwissen und die Erfahrung der Aktiven im Expertengremium nicht genutzt hat und stattdessen Regelungen beschlossen hat, die den dringenden Empfehlungen der Fahrer AG widersprechen. Offen bleibt die Frage, was der DMSB mit der Einberufung einer Fahrer AG bezweckt hat, wenn er auf die Ausarbeitung der konkreten Sicherheitskonzepte offenbar keinen Wert zu legen scheint."

Michael Kramp versuchte im Gespräch mit Motorsport XL die Seite des DMSB ein wenig deutlicher darzustellen und auch zu erklären, wie das Verfahren bisher gelaufen ist: "Ich verstehe ja die Fahrer, die sich in der AG sehr große Mühe gegeben haben. Aber man muss auch sehen, dass wir insgesamt vier AGs hatten und alle ihre Vorstellungen eingebracht haben. Am Ende kann ein Beschluss nur der Konsens aus allen Expertengruppen sein. Dass dann einzelne Maßnahmen nicht umgesetzt werden können, ist nur logisch." Für den DMSB sei es zudem auch irritierend, dass die Fahrer-AG als Expertengruppe an die Öffentlichkeit geht. "Ich möchte hier keinen Maulkorb verteilen. Dennoch ist es sehr unüblich, dass die Experten alles in der Öffentlichkeit ausbreiten. Sie sollen das Präsidium beraten und mehr nicht." Dass die Fahrer selbst in der Öffentlichkeit stünden und ihr Handeln und ihre Vorschläge vorstellen, könne Kramp dennoch verstehen, auch wenn er den gewählten Weg sehr unglücklich findet.

Bis auf die bisher veröffentlichte Pressemeldung (hier), sei auch nach Kramps Wissen der Fahrer-AG nicht mehr aus den Beschlüssen des DMSB bekannt. "In dem Text werden alleine schon wegen seiner Kürze doch ganz konkrete Einzelheiten nur angerissen", sagt der DMSB-Pressemann. Dass die Fahrer-AG keine zusätzlichen Inhalte aus den Beschlüssen kennt, konnte Arno Klasen auch so bestätigen. "Wir haben aber ganz klar die Befürchtung, dass wesentliche Dinge unserer Vorschläge eben nicht umgesetzt werden", so das Mitglied der Fahrer-AG.

Die kompletten Beschlüsse des DMSB-Präsidiums werden übrigens laut Kramp nicht veröffentlicht, sondern intern weitergereicht, damit dann beispielsweise ein Reglement erstellt werden kann. "Das ist auch üblich so", sagt Kramp. Die Fahrer-AG wird sich erneut äußern, wenn weitere Einzelheiten klar sind. "Ich weiß, dass sich einige Teams zusammen setzen wollen und auch schon über einen Boykott nachdenken", erklärte Klasen. Ob es dazu kommt liegt sicherlich auch an den konkreten Reglements für VLN und 24-Stunden. Sicher ist nur eins: Wirklich ruhig und besinnlich wird es am Nürburgring erstmal nicht - auch nicht in der kommenden Saison.
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