Stefan Wendl: „Sehe uns nicht in der Rolle des Favoriten”
Mercedes-AMG ist 2025 erstmals in der FIA World Endurance Championship (FIA WEC) vertreten. Im Kurzinterview äußert sich Stefan Wendl, Leiter Mercedes-AMG Customer Racing, zum ersten Test sowie den sportlichen Chancen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft.
Stefan, die letzten drei Monate waren sehr intensiv. Sowohl das Team als auch die Fahrer waren erstmal mit dem Mercedes-AMG LMGT3 beim Prolog im Einsatz. Wie verlief das Programm aus Deiner Sicht?
„Der Prolog in Katar war sehr effektiv. Wir sind froh, dass der Mercedes-AMG LMGT3 technisch einwandfrei funktioniert hat. Das neue technische Reglement der IMSA, wo seit dieser Saison ebenfalls Drehmomentsensoren zum Einsatz kommen, kam uns entgegen, um diese mit kleineren Anpassungen in der Hardware auch im Wettbewerb der FIA/ACO zu nutzen. Die vielen Stunden an Vorbereitung, die in beide Fahrzeuge geflossen sind, haben sich definitiv ausgezahlt. Wir hatten beim Prolog mit allen sechs Fahrern ein sehr straffes Programm abzuarbeiten. Alle Kolleginnen und Kollegen vor Ort sowie aus dem Back-Office hier in Affalterbach haben mitgeholfen, die Elemente, die in die Homologation eingeflossen sind, live zu erproben.“
Der Mercedes-AMG LMGT3 ist nicht nur für das Team neu, sondern auch für alle Fahrer. Welche Herausforderungen bringt das mit sich?
„Alle sechs Fahrer hatten die Möglichkeit, das Fahrzeug vorab zu testen. Wir haben in Katar letztes Wochenende insgesamt 3327 Kilometer abgespult. Und jeder einzelne Kilometer ist für das gesamte Team enorm wichtig, weil neben dem Fahrzeug-Setup zum Beispiel auch die Goodyear Reifen und die Rennstrecke in Losail relativ neu für uns sind. Der Asphalt auf dem Lusail Circuit und die vielen mittelschnellen Kurven fordern den Reifen – da braucht man ein gut ausbalanciertes Fahrzeug. Wir sind nach jedem Stint mit den Fahrern in den Austausch gegangen und haben Anpassungen vorgenommen. Mit Iron Lynx haben wir ein sehr erfahrenes Team als Partner, das von unserer Seite mit Ingenieuren und mit Maxime Martin als Performance-Fahrer unterstützt wird. Die Zusammenarbeit mit Iron Lynx läuft sehr gut an. Wir ergänzen uns perfekt: Das Team kennt die Meisterschaft, aber das Fahrzeug noch nicht in- und auswendig. Wir kennen das Fahrzeug, aber sind in der Meisterschaft neu.“
Wie bewertest Du die Zeiten des Prologs und was erwartest Du für das Rennen in Katar sowie die ganze Saison?
„Wir haben uns während des Prologs ausschließlich auf die Abstimmungen der Fahrzeuge, die Eingewöhnung der Fahrer und die Einarbeitung des Teams konzentriert. Deswegen sind die Zeiten für uns zunächst nicht relevant. Realistisch betrachtet sehe ich uns nicht in unserem ersten Jahr der Teilnahme in der Rolle des Favoriten für den LMGT3-Titel. Aber ich hoffe, dass wir in der Lage sein werden, das eine oder andere Rennen zu gewinnen. Für den ersten Lauf in Katar brauchen wir definitiv ein paar Strategieoptionen, um etwas vorwärts denken zu können. Wir sind mit Iron Lynx erst am Anfang unserer Zusammenarbeit. Langfristig sehe ich da sehr viel Potential.“