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Sonstiges
16.03.2022

Das eigene Auto tunen

Schneller, besser, cooler – das könnte das Motto eines jeden Autotuners sein. Schließlich geht es beim Autotuning immer um eine Verbesserung bzw. um eine Optimierung des Fahrzeugs. Dabei handelt es sich nicht nur um optische Anpassungen wie ein Spoiler, Sportsitze oder individuelle Zierleisten.

Auch an der Leistung und dem Komfort des Fahrzeugs wird fleißig herumgeschraubt und eine Optimierung vorgenommen. Dementsprechend groß ist das Angebot an Tuning-Zubehör. Doch Vorsicht: Die deutsche Gesetzgebung erlaubt kein grenzenloses Tuning. Vielmehr setzt es Grenzen – vor allem bei leistungssteigernden Anpassungen. Darüber hinaus ist nicht jedes Tuning sinnvoll. Gerade beim Karosserietuning kann es durch einen erhöhten Luftwiderstand und einem höheren Gewicht aufgrund zusätzlicher Anbauteile zu einer beträchtlichen Steigerung des Kraftstoffverbrauchs und zu einer geringeren Leistung kommen. Hier ist also Augenmaß gefragt.


Auto selbst tunen – das sollten Sie beachten

Fahrzeuge lassen sich auf vielfältige Art und Weise tunen. Ein Tuning im Innenraum ist ebenso möglich wie das Tuning der Karosserie, des Fahrwerks und des Motors. Doch hier ist Vorsicht geboten. Um nicht die Betriebserlaubnis zu verlieren, müssen Autotuner darauf achten, dass das Tuning auch legal ist. Kurz gesagt: Legal ist, was nicht die Sicherheit des Fahrers und der anderen Verkehrsteilnehmer gefährdet. Bei allen starken Veränderungen ist eine gültige allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) oder die Fahrt zum Kfz-Prüfer notwendig, da Veränderungen am Fahrzeug vielfach gesetzlichen Vorgaben unterliegen. Werden diese missachtet, kann es zum Erlöschen der Betriebserlaubnis (BE) kommen. Wer dann das Fahrzeug trotzdem führt, riskiert nicht nur Bußgelder, Verwarnungsgelder und Punkte, sondern auch den Verlust des Versicherungsschutzes. Das kann im Falle eines Unfalls teuer werden.

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Autotuner sollten sich daher vor dem Umrüsten über die Gesetze informieren, um unschöne Überraschungen zu vermeiden. In der Regel liefern seriöse Anbieter das Autotuning-Zubehör mit den nötigen Genehmigungen und Gutachten, sodass die Abnahmen beim Prüfer oder der Kfz-Zulassungsbehörde problemlos sind. Autotuner sollten dringend darauf achten, dass den Komponenten die entsprechenden Prüfzeugnisse beiliegen. Dazu gehören ABE oder Teilegutachten, aber auch, dass den Anforderungen des Prüfzeugnisses entsprochen wird und die Tuning-Komponenten ordnungsgemäß installiert wurden. Nach dem Tuning und dem Eintrag der Veränderung in die Fahrzeugpapiere sollten Autotuner die Versicherung informieren, damit die Daten des versicherten Risikos identisch sind.

Was viele nicht wissen: Beim Verbau von Aftermarket-Zubehör entfällt nicht zwangsläufig der Garantieanspruch. Nur, wenn es einen kausalen Zusammenhang zwischen Defekt und verbautem Autotuning gibt, kann der Garantieanspruch erlöschen. Das kann beispielsweise ein nachträgliches Tuning sein, d. h. alles, was nicht Teil der Betriebserlaubnis des Autos ist.


Innenraumtuning – die einfachste Art des Autotunings

Sitze, Pedale, Lenkrad oder Tachoringe – Das Innenraumtuning ist die einfachste und unkomplizierteste Art des Autotunings. Dazu gehören der Wechsel der Sitze, der Pedale, der Türöffner, der Tachoringe oder des Lenkrads. Am häufigsten werden jedoch die HiFi-Anlagen und die Lautsprecherboxen verändert – eine Gratwanderung. Überschreitet die Musik die zulässigen Werte, wird ein Ordnungsgeld fällig. Wer mit zu lauter Musik erwischt wird, muss mit bis zu 25 Euro Ordnungsgeld rechnen.

Besonders wirkungsvoll, wenn auch oft eher unauffällig, sind Veränderungen von Komponenten, die in der Regel kaum beachtet werden. Das können Tachoringe, verchromte Schaltrahmen, Schaltrahmen, Lüftungsgitter, Türgriffe, Fußmatten oder Türpins sein. Die Wirkung wird oft unterschätzt, denn ein Tuning dieser Komponenten bedeutet die Veränderung zu einem interessanten Innenraum. Hier sind die gesetzlichen Auflagen nicht ganz so hoch, da es sich bei Veränderungen im Fahrzeuginnenraum in den seltensten Fällen um sicherheitsrelevante Komponenten handelt. Trotzdem empfiehlt sich auch hier, sich vorher über eventuelle Vorgaben und Genehmigungen zu informieren, um unschöne Überraschungen zu vermeiden.


Karosserietuning – die optische Veränderung

Beim Karosserietuning wird das Auto durch Tuning optisch verändert. Ziel ist eine Verbesserung des Fahrverhaltens aufgrund der aerodynamischen Komponenten sowie der Optik. Die am häufigsten veränderten Komponenten sind die Außenspiegel, der Kühlergrill, Front- und Heckspoiler, Seitenschweller, Sportauspuff oder eine Neulackierung. Einige Autotuner zählen auch die Beleuchtung zum Karosserietuning. Zwar gehört die Beleuchtung nicht zur Karosserie, kann aber ebenfalls getunt werden – beispielsweise durch den Wechsel der Heck- und Frontleuchten, dem Anbringen von Leuchtdioden oder dem Einbau von Nebelscheinwerfern. Gerade durch die LED-Technik haben sich unzählige Möglichkeiten des Tunings ergeben. Mithilfe von Lichtfarben sowie der Helligkeit und Form der Scheinwerfer lassen sich unglaubliche Effekte erzielen. Darüber hinaus reagieren im Bremslicht verbaute LED-Leuchten schneller als andere Leuchten.

Beim hinteren Blinker setzen viele Autotuner auf einen Lichtbalken, der von links nach rechts läuft. Andere Tuner machen die Rückleuchte heller. Eine hellere Rückleuchte hat den Vorteil, dass das Auto besser sichtbar ist. Allerdings kann eine hellere Rückleuchte nachfahrende Autofahrer empfindlich stören.

Die meisten Autotuner beginnen ihre Tuner-Laufbahn mit einem Cleaning, bei dem sie alles verstecken, was optisch stört. Dabei werden Logos und Schriftzüge überklebt, Türgriffe oder Leisten abmontiert – das Auto wird „gereinigt“ bzw. „bereinigt“.

Schürzen, Auspuff und Kühlergrill sind ebenfalls beliebte Komponenten beim Tuning. So lässt eine Heckschürze das Fahrzeug breiter erscheinen, ein Sportgrill verschönert einfach das Auto oder mehrere Auspuffrohre verleihen dem Fahrzeug einen sportlichen Look.

Wer seiner Karosserie andere Maße verleihen möchte, greift zum Chopping. Beim Chopping werden aus den A-, B- und C-Säulen bestimmte Längen herausgekürzt, wodurch sich die Abmessungen der Karosserie und damit die Optik des Fahrzeugs verändern. So scheinen beispielsweise Fenster kleiner und das Dach niedriger zu sein.

Der Klassiker schlechthin ist allerdings der Spoiler. Dabei spielt die Position dieser Komponente keine Rolle. Der optische Effekt kann sich immer sehen lassen, egal, ob sich der Spoiler vorn oder hinten befindet. Trotzdem ist hier Vorsicht geboten. Nicht jeder Spoiler verbessert automatisch die Fahrleistung – nämlich dann, wenn der Luftwiderstand beim Fahren zu groß ist. Das führt zu einer geringeren Fahrleistung. Überhaupt ist Karosserietuning auch immer eine Art Gratwanderung. Ein tiefergelegtes Fahrzeug kann aufsetzen, breite Autoreifen den Rollwiderstand erhöhen und das Gewicht sich drastisch durch Anbauteile verändern. Es ist daher kaum sinnvoll, auf Optik und Leistung zu tunen.


Fahrwerktuning zur Optimierung der Optik

Mit Fahrwerktuning sind alle Veränderungen gemeint, die an der Federung und der Stoßdämpfung vorgenommen werden. Die gesamte Karosserie kann abgesenkt werden, um das Fahrzeug tieferzulegen. Oder die Fahrwerksfedern werden ausgetauscht, manchmal wird das vollständige Fahrwerk ersetzt. Diese Änderungen werden oft vorgenommen, um dem Fahrzeug mehr Sportlichkeit zu verleihen. Ein tiefergelegtes Auto ist daher fast Standard beim Autotuning.

Was viele nicht wissen: Auch der Austausch von Reifen und Felgen gehört zum Tuning des Fahrwerks. Meist werden breitere Reifen montiert, um den Bremsweg zu verkürzen und dem Auto in den Kurven einen besseren Halt zu geben. Domstreben stabilisieren das Fahrzeug und sorgen für eine noch bessere Kurvenlage. Härtere Stoßdämpfer und kürzere Federn vermindern zudem die Neigung der Karosserie, wodurch der Fahrer die Geschwindigkeit in den Kurven leicht erhöhen kann. Bis zu 60 mm kann auf diese Weise das Auto tiefergelegt werden.

Sportfahrwerke sind in den meisten Fällen die nächste Stufe des Fahrwerktunings. Hier geht es richtig sportlich zu. Dämpfer und Federn sind aufeinander abgestimmt und die Dämpfer sind in Abhängigkeit vom Ausmaß der Tieferlegung gekürzt. Ist das Auto vorn tiefergelegt als hinten, wird vom Keilfahrwerk gesprochen. Diese Art des Fahrwerktunings wird oft vorgenommen, um eine sehr sportliche Optik zu erreichen. Oft werden die vorderen Kotflügel höher ausgeschnitten, um identische Abstände zum Rad zu schaffen. Gewindefahrwerke hingegen sorgen für die perfekte Tieferlegung, da der Federteller oder die Dämpfer ein Gewinde besitzen, mit dem man die Tieferlegung unterschiedlich einstellen kann.

Häufig sind es aber die kleinen, fast unsichtbaren Details, die eine perfekte Performance des Fahrzeugs garantieren. So verbessern Fächerkrümmer die Motorleistung sowie den Drehmomentverlauf des Autos. Sie sind in ihren Abmessungen perfekt auf das jeweilige Auto abgestimmt. Ein Endschalldämpfer ist fast ein Muss beim Autotuning. Nicht nur der dumpfe Sound überzeugt, sondern auch die Optik des Endrohrs unter der Heckstoßstange. So ist die Leistung des Fahrzeugs spür- und hörbar. Zusätzlich wird die Leistung etwas gesteigert, da der Staudruck optimiert wird und die Abgase schneller nach außen gelangen.


Motortuning – mehr Motorleistung für mehr Fahrspaß

Nicht nur die Optik muss stimmen, auch die Motorleistung sollte passen. Wurde früher am Motor herumgeschraubt, wird die Motor-Performance heute über das Chiptuning verbessert. Da aber die Motoren inzwischen weitgehend technisch ausgereizt sind, wird auch das klassische Motortuning abnehmen. Auch die Einhaltung der Abgasnormen reduziert das Motortuning. Diese können fast gar nicht mehr ausgereizt werden, was ein Motortuning erheblich erschwert. Zudem sind die zulässigen Geräuschwerte im Laufe der Jahre immer weiter gesunken, sodass auch hier ein Motortuning fast unmöglich ist. Die Auflagen sind streng. Bei größeren Veränderungen am Motor ist daher die Prüfung durch einen Sachverständigen notwendig. Fehlt diese Prüfung, wird das nicht nur teuer, sondern auch die Betriebserlaubnis erlischt.

Allgemein werden unter Motortuning alle Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und der Motorleistung verstanden. Grundsätzlich wird das Motortuning in drei Gruppen unterschieden: mechanisches Tuning, Chiptuning, Tuning durch zusätzliche Komponenten. Beim mechanischen Tuning werden Komponenten wie die Einspritzanlage, der Ansaugtrakt, die Nockenwelle, die Kolben und der Vergaser bearbeitet.

Die Zeiten des klassischen Motortunings sind also längst vorbei. Wer heute einen leistungsfähigeren Motor haben möchte, muss direkt in die Motorelektronik eingreifen und die werksseitigen Steuerparameter ändern. Das sollten unbedarfte Autotuner auf keinem Fall selbst machen. Wird die Performance zu stark erhöht, leidet die Lebensdauer des Motors darunter. Ein Überschreiten der Grenzwerte des Motors sollte daher auch hier zwingend vermieden werden.


Chiptuning – elektronisches Tuning zur Leistungssteigerung

Beim Chiptuning bzw. beim elektronischen Tuning wird also die Leistungssteigerung entweder über eine Anpassung der Software erzielt oder über den Einbau neuer Komponenten wie Kompressoren, Ansauganlagen und Turbolader. Dadurch kann der Ladedruck der Motoraufladung erhöht und die in den Motor eingespritzte Kraftstoffmenge gesteigert werden. Als Folge davon werden das Drehmoment und die Motorleistung erhöht. Ein Vorteil des Chiptuning ist, dass dabei nicht in das bestehende Motoraggregat eingegriffen werden muss und der Austausch von Bauteilen nicht notwendig ist.

Trotzdem ist bei dieser Art Tuning Vorsicht geboten. Nicht alles, was technisch veränderbar ist, ist auch legal. Wer den Motor per Chiptuning tunt, riskiert damit, dass die Herstellergarantie erlischt, da der Hersteller die Leistungssteigerung nicht selbst durchführt. Kommt es dann zu Defekten etc., übernimmt er dafür nicht die Garantie. Vor dem Tuning sollten daher zwingend die Garantiebedingungen des Herstellers gelesen werden. Ähnlich gelagert ist die Versicherung. Jede Leistungsveränderung am Fahrzeug muss dem Autoversicherer mitgeteilt werden. Die Wertsteigerung aus dem Tuning kann sich auf die Versicherungsprämie auswirken. Wurde diese Mitteilung unterlassen, kann aufgrund der Unterversicherung der Versicherungsschutz entfallen oder nur ein Teil der Versicherungssumme gezahlt werden. Um dies zu vermeiden, sollte noch vor dem Autotuning Rücksprache mit der Versicherung gehalten werden.

Chiptuning wirkt sich nicht nur auf die Motorleistung aus, sondern auch auf den Kraftstoffverbrauch. Durch die höhere Einspritzmenge des Kraftstoffs erhöht sich auch der Kraftstoffverbrauch. Gerade bei einer starken Leistungssteigerung steigen der Kraftstoffverbrauch und der Schadstoffausstoß. Einige Autotuner setzen trotz Tuning auf ein umweltfreundlicheres Fahren und tunen mit Eco-Tuning. Beim Eco-Tuning werden Effizienz und Leistung gleichzeitig erhöht, um einen erhöhten Kraftstoffverbrauch zu vermeiden. Ob dies tatsächlich so ist, wurde allerdings noch nicht belegt.

Chiptuning ist nicht risikolos. Schließlich werden grundlegende Prozesse im Fahrzeug verändert. Zudem kann es zu Problemen kommen, wenn die Tuning-Software nicht komplett auf die Software des Fahrzeugs abgestimmt ist. Dann kann sogar ein Motorschaden auftreten. Auch der Verschleiß des Motors ist wesentlich höher. Autotuner, die die Leistung des Motors über ein Chiptuning steigern möchten, sollten daher vor der Tuning-Maßnahme die Vorteile und Nachteile abwägen.


Eignet sich jedes Fahrzeug fürs Autotuning?

Genau kann diese Frage gar nicht beantwortet werden. Grundsätzlich kann jedes Fahrzeug getunt werden. Allerdings bevorzugen Profituner natürlich bestimmte Modelle. Dabei spielt auch das Land eine Rolle. Deutsche Autotuner präferieren in der Regel deutsche Autos, Franzosen eher französische Modelle und Japan favorisiert wiederum ganz andere Modelle.

Für ein optisches Tuning empfehlen sich eher deutsche Modelle wie VW, Audi, Opel, BMW und Ford. Für diese Modelle existiert ein riesiges Angebot an Tuning-Zubehör wie Spoiler, Sitze etc. Weniger gut sieht es bei Peugeot, Fiat und Renault aus. Hier ist das Angebot an Tuning-Zubehör schon wesentlich geringer.

Kleinwagen mit Turbolader eignen sich besonders für ein günstiges Motortuning. Sie lassen sich ohne hohe Kosten einfach tunen. Beliebt sind vor allem der Golf IV Turbo, der Toyota Supra und alle Modelle mit dem BMW-Motor N54. Am besten tunen Autotuner einfach die Modelle, die ihnen am besten gefallen.
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