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29.09.2020

DMV NES 500: Spannende Premiere auf dem Sachsenring

In einem über die gesamte Distanz spannenden 3-Stunden-Rennen der DMV NES 500 sicherte sich das Duo Kirsch/Wächtler (Porsche Cayman GT R) den Gesamtsieg. Rang zwei auf dem Sachsenring ging an die bis neun Runden vor Schluss führenden Rauer/Hancke im VW Golf GTI TCR. Dritte wurden Wolf/Hoffmeister im BMW M4 GT4.

Nicht ganz 14 Minuten vor Ablauf der 3-Stunden Distanz war Schluss. Als Benjamin Leuchter mit seinem TCR Golf mit Elektronik-Problemen auf der Strecke stehen blieb, kamen die roten Flaggen heraus. Damit war eine denkwürdige Premiere der DMV NES 500 auf dem Sachsenring zu Ende gegangen. Verdiente Sieger waren Steve Kirsch und Uwe Wächtler, die erstmals einen Porsche Cayman GT R von East Racing pilotierten. Das Duo hatte sich im Trockenen noch mit dem vierten Startplatz begnügen müssen. Am Renntag schüttete es aus allen Kübeln – für die beiden Sachsenring-Instruktoren Traumwetter. Beide kennen die Strecke wie aus ihrer Westentasche und nutzten den Heimvorteil prompt aus. Zunächst aber verteidigte Benjamin Leuchter, wieder gemeinsam mit Marek Schaller im Max Kruse Racing Golf GTI am Start, seine Pole-Position. Hinter Leuchter folgten Arne Hoffmeister, Lausitzring-Sieger Koen de Wit (beide BMW M4 GT4), Steve Kirsch und Heiko Hammel (Opel Astra TCR). Bis zur ersten Safety-Car Phase, einer von vielen bei diesen extremen Bedingungen, legte Benjamin Leuchter ein Höllentempo vor. Während sich Hoffmeister in der dritten Runde zunächst einmal aus der Führungsgruppe verabschiedete, konnten de Wit und Kirsch die Pace des Führenden mitgehen. Nach dem Restart übernahm Kirsch erstmals die Spitze. Sieben Runden später kam Benjamin Leuchter als erster Pilot der Spitzengruppe zum Pflichtstopp an die Box. Nach der 36. Runde bog auch Kirsch in die Boxengasse ein, eine Runde davor trat schon Koen de Wit den seinigen an. Als einziger Fahrer blieb nur noch Arne Hoffmeister auf der Strecke, der sich mit starken Zeiten wieder nach vorne gekämpft hatte und nun die Führung übernahm. Erst nach 43 Runden steuerte Hoffmeister zum Fahrerwechsel die Box an.

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Dadurch übernahm ein Duo die Gesamtführung, welches man in der ersten Rennhälfte nicht wirklich auf dem Schirm hatte. Marius Rauer und Nick Hancke lagen im zweiten von Max Kruse Racing eingesetzten TCR-Golf plötzlich an der Spitze des Feldes. Die spannende Frage lautete: Würden die beiden Youngster ihren Vorsprung gegenüber Kirsch und Wächtler halten können. Beide Teams stoppten extrem spät, Kirsch rutschte quasi mit den letzten Sekunden des noch geöffneten Boxenstoppfensters, in die Boxengasse. Mit den letzten Stopps fand auch der erneute Führungswechsel statt. Als kurz vor Schluss noch einmal das Safety-Car raus musste, knallte Kirsch bei freier Fahrt noch zwei Rundenzeiten in den nassen Asphalt, die für Rauer/Hancke alle Siegeshoffnungen endgültig zunichtemachte. Beim vorzeitigen Ende hatten die Sieger ihren Vorsprung auf Rang zwei auf über 16 Sekunden nach oben geschraubt. „Natürlich hatten wir den Heimvorteil und wir wissen, wo wir entlangfahren können. Die Bedingungen waren eigentlich die ganze Zeit schlecht. Wir haben etwas taktiert und die Fahrzeiten von den Rundenzeiten abhängig gemacht. Das Auto selbst lief die ganze Zeit super. Die Safety-Car Phasen haben für uns eher keine Rolle gespielt. Es war am Anfang für uns eher schwierig. Wir haben den Sieg über die Rundenzeiten herausgefahren. Das war eher ein drei Stunden Sprintrennen“, erklärte Kirsch.


Klassensieg und Gesamtrang zwei bei der Premiere

Zwar hätten Marius Rauer und Nick Hancke ganz gerne den Sieg geholt, mit dem zweiten Gesamtrang und dem Erfolg in der sehr stark besetzten NES 8 konnte das Duo aber dennoch ganz gut leben. „Strategisch hat das leider nicht ganz hingehauen. Vor der letzten Safety-Car Phase haben wir das Auto zu spät hereingeholt, sonst hätte es sogar für Platz eins reichen können. Mit meiner Performance und der des Autos bin ich sehr zufrieden. Im Nassen fühle ich mich sehr wohl und es hat alles gepasst“, zeigte sich Hancke nach dem verpassten Sieg ehrgeizig. Rang drei holten sich Arne Hoffmeister und Florian Wolf, die im Leutheuser M4 GT4 damit zum zweiten Mal in dieser Saison unter die besten Drei fuhren. Mit einer etwas längeren Renndauer wäre es vielleicht sogar noch einmal spannend geworden. Denn Arne Hoffmeister, der den Schlussturn übernommen hatte, konnte auf Platz zwei noch einige Sekunden gut machen. Runde 17 Sekunden sollten am Ende fehlen, wobei sich das Duo den zweiten Rang in der NES 9 sicherte. Dritte in der NES 9 wurden mit Michael Luther und Jan-C. Kortüm auf Gesamtrang neun zwei weitere M4 Piloten.

Erst kurz vor Schluss entschied sich der Kampf um den vierten Gesamtplatz. Und was noch wichtiger war – Rang zwei in der NES 8. Ohne den Ausfall hätten sich diesen wohl Benjamin Leuchter und Marek Schaller geschnappt. So aber fiel die Entscheidung nach 70 Runden. Bis dahin hatten sich Jesper Henriksen und Frederik Vodder im Audi RS3 LMS TCR auf die vierte Position nach vorne gearbeitet. Den Schlussturn übernahm Henriksen, der zunächst Leuchter passieren lassen musste. Und noch einer kam in großen Schritten näher. Pavel Lefterov hatte den RN Vision STS Cayman GT4 CS von Kevin Rohrscheidt übernommen und legte in der letzten Rennhälfte ein starkes Tempo vor. Dem Druck konnte Henriksen nicht standhalten. In der 71. Runde lag der Bulgare vor Henriksen und baute seinen Abstand weiter aus. Mit dem Aus von Leuchter hieß es am Ende für das Trio um Lefterov, Rohrscheidt und Julian Würtele sogar noch Gesamtrang vier. „Ich bin sehr glücklich über unseren zweiten Platz in unserer Klasse und P4 im Gesamt. Das war das Maximale, was wir herausholen konnten. Die TCR Fahrzeuge waren eigentlich fast übermächtig, umso mehr freue ich mich, dass wir als Underdog so weit nach vorne fahren konnten. Wir hatten zudem während des gesamten Rennens keine Funkverbindung zur Box. Das macht es gerade bei solchen Bedingungen noch einmal schwieriger“, gab Kevin Rohrscheidt zu Protokoll. Für Vodder und Henriksen reichte es direkt dahinter noch zum dritten Podiumsrang in der NES 8. Mit Leuchter/Schaller und dem Trio Schmid/Vögeli/Günther (Opel Astra TCR) folgten zwei weitere NES 8 Starter auf den weiteren Plätzen.


Trio sichert sich NES 5-Sieg

Rang acht und damit den Sieg in der NES 7 holten sich Lutz und Christoph Peper im BMW M3 E46. Den Sprung unter die Top-Ten verpassten die Sieger der NES SP dagegen knapp. Bei der Premiere im von AVIA Sorg Rennsport betreuten Porsche 991 GT3 Cup musste sich das Brüderpaar Dominik und Nicolas Clemm sowie Philip Schumacher mit dem elften Rang begnügen. Mit einem starken zehnten Gesamtplatz fuhren Timo Raff, Matthias Schrey und Jannik Hezler (BMW M240 RC) den Sieg in der NES 5 ein. Startfahrer Jannik Hezler konnte sich von der 21. Startposition schnell nach vorne arbeiten und lag in der fünften Runde bereits an der elften Position. Damit setzte sich der 23jährige direkt hinter die Klassenführenden Nils Mierschke und Joern Saal (VW Scirocco). In Runde 17 verdrängte Hezler den Scirocco auf die zweite Position. Mit dem Boxenhalt in Runde 28 und dem Fahrerwechsel auf Matthias Schrey übernahm Mierschke wieder das Kommando. Der Scirocco-Pilot blieb länger auf der Piste und stoppte erst neun Runden später. Saal ging wieder auf der eins auf die Strecke und hielt diesen Platz bis zum letzten Stopp. Hier kam Mierschke erst wieder hinter Schlussfahrer Timo Raff auf die Strecke. Zwar hämmerte der Scirocco noch einige sehr schnelle Runden in den Asphalt, doch Raff verwaltete den Vorsprung souverän und krallte sich sogar noch den AVIA Sorg Rennsport Porsche. Damit machte Raff die Top-Ten-Platzierung perfekt. „Ich bin am Schluss direkt in der Safety-Car Phase raus und konnte wieder ranfahren. Das Problem war, dass die Aquaplaning Pfützen immer größer wurden. Wir standen oftmals quer auf der Strecke, aber haben das Auto immer wieder gefangen. Gegen Ende sah man, dass sich doch bei manchen Fahrern Müdigkeit einstellte und einige Ausflüge ins Kiesbett zu Folge hatten“, berichtete Raff über seinen letzten Turn. Jannik Hezler berichtete: „Der Start war extrem schwer. Wir sind von der zehnten Reihe losgefahren. Von daher war die Sicht recht schlecht. Wir konnten uns Platz für Platz nach vorne arbeiten.“ Matthias Schrey fasste für das Trio das Wochenende zusammen: „Ich hatte auch bei einer Safety-Car Phase übernommen. Wir hatten bei der zweiten Glück. Das war ein Punkt, dass wir nachher die Klasse gewonnen haben. Aber ich denke, dass wir alle konstant gefahren sind. Alle drei fuhren ohne Fehler. Das war der ausschlaggebende Punkt.“ Dritte in der NES 3 wurden Reinhold/Kruse (BMW M3 E36).


Lauth gewinnt als Solist die NES 3

Nach dem zweiten Platz beim Auftakt in der Lausitz meldete sich Titelverteidiger Dirk Lauth (MINI Challenge R56) mit einem Sieg zurück. Zunächst lagen jedoch Dirk Volmer und Martin Heidrich (BMW 328i E36) in Führung. Lauth folgte bis zur 33. Runde direkt dahinter. Dann bog als erstes der Mini, eine Runde später der E36 in die Boxengasse ab. Die Rangfolge blieb auch nach dem nächsten Stopp unverändert. In Runde 52 übernahm Lauth erstmals die Führung, musste diese aber in Runde 54 wieder abgeben. Es schien so, als würde sich das Spielchen vom Lausitzring erneut wiederholden. Doch in der 60. Runde stand der Panther Motorsport BMW plötzlich im Kies. Somit konnte Lauth diesmal ungefährdet den Sieg einfahren. Das MINI Team konnte sogar noch einen Doppelsieg feiern. Peter Mochow (MINI Challenge R53) machte mit Rang zwei das Teamergebnis perfekt. Dritte wurden Driescher/Baum/Neuhauser (BMW 325iS E36). „Wir sind das zunächst etwas ruhiger angegangen. Es war klar, dass man heute einfach durchfahren muss. Bei diesen Bedingungen Ins Kiesbett zu fahren, durfte man sich nicht leisten. Die Strategie ist letztendlich aufgegangen. Wir waren beide nicht einmal draußen. Die Mitbewerber um Position eins hatten einen Ausritt. Für uns war es der erste Doppelsieg und sind super glücklich, dass wir das geschafft haben“, so Lauth.

Der Sieg in der NES 1 wanderte in die Schweiz. Mit ihrem Suzuki Swift Sport belegten Igor Rodella und Andreas Saner einen starken 17. Gesamtplatz. Rang zwei ging an das Trio Welf Hermann, Tanita Hermann und Kira Hermann im BMW 318ti Cup.

Nach diesem ereignisreichen Wochenende bleibt den Teilnehmern nicht viel Zeit. Bereits in drei Wochen steht der dritte Saisonlauf auf dem Nürburgring an.
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