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GTC
03.07.2018

Herzschlagfinale beim 12h Rennen von Templin

Die letzten 65 Minuten sind angebrochen beim 12h Rennen von Templin. Längst ist die Nacht hereingebrochen und alle Mannschaften müssen Reglements bedingt noch einen Boxenstopp absolvieren. Man belauert sich und wartet auf eine günstige Gelegenheit, am besten eine Pace-Kart-Phase. Die Anspannung steigt, auch weil der letzte Stopp dann ein bereinigtes Resultat auf die Monitore zaubern würde. Wer muss noch nachtanken und wer nur ein Fahrerwechsel vornehmen?

Dass man sich überhaupt belauern muss in der Schlussphase eines 12h Rennens, ist der enormen Leistungsdichte geschuldet. Auch beim GTC-Rennen in Templin am vergangenen Wochenende hatten nach 11h noch drei der 37 gestarteten Teams einen Sprint überstanden, der bis dahin ohne technische Probleme, taktische Fehler oder Pech bei den üblichen Safety-Kart Phasen gelaufen ist. Nur von den gefahrenen Rundenzeiten konnte sich schon längst kein Spitzenteam der GTC einen Rundenvorsprung herausfahren.

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So beäugte man sich beim KSF Bosch, der nahtlos an die starken Leistungen von Cheb und Oppenrod anknüpft. Beim MSC Oberflockenbach, der aus der Pole gestartet war und bei der Schnitzelalm, die mit ihrer #11 auch die schnellste Rennrunde fahren konnten. Die „Alm-Racer“ lagen zwar eine Runde zurück, hatten aber genügend Restfahrtzeit um zu pokern.

Nach 677 Runden stach dann der KSF Bosch in die Box. Zehn Runden später hielt die #34 vom MSC Oberflockenbach, beide unter Grün. Die Schnitzelalm blioeb draußen und hoffte auf eine Pace-Kart Phase. In Runde 700 rollten dann die Hausexperten (#8) mit Kettenschaden aus und das Safety-Kart ging raus. Die Chance für die Schnitzelalm den letzten Stopp unter Gelb zu absolvieren. Die einzige Krux dabei, man musste es vor dem Pace-Kart wieder auf die Strecke schaffen und das war, je nach Trackposition, immer ein knappes Ding. In diesem Fall wurde es richtig eng. Die Schnitzelalm stach auf die Strecke. Hatte das nun gereicht oder nicht? War die #11 aus der Box, bevor das Feld an der „NoGo-Linie“ war? Auch die Marshalls und die Rennleitung schauten genau hin, aber zunächst ging es unter Grün weiter und der KSF Bosch klebte an der Stoßstange der Schnitzelalm, der MSC Oberflockenbach lag nur knapp zwei Sekunden zurück. Die letzten 20 Minuten gab es nur eines: volle Attacke.
Doch dann kam die für die Schnitzelalm deprimierende Nachricht. Es hatte nicht gereicht und der #11 wurde nun auch die fällige Zeitstrafe angezeigt, die sie dann wieder zurück auf P3 warf.

Aufatmen beim KSF Bosch, aber nur ganz kurz, schließlich kam die #34 vom MSC Oberflockenbach näher. Runde um Runde in winzige Zehntelschritten. Die Hochrechnungen ergaben, dass es eng werden, aber reichen sollte für die #20, zumal die #34 nicht nur aufschließen, sondern auch vorbeikommen musste. Tobias Dauenhauer, als Schluss Fahrer des MSC Oberflockenbac, gab alles. Der KSF Bosch mit Frederic Ewald am Steuer hielt dagegen. Noch ca. vier Runden. Beide pushten sich gegenseitig, die Zeiten wurden wieder unter die 34 Sekunden Marke gedrückt. Alles sprach für die #20, man hielt noch 0,5 Sekunden Vorsprung. In der nächsten Runde streute Frederic Ewald dann eine 34,5 ein und die Lücke war zu. Tobias Dauenhauer war dran. Noch drei Runden. Es erfolgte kein Angriff. Noch zwei Runden, kein Angriff. Letzte Runde und die beiden Karts verschwanden erneut in die Dunkelheit der letzten 1.140 Meter. In der Box konnte man die komplette Runde nicht mehr einsehen, lediglich einzelne Positionslichter der Karts waren zu erkennen. Längst hatte sich die Rennleitung rund um die Strecke postiert, um ein eventuelles Foul zu beurteilen. Wohl dem, der ein RL-Funkgerät besaß, denn da kam der entscheidende Funkspruch bevor es die Beteiligten in der Box dann auch selbst erkennen können: „Sauber und fair überholt“. Im Lichtkegel des Start-Zielbereichs wurde es deutlich und die Arme wurden in der Box der #34 hochgeworfen. Noch galt es, die letzte Kurve zu überstehen, auch hier blieb alles fair. Noch 100 Meter bis zur Ziellinie, Tobias riss etwas früh die Arme hoch, Frederick scherrte aus und machte sich klein, doch der MSC Oberflockenbach gewann mit 0,084 Sekunden Vorsprung vor dem KSF Bosch. Ausatmen!

„Das Paket“ Tobias Dauenhauer/MS Chassis war in der Schlussphase einen Hauch schneller als die#20 und Tobias hatte sich in den zwei nächtlichen Runden die Stelle ausgesucht, wo er den Angriff starten wollte. Mission geglückt. Applaus auch für Frederick. Nichts wäre einfacher gewesen, als dieses Manöver unfair zu verhindern oder in der letzten Kurve den Bremspunkt „zu verpassen“, um damit die endgültige Entscheidung den Rennleitern zu überlassen. Auch das spricht für die faire und trotzdem hochklassige GTC, zumal der KSF Bosch nun ohne wenn und aber neuer Tabellenführer ist!

Die Schnitzelalm war mit P3 ebenfalls happy, schließlich gealng der Sprung vom 15. auf den neunten Tabellenrang. Und die anderen? Die kommen bei so einem Rennverlauf zwangsläufig zu kurz beim Rennbericht. Der bisherige Tabellenführer, Honda Spirit, mischte auch in Templin lange mit im Spitzenpulk, bis ein Zündkerzendefekt das Kart auf der Strecke stranden ließ. Nur P9 vor den Hausexperten.de (#50). ATW Racing hatte ebenfalls den Speed, aber gleich zweimal Pech mit den Pace-Kart Phasen. P4 am Ende. P5 dann für die Überraschungsmannschaft: Talentfrei Racing aus der Trophy-Klasse. Die schnupperten sogar mal Führungsluft! Bärenstark, genau wie das Kollektiv Seidel. Schon im letzten Jahr der Knaller in Templin und auch bei dieser Auflage trumpfte das Trophy Team mit P6 stark auf. Nur sechs Sekunden zurück das nächste Trophy Team, die #32 vom MSC Oberflockenbach. Die Nachwuchsmannschaft lieferte ebenfalls ein starkes Rennen ab.

Im letzten Jahr souveräner Gesamtsieger und auch dieses Jahr wäre viel mehr drin gewesen für Oberheiden Motorsport. Deren Motor ging auf der Strecke aus, dass Kart musste geborgen werden und ging nach Motorwechsel wieder auf die Strecke. Die Ursache des Problems konnte noch nicht lokalisiert werden, da der Motor danach wieder einwandfrei lief. Man kämpfte sich bis auf P8 wieder nach vorn. Erwähnen muss man dann aber auch die #77 von FirEx Racing. Die fuhren im BEBA-Cup nicht nur ihren ersten Klassensieg nach Hause, sondern enterten um ein Haar auch noch einen Top-Ten Platz im Gesamtklassement. Dafür fehlten lächerliche 20 Sekunden. Hut ab, und großen Beifall. Mehr dazu dann in den Berichten aus den einzelnen Klassen.
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