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24h Nürburgring
22.06.2011

Zwei Nissan 370Z bereit für die Grüne Hölle

Der Countdown läuft: Samstag, Punkt 16 Uhr, fällt der Startschuß zur 39. Auflage des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring. Über 210 Fahrzeuge werden sich auf dem Weg durch die grüne Hölle machen. Das bedeutet maximale Belastung für Mensch und Technik. Nissan ist erneut dabei: Zwei in den Farben des Hauptsponsors Falken lackierte 370Z werden ihre Runden ziehen. In dem einen zusammen mit der AUTO ZEITUNG gemeldeten Renner wechseln sich Nissan Werksfahrer Michael Krumm, AUTO ZEITUNG-Redakteur Holger Eckhardt, Nürburgring-„Königin" Sabine Schmitz und der Motorsport erfahrene Japaner Tetsuya Tanaka ab.

Dank eines auf 4.002 cm3 aufgebohrten und 430 PS erstarkten V6-Motors konkurriert das Nordschleifen erfahrene Team in der Klasse SP8 gegen so hochkarätige Gegner wie Ferrari 458 Italia, Aston Martin V12 Zagato oder Lexus LF-A. Wie auch beim zweiten Nissan 370Z - ein in der seriennahen GT4-Klasse genanntes Modell mit 405 PS aus 3.798 cm3 Hubraum - sorgt das britische Team RJN Motorsport unter Leitung von Bob Neville für Vorbereitung und Einsatz. Die härtesten Konkurrenten des GT4-Nissan sind die Aston Martin Vantage N24, BMW M3 und Ginetta G50.
Das Nissan-AUTO ZEITUNG-24h-Projekt geht mit einem neuen Hauptsponsor ins mittlerweile fünfte Jahr. Reifenhersteller Falken sorgt für neue und breitere Rennslicks (vorn 280er, hinten 295er), die zusammen mit breiteren BBS-Felgen die Radhäuser des neu aufgebauten 370Z satt ausfüllen. Pilot Holger Eckhardt: „Das Fahrverhalten mit den breiteren Rädern ist präziser, der 370Z reagiert spontaner auf Lenkbewegungen. Besonders die Führung der Vorderachse hat deutlich gewonnen. Der Umbau aller Fahrwerksanbindungen von Gummi- auf verwindungsfreie Uniball-Elemente trägt ebenfalls zum aggressiveren Handling bei."

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Die größte Erfahrung der vier Nissan/AUTO ZEITUNG-Piloten bringt zweifellos Michael Krumm (40) mit. Der gebürtige Reutlinger wanderte 1994 dem Motorsport zuliebe nach Japan aus und wurde 1997 zusammen mit Pedro de la Rosa (damals noch auf Toyota) japanischer Super GT-Meister. 2003 wiederholte er diesen Coup - diesmal jedoch auf einem Nissan. Seit 2008 kümmerte sich Krumm im Auftrag der Nissan Motorsportabteilung NISMO um die Entwicklung eines neuen GT-R für die ab 2010 startende FIA-GT-WM - und verlegte sein Betätigungsfeld wieder zurück nach Europa. Aktuell führt der mit der japanischen Tennisspielerin Kimiko Date verheiratete Reutlinger auf dem Nissan GT-R die Gesamtwertung der FIA GT1-Weltmeisterschaft an. Krumm wohnt in Monaco, spricht vier Sprachen - darunter fließend japanisch - und blickt auf einen reichen Erfahrungsschatz aus Langstreckenklassikern wie Le Mans, Sebring und Spa zurück.

Sabine Schmitz (42) gilt als unbestrittene Königin der Nordschleife. Nicht nur im Renntaxi, sondern auch im Schalensitz unterschiedlichster Touren- und GT-Rennwagen hat die Tochter einer Hoteliersfamilie aus Nürburg die Eifel-Achterbahn unzählige Male umrundet. Nach eigener Schätzung „bis 2007 sicher 14.000 bis 15.000 Mal, wobei pro Jahr rund 1.200 neue Runden hinzukommen." 1996 und 1997 gelang Sabine, damals noch verheiratete Reck, zweimal auf BMW der Gesamtsieg; 1998 ließ sie als erste Frau den Gesamtsieg im Langstreckenpokal (VLN) folgen.

Auch der japanische Rennfahrer Tetsuya Tanaka (45) und AUTO ZEITUNG-Redakteur Holger Eckhardt könnten die 33 Links- und 40 Rechtskurven der Nordschleife wohl selbst mit zugebundenen Augen fehlerfrei fahren. Eckhardt greift im Alltag abwechselnd ins Lenkrad und in die Tastatur seines PC. Als Redakteur der AZ bewegt er als Tester Autos mit Leistungen zwischen 50 und 500 PS und kennt die Nordschleife auch bei Nacht. Er fährt 2011 schon sein zwölftes 24-Stunden-Rennen.

Den 45jährigen verbindet noch ein weiteres Projekt mit Nissan: Als Jurymitglied der Nissan Sportscar Battle - der Rennfahrer-Nachwuchssichtung - entscheidet er mit über Sieg und Niederlage. Zusammen mit Michael Krumm und Sabine Schmitz fungiert der Motorjournalist zudem als einer von drei Mentoren und Teamchefs, zwischen denen die Kandidaten vor Beginn der Sportscar Battle auswählen müssen. Sie begleiten ihre Schützlinge durch die verschiedenen Ausscheidungsrunden und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Auch im zweiten Nissan 370Z wagt eine hochprofessionelle Fahrercrew den heißen Ritt durch die grüne Hölle: DTM-Legende Kurt Thiim (52) begann seine Karriere in der Formel 3 (Deutscher Meister 1984), wurde 1986 auf einem Rover Vitesse deutscher Tourenwagen-Meister und durch seine Zeit mit Mercedes Anfang und Mitte der 90erJahre zur DTM-Legende. Der Däne fährt seit 1978 Rennen - das Renn-Gen hat er seinem Sohn Nicki vererbt, der ebenfalls Rennfahrer ist.

Der Brite Guy Smith (36) gewann 2003 auf einem Bentley die 24 Stunden von Le Mans, sein Landsmann Alex Buncombe (29) holte 2009 zusammen mit Lucas Ordonez, dem Sieger der Nissan/PlayStation GT Academy, auf einem Nissan 350Z den Vize-Titel im FIA GT4 Europa-Cup. Auch 2011 ist er wieder für Nissan in dieser Serie aktiv - diesmal als Partner und Mentor des Ordonez-Nachfolgers Jordan Tresson.

Vierter im Bunde ist Duncan Huisman (30). Der jüngere Bruder von Patrick Huisman gewann 2005 auf einem Schnitzer BMW M3 die 24 Stunden am Nürburgring; 2004 und 2007 reichte es für den dreimaligen niederländischen Tourenwagen-Meister und belgischen GT-Meister 1998 dort jeweils zum zweiten Platz. Ebenfalls 1998 errang der Holländer bei den 24 Stunden von Daytona Platz Zwei in der GT2-Klasse.

Seit 1970 gehört das 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings zu den härtesten Langstreckenrennen der Welt. Auf 25,359 km Länge bietet die zusätzlich um den modernen Grand Prix-Kurs erweiterte Strecke jede nur denkbare Schwierigkeit: Von Sprungkuppen über hängende und überhöhte Kurven bis zu superschnellen und sehr engen Passagen wird alles geboten. Dazu kommt ein mitunter extrem launisches Wetter, das immer wieder längere Safety Car-Phasen oder sogar Rennunterbrechungen erzwingt.

Für die 39. Auflage erwartet der veranstaltende ADAC Nordrhein zirka 210 Starter. Rund ein Drittel dieses riesigen Starterfeldes kommt für Top-Positionen infrage - darunter auch die beiden Nissan. Holger Eckhardt: "Wir treten hier engagiert auch gegen reinrassige Werksteams an, selbst in unserer Klasse. Doch das angekündigte Mischwetter spielt unserem sehr fahrstabilen und traktionsstarken 370Z in die Hände. Da ist ein Podestplatz in der Klasse SP8 durchaus möglich."
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