Mittwoch, 8. Mai 2024
Motorsport XL Das Motorsport Magazin Vorschau   Abonnement
Formel 1
12.10.2014

Weltmeister: Mercedes krönt Titel mit Doppelsieg

Mit einem weiteren Doppelsieg sicherte sich Mercedes in Russland den Konstrukteurs-WM-Titel. Ein Fahrfehler von Rosberg verhinderte dessen Sieg und wirft ihn in der WM weiter hinter Hamilton zurück. Vor vier Jahren per Handschlag besiegelt, heute eindrucksvoll gestartet: der Russland-Grand Prix der Formel 1. Am Samstag hatten sich in bereits gewohnter Manier die beiden Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg die erste Startreihe gesichert, dicht gefolgt von Valtteri Bottas (Williams).

Der besonders lange Weg in die erste Kurve sorgte bei Mercedes im Vorfeld für einige Sorgenalten, denn der überragende Topspeed der Williams auf den Geraden sprach für eine starke Startphase von Bottas.

Anzeige
Doch um die Führung kämpften – wie immer – die beiden Mercedes-Fahrer. Hamilton konnte sich zunächst vor Rosberg setzen, doch der versuchte sich innen an seinem britischen Teamkollegen vorbeizukämpfen. Allerdings verbremste sich der Wahl-Monegasse dabei und handelte sich einen enormen Bremsplatten ein und musste bereits nach der ersten Runde die Box ansteuern. Man entschied sich, Rosberg harte Reifen aufzuziehen und wies ihn an, das Rennen damit zu Ende zu fahren.

Auf der Strecke hatte Hamilton währenddessen die Führung vor Bottas und dem erstarkten McLaren-Routinier Jenson Button übernommen, während sich Fernando Alonso (Ferrari) nach einem brillanten Start auf Position vier einreihte. Verfolgt wurde der Ferrari- Star vom Toro Rosso-Franzosen Jean-Eric Vergne, der sich mit einer starken Fahrt in Russland für das freie Toro Rosso-Cockpit im nächsten Jahr empfehlen wollte. Über mehrere lieferte er sich ein furioses Duell mit McLaren-Rookie Kevin Magnussen, welches der Däne gegen Ende der dritten Runde allerdings für sich entscheiden konnte.

Auch hinter dieser Kampfgruppe ging es zur Sache: die Red Bull-Piloten Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel kämpfen Rad-an-Rad um Position sechs. Dieses teaminterne Duell wurde in Runde zwölf jäh beendet, als Ricciardo bereits zu seinem Stopp an die Box kam. Nico Rosberg kämpfte sich zeitgleich durch das Feld in Richtung Top-10 nach vorn. Bei seiner Hetzjagd auf das Podium kamen ihm insbesondere die Stopps der Piloten vor ihm entgegen, womit er nach und nach auf Position vier nach vorne gespült wurde.

Weniger Glück hatte zur selben Zeit Fernando Alonso. Der (Noch-) Ferrari-Pilot verlor zu Beginn des Rennens sehr schnell den Anschluss an die Top-vier und ein misslungener Boxenstopp warf ihn zusätzlich weiter nach hinten: absolutes Chaos beim Stopp des Spanier kostete ihm insgesamt knapp fünf Sekunden. Doch auch bei Teamkollegen Kimi Räikkönen ging das Rennen alles andere als glorios über die Bühne: Beim Start musste der Finne zurückstecken, um nicht von der Strecke abzukommen und verlor im Anschluss viel Zeit in spektakulären Zweikämpfen mit den Toro Rosso-Piloten Jean-Eric Vergne und Daniil Kvyat. Für Alonso reichte es letzten Endes zu Platz sechs, Räikkönen kam über einen neunten Rang nicht hinaus.

Für eine kurze Gelb-Phase sorgte in Runde 29 eine Kollision zwischen Romain Grosjean (Lotus) und Adrian Sutil (Sauber). In der ersten Kurve gerieten die beiden aneinander, Grosjean drehte den deutschen Sauber-Piloten und bekam von der Rennleitung dafür eine fünf Sekunden Stop-and-Go-Strafe ausgesprochen. An der Spitze hatte sich Hamilton als Führender etabliert und fuhr ungefährdet seinem 31. Grand Prix-Sieg entgegen. Hinter dem Briten bahnte sich allerdings ein interessanter Zweikampf zwischen Rosberg und Bottas an.

Rosberg hatte bereits in der ersten Runde auf die harten Reifen gewechselt, Bottas erst in Runde 28. Somit war der Finne auf wesentlich frischeren Reifen unterwegs und konnte sukzessive einige Zehntel auf Rosberg gutmachen. Doch der deutsche Silberpfeil-Pilot wusste zu kontern und konnte den Abstand zu Bottas bei knapp vier Sekunden halten und sicherte sich somit einen beeindruckenden zweiten Platz auf 52 Runden alten Reifen, während Bottas als Dritter die Linie überquerte.

Bottas machte in der Gesamtwertung damit einen gewaltigen Sprung nach vorn und ist nun WM-Vierter vor Sebastian Vettel und Fernando Alonso. Für Daniel Ricciardo reichte in Russland ein siebter Platz, um sich noch eine winzige WM-Chance zu erhalten: Bei noch 100 zu vergebenen Punkten hat der Australier 92 Punkte Rückstand auf WM-Leader Lewis Hamilton. Der Brite hat mittlerweile 17 Punkte Vorsprung auf Nico Rosberg, doch die letzten Rennen haben bewiesen, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Einen Titel hat Mercedes auf jeden Fall schon sicher: Mit dem Doppelsieg in Russland hat sich die Mannschaft rund um Toto Wolff und Niki Lauda den Konstrukteurs-WM-Titel gesichert.

In drei Wochen geht es für den Formel 1-Zirkus in Austin, Texas weiter. Der Circuit of the Americas erfreut sich unter den Fahrern großer Beliebtheit und garantiert Jahr für Jahr spannende Rennen. Dort wird der Titelkampf in die drittletzte Runde gehen...

Das Rennen im Überblick

Mann des Rennens: So beeindruckend Nico Rosbergs Fahrt auch war, man muss Lewis Hamilton neidlos anerkennen, dass er wieder ein absolut fehlerfreies Rennen abgeliefert hat. Somit beweist der Brite, dass er die notwendige Nervenstärke besitzt, um in gut einem Monat eventuell seinen zweiten WM-Titel zu feiern.

Pechvogel des Rennens: Fernando Alonso. Der Spanier ist derzeit das Gesprächsthema schlechthin im Fahrerlager, schließlich sieht es danach aus, als ob er von Ferrari vor die Tür gesetzt wurde. Der misslungene Boxenstopp im heutigen Rennen spricht Bände über den Negativ-Trend bei Ferrari und dem Doppelweltmeister.

Überraschung des Rennens: die Reifen. Besonders überraschend war heute die Lebensdauer der Pirellis. Rosberg absolvierte 52 Runden auf der harten Mischung und zauberte in der letzten Rennrunde noch die zweitschnellste Rundenzeit auf den Asphalt. Auch Sauber-Pilot Esteban Gutierrez kam in den Genuss der extrem haltbaren Pirellis: Ganze 42 Runden fuhr der Mexikaner auf den weichen Pneus. Hier zeigt sich ganz deutlich, dass Pirellis Reifenwahl in Russland zu konservativ war.

Text: Antonia Grzelak - motorsport-xl.de
Anzeige