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Rallye WM
03.10.2023

Rallye Chile: Drei Škoda-Crews auf den ersten drei WRC2-Plätzen

Drei Škoda Fabia RS Rally2 auf den ersten drei Plätzen der Kategorie WRC2 bei der Rallye Chile: Mit diesem herausragenden Ergebnis endete der elfte Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft WRC. Oliver Solberg/Elliott Edmondson gewannen beim südamerikanischen WM-Lauf die Kategorie nach einem packenden Duell mit Sami Pajari/Enni Mälkönen. Das finnische Duo von Toksport WRC beendete die Rallye letztlich auf WRC2-Rang drei hinter ihren Teamkollegen Gus Greensmith/Jonas Andersson.

Zwei Tage lang kämpften die Škoda Fabia RS Rally2-Besatzungen Sami Pajari/Enni Mälkönen und Oliver Solberg/Elliott Edmondson Kopf an Kopf um die Spitze der WRC2-Wertung. Am Ende der Freitagsetappe lagen die Finnen – die im August bei ihrem Heimspiel den ersten WRC2-Erfolg gefeiert hatten – um 13,3 Sekunden vor der schwedisch-britischen Paarung. „Ich liebe diese Rallye. Und die erste Etappe ist für mich vielleicht die schönste von allen“, strahlte der 21-jährige Pajari, der auf allen drei Wertungsprüfungen (WP) des Freitagnachmittags die WRC2-Bestzeit markierte.

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Am Samstagvormittag setzten die beiden ihren Zweikampf unvermindert entschlossen fort. Die im Durchschnitt eher langen WP, der verschleißintensive Schotterbelag und die oft schlechte Sicht durch den zwischen den Bäumen hängenden Staub führten zu ungewohnt großen Zeitabständen zwischen den Topleuten. Als er auf der ersten Samstags-WP fast 40 Sekunden Zeit einbüßte, musste Pajari die Führung Solberg überlassen.

Doch der junge Finne meldete sich eindrucksvoll zurück und übernahm direkt nach dem mittäglichen Service wieder die Spitze. Dann jedoch zollte er seiner aggressiven Gangart Tribut: Während Solberg seine Reifen mit Blick auf die 28,72 Kilometer lange WP ‚Maria de las Cruces’ – die letzte Prüfung des Tages – geschont hatte, überforderte Pajari seine Pneus und büßte allein auf dieser WP 49,6 Sekunden ein. Sogar Gus Greensmith/Jonas Andersson, Teamkollegen des Finnen bei Toksport WRT, zogen vorbei auf Rang zwei. „Ab jetzt geht es nur noch um die Sieg in der WRC2 Challenger-Wertung“, erkannte Pajari. In dieser Kategorie sind nur Fahrer punktberechtigt, die noch keinen WRC2- oder WRC3-Titel gewonnen haben und noch nie für Punkte in der Herstellerwertung nominiert waren.

Als sich am Samstagabend buchstäblich der Staub gelegt hatte, führten Solberg/Edmondson die WRC2-Kategorie mit 25,3 Sekunden Vorsprung an. „Diese chilenischen Straßen sind unglaublich, aber nicht einfach zu bewältigen. Ich hatte im Auto ein sehr gutes Gefühl. Wir haben auf der zweiten Schleife bewusst auf unsere Reifen geachtet, um in der letzten Prüfung des Tages nochmal richtig attackieren zu können“, erklärte Solberg, der zwischendurch seine Brille vermisste. „Das heißt, ich konnte nicht 100 Prozent unseres Tempos ausspielen.“

Mit einer weiteren WRC2-Bestzeit am Sonntag zementierte Solberg seinen zweiten Saisonerfolg. „Endlich wieder ein Sieg! Meine WM-Chancen waren leider vorher schon nicht mehr intakt. Aber es ist trotzdem ein großartiges Gefühl“, kommentierte der 22-jährige Sohn des früheren FIA Rallye-Weltmeisters Petter Solberg. Der Schwede gewann in Chile insgesamt fünf der 16 WP in der WRC2-Kategorie.

Gus Greensmith und Beifahrer Jonas Andersson sicherten sich nach zwei WRC2-Bestzeiten Gesamtrang zwei. „Wir brauchten eigentlich einen Sieg. Aber ich glaube, weder Jonas noch ich hätten mehr dafür geben können“, sagte Greensmith mit Blick auf die WM-Situation. Der Brite liegt nach dem elften von 13 WM-Läufen neun Punkte hinter Tabellenführer Andreas Mikkelsen. Da laut Reglement nur die besten sechs Ergebnisse von maximal sieben punktberechtigten Starts für die Gesamtwertung zählen, bleibt Greensmith bloß noch die bevorstehende Rallye Zentraleuropa, um zu punkten. Das gleiche gilt für Yohan Rossel (Citroën), der in Chile als Vierter der Kategorie ins Ziel kam. Der Franzose bleibt auf Rang zwei in der WRC2-Gesamtwertung, kann aber ebenfalls nur noch bei einem Lauf Punkte sammeln, während Mikkelsen dafür zwei Läufe offenstehen.

Entsprechend ihrer Marschroute nach der zweiten Etappe gewannen Sami Pajari und Beifahrerin Enni Mälkönen die Klasse der WRC2 Challenger. „Ich bin wirklich froh, dass wir ins Ziel und aufs Podest gekommen sind, auch wenn ich auf der letzten Etappe gefahren bin, als würde ich meine Oma zur Kirche chauffieren“, scherzte Pajari. Bei noch zwei ausstehenden Läufen besitzt er gute Aussichten auf den Titel in der WRC2 Challenger-Wertung. Zumal die beiden härtesten Konkurrenten des jungen Finnen mit leeren Händen aus Chile zurückkehren: Sowohl der Pole Kajetan Kajetanowicz als auch der Bolivianer Marco Bulacia sahen das Ziel nicht.

Der vorletzte Lauf zur diesjährigen FIA Rallye-Weltmeisterschaft ist völlig neu im WM-Kalender: Die als Asphaltveranstaltung konzipierte Rallye Zentraleuropa findet vom 26. bis 29. Oktober 2023 statt. Sie startet in der tschechischen Hauptstadt Prag, führt durch Österreich und endet im bayerischen Passau. Der WRC2-Gesamtführende Andreas Mikkelsen wird dann wieder am Steuer des von Toksport WRT eingesetzten Škoda Fabia RS Rally2 ins Geschehen eingreifen. Der Norweger besitzt beste Chancen, schon in Passau vorzeitig den zweiten WRC2-Titel seiner Karriere sicherzustellen.

Nachdem sie strategisch klug ihre Reifen auf den ersten beiden WP der samstäglichen Nachmittagsschleife geschont hatten, gewannen Oliver Solberg/Elliott Edmondson im Škoda Fabia RS Rally2 die letzte WP des Tages mit 17,2 Sekunden Vorsprung. Dieser bemerkenswerte Abstand entspricht einem Zeitgewinn von rund 0,6 Sekunden gegenüber der nächstbesten WRC2-Crew auf jedem der 28,72 Kilometer.
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