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Rallye Dakar
03.01.2024

Yazeed Al-Rajhi und Timo Gottschalk vor der Rallye Dakar

Yazeed Al-Rajhi und Timo Gottschalk starten am Freitag in härteste Rallye der Welt. Dabei ist das Ziel klar anvisiert: ein Podiumsresultat soll es werden – gegen eine äußerst breite und gut aufgestellte Konkurrenz, in herausforderndem Terrain. Dabei dürfen die Vizeweltmeister ihrerseits auf eine beachtenswerte Serie verweisen: Seit sie als Duo wiedervereint in der FIA Marathon-Rallye-Weltmeisterschaft (W2RC) an den Start gehen, fuhren sie stets unter die ersten Drei. Damit diese Serie Bestand hat, braucht es bei der „Dakar“ neben dem vielbeschworenen Null-Fehler-Job von Mensch und Material auch das Glück der Tüchtigen. In diesem (Selbst-) Bewusstsein nimmt das saudi-arabisch-brandenburgische Duo die Aufgabe mit Drang und Demut an.


Demut: das Thema Route

Die Rallye Dakar wird 2024 bereits zum fünften Mal in Saudi-Arabien ausgetragen. Bekanntes Terrain, also? Pustekuchen! Denn der Veranstalter A.S.O. (Amaury Sport Organisation) hat angegeben, dass 60 Prozent der Route neu sind. Im Grundsatz bleibt der Typus der Landschaft ähnlich zu jenem der vergangenen Jahre. Die „Dakar“ beginnt im Westen des Landes in al-‚Ula. Die Oase in der Provinz Medina liegt an der Weihrauchstraße, am Rande des durch schwarze Lava geformten Harrat-Uwayrid-Reservats. Das typische Gestein bildet den Charakter der ersten Tage – und viel Gelegenheit für die Routenmacher, Überraschendes bis Unbekanntes einzustreuen. Doch je weiter sich die „Dakar“ in Richtung Osten und das „Empty Quarter“ bewegt, desto weniger Gestein und umso mehr Wüstensand warten auf die Teilnehmer. Das Leere Viertel, größte und wohl lebensfeindlichste Wüste der Welt, bildet einen der Höhepunkte der Route. Auf der geteilten sechsten Etappe am sechsten und siebten Tag, steht das körnige Element in allen Farben, Schattierungen und Geschmacksrichtungen auf der Agenda, ehe der Ruhetag in der Hauptstadt Riad eine wohlverdiente Pause beschert.

Die zweite „Dakar“-Woche führt zurück in Richtung Westen und an das Rote Meer, wo in Yanbu‘ al-Bahr das Ziel wartet. Doch auch die zweite Hälfte des Wüstenmarathons wird wie die erste alles von Mensch und Material abverlangen. Den Fahrern mit kniffligen Dünenquerungen, Vollgas-Passagen über Schotter, Trial-artige Geröllabschnitte oder flüssig zu fahrende aber heimtückische Bergpässe. Den Beifahrern mit einem Gewirr unzähliger Schluchten, versteckt liegenden Abzweigen in trockenen Flussbetten oder die präzise Navigation nach Kompassrichtung im Auf und Ab der Dünen. Insgesamt sind 4.716 Kilometer gegen die Uhr angsetzt, mit 7.861 Kilometern Gesamtdistanz bleibt die „Dakar“ 2024 relativ kompakt.


Drang: das Thema Konkurrenz

Die Rallye Dakar gilt nicht umsonst als die Königsdisziplin der FIA Marathon-Rallye-Weltmeisterschaft (W2RC), deren Auftakt sie bereits dum dritten Mal bildet. Sie ist nicht nur in Sachen Distanz und Herausfordung das Nonplusultra, auch in Sachen Konkurrenz. Und seit der Einführung des T1-plus-Reglements haben sich die Kräftverhältnisse verschoben – Mini, mit sechs Siegen auf der Habenseite die erfolgreichste unter den aktiven Marken, werden eher Außenseiter-Chancen zugerechnet. Prodrive, die zuletzt mit dem hauseigenen Hunter für Aufsehen und jede Menge Tageserfolge gesorgt hatten, haben sich mit Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel (QAT/FRA) verstärkt, die als Marathon-Rallye-Weltmeister Teamkollegen von Sprint-Rallye-Rekordweltmeister Sébastien Loeb und seinem Beifahrer Fabian Lurquin (FRA/BEL) werden. 

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Audi dagegen unternimmt einen letzten werksseitigen Versuch, die Rallye Dakar mit elektrischem Antrieb siegreich zu bezwingen. Das komplexe System aus Elektroantrieb und DTM-Verbrenner-erzeugten Bordstrom wird für die beiden erfahren Duos Stéphane Peterhansel und seinen Beifahrer Edouard Boulanger (FRA/FRA) und Carlos Sainz/Lucas Cruz (ESP/ESP) sowie die aufstrebenden Mattias Ekström/Emil Bergkvist (SWE/SWE) an den Start gebracht. Toyota, Sieger der vergangenen zwei Ausgaben, setzt neben den Altmeistern Giniel de Villiers/Dennis Murphy (RSA/RSA) unter anderem auf Lucas Moraes, der im Vorjahr – navigiert und gecoacht von Timo Gottschalk – ein Sensations-Podium feierte. Overdrive setzt Kunden-Toyotas nicht nur für Yazeed Al-Rajhi und Timo Gottschalk ein, sondern unter anderem auch für Juan Cruz Yacopini/Daniel Oliveras Carreras (ARG/ESP).

Ford tritt 2024 erstmals mit einem Werksteam an, das von Juan „Nani“ Roma/Alex Haro Bravo (ESP/ESP) angeführt wird. M-Sport setzt als Team dabei den Ranger nach T1-plus-Reglement ein.


Technik: der Toyota Hilux DKR

Yazeed Al-Rajhi und Timo Gottschalk starten bei der Rallye Dakar mit der neuesten Version des Toyota Hilux DKR, der auf den namen Evo T1U hört. Neben Bewährtem wurde das Siegerauto der vergangenen „Dakars“ und der FIA Marathon-Rallye-Weltmeisterschaft (W2RC) mit rund 30.000 Kilometern an Einsätzen und Tests stetig verbessert. Unter anderem ist er um 100 Millimeter in die Breite gewachsen, weist ein neues Kühlkonzept auf und eine effizientere Klimaanlage. 

Als Einsatzteam fungiert die erfahrene Mannschaft von Overdrive Racing, die auch die Logistik der Toyota-Werksmannschaft von Hallspeed unterstützen. 


Stimmen

Yazeed Al-Rajhi: „Die ‚Dakar‘ im eigenen Land ist immer etwas Besonders. Auch beim fünften Mal. Ich durfte einmal auf dem Podium stehen und weiß, wie gut sich das anfühlt. Aber auch Rückschläge gehören zu meiner ‚Dakar‘-Geschichte. Nur wer beides kennt, weiß Erfolg zu würdigen. Wir werden alles geben, um nochmal einmal auf dem Podium zu stehen!“

Timo Gottschalk: „Die Veranstalter haben eine herausfordernde ‚Dakar‘ angekündigt. Und der erste Blick auf die Routenführung zeigt, dass viel Überraschendes auf uns wartet. Dazu kommt mit der zweigeteilten Wertungsprüfung eine Art Marathon-Etappe XXL. Wir werden von Anfang an auf der Hut aber auch bei 100 Prozent sein müssen, um ein Wörtchen um die Podiumsplätze mitzureden – und genau das haben wir vor.“
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