Die Meisterschaftsambitionen waren am Samstag dank eines starken Qualifyings von Lamborghini-Werkspilot Mirko Bortolotti zunächst voll auf Kurs. Im ersten Rennen wurde der Italiener jedoch schon am Start von einem Rivalen torpediert und aus dem Kampf um den Sieg gerissen. Das Team verlor durch den fremdverschuldeten Zwischenfall die Gesamtführung. Am Sonntag gab die Truppe aus der Steiermark noch einmal alles und setzte sich mit einer starken Teamleistung gegen die direkte Konkurrenz durch.
Lamborghini-Werksfahrer Franck Perera und Silberfahrer Rolf Ineichen sorgten auf der 3,629 Kilometer langen Kurzanbindung des Nürburgrings mit Platz drei für das siebte Edelmetall der Mannschaft im diesjährigen ADAC GT Masters. Bortolotti rundete den heroischen Kraftakt im zweiten Rennen mit einer beeindruckenden Aufholjagd zu Platz vier ab. Das GRT Grasser Racing Team verkürzte durch seine letzte Offensive noch einmal den Punkterückstand, verpasste den Gesamtsieg am Ende aber um die Winzigkeit von sechs Zählern.
Lamborghini Huracán GT3 EVO #63 (Mirko Bortolotti/Marco Mapelli)
- Qualifying 1: P3 - Rennen 1: DNF
- Qualifying 2: P9 - Rennen 2: P4
In Hockenheim feierte die Crew der Startnummer 63 mit ihrem Sieg im Samstagsrennen den langersehnten Befreiungsschlag des Lamborghini Huracán GT3 EVO im ADAC GT Masters. Diese Top-Form bestätigte Bortolotti im ersten Qualifying auf dem Nürburgring eindrucksvoll. Bei eiskalten Temperaturen eroberte der 31-Jährige Startplatz drei im Feld der 25 GT3-Boliden. Die gute Ausgangslage brachte im Rennen am Nachmittag kein Glück. Bortolotti legte einen fulminanten Start hin und griff das Führungsduo an. Wenige Meter später wurde er in der ersten Kurve von einem Rivalen am Heck getroffen und umgedreht. Nach dem Kontakt musste er das Auto abstellen.
Am Sonntag folgte ein nervenaufreibendes Qualifying. Die aufgrund von dichtem Nebel mit fast zwei Stunden Verspätung gestartete Session wurde bei feuchter Strecke zur Lotterie. Mapelli zog sich als Neunter achtbar aus der Affäre. Der Rennstart verlief durch einen schweren Unfall eines anderen Fahrers dramatisch. Mapelli behielt in dieser schwierigen Situation die Ruhe, verlor im Chaos allerdings Positionen. Nach dem Restart kam der Lamborghini-Werksfahrer früh zum Fahrerwechsel. Bortolotti lieferte im zweiten Stint eine Glanzleistung ab und kämpfte sich von der zwölften bis auf die vierte Position vor. Der Lamborghini-Profi beendete die Saison dank seiner starken Vorstellung im Finale als Fünfter der Fahrerwertung.
Marco Mapelli: „Mirko hat wie immer ein tolles Qualifying gezeigt. Leider wurden wir im ersten Rennen früh abgeschossen, was ärgerlich war. Wir hätten sicher auf das Podium fahren oder vielleicht sogar gewinnen können. Das Auto war perfekt. Das Zeittraining am Samstag war eine Lotterie. Ich hatte eine gute Runde, habe aber im letzten Sektor einen Fehler gemacht, der mich ein paar Positionen gekostet hat. Beim Start ins zweite Rennen konnte ich keinen Boden gutmachen, was meinem Stint geschadet hat. Wir haben dann früh gestoppt und Mirko hat sich fantastisch zurückgekämpft. Vielen Dank an das Team, das bei den schwierigen Bedingungen an diesem Wochenende super Arbeit geleistet hat.“
Lamborghini Huracán GT3 EVO #19 (Rolf Ineichen/Franck Perera)
- Qualifying 1: P10 - Rennen 1: P7
- Qualifying 2: P8 - Rennen 2: P3
Auf dem Nürburgring setzten Perera und Ineichen ihren Höhenflug vom Sieg zwei Wochen zuvor unvermindert fort. Im Zeittraining am Samstagmorgen legte Ineichen mit einer Fabelrunde den Grundstein für ein weiteres starkes Resultat. Der Schweizer fuhr den Lamborghini Huracán GT3 EVO mit der Startnummer 19 in die fünfte Startreihe. Auf die Pole-Position fehlten ihm nur zweieinhalb Zehntelsekunden. In der turbulenten Startphase reagierte er perfekt und fuhr im ersten Stint von der zehnten auf die sechste Position vor. In der Boxenstopp-Phase büßten er und Perera eine Position ein. Der Franzose überquerte die Ziellinie daraufhin als Siebter.
Im zweiten Zeittraining hatte Perera bei schwierigen Mischbedingungen einmal mehr alles im Griff. Der 37-Jährige lag zwischenzeitlich an der Spitze und erreichte als Achter eine solide Basis für Lauf zwei. Beim Start spielte er sein Können und seine Erfahrung voll aus und eroberte inmitten des Chaos Position vier. In der Folge legte er im ersten Stint eine starke an den Tag. Nach dem Fahrerwechsel lastete der Druck auf Ineichen, der im Kampf um das Podest alle Register zog und bravourös gegen die Konkurrenz kämpfte. Bei der Zieldurchfahrt fehlte ihm nur eine halbe Sekunde auf Rang zwei.
Franck Perera: „Die Saison auf dem Podium zu beenden, ist ein tolles Gefühl. Ich bin sehr stolz auf das Team und auf Rolf. Platz sieben in der Meisterschaft ist für uns fantastisch. Rolf und ich sind wie ein französischer Rotwein, wir werden mit dem Alter immer besser. Nach all dem, was wir diese Saison durchgemacht haben, waren die letzten Rennen eine Erlösung. Ich hatte dieses Jahr mit vielen Rückschlägen zu kämpfen. Das hätte meinem Selbstvertrauen schaden können, aber ich habe immer weiter gearbeitet und an mich geglaubt. Am Ende habe ich gezeigt, dass ich es immer noch drauf habe, und zwar mehr als je zuvor. Jetzt wollen wir das Jahr beim Finale in der IMSA mit einem weiteren Erfolgserlebnis abschließen.“
Lamborghini Huracán GT3 EVO #16 (Clemens Schmid/Mike David Ortmann)
- Qualifying 1: P14 - Rennen 1: P16
- Qualifying 2: P16 - Rennen 2: P14
Im ersten Qualifying landete Ortmann mit einer Last-Minute-Attacke einen Startplatz in der siebten Reihe. Für den Berliner und Teamkollege Schmid standen die Zeichen damit abermals auf ein Punkteresultat. Das Samstagsrennen begann für das Duo allerdings mit einem herben Rückschlag. Ortmann war in der Startphase zur falschen Zeit am falschen Ort und wurde durch das vor ihm ausgebrochene Chaos massiv ausgebremst. Nach der ersten Runde fand sich der 22-jährige Berliner auf der letzten Position wieder. Im weiteren Rennverlauf gaben er und Schmid alles, doch am Ende führte ihre Aufholjagd zu Platz 16 nicht zum erhofften Punkteresultat.
Das zählbare Resultat folgte am Sonntag, aber auf dramatischen Umwegen. Im Qualifying erreichte Schmid den 13. Platz im Grid für den zweiten Lauf. In der ersten Kurve zählte der 31-jährige Tiroler dann zu den Leidtragenden des kompromisslosen Hauen und Stechens. Durch einen unverschuldeten Kontakt wurde die Aufhängung des Lamborghini Huracán GT3 EVO mit der Startnummer 16 schwer beschädigt. Die durch den Unfall zweier anderer Fahrer ausgelöste Rennunterbrechung nutzten die Mechaniker, um das Auto rechtzeitig für den Restart zu reparieren. Schmid und Ortmann eilten dem Feld vom letzten Platz hinterher und eroberten im Ziel als 14. zwei Zähler.
Clemens Schmid: „Unser Auto war dieses Wochenende wieder sehr schnell. Wir hatten definitiv die Pace für die Top-Ten, aber leider liefen wieder viele Dinge gegen uns. In meinem Qualifying hatte ich ein Problem mit dem Funk, was die Strategie beeinträchtigt hat. Der Unfall in der ersten Kurve war extrem frustrierend, aber die Mechaniker haben einen mega Job gemacht, um das Auto für den Restart wieder fit zu machen. Das war eine unglaubliche Leistung. Wir hatten viel Pech, aber mein Fazit für die Saison fällt dennoch sehr positiv aus. Ich bedanke mich bei Gottfried und seinem Team für ein tolles Jahr und freue mich schon auf 2022.“
Mike David Ortmann: „Wir hatten ein solides Wochenende, obwohl wir viel Pech hatten. Die Pace sah gut aus und wir haben es entgegen aller Widerstände noch einmal in die Punkte geschafft. Ich möchte mich bei der ganzen Mannschaft vor allem für das zweite Rennen bedanken. Was die Jungs da geleistet haben war einfach richtig stark. Dass wir nach diesem Schaden noch einmal fahren konnten, war toll. Es war eine intensive Saison mit der ich im Großen und Ganzen sehr zufrieden bin und ich blicke gespannt darauf, was die Zukunft bringt.“
Lamborghini Huracán GT3 EVO #82 (Tim Zimmermann/Hugo Sasse)
- Qualifying 1: P11 - Rennen 1: DNF
- Qualifying 2: P13 - Rennen 2: DNF
Der Auftakt ins Finale einer schwierigen Saison für die Startnummer 82 verlief dank eines starken Qualifyings von Zimmermann vielversprechend. Der 25-Jährige meisterte die Zeitenjagd bei frostigen Bedingungen in der Eifel mit Position elf im Grid für Rennen eins. Dort zählte er leider ebenfalls zu den Opfern der undisziplinierten Startphase. In der ersten Kurve wurde er von einem Kontrahenten abgedrängt. Wenige Meter später offenbarte sich eine schwere Beschädigung an seinem Auto. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Box anzusteuern und das Rennen vorzeitig zu beenden.
Sasse sorgte am Sonntag erneut für einen guten Start in den Tag. Der 17-Jährige fuhr im Zeittraining in die siebte Startreihe. Der jüngste Fahrer im ADAC GT Masters unterstrich damit am letzten Rennwochenende seiner Debütsaison noch einmal seine steile Lernkurve. Im Rennen am Sonntagabend waren er und Zimmermann jedoch wieder vom Pech verfolgt. Am Start kam es wie schon am Vortag zu mehreren Kollisionen im Feld. Das Auto der beiden Youngster erlitt dabei Schäden, die ein Weiterfahren unmöglich machten.
Tim Zimmermann: „Die Vorbereitung lief am Donnerstag aufgrund eines kleinen Unfalls von Hugo nicht optimal. In Anbetracht der Tatsache, dass ich kaum Trainingszeit hatte, lief das Qualifying gar nicht so schlecht. Mit zwei Zehntelsekunden Rückstand zur Spitze war ich sehr zufrieden. Der Ausgang unserer Rennen war natürlich sehr schade, aber leider hat das zu unserer verhexten Saison gepasst. Trotz allem habe ich sehr viel gelernt und wichtige Erfahrungen gesammelt, von denen ich in Zukunft sicher profitieren werde. Ich möchte mich beim gesamten GRT Grasser Racing Team sowie bei meinen Sponsoren und Förderern für die wertvolle Unterstützung in diesem Jahr bedanken.“
Teamchef Gottfried Grasser: „Der Unfall am Samstag hat unser Wochenende bestimmt. Die Mannschaft hätte sich den Titel in der Teamwertung wirklich verdient. Abgeschossen zu werden und dadurch diesen Erfolg zu verlieren, ist sehr schade. Uns haben nur sechs Punkte gefehlt und die wären für Mirko und Marco am Samstag problemlos machbar gewesen. Am Sonntag haben wir die Saison zumindest mit einem starken Statement ausklingen lassen. Rolf war wieder unglaublich unterwegs und hat super gefightet. Das Podium für ihn und Franck war ein mega Resultat. Mirko ist im Rennen wie immer herausragend gefahren. Er hat sich unaufhaltsam durchs Feld gearbeitet, das war der Wahnsinn. Die Crew hat am Auto von Clemens und Mike David auch wieder gezaubert. Wir dachten nachdem Startcrash, dass es vorbei ist, aber die Jungs haben während der Unterbrechung das Unmögliche möglich gemacht. Unter dem Strich sind wir mit unserer Saison im ADAC GT Masters wirklich zufrieden. Das gesamte Team hat in den letzten Rennen eine gigantische Leistung gezeigt. Wenn wir diese Form von Beginn an gehabt hätten, wäre alles drin gewesen. Andererseits wir müssen ehrlich mit uns sein. Wir haben auch Fehler gemacht und verdiente Meister fallen nicht aus. Deshalb Gratulation an Land-Motorsport zum Titel.“