Im Falle von Alex Español wurde es am Ende „nichts“. Wenige Kilometer vor dem Ziel verlor der Pilot von Opel España in einer sehr schnellen Passage die Kontrolle über sein Fahrzeug, das sich daraufhin mehrfach überschlug. Zwar wurde der Pilot sicherheitshalber zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht, dank des hohen Sicherheitsstandards des Opel Corsa Rally Electric überstanden aber sowohl Español als auch sein Beifahrer Borja Odriozola den Highspeed-Unfall unverletzt.
Damit war für den zweitplatzierten Tom Heindrichs der Weg zum Meistertitel frei: „Es wird noch eine Weile dauern, bis alles wirklich wirkt“, gestand der 21-Jährige aus dem kleinen deutschsprachigen Teil Belgiens, der wie immer auf die Ansagen seines Copiloten Jonas Schmitz hörte. „Es war eine harte Saison, in der nicht immer alles nach Plan lief. Aber wir haben jede Herausforderung angenommen und versucht, das Beste draus zu machen. Das hat uns stark gemacht und dabei geholfen, in diesem engen Finale einen kühlen Kopf zu bewahren. Es tut mir leid für Sito, er war ein enorm starker Gegner. Auch wir hatten in der Power Stage unsere Momente, aber wir haben den Titel nach Hause gebracht und sind extrem glücklich darüber.“
Dank dieses Triumphs steigt der jüngere Bruder des noch amtierenden Rallye-Weltmeisters Thierry Neuville ins ADAC Opel Rally Junior Team auf und wird in einem von Stohl Racing betreuten Opel Corsa Rally4 in der FIA Junior European Rally Championship auf die besten Rallye-Talente Europas treffen. „Das war unser Ziel“, strahlte Heindrichs. „Wir wussten, dass es nicht einfach wird, zumal fast alle Wertungsprüfungen in diesem Jahr für uns neu waren. Ich bin extrem stolz auf das ganze Team und auf Jonas, der einen fantastischen Job gemacht hat. Ich kann mich nur bei allen Partner bedanken, ohne die das nicht möglich gewesen wäre. Ich habe noch nie so viel gelernt wie in dieser Saison!“
Kaum weniger glücklich zeigte sich Marcel Neulinger über seinen ersten Laufsieg im ADAC Opel Electric Rally Cup. Mit den ersten beiden von insgesamt vier WP-Bestzeiten setzte sich der Österreicher an der Seite von Co Jakob Ruhsam am Freitagnachmittag an die Spitze des Klassements und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Nach der „Power Stage“ und insgesamt 127 WP-Kilometern betrug sein Vorsprung auf den zweitplatzierten Heindrichs nur 2,1 Sekunden! „Der Sieg fühlt sich fantastisch an“, jubelte der 20-jährige Neulinger. „Auch wir mussten in der Power Stage alles geben und waren einmal in der Wiese. Doch als dann Tom ins Ziel kam, den Kopf schüttelte und meinte, er habe einige Ausrutscher gehabt, wussten wir, dass es knapp gereicht hat. Jetzt sind wir überglücklich! Heute wird auf jeden Fall noch ordentlich gefeiert.“
Als Drittplatzierte feierten Christian Lemke und Beifahrerin Jennifer Gräfe zum Saisonabschluss nochmals einen Podestplatz. „Ich bin ein bisschen durcheinander und aufgewühlt“, gestand der Norddeutsche. „Auf der einen Seite sind wir sehr happy, weil es eine tolle Veranstaltung war, die sehr viel Spaß gemacht hat. Auf der anderen Seite sind wir auch traurig wegen des Pechs der Spanier und der Niederländer. Ich bin froh, dass Sito und Borja okay sind. Alles in allem war es ein schöner Saisonabschluss für uns.“ Da Fabian Kamermans und Co Stefan Müller auf Rang drei liegend in der Power Stage in einem Graben steckenblieben und nur Neunte wurden, schnappte Lemke dem Stemwede-Sieger noch den vierten Schlussrang in der Gesamtwertung weg.
Knapp am Podest vorbei, aber mit zwei WP-Bestzeiten einmal mehr stark unterwegs, belegten die französischen Brüder Anthony und Adrien Rott den vierten Rang vor dem deutschen Duo Kilian Nierenz/Milena Raithel. Das Paar aus dem oberfränkischen Naila fixierte damit den dritten Platz in der Schlusstabelle. „Ich bin noch ein bisschen schockiert, nachdem ich Sitos Unfall gesehen habe. Aber die Freude wird noch kommen. In der ersten vollen Meisterschaft, die wir je gefahren sind, in diesem starken Feld aufs Podium zu fahren, war mehr, als wir erwarten durften. Wir sind überglücklich“, freute sich Nierenz unter anderem über vier Podestplätze in diesem Jahr. Sechster wurde der bayerische Lokalmatador Johannes Wittenbeck mit seinem Beifahrer Maximilian Kugler.
Auch Opel-Motorsportchef Jörg Schrott zeigte sich mitgerissen vom Finalkrimi: „Heute schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits hätte das Finale nicht fantastischer laufen können: Eine ganze Saison entschied sich in der allerletzten Wertungsprüfung, auf höchstem Niveau. Beide Titelaspiranten mussten genau das demonstrieren, was den Motorsport so faszinierend macht – nämlich voll konzentriert alles zu geben. Andererseits ist da diese Diskrepanz zwischen dem einen, der zu Recht feiert und im nächsten Jahr im Werksteam in der Junior-Europameisterschaft startet, und dem anderen, der es auch verdient gehabt hätte, alles gegeben hat und am Ende auf dem Dach lag. So fährt Sito nun als Vizemeister heim, nachdem er seit dem Saisonbeginn an der Tabellenspitze lag. Das ist Motorsport in all seinen Facetten, vereint in einem unglaublich spannenden Saisonfinale.“





