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VLN
27.09.2016

Kappeler Motorsport: Zeitstrafe, Aufholjagd und Ausfall

Die Überschrift deutet den Rennverlauf von Kappeler Motorsport beim achten Lauf zur Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) an. Am 24. September 2016 erlebte das Team an nur einem Tag, ein ständiges Auf und Ab. Man stand im Training kurz davor aufzugeben. Die Crew schraubte. Die Fahrer holten auf. In der letzten Runde beim Kampf um Platz eins – dann der Ausfall.

Die Truppe rund um Thomas Kappeler (Bad Saulgau) reiste als vierter der Gesamtmeisterschaft der VLN in die Eifel. Zwischen den beiden Rennen hat das Team noch ein wenig am Setup des Fahrzeuges gearbeitet und ging nun frohen Mutes und gut gelaunt in das Renngeschehen. Am Freitag im freien Training vor dem Rennen zeigte sich jedoch sehr schnell, dass das neue Setup unbrauchbar war. Den Mechanikern stand eine lange Nacht bevor.

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Am Morgen des Rennsamstages stand das Fahrzeug pünktlich zum Training bereit. Sonne stand am Himmel, das Team war gut aufgelegt, alles bestens – noch. Während des Trainings kam es zu einer Kollision mit einem Teilnehmer einer anderen Wertungsgruppe. Von außen war am Fahrzeug bis auf eine gebrochene Stoßstange nicht viel zu erkennen. In der Box traf den Mechanikern fast der Schlag. Der sogenannte Federbeindom war gebrochen. Ein an der Karosserie angeschweißtes Teil. Resignation. Aufgeben? Auf dem Zeitenmonitor stand die 113 auf der Pole-Position. Jetzt Aufgeben – so schnell nicht. Unter Federführung von Thomas Kappeler wurde das Auto wieder repariert. Die Ersatzteile geordert. Die Mechaniker schraubten sich die Finger blutig, der Schweiß floss. Aber währenddessen kam eine weitere schlechte Nachricht von Seiten der Rennleitung: Eine Zeitstrafe wegen Überholens unter Gelb. Das bedeutete, dass das Team aus der Boxengasse am Ende der ersten Startgruppe startete. Das Team dachte trotzdem positiv, denn nun gab es mehr Zeit, das Auto zu richten.

Passend zum Start stand das Auto an seiner Startposition. Kappeler Motorsport bedankt sich bei allen Helfern. Ein besonderer Dank geht an Box 17 des Teams Manheller Racing für die Nietzange. Startfahrer Thomas Gerling (Uchte) begann mit der fulminanten Aufholjagd und machte Boden nach vorne gut. In der ersten Kurve hat er schon ein paar Plätze gewonnen. Als zweiter stieg Harald Hennes (Eschweiler) hinter das Lenkrad. Auch Harald zeigte den Mitstreitern, dass man Kappeler Motorsport nicht außer Acht lassen sollte. Er verkürzte den Abstand nach vorne genau wie Gerling vor ihm und Überholte was das Zeug hielt – ein perfekter Stint.

Den Schluss absolvierte der Teamchef Kappeler selbst. Durch die gute Vorarbeit von Gerling und Hennes lag das Fahrzeug auf einer guten Position, um den auf Platz eins fahrenden Landgraf-Porsche noch einzuholen. Kappeler schaffte den Husarenritt und schloss auf den Führenden auf. Die beiden lieferten sich einen harten Kampf und Kappeler eroberte sogar die Führung. In der letzten Runde kam dann der Schock: Der weiße Porsche von Landgraf erkämpfte sich die erste Position zurück. Bei der Anfahrt auf den Streckenabschnitt Klostertal liefen die beiden Porsche auf einen BMW auf. Beide Fahrzeuge vor Kappeler bremsten stark. Die Bremsung war aufgrund eines Flaggensignales nötig. Thomas gelang es nicht mehr, seinen Porsche genug zu verzögern und fuhr in das Heck des Führenden. Der konnte weiterfahren und das Rennen als Sieger beenden. Ein anderes, später folgendes Fahrzeug rutschte zu allem Überfluss noch in den havarierten Kappeler Porsche.

Kappeler Motorsport beendete das Rennen mit dem stark verformten blauen Porsche auf der Nordschleife und sah das Ziel nicht. Eine perfekte Teamleistung mit guten Boxenstopps und einer starken Aufholjagd endete jäh eine Runde vor Schluss.

Teamchef Thomas Kappeler sagte: „Danke an meine komplette Crew. Fahrer, Mechaniker – alle im Team haben heute wieder bewiesen, was ein Team aus Enthusiasten zu leisten im Stande ist. Wer hätte am Anfang des Rennens gedacht, dass wir noch um die Führung mitkämpfen. Nur schade, dass wir ausgeschieden sind. Im harten Infight bin ich dem Führenden ins Heck gekracht. Das war keine Absicht. Der Nachfolger der mich dann auch noch getroffen hat, damit war für uns das Rennen gelaufen. Für mich ein Rennwochenende eigentlich zum Vergessen.“

Thomas Gerling ergänzte: „Danke an die Mechaniker für den tollen Job heute. Die haben heute alles gegeben um das auszubügeln, was bei meiner Kollision im Training kaputtgegangen ist. Ich hatte zwischenzeitlich schon aufgegeben und meinen Rennanzug in den Servicetruck gehangen, als man sagte, dass ich den Start fahren sollte. Ich hoffe, ich habe mit meiner Aufholjagd ein wenig bei unserer Mannschaft gut machen können. Und die Kollision am Ende – schade, kann passieren. Was unser Teamchef bei der Aufholjagd in seinem Stint geleistet hat, war top.

Harald Hennes kommentierte die Veranstaltung: „Das Rennen hat wieder gezeigt, was uns ausmacht: tolle Boxenmannschaft, die alles gegeben hat und klasse Fahrer. Und den Sieg vor Augen. Die letzte Runde – ein Mega-Fight. Leider sind wir durch eine Kollision ausgeschieden – ,that´s Racing‘. Aber wir kommen zurück und das noch stärker. Danke an Teamchef Thomas Kappeler, der nicht nur in der Box vorangegangen ist und hart gearbeitet hat, sondern auch die Führung erkämpfte. Ich freue mich auf den nächsten Lauf mit dieser Truppe.“

Nicht nur beim Rennen hatten die Mechaniker viel Arbeit. In den verbleibenden vierzehn Tagen bis zum nächsten Rennen müssen die Schäden analysiert und repariert werden. Das nächste Rennen ist wieder auf eine Dauer von vier Stunden angesetzt und findet am 8. Oktober 2016 statt.
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